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genannten Tage nicht stattfinden und soll nun morgen ausgefühlt werden, worauf Interessenten unter Ver weisung auf die bez. Anzeige im Jnseratentheile der heutigen Nummer aufmerksam gemacht seien. — Dem Borsteher des Gewerbevereins ist mittels Postkarte ein Schreiben folgenden Wortlauts zuge gangen : „Riesa, den 26. März 1889. Herrn Vorstand Schuster hier. Haben Sie doch die Güte und beraumen Sie nächsten Donnerstag oder Freitag eine Sitzung an. Tagesordnung: Die gegenwärtige Lage der Ladenbesitzer in Riesa. Laden Sie alle Ladenbesitzer, ob sie Mit glied des Gewerbevereins sind oder nicht, dazu ein. Sie würden sich dadurch bei der Bürgerschaft großen Dank verdienen. Auch könnten Sie den Ausschuß TagS vorher darüber berathen lassen. Hochachtungsvoll 3 Mitglieder im Auftrage mehrerer Bürger." Der Ausschuß des Gewerbevereins hat nun die Angelegenheit in Erwägung gezogen und beschlossen, die Sache auf sich beruhen zu lassen. Der Ausschuß hat sich dabei von folgenden Gesichtspunkten leiten lassen: 1. Es ist dem Gewerbevereine nicht an gemessen, Anträge zu berücksichtigen, welche von Personen gestellt werden, dse ihre Namen nicht nennen; 2. Es dürfte wohl dem Gewerbevereine nicht zustehen, die Ladenbesitzer Riesa's zu einer Versammlung einzube rufen; 3. Die betreffende Angelegenheit überhaupt dürfte eher Sache der Ladenbesitzer als des Gewerbe vereins sein; 4. Dem Wortlaute der Unterschrift nach dürften wohl die 3 angeblichen Mitglieder selbst von der Angelegenheit nicht berührt worden sein, da sie den Antrag „im Auftrage" Anderer stellen. —* Der am 2. April a. c. von dem Kreisverein Riesa arrangirte und von Herrn Georg Bernhardt aus Leipzig gehaltene Vortrag über die Einrichtungen und Bestrebungen des Verbandes deutscher Handlungsge- hülfen war leider nicht in gewünschter Weise besucht und ist es mehr als wie bedauerlich, daß trotz recht zeitiger Einladung so wenig Beachtung für die dem gesammten Handclsstande ja nur nutz- und segenbringende Sache zu Tage gelegt worden ist. — Nach Begrüßung der Versammlung seitens des Vertrauensmannes eröffnete Herr Bernhardt seinen Vortrag und beleuchtete in klarer sachlicher Rede die inneren Einrichtungen des Verbandes vom Tage ihrer Gründung an bis zur Jetztzeit, wies auf die so erfolgreiche Thätigkeit des selben hin und unterzog jeden einzelnen Theil einer näheren eingehenden Besprechung, woraus der Ueber- sicht halber Folgendes bemerkt sei: 1. Mitglieder des Verbandes ca. 21000, Ver mögen Mk. 40000; 2. Lehrlings - Abtheilung ausgenommen 459 Mit glieder; 3. Kreisvcreine in 179 Orten; 4. Krankencasse 4514 Mitglieder, Vermögen Mk. 58000. Ausgaben derselben im Jahre 1888 Mk. 7360.41 an Verwaltungskosten, Mk. 55539.99 an Kranken- und Begräbnißgeldern; 5. Wittwen- und Waisencasse, gegründet 1885, Mk. 56000 Vermögen; 6. Alterversorgungs- und Jnvaliditätscasse, ge gründet October 1887, Mk. 22000 Vermögen; 7. Stellenvermittelung. Seit 1. Juli 1888, 2535 angemeldete offene Stellen, 2530 Bewerber; 8. Rechtsschutz wurde in vielen Fällen gewährt; 9. Unterstützung bei Stellenlosigkeit ausgegeben Mk. 6000 seit Bestehen dieses Fonds; 10. Brieflicher Unterricht in der Buchführung 162 Schüler rc. Redner schloß mit dem Wunsche, daß der Verband deutscher Handlungsgehülfen immer mehr und mehr emporblühe, daß sich seine segensreichen Einrichtungen und Bestrebungen immer zahlreicher verbreiten übers ganze deutsche Vaterland, daß aber auch der Kceis- verern in Riesa, als ein Glied des Ganzen-Großen, ferner vorwärts schreite und für seine weitere Ent wickelung jedes hiesige Verbandsmitglied den nöthigen Eifer an den Tag lege. Herr Götschmann dankte hierauf Herrn Bernhardt Namens des Kreisvereins für seinen gut gehaltenen Vortrag und eine längere Debatte über dies und jenes gestellte Anfrage bildete den Schluß des Abends. — Wer an den „hundertjährigen Kalender" glaubt, darf sich in Bezug auf Eintritt und Verlauf zufrieden stellender Witterungs-Verhältnisse im jetzigen Jahre wenig Hoffnung machen. Im April des JahreS 1589 lag noch hoher Schnee und im Mai regnete es so heftig und anhaltend, daß die Auen überschwemmt wurden und die Heuernte gänzlich verloren ging. Vom 21. Mai bis 30. Juni fanden zehn Ueberfluthungen durch Hochwasser statt. DaS Jahr 1689 begann mit einer schrecklichen anhaltenden Kälte und so heftigem Schneefall, daß Niemand wohl fortkommen konnte. Anfang November trat so heftige Kälte ein, taß daS Röhrenwasfer einfror, und den 9. November legte eS Schnee über eine halbe Elle hoch. Den 21. Dezember zog ein heftiges Gewitter über die Stadt und am 23. Dezember brach ein fürchterlicher Orkan los, der be sonders auf dem Lande an Gebäuden, Dächern und Bäumen großen Schaden anrichtete. — Die „geschlossenen Zeiten" haben mit dem 1. April ihren Anfang genommen und dauern bis mit dem ersten Osterfeiertage. Während dieser Zeit ist so wohl die Abhaltung öffentlicher Tanzmusiken, als auch die Veranstaltung von Privatbällen und Bällen ge schlossener Gesellschaften verboten; dagegen ist die Ab haltung von Concertmustken und anderer mit Musik begleitung verbundener geräuschvoller Vergnügungen, insbesondere auch Theatervorstellungen auch weiterhin, jedoch mit Ausnahme der Zeit vom Gründonnerstag, einschließlich desselben, bis mit Sonnabend vor Ostern, gestattet; es dürfen aber zu den theatralischen Vor stellungen, welche in der Zeit vom Palmsonntag bis zum Mittwoch in der Charwoche aufgeführt werden, nur angemessene ernste Stücke gewählt werden und hat die Aufführung von Poffen und ungeeigneten Lustspielen zu unterbleiben. — Anläßlich deS 50jährigen Bestehens der Leipzig- Dresdner Eisenbahn werden fämmtliche g'ößere Bahn höfe der genannten Strecke — Leipzig, Wurzen, Dah len, Oschatz, Riesa, Priestewitz und Dresden — den 8. d. M. mit Flagge» geschmückt werden. Aus der selben Veranlassung wird von den Mitgliedern des Sächsischen Ingenieur- und Architektenvereins in Dres den am 7. und 8. eine besondere Feierlichkeit veran staltet werden und sich die Herren Minister von Kön neritz und Generaldirektor Hofmann, infolge ergangener Einladung des Rathes, nach Leipzig begeben und an dem veranstalteten Festessen thcilnehmen. — Aus einer Reihe von sächsischen Jagdgebieten werden Klagen laut, daß viele Hasen auf den Fluren todt aufgefunden werden. Allgemein schreibt man die Todesursache dem Futtermangel zu. Aber auch die jenigen Reviere, auf denen die Thiere gut gefüttert wurden, sind nicht ausgeschloffen geblieben. Es scheint daher unter den Hasen eine allgemeine Krankheit zu herrschen, die sie sich durch den Genuß von faulen, ge frorenen Kartoffeln und Rüben zugezogen haben. — Vor Kurzem ist an fämmtliche Gastliche, Kan toren, Kirchschullehrer und Kirchenchöre Sachsens ein Aufruf zur Bildung eines Kirchenchorverbandes in der evang.-luth. Landeskirche Sachsens ausgegangen. Der selbe will alle bestehenden Kirchenchöre (Canloreien rc.) zusammenschließen zu einem Verbände und dafür wir ken, daß der Kirchenchöre mehr werden. Der Landes verband wird sich gliedern in Ephoralverbände, welche den Einzelchören näher stehen. Durch diesen festen Zusammenschluß soll namentlich die weitere Ausbildung und Entwickelung der Kirchenchöre fauch der bloßen Schülerchöre) einheitlich nach kirchlich-musikalischen Grund sätzen erstrebt werden. Sein nächstes Augenmerk will er darauf richten, daß durch die Kirchenchöre der Ge meindegesang, sowohl im Choralgesange als auch in der jetzt reicheren Liturgie gefestigt werde, und sodann darauf, baß auch der Chorzesang sich immer mehr vervollkommene. Zu diesem Zwecke wird dafür gesorgt werden, daß auf billige Weise gute Compositionen ben Chören erschlossen wer ben, baß in Verbandsblättern Erfahrungen, Methoden rc. besprochen werden und daß bei Hauptversammlungen Mustervorführunzen geboten werden. Durch den sich daraus gestaltenden Verkehr der Chöre mit anderen wird ein rüstiges Vorwärtsschreiten sich entfalten und durch den vollen Gemeindegesang, durch die Herein ziehung dec Gemeindemitglieder zu der Theilnahme an den Chorgesängen, wie durch die ganze schöne Ausge staltung unserer gottesdienstlichen Feiern hofft man auch, der Förderung des kirchlich-religiösen Lebens überhaupt zu dienen. Meißen. Eine ganz verwickelte „Böttger-Denk- mals-Geschichte" spielte sich dieser Tage in Meißen ab. Ein Botenfuhrmann erhielt, wie das „Tageblatt" er zählt, in Dresden von einem Gönner der Bött ger- Denkmals-Angelegenheit einen schönen Spazierstock mit elfenbeinernem Griff rc. übermittelt mit dem Auftrage, diesen Stock an den „Böttger-Ausschuß" in Meißen abzugeben. Hier angekommen, zerbricht sich der Bote den Kopf, wo denn der Böttger-AuSschuß, der ihm bisher unbekannt geblieben «ar, wohnen könne. Er fragt und fragt, sieht im Adreßbuch nach, aber der Böltger-Ausschuß ist nirgends zu finden. Da macht ihn ein Bekannter darauf aufmerksam, daß vielleicht der „Böttcher-Ausschuß" der Böttcher-Innung gemeint sei und man sucht daher schleunigst den nächsten Bött cher auf; dieser nickt auch verständnißvoll mit dem Kopfe t und meint: „Ja, guter Mann, da können Sie Rech haben, gehen Sie nur zum Vorstände des „Bvttcher- AusschusseS", Herrn Obermeister E., der wird Ihnen den Stock schon abnehmen." Also rasch zum Ober meister, denn die Zeit ist kostbar und eS ist schon viel Zeit mit dem „Böttger-Ausschußstock" verlaufen worden. Der Obermeister aber schüttelt sinnend mit dem Kopf und weiß nicht, was er mit dem Stock anfangen soll; der „Böttcher-Ausschuß habe keinen bestellt, meinte er rc. Schließlich kommt ein Dritter dazu, läßt sich von dem verzweiflungs vollen Botenfuhrmann nochmals ge nau berichten, und jetzt erinnert man sich an Len „Böttger-Denkmals-Fonds". Die Sache wird sofort untersucht und — Gottlob! es stimmt. Der Stock war zur Verloosung für das Böttger-Denkmal be stimmt und gelangte nunmehr heil und froh an den „Böttger-Ausschuß". Potschappel, 4. April. Dem jetzigen hohen Wasserstande der Weißeritz ist wieder ein Menschen leben zum Opfer gefallen. Vorgestern Abend gegen 6 Uhr wurde durch einen Herrn unweit der Döhlcn- Burgker Brücke der Leichnam eines 4jährigen Knaben aus dem Wasser gezogen. Es war das Kind des Steinmeyen Hennersdorf in Deuben, welches kaum eine halbe Stunde früher von dec Mutter einem älteren Bruder zur Beaufsichtigung übergeben worden mar. Das Wasser hat für Kinder eine eigene Anziehungskraft, denn trotz wiederholter Ermahnungen und Warnungen suchen sie immer wieder die Ufer der Weißeritz auf und belustigen sich Lurch Werfen von Steinen und anderen Gegenständen in das schäumende Wasser. So hatten auch die beiden erwähnten Knaben sich an das Weißeritzufer begeben und der kleinere, welcher von dem Bruder nicht genügend beaufsichtigt wurde, ist jeden falls ausgerutscht und in den Fluß gefallen. Ehe die dabei anwesenden Kinder Hilfe herbeizuholen vermochten, hatte das reißende Wasser Las unglückliche Kind be reits fortgcschwemmt. Aus dem oberen Elbthale, 4. April. Trg für Tag finden jetzt infolge der Erdauflockeruuqen und des bis jetzt anhaltenden Regenwetters Erdrutschungen und Niedergänge größerer und kleinerer Steinmassen statt. Eine solche größere Erd- und Steinabrutschung erfolgte gestern unterhalb der Haltestelle Nredergrund nahe der Station Schöna. Seit längerer Zeit hat sich daselbst in beträchtlicher Höhe ein Wasserlauf ver stopft, die Quelle aber ihren Weg durch das Wiesen- und Gartenland genommen und so diese Fläche mit der Z.rt aufgelockert. Die herabsalleuden Eidmassen nebst Strauchwerk stürzten über die dort befindliche Böschungsmauer, auf eine Strecke hin daS innere Gleis bedeckend. Ein gerade daher fahrender Gülerzuz wurde auf kurze Zeit aufgehalten, ohne jedoch Be schädigungen, noch eine Ausgleisung zu erleiden. Durch schnell herbei beorderte Bahnarbeiter fand unter der umsichtigen Leitung der Beamten das Wegräumen der Schuttmassen statt, und zugleich traf man die erforder lichen Vorsichtsmaßregeln, um weiteres H-rabstürzen zu verhüten. Sämnnliche, diese Strecke noch passiren- den Züge erlitten keinerlei Unterbrechungen. Um aber gegen derartige Abrutschungen für später sicher zu sein, hat ein Beobachtungsposten hier und anderwärts seine Thätigkeit entwickelt. — Mit heutigem Tage passirte die erste Prahme unsere Landesgrenze, um beim Zoll amt Hirschmühle sich der Revision und Verzollung zu unterwerfen. Herrnhut, 3. April. Der zu Breslau ver storbene Partikulier Adolf Krakau hat der Brüderge meinde zu Herrnhut sein Vermögen im Betrage von 983100 Mark vermacht. Die behördliche Genehmigung zur Annahme der Erbschaft ist ertheilt worden. Hainichen, 1. April. Der hiesige Kirchen vorstand beschäftigte sich in seiner letzten Sitzung mit der Frage, wie das für den nothwendig werdenden Kirchenneubau erforderliche Kapital zu beschaffen sei. Man kam darin überein, eine Anleihe in Höhe von 300000 Mk. so aufzunehmen, daß Pfandbriefe in Ab schnitten von 1000, 500 uno 100 Mk. ausgegeben werden. Die Tilgung kr Schuld soll nach Ablauf von 10 Jahren beginnen. Die Inhaber haben dem nach eine Ausloosung vor dieser Frist nicht zu gewär tigen. Aach wurde festgesetzt, die Anleihe nicht mit einem Male, sondern nach Bedarf aufzunehmen, und zwar zunächst nur bis zur Höhe von 250 000 Mark. Sollte sich aber später die Nothwendigkeit einer Ueber- schreitung dieses Betrages Herausstellen, so bedarf die wettere Begebung von Pfandbriefen der besonderen Be willigung des Kirchenvorstandes. Die zur Verzinsung und Trlgung der Anleihe erforderliche Erhöhung der städtischen Abgaben beträgt auf die Einheit 6 Pf. Tharandt. In Höckendorf bei Edle K one ist wegen des Auftretens von Diphtherie bei einer Anzahl von Schulkindern die dasige Schule aus gesundheits-