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wir doch an Maffermangel zu leiden. Nach längerer Trockenheit bei empfindlicher Kälte hatten wir am 19. diese- MonatS Regen, der sich auf der Erde aber sofort in Glatteis verwandelte und nicht in den Boden drang. Die Nacht darauf fiel so reichlich Schnee, daß der Schlitten benutzt werden tonnte. Am Freitag thaute eS aber schon wieder und am Sonntag Abend gab es abermals solches Glatteis, baß Straßen und Wege nur mit Gefahr zu pafstren waren. Seit gestern Mor gen liegt wiederum Schnee; trotzdem herrscht noch Wassermangel in Brunnen und Flüssen. So z. B. kann der Locomotivkeffel auf dem Bahnhof Oelsnitz nicht mehr gespeist weiden, sondern muß anderswo sein Wasser aufnehmen. Ein Glück ist es, daß die meisten Fabriken und Mühlen auch Dampfbetriebsanlagen haben, sonst müßte der Betrieb eingestellt werden. Königstein, 28. Januar. Zu Ehren des Kaiser- GeburtStageS sandte unsere Veste wieder den üblichen donnernden Gruß in das Elbthal. Am sog. Horn trachte der erste der 33 Salutschüsse, während später eine Batterie an der Elbseite die Fortsetzung des Salutschießens aufnahm, wobei die erzielte Schall wirkung eine wirklich großartige war. Nach jedem Schüsse ließ sich ein wohl zwanzigfaches Echo hören; zuerst kam es von den Bastei-Felsen her, dann setzte es sich nach den Polenzthalwänden hin fort. Sadisdorf, 28. Januar. Ein höchst bedauerliches Unglück ereignete sich am Freitag früh gegen */,8 Uhr hier. Ter allseitig beliebte, Anfang der vierziger Jahre alte Gutsbesitzer Julius Püschel wollte mit seinem Geschirr ausfahren ; auf dem sehr steilen Wege nach der Straße schleuderte der Schlitten und Püschel stürzte mit Pferd und Schlitten aus die Dorfstraße derart auf, daß man ihn für leblos in seine Be hausung trug und der sogleich herbeibgerufene Arzt einen Schädelbruch fiststellte. Mittags trat der Tov ein. Das Pferd war unverletzt stehen geblieben. Freiberg, 27. Januar. Wie sich die gesammten Innungen zu Oederan, sowie die Schuhmachelinnungen zu Hartha, Döbeln, Leisnig, Geringswalde, Waldheim und Mittweida an den jetzt tagenden Reichstag zur Wahrung ihrer Interessen, speciell wegen Berücksichtigung des kleinen Arbeitgebers (Handwerksmeister; bei der Alters- und Invalidenversicherung mit Petitionen ge wendet haben, so hielten auch bereits am 3. dieses Monats sämmtliche Obermeister der hier bestehenden Innungen im Saale der Herberge zur Heimath hier eine Versammlung ab, in welcher im Interesse der vertretenen hiesigen Innungen eine schriftliche Erläu terung über die in den Gewerben fühlbaren Mängel an den Reichstagsabgeordneten des hiesigen Kreises, Oberbergrath Merbach, gerichtet und gleichzeitig die Bitte ausgesprochen wurde, der genannte Abgeordnete möge seine Stellung über die Anträge betreffs des Befähigungs-Nachweises den hiesigen Gewerben gegen über kundgeben. Oberbergrath Dierbach hat sich be reit erklärt, sofern es ihm nur die möglichste Zeit er laubt und die Sitzungen der Commission im Reichs tage, welcher Herr Merbach angehört, beendet sind, seine Meinung über die Anträge der Herren Ackermann und Genoffen, sowie über die Altersversorgungscassen in einer dazu anzuberaumenden Versammlung abzugeben, überhaupt seine Stellungnahme in dieser wichtigen Frage, zu welcher er bedeutendes Material beibringen wird, zu kennzeichnen. Leipzig, 29. Januar. Nach den bis jetzt ge troffenen Anordnungen werden Ihre Majestäten König Albert und Königin Carola von Sachsen in den Tagen vom 31. Januar bis zum 5. Februar in den Mauern unserer Stadt weilen. Von größeren Festlichkeiten während der Anwesenheit Ihrer Majestäten sind, wie wir hören, zwei Festvorstellungen im neuen Th-ater, sowie ein Ball im neuen Gewandhause in Aussicht ge nommen. Ueberdies wird der König mehrere Vor lesungen von Professoren der Universität mit seiner Gegenwart beehren. Gemeinschaftlich werden Ihre Maje stäten voraussichtlich mehrere hiesige und in den Vor orten gelegene größere Fabrikanlagen, Geschäfte und Neubauten in Augenschein nehmen. — Der Criminal- polizei hier ist es am gestrigen Tage gelungen, einige Personen festzunehmen, welche dringend verdächtig sind, an den in der letzten Zeit hier vorgekommenen Ein brüchen sich betheiligt zu haben. Görlitz, 25. Januar. Ein grauenerregender Byrfall hat sich hier gestern Nachmittag ereignet. Das Dienstmädchen Anna Hanke, mit dem Putzen der Scheiben eines im zweiten Stock belegenen Fensters in einem Hause am Demianiplatz beschäftigt, glitt aus und schlug herabstürzend mit dem Kopf so unglücklich auf die Trottoirplatt« auf, daß der Schädel zerschmettert wurde. Der Tod trat augenblicklich ein. Das zwanzigjährige Mädchen ist «in Opfer eigener Unvor- Lämmer zu 58—63 und Landhammel zu 52 5« Mk. da« Paar zu 50 «rlo schwer: L mdhammel zweiter Sorte galten 42—«8 Mk. da« Paar. Schweine blieben dem Markte, wegen stockenden Geschäft-, ebenfalls in größerer Menge erhalten. Bezahlt wurden wie in voriger Woche Landschweine erster Sorte mit 51—58 und Landschweine zweiter Sorte mit 48—52 Mk. sür je 50 Kilo Fletschgewicht. Kälber erreichte» bei langgezogenem Geschäft den vorigen Marktpreis 90—105 Pf. das Kilogramm Fleisch je »ach den, Werthe desselben. „ Neueste Nachrichten und Telegramme. Nürnberg, 29. Januar. In Eisenstein (Station der Pilsen-Eisensteiner Eisenbahn an der böhmisch- baierischen Grenze) stieß ein Postzug auf einen Güter zug, wobei ein Condukteur gelöbtet und das Wagen material erheblich beschädigt wurde. (B. T.) Wien, 80. Januar. Kronprinz Rudolf ist in Meierliug beim Baden plötzlich in Folge eines Schlag, anfalls gestorben. Pest, 29. Januar. Bei den heutiger. Demon- stratwnen wurde ein Schulknabe schwer verletzt und ein Polizist mißhandelt. Ein Theil der Demonstranten, die nach der Festung Ofen ziehen wollten, wurde von Polizisten und Soldaten zurückgedrängt. Die beab sichtigte Demonstration vor dem Kludlokale der liberalen Partei wurde durch Vorkehrungen der Polizei ver hindert; auch bildete Cavallene und Infanterie in den Straßen Kordon. Budapest, 29. Januar. Der Chef der Geheim polizei, Splevyi, begab sich heute zu Tisza und bat ihn, abzureisen, da die Situation äußerst bedrohlich erscheine. Tisza lehnte dies Ansinnen ab. Herum ziehende Pöbelhaufen haben alle Fenster auf dem Waizner Boulevard sowie die Straßenlaternen durch Steinwürfe zertrümmert. Um die Ruhe wieder herzu stellen, mußten zwei Schwadronen Husaren ousrücken. (L. T.) Parts, 29. Januar. Die republikanischen Gruppen der Kammer traten heule vor der Sitzung zu Besprechungen zusammen. Die äußerste Linke sprach sich für Wiedereinführung der Arrondissements-Ab stimmung aus; viele von dieser Partei find für un verzügliche Vornahme der Wahlen und für einen Kabinctswechsel. Die Gruppe der Vereinigten Linken wünscht, daß der Interpellation Jouvencels am Donnerstag die Einbringung eines Gesetzentwurfs be treffs der Abstimmung in Arrondissements vorausgehen solle. Die radikale Linke sprach sich einstimmig dafür aus, daß das gegenwärtige Kabinet weiter im Amte bleibe. Wie verlautet, will die Negierung die Ein bringung einer Vorlage gegen plebiszitäre Umtriebe aufgeben und sich nur darauf beschränken, daß Preß gesetz betreffs der Anschlagzettel, der Verbreitung der Zeitungen und die Art und Weise der Rechtsprechung zu ändern. Manchester, 29. Januar. Der parnellitische Ab geordnete William O'Brien ist heute hier verhaftet worden, während er eine Rede hielt. Städtische Gaseontrole. stchtigkeit geworden; denn entgegen dem erhaltenen Be fehle hatte dasselbe chas Fensterbret betreten und so die Feaster geputzt, anstatt sie auSzuheben. Vermischtes. Eine Dulderin. Auf dem Dorotheenstädtischen Kirchhof in Berlin wurde vorigen Mittwoch, Nachmittag, ein junges Mädchen, Ida R., begraben, besten Bahre theils persönlich, theils im Geiste die gesammte chirur gische Welt Berlins zur Gruft geleitete. Denn das Leiden, welchem die Verstorbene erlegen, war ein außer gewöhnliches, und außergewöhnlich war auch der Muth und die Standhaftigkeit gewesen, mit welcher dieses von der Siebzehnjährigen ertragen wurde. Bei den behandelnden Aerzten, ersten medicinischen G ößen, hat das medicinische Interesse in erster Reihe gestanden, und dieses war wachgerufen durch den noch nie zuvor beobachteten Fall, daß sich ein Krebs auf der Schädel decke ausgebildet hatte. Es war unter den Hamen ein Gewächs entstanden, welches das junge Mädchen aber nur insoweit störte, als an der betreffenden Stelle der Haarwuchs ausgegangen war und sie eine Perrücke tragen mußte. Um es zu entfernen, begab sie sich eines Tages, es war Mitte November, in die königl. Klinik. Professor Blamann erkannte alsbald das Krebs artige des Gewächses; mit einfachem Wegschneiden war hier nichts gethan. Man mußte in die Schädeldecke eindringen, und wenn dies geschehen, mußte sür die fortzenommene Schädelhaut Ersatz geschafft werden. Am 20. November wurde denn in Gegenwart der be rühmtesten Aerzte, selbst aus Wien war Professor von Schrötter anwesend, durch Professor Bramann die Operation vollzogen. Dieselbe gelang vollkommen, und um die zerstörte Schädeldecke wieder herzustellen, zog man von dem rechten Fuß der R. so viel Haut ab, als zur Bedeckung des Schädels nöthig war. In der Thal vernarbte derselbe, und das Wunderbare schien geschehen: Ida R. wurde als geheilt entlassen und konnte das Weihnachtsfest im Kreise der Ihrigen ver leben. Aber bald darauf ward sie wieder von der nämlichen tückischen Krankheit ergriffen. Der Krebs war nach innen geschlagen, hatte Magen und Unter leib ergriffen und vollendete sein Zerstörungswelk mit solcher Schnelligkeit, daß der Tod das Mädchen, der aufopferndsten Pflege zum Trotz, in der Klinik am Sonntag von ihrs» Leiden erlöste. Als sie zu Grabe getragen wurde, befand sich unter den zahlreichen Kränzen auch ein solcher, der auf prächtiger Atlasschteife in goldenen Lettern die Worte trug: „Der standhaften Dulderin! Gewidmet von den sie behandelnden Aerzten." Der erste Gratulant am königl. Schloß in Berlin war am Sonntag früh ein Postillon, welcher auf seiner gelben Postkutsche um '/j.6 Uhr über den Schloßplatz fuhr. Vor den Zimmern Ihrer Majestäten hielt er plötzlich an, nahm sein Posthorn zur Hand und gleich darauf drangen schmetternd die Weisen des alten Liedes: „Schier dreißig Jahre bist Du alt" zu den kaiserlichen Gemächern empor. Die Hellen, reinen Töne lockten sämmtliche Vorübergehende der Umgegend vor das Schloß und, als es sich hinter den Vorhängen oben zu bewegen schien, da erscholl ein brausendes Hurrah empor. Literarisches. Von der im Verlage von Fr. Schirmer in Berlin, ^V. S7, im 3. Jabrgange erscheinenden Wochenschrift ..Dies Blatt gehört der Hausfrau!" liegen uns jetzt 15. Nummern vor. Was wir früher bereits über dieses Blatt ge sagt, können wir heute nur wiederholen: Wir kennen keine anregendere, sür jede Hausfrau passendere Lektüre, als sie in dieser Zeitschrift geboten wird. Man verstehe uns nicht falsch: nicht den Fanatikern der ununterbrochenen Arbeit ist „Dies Blatt gehört der Hausfrau!" gewidmet: neben zahl reichen, der Praxis gewidmeten Beiträgen ist auch sür „Geist und Gemüth" in jeder Nummer viel Schönes geboten. Der billige Preis von > Mark für das Vierteljahr (13 Nummern) ermöglicht jeder Hausfrau ein Abonnement am diese vortreffliche Zeitschrift! Marktberichte. Riesa, 30. Januar. Butter pr. Kilo M. 2,20 bis 2,l2. Käse pr. Schock M. 2,40 bis —,—. Eier pr. Schock M. 3,60 bis —. Kartoffeln pr. Centner M. 2,80 bis 3,-. Aepfcl pr. 5 Liter 50 bis 65 Pf. Möhren pr. S Liter 30 Pf. Zwiebeln pr. Liter 12 Pf. Geb. Birnen pr. Liter 25 Pf. Geb. Aepfel pr. Liter 25 Pf. Geb. Pflaumen pr. Liter 30 Pf. Leipzig, 29. Januar. Produktenbörse. Weizen loco Mk. 186-191, fremder Mk. 200—21b. flau. Roggen loco Mk. 164-167, matt. Spiritus loco Mk. —, ?oer —, bver —. Rüböl loco Mk. 60'/-. ruhig. Dresden, 28. Januar. Schlachtviehmarkt. Rind vieh hatte heute sehr trägen, zu viel Ueberstand führenden Ver kehr. Der Preis erniedrigte sich etwas, eS erzielten Rinder erster Qualität 55-58, Mittelwaare mit Einschluß guter Kühe 50—54 und geringere Gorte 30—36 Mk. für je SO Kilo Fleischgewicht. Der BullenpreiS blieb unverändert auf 42,48 und 52 Mk. die nämlich« Quantität Schlachtgewicht stehen. Hammel wurden sehr langsam, unter Zurücklassung reichlichen UeberstandeS zum Preise der Vorwoche «»genommen, englische 1889 Januar Zeit der Be obachtung Druck vor dem Cxperimenlir- GaSmesser Consumder Probeflam- mepr.Stde. in Litern Leuchtkraft im 32 Loch-Argandbrcn- ner, verglichen mit einer Wallraih- kerze von 4S «in glammenhöhe 29 Nachmittag 5.U) Uhr und vo 8 Iständig schw 142 felwaffersto 16'/r sfrei. Herzlichen Dank allen Denen, die uns zu unserm Hochzeitstage von Nah und Fern mit ehrenden Geschenken, Blumen und Guirlanden beehrten, welches uns ein ehrendes Ge- dächtniß bleiben wird. Lommatzsch, den 30. Januar 1889. Otto Getth, Laura Geith, geb. Leuteritz. Laden-Gesuch. Ein Laden bei hoher Miethe, ohne Wohnung, in bester Lage, bis zum 15. März oder 1 April zu miethen gesucht. Offerten mit Preisangabe unter „Laden" in die Expedition d. Bl erbeten. Echt Kieler Sprotte» empfing und empfiehlt Gruft Schäfer, Albertsplatz und Ecke der Schul- und Kastanienstr'