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13 In dem Königshainer Gebirge, bestehend aus dem Stein berge, dem Kämpfen- und Wachberge, dem Hoch- oder Königsstein, dem Schwalbenberge und dem Pürstensteine, erblicken wir eine weite, von der Natur mit allen An forderungen ausgestattete Stätte der Gottesverehrung unserer Vorfahren, einen Naturtempel, dessen himmelragende Altäre uns zu einem Lehrbuche ihrer Gottesbegriffe, ihrer Natur theologie, ihrer Kulturformen geworden sind.. Die höchsten Plätze auf den Bergen waren den Asen, Odin und dem gewaltigen Thor geweiht, während die tiefer unten im freundlichen Thale liegenden Erhebungen anscheinend Odin’s schöner Gemahlin, Freya, geweiht waren. Auf den Höhen des Gebirges loderten daher in grauer Vorzeit weit hinaus leuchtend die heiligen Opferfeuer auf, vielleicht besonders dreimal des Jahres, in den von den Germanen anerkannten Jahreszeiten. Im Ganzen zählt man im Königshainer Gebirge 60 ver einzelte Felsen, von denen 4 als alte Kulturstätten anerkannt worden sind: der Hochstein, Fürstenstein, Todtenstein und Teufelsstein. Allen diesen Felsenmassen, die oft einen Umfang von 30 m und darüber, sowie eine Höhe von 20 — 25 m erreichen, sieht man es an, dass sie Produkte grösser Erderschütterungen sind. Die Gesteinart ist ein weisser, in’s gelblich-röthliche fallender Granit, dessen Be- standtheile grauer, bisweilen bräunlicher, halbdurchsichtiger Quarz, gelblicher Feldspat und theils schwärzliche, theils grünliche Glimmer sind. An manchen Stellen findet man Rauchtopase und schöne Feldspat-Krystalle in sechsseitiger Prismenform mitten im Granit. Diese gigantischen Felsenmassen sind aus Bänken von verschiedener Dicke, von einigen Zoll bis zu 2 m und darüber, aufgeschichtet, und alle mehr nach Südwesten geneigt. Von den Felsen sind viele dem Hammer des Stein brechers erlegen und eine Goldquelle für ihre Besitzer ge worden, die sie in Stufen, Säulen, Platten, Thür- und Fensterstöcke etc. verwandelten; nur vier solcher Colosse sind unangetastet geblieben und ist dafür gesorgt, dass sie es auch ferner bleiben, und zwar: Der Hochstein, welcher von dem Besitzer des Dorfes angekauft ist, auf welchem vom Schlesischen Riesengebirgsverein (Sektion Görlitz) eine Schutzhütte zur freien Benutzung für das Publikum errichtet