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Hörer den Worten de« Vortragenden, der in seiner CapitänSuniform und reich mit Orden geschmückt er schien. Schnell war die Zeit verronnen und Herr Capt. Bade mußte zum Schluß eilen, versprach aber demnächst über einen anderweiten Abschnitt au« der 8jährigen Reisezeit, die am 1. September 1870 in Kopenhagen geendet, einen Vortrag zu halten. Leb hafter Beifall wurde Herrn B. nach Beendigung seines BortrageS zu Theil. — Wenn man die im vergangenen Jahre bei der königlichen AlterSrentenbank zu Dresden (Landhaus, König Johannstroße- gemachten Einlagen hinsichtlich deS Geschlechtes der Versicherten betrachtet, so zeigt sich, daß beide Geschlechter in fast gleicher Anzahl vertreten sind. Es kamen 3630 Einlagen auf das weibliche, 3015 Einlagen auf daS männliche Geschlecht. Berück sichtigt man die Art der Renten, so zeigt sich für die sofort beginnenden Altersrenten bei dem weiblichen Geschlechte eine größere Vorliebe als beim männlichen, während die aufgeschobenen Zeitrenten mehr von diesem als von jenem bevorzugt und die übrigen Arten gleich mäßig benutzt wurden. Man kann darin ein Z ichen erblicken, daß gerade für alleinstehende Damen sich die AlterSrentenbank zu nutzbringender Anlegung ersparter Gelder empfiehlt, da ja die erworbenen Renten, abge sehen von ihrer bedeutenden Höhe, bis zum Lebens ende der Rentnerin festbleiben und nicht den Börsen schwankungen unterworfen sind. Andrerseits aber er- giebt sich, daß Eltern ihre Söhne frühzeitig in die Bank einkaufen, um sich in der Zeit, wo größere Ausgaben für dieselben zu machen sind — während der Mrlitärzeit und den Universitäts- oder Lehrjahren — durch den Genuß von ein oder mehrere Jahre laufenden Zeitrenten daS Beschaffen der unvermeidlichen Kosten zu erleichtern. Großenhain, 6. Februar. Dem „M. T." wird geschrieben: Fieberhafte Aufregung herrscht seit gestern Nacht in unserer Stadt und von allen Seiten her hört man heftige Vorwürfe gegen einen Theil der hiesigen Garnison. Der Grund hier für ist in Folgendem zu suchen. In der Nacht vom Montag zum Dienstag wurden zwei Husaren in einer Schlägerei mit Civilisten nicht unerheblich verletzt und mußten nach dem Lazareth gebracht werden. Dieses vorkommniß veranlaßte nun eine Anzahl Kameraden, ungefähr 100 Mann, Lynchjustiz an den muthmaß- lichen Angreifern jener 2 Husaren auszuüben, und zu diesem Zwecke begab sich der größere Theil derselben nach der Restauration von Hillme auf dem Steinweg, drang in das Lokal ein und suchte hier nach den Thätern. Der Wirth ersuchte die Soldaten, das Local zu ver lassen und erklärte, Diejenigen, die man suche, seien nicht anwesend. Doch die Soldaten glaubten dies nicht, zogen ihre Säbel und suchten die Zimmer, den Hof und andere Orte selbst ab, indem sie hierbei Alles zerschlugen, was ihrem Vordringen hinderlich war. Sie schlugen die Thüre ein, die Fensterläden entzwei, Fenster und Fcnsterkreuze auseinander und Tische und Stühle — Alles kurz und klar. Die in den Zimmern stehen den Biergläser wurden sämmtlich zerschlagen, die Lampen heruntergerissen und zwar so heftig, daß den zerbrochenen Ballons das Petroleum entströmte. Die Soldaten drangen sogar bis in den ersten Stock, in die Privat wohnung des Restaurateurs, wo ein kleines Kind schlief, und so fort. Die im Restaurant anwesenden Gäste hatten nun mittlerweile die Flucht ergriffen und sich nach dem Oberboden und auch in die Nachbargrund stücke gerettet, einer derselben war aber durch das Fenster gesprungen und nach der Wache gelaufen. Als die Patrouille erschien, war bereits Alles zertrümmert und eia hinzugekommener Offizier konnte nur noch die Namen der Thäter feststellen. Eine andere Abtbeilung Husaren hatte ein ähnliches Vorgehen in Nitzsches Restaurant beabsichtigt, war aber durch den hinzutom- menden Polizeiwachtmeister und die Schutzleute daran verhindert worden. Außerdem haben die aufgeregten Soldaten auf der Straße die Leute thätlich angegriffen, ein Schuhmacher mußte in Folge der erhaltenen Schläge nach seiner Wohnung getragen werden. Die Polizei behörde hat sofort den Stadtkommandant, Herrn Oberst Schultze, um Herstellung der Sicherheit gebeten und dieselbe auch dadurch erhalten, daß die gesammte Garni son von gestern Nachmittag 5 Uhr ab Caserner.be- schränkung erhalten hat. Die Wache wurde verstärkt, mit älteren Unteroffizieren besetzt und öfters Patrouil len ausgesandt. ES sei ausdrücklich erwähnt, daß Unteroffiziere an diesem Treiben nicht Theil genommen haben und daß natürlich eine strenge Untersuchung eingeleitet worden ist. Am Dienstag Vormittag erschien eine Commission d«S StadtratheS und ei» Offizier deS Großenhainer Husaren-RegimentS und nahm den Lhatort in Augenschein. Döbeln, 5. Februar. Am heutigen Tage wurde unter entsprechender Feierlichkeit der von der hiesigen Fleischerinaung nach den von dem Stadtrath geneh migten Plänen erbaute öffentliche Schlachthof der Be nutzung übergeben. Die Gesammtfläche der Schlacht- hofanlage beträgt über tr-r, wovon etwa« über 1300 HM bebaut sind, die übrige Fläche freien Hof raum brldet. Die Gebäude zerfallen rn drei Gruppen: daS Verwaltungsgebäude mit den Wohnungen deS SchlachthofthierarzteS und de« Schlachtmeister», der JnnungSstube, sowie dem Geschäftszimmer deS Erstge nannten und der Trichinenschauer, dann die Stall und Wirtschaftsgebäude mit eingebauten Gesellen stuben; erstere bieten Raum für 20 Stück Großvieh und 150 Stück Kleinvieh und Schweine; drittens die eigentlichen Schlachthallen, drei an der Zahl, für Großvieh, Kleinvieh und Schweine. Im Hauptbau sind die Schlachthallen 42 m, im Flügel 16,75 m lang, durchgängig 11 m tief und 5 m hoch. Es würden, wenn nöthig, darin täglich 32 Stück Großvieh, 100 Stück Schweine und 150 Stück Kleinvieh ge schlachtet werden können, woraus he, vorgehl, daß die Anlage auf eine unübersehbare Zeit einer Vergrößerung nicht bedürfen wird. Zu erwähnen ist noch die zwischen den drei Schlachthallen gelegene Kaldaunenwäsche nebst dahinter gelegenen Kaldaunendünger-, Jauchen- und Klärgruben, sowie daS Kesselhaus mit Maschinenraum und darübergelegenen, zusammen 20 edm fassenden Kaltwasser- und Warmwasserreservoirs. Die Baukosten einschließlich Bauplatz betragen Über 140000 Mk. Hainichen, 4. Februar. Zu der heutigen Kirchen- vorstandssitzung, in welcher die Kirchcnbaufrage be handelt wurde, war auch Herr Geheimrath Otzen auS Berlin — cs ist dies derselbe Herr, nach dessen An gaben die Plagwitzer Kirche erbaut worden ist — zur Theilnahme an einer Sitzung eingeladen worden, um von ihm, als von einer Autorität auf dem Gebiete der Kirchenbaukunst, ein Urtheil zu vernehmen. Ge- heimralh Otzen hat sich für einen Neubau ausge sprochen. Hierzu mag ihn sowohl der Zustand des jetzigen Gebäudes im Großen und Ganzen, als auch das Innere bestimmt haben, das dem hehren Zwecke, dem es dienen soll, nicht mehr enlspricht. Hierin be gegnet der genannte Herr, abgesehen von einer ver schwindenden Minderheit, der Ansicht Aller. Der Kirchen vorstand entschied sich für einen Neubau, knüpfte aber an seinen Beschluß die Bedingung, daß der Bau die Kosten von 200000 M. nicht überschreite und daß der bisherige Platz beibehalten werde. Betreffs des ersten Punktes erklärte Geheimrath Otzen, daß er für diesen Preis eine Kirche, die den Anforderungen der Gegenwart und denjenigen entspräche, welche eine Ge meinde, wie die Hainichener, an ihr Gotteshaus stellen müßte, nicht erbauen könne; doch würde der Mehrauf wand ein erheblicher nicht sein, da ja manches vom jetzigen Gebäude Verwendung finden werde, so die Orgel und die Bänke. Hinsichtlich des zweiten Punktes müsse gesagt werden, daß der alte Platz allerdings etwas beschränkt sei und es wünfchenswerth erscheine, den westlich anstoßenden Gebäudekomplex anzukaufen und niederzulegen. Freilich würde dadurch der Kosten aufwand noch ganz beträchtlich anwachsen. Schließlich wurde Geheimrath Otzen ersucht, eine Skizze anzu fertigen. Bezüglich der Raumverhältnisse glaubt ge nannter Herr, über die Unterbringung von 1000 Sitz plätzen nrcht hinausgehen zu sollen. Ob hiermit und insbesondere hinsichtlich des Patz.s das letzte Wort in der Angelegenheit gesprochen worden ist, blerbt abzuwarten. Chemnitz, 7. Februar. In der heute abgchaltenen öffentlichen Sitzung der Stadtverordneten erklärte sich das Collegium mit allen gegen 1 Stimme im Prinzip und vorbehaltlich der endgiltigcn Entschließung nach Vorlegung der Zeichnungen und Kostenanschläge mit dem Bau zunächst einer Markthalle einverstanden, auch damit, daß die Stadt das Unternehmen in die Hand nehme; ferner wurde mit 38 gegen 7 Stimmen beschlossen, als Ort für die Ausstellung der Markthalle das städtische Grundstück an der Hedwlgstraße in Aus sicht zu nehmen. Glauchau, 5. Februar. Fabrikant Ernst Bößneck hat anläßlich seines 30jährigen Geschäftsjubiläums dec Stadtgemeinde eine Stiftung von 30000 Mark über wiesen, deren Erträgniß bedürftigen Glauchauer» zur Erleichterung der Erziehung ihrer Kinder zu Gute kommen soll. Leipzig, 6. Februar. Abennal« hat der Tod einen unserer angesehensten Mitbürger mitten in der Vollkraft seiner Jahre, einen treuen Diener deS Staates Herrn Ober-AmtSrichter Rudolf Sä, im Alter von 54 Jahren abberufen. Der Verewigte erfreute sich sowohl in der Beamtenwelt, wie in der Bürgerschaft einer allgemeinen Beliebtheit. Leipzig. Hier erregt gegenwärtig ein Bor- kommniß, dessen Hauptfaktor der jugendliche Mitin ¬ haber einer der größten hiesigen Firmen ist, große« Aussehen. Kürzlich ging bei dem Vater deS junge, Geschäftsmann««, dem Begründer der Firma, von einem auswärtigen Bankhaus ein privates Schreibe, ein, worin vertraulich mitgetheilt wurde, e« sei ei, Wechsel auf 66000 Mark eingegangen, ob es den, mit diesem seine Richtigkeit Hobe. Man kann sich denken, welch ein Schreck dem alten Herrn io die Glieder fuhr, denn er hatte keine Ahnung von de, ganzen Vorgängen. ES kamen hierauf die unvermeid lichen Auseinandersetzungen zwischen Vater und Sohn, und da stellte es sich denn heraus, daß der Herr Soh, nicht weniger wie 750000 Mark Schulden gemacht hatte, darunter etwa 150000 Mark Wechselfchulde,. Bezeichnend ist eS, daß unter den Schulden ein Conto von 6000 Mark für — Schlipse und kleine Toiletten artikel sich befindet, ferner ein paar Tausend Mark für Blumen, Bouquetts und anderes mehr. De, Haupttheil der Summe bilden Spielschulden. Bor einiger Zeit ist der junge Herr veranlaßt worden, auS der Firma auszutreten und eine Reise ins Ausland zu unternehmen. War eS , gehe, feine Glür kann nach beN- sch« daß den d-fle char »u! Sei im Kai Un hab gun lan< an und Zu« Tode des Kronprinzen Rudolf von Oesterreich. Die Pforte der Gruft, welche daS Geheimniß einer düsteren LebenStragödie brrgl, hat sich geschloffen und die ewige Nacht des Todes auf das Schreckliche her- abgescnkt, «aS sich in wenige Stunden zusammenge- drängt. Unaufhaltsam rinnen die Thränen und krampf haft zucken die Lippen in dem großen gemeinsamen Schmerze, der Oesterreichs Völker jetzt noch fester mit de» Kaiserhause verbindet. Auch wer keinen persön lichen Anthcil an den schmerzvollen Ereignissen der jüngsten Tage gehabt, wird sich dennoch der Wucht ihres Eindrucks nicht haben entziehen können. Ein großer Schmerz wirkt auf jedes Menschenherz mit elemen tarer Gewalt, wenn es nicht in Selbstsucht vereist ist. Aber dieses allgemeine, tiefempfundene Mitgefühl bannt nicht den unbezähmbaren Drang nach der Auf klärung der Veranlassung zu dem Hereinbruche so furcht barer Ereignisse. Ja, je reiner der Schmerz ist, desto ' mehr wächst die Berechtigung des Forschens nach den Ursachen, die nicht immer der bloße» Neugierde, son dern oft auch dem ernsten sittlichen Verlangen nach, einem klaren Urtheil über die That entspringen. Diel Person eines Kronprinzen steht auf einer zu weit em-T porragenden Höhe und ist zu sehr dem beobachtenden und prüfenden Blicke der Tausende ausgesetzt, als daß » es möglich sein sollte, auf die Dauer die Beweggründe f des Selbstmordes geheim zu halten. Daher darf mit ziemlicher Sicherheit voransgesehen werden, daß der Schleier bis zu einem gewissen Maße, daß heißt so weit es die gebotene Rücksicht auf private und der Schonung bedü-flige Angelegenheiten gestattet, wird gehoben werden. Da die betreffenden Verhältnisse jetzt auch in taktvoll sich zurückhaltenden Blättern eine offene Erwähnung finden, so kann es keinen weiteren Zweck mehr haben, denselben gegenüber die Augen zu schließen. Wir halten es daher für geboten, Einiges zu erzählen, was bisher mit Stillschweigen übergangen woroen ist. In Wien hat eine interessante Dame der Gesellschaft, eine Baronesse Betsera, eine gewisse Rolle gespielt. Sie war eine vielumschwärmte Schönheit, die durch ihre Jugend — sie zählte erst 19 Jahre — noch reizvoller erschien. Ihr frühzeitig gestorbener Vater soll ein höherer österreichischer Offizier gewesen sein; ihre Mutter, auS dem griechischen Hause Baltazzi stammend, hatte eine Zeit lang in Pera ihren Wohnsitz und siecelte später nach Wien über, wo sie ein vornehmes Haus machte und außer der hohen Aristokratie auch den Kronprinzen in ihre Kreise zu ziehen wußte. Die Gebrüder Baltazzi, zwei sehr reiche und lebenslustige Sportsme», Vettern der Baronin-Mutter, die mit der vornehmen Gesell schaft Wiens enge Fühlung haben, mögen wohl die Vermittelung übernommen haben. Was sich aus dem Verkehr des Kronprinzen in dem Hause Betscra ent spanne» hat, läßt sich daraus ahnen, daß die junge Baronesse am Dienstag Nachmittag tief verschleiert und in Trauerkleidung vom Kronprinzen in Meierling heim lich empfangen worden sein und daß sich hierbei eine sehr bewegte Szene abgespielt haben soll, deren Ein druck man von den G.sichtern Beider habe ablesen können. Nachdem die Dam- das Schloß »erlassen hatte, soll sie sich in Meierling vergiftet haben. Thatsache ist, daß sie bereit« om Donnerstag ganz in aller Still« in dem eine Stunde davon belcgenen Kloster Heiligen kreuz begraben wurde. In einem an ihre Mutter zu- rückgelaffenen Briefe erklärt sie, daß si->, der Kronprinz und sie, den Entschluß gefaßt hätten, zusammen in den T»d zu gehen. So erklärt sich denn auch die Wend- < i ung in dem Kronprinzlichen Schreiben an den Herrn « von.tzzögyenyi: „Ich muß au« dem Leben scheiden/, I th A w Ä di F kN ni 2 w li T »< a d k P des In und den der dor ein wa, auc vor Ab: ma ww Kr> St PH ble daj nel ein trü un Vv! da: üw we all wi hö Es si-i »n an au sie sei w> V stc ei: ! « l