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Besorgung von Käufen und Verkäufen rc. eröffnet und einen Kassirer, sowie einen Kassenboten engagirt, die von den Beiden auf sein Verlangen gestellten Kautionen aber ganz einfach für sich vorbraucht hatte. Al« der saubere Herr von einem Kriminalbeamten abgefaßt wurde, war er eben im Begriffe, ein Sparkassenbuch, welches ihm ein zweiter, von ihm engagirter Kassirer als Kaution übergeben hatte und auf welchem 323 Mk. hafteten, durch Versatz zu Gelde zu machen. Natürlich wurde ihm das Buch sofort wieder abge nommen, so daß der zweite leichtgläubige Kassirer ohne Schaden davonkam. Daß der bereit« fungirenbe Kassirer und der Kasicnbote übrigen« keinen Pfennig Geld, zu dessen Sicherstellung eine Kautiousleistung gerechtfertigt gewesen wäre, in die Hände bekommen halten, versteht sich von selbst. Der Kautionsschwindler wurde der königl. Staatsanwaltschaft zugeführt. Reue Patente. Bericht des Patent-Bureau von Gerson L Sachse, Berlin 8W. Die Firma erlheilt Abonnenicn Auskünfte über Patent-, Muster- und Markenschutz gratis! Der Schmutzsammler und Luftreiniger für Bier druckapparate (Pat. 50 123) voa A. Bodden in Duis burg a. Rhein soll verhindern, daß unreine, mit Schmutz und Mikroorganismen beladene Lust ins Bierfaß ge langt und daß die Druckleitung von zurücklretend-m Biere verunreinigt wird. In einem mittels Haken an das Haß befestigten Eiserck^be befindet sich ein Glasgefäß, welches von einem mit Watte gefüllten durchlöcherten Korbe bedeckt wird. Die eingepreßte Luft durchdringt die Walte und gelangt hierdurch ge reinigt, in ein centrales, mit zwei Kugelventilen ver sehenes Rohr, von dem aus sie durch einen Gummi schlauch zam Anstichhahn geleitet wird. Das obere Kugelventil verhindert das Zurückteeten des Bieres. Sollte es aber einmal versagen und Bier in den Glas- cylinder gelangen, so wird das untere Kugelventrl so weit gehoben, daß das centrale Rohr geschlossen und das fernere Ausströmen des Bieres unmöglich ge macht wird. Das drehbare zweifarbige Korn (Pat. 43824) von H. Lages in Sandersdoff bei Bitterfeld ist so einge richtet, das man entsprechend dem Wechsel in der Be leuchtung dem Auge nach Bedarf Helles oder dunkles Korn zustcllen kann. Das Korn besitzt einen aus dunkel angelassenen Stahl bestehenden Körper, in den nach der einen Seite ein Stück Elfenbein eingepaßt ist, und läßt sich um seine senkrechte Achse auf einer kleinen Grundplatte drehen. Bei jeder halben Um drehung, welche einer der beiden Kornstellungen ent spricht, stellt sich das Korn unter Federdruck in zwei Rasten der Grundplatte genau ein. Letztere kann auch mit einem schwalbenschwanz förmigen Ansatz in alte Gewehre jeder Art eingepaßt werden. Die Nbstellvorrichtung mittelst Fernleitung für Dampf- und GaSkrastmaschinen (Pat. 50 178) von Held L Braun in Loechgau in Württemberg gestattet von einem beliebigen Punkte der Fabrikräume aus, die Betriebsmaschine augenblicklich in Stillstand zu versetzen. Die« wird dadurch erreicht, daß der Bolzen, welcher die Verbindung zwischen Excenterstange und Schieber stange herstellt, durch ein Zugwerk herausgezozen wird. Dadurch wird die Dampfvertheilunz im Schieberkasten beendet, während auf der einen Seite des Kolbens noch frischer Dampf -»strömt und der Kolbenbe- weguug sich als elastisches Polster entgegenstellt. Jeter Stoß auf die Maschine und Transmission soll durch diese nachgiebige Hemmung vermieden werden. Der Einzelrad-Taster lPat. 49430) von W. Schilling in Stettin ist so eingerichtet, daß jedes über ihn hinrollende oder- gleitende Rad eines Eisenbahn wagens einen besonderen Stromschluß bewirkt und zwar wird für das Ucberfahren von rechts ein anderer Strom geschlossen als für das Urberfahren von links. Der Apparat, welcher am Schienengeleise angebracht ist, kann deshalb zum Achsenzählen benutzt werden, wenn man die einzelnen Stromschlüffe auf einen sich abrollenden Papierstreifen einwirlcn läßt. zu! Diesen Rathschlag für den Winter giebt ein Arzt. Die Natur hat alles weise eingerichtet und uns zu unsere» Nutzen mit vielen Schutzmitteln gegen allerlei Gefahren ausgerüstet. Ein svlche« Schutzmittel ist die Nase, den» sie ist keineswegs nur ein Riechorga», sondern dient noch andern wichtigen Zwecke». Leider unterlassen Biele, diese »atürliche Athmnngsvorrichtung zu benutzen, «nd gewöhnen sich daS »thmen durch den Mund au. Diese Gewohnheit ist nicht schön und auch nicht für die Gesundheit förderlich. Wer darunter zu leiden hat, da- ist der Rachen oder der Hals, wie M»n zu sagen pflegt. ES ist leicht erklärlich, daß ein kalter Luftstrom, der plötzlich deu erhitzten Rachen trifft, Katarrhe zur Fvlge haben kann, und abgesehen von Staub «nd uunöthiger Verweichlichung bürste der „schlimme Hals" oft auf jenes unvernünftige Athme» -»rückgeführt «erden. Der Rachenkatarrh ist an und für sich etwas Lästige«, er wird leicht chronisch, d. h. dauernd, geht dann auf den Kehlkopf über und ver dirbt di» Stimme; er ist schon darum ernst zu nehmen. Kür die Kinder ist er aber noch von besonderer Be- deutnng, e« steht fest, daß ein gesunder Hals ein treff liche» Schutzmittel gegen die fürchterliche DiphtheritiS bildet, da die ges»»de Schleimhaut keinen günstigen Bode» für die Aufnahme de« Anstecku»g»gifteS bietet, während die erkrankte ihm keine» Widerstand entgegen zusetzen vermag. AuS diesem Grunde ist e« dringend geboten, im frühen Alter der Entstehung von Hals katarrhen Vorzubeuge». DaS Halstuch, von dem früher ein so übertriebener Gebrauch gemacht wurde, ist heut zutage auf da« richtige Maß der Anwendung zurück geführt woroen. Wünschenswerth wäre es nun, daß man auch der Nasenathmung mehr Beachtung schenken wolle. Die Gefahr der Erkältung ist namentlich bei dem schroffen Uebergang aus der warmen in die kalte Luft vorhanden, und vergrößert wird sie noch, wenn der Hals durch Sprechen und Singen vorher angestrengt worden ist. Wir sollten darum beim Verlassen des warmen Zimmers wenigstens die erste Zeit im Freien nur durch die Nase athmen und das Sprechen unte - lassen. Das thun aber die Schulkinder in der Regel nickt. „Mund zu beim Veilaffen der Schule" ist darum ein gesundheitlicher Wink, den wir der Be achtung der Lehrer in kältere» Jahreszeiten empfehlen möchten, ebenso wie die Eltern darauf halten sollten, daß die Kinder frühzeitig sich die Nasenathmung an gewöhnen. . Vermischtes. Bei der Hochzeit erstickt ist der Halbbauer Glomb aus Ober-Kunzendoif, Kreis Kreuzburg, dem bei dem Festmahle, welches der Bauergutsbesitzsr K. angerichtet hatte, ein Stück Fleisch die Luftröhre verstopfte. Ein grauenerregender Vorfall ereignete sich in nächster Nähe der Stadt Landau (Pfalz). Sieben Maurer waren mit dem Schächtebauen eines Bier keller« beschäftigt, als plötzlich die betreffenden Schächte, 10 Meter hoch, in sich zusammenbrachen und die Arbeiter unter den Trümmern vergraben wurden. Drei derselben wurden nach längerer Zeit als Leichen unter de» Trümmern hervorgczogen, während die vier anderen Arbeiter schwere und leichtere Verletzungen davontrugen. Einen grausigen Tod, den Flammentod, suchte iin Wahnsinn die 43jährige Frau des Schutz minn« Bethge, Wilhelmstroße 138 in Berlin. Als B. Mittags um 1 Uhr aus seinem Dienst zurückkehlte, nahm er vom Flur aus durch die Thürritze seiner Wohnung Feuerschein wahr, und als ihm auf wieder holtes Klopfen seinerseits nicht geöffnet wurde, erbrach er die Thür gewaltsam. — Beim Betreten des Zimmers bot sich ihm ein entsetzlicher Anblick dar. — Mitten in demselben stand, in eine Feueisäule gehüllt, seine Frau, starr und unbeweglich, keinen Laut von sich gebend. Schnell wollte sich der zu Tode erschrockene Mann, um Hilfe zu bringen, auf die brennende Frau stürzen, da wandte sich dieselbe zur Flucht und eilte in die Wohnung ihres Nachbar D. — Hier gelang es den D.'schcn Eheleuten und dem bedauernswerthen Gatten der Unglücklichen, die Flammen von dem Körper der Geistesgestörten, denn mit einer solchen hatte man cs zu thun, abzulöschen und die Aermste, welche ent setzlich zugerichtet war, nach ihrer Wohnung zurückzu schaffen. — Die B. ist am ganzen Körper verkohlt, die Haut fiel in Fetzen vom Leibe und den Armen herab, und kein Glied ist vom Feuer verschont geblieben; die Kleidung ist total abgebrannt, so daß angenommen werden muß, daß die Unglückliche eine Viertelstunde der entsetzlichsten Martern ausgestanden haben muß, ohne Hilfe herbeizurufen. Die Unglückliche, welche bis zu dieser Katastrophe völlig gesund war, ist plötzlich wahnsinnig geworden; die B. hotte sich kurz vordem für 1 Mark Spiritus gekauft und den Körper wie auch die Kleider mit dieser Flüssigkeit getränkt und dann angezündet. Auf Befragen ertlärte sie, daß sie den „bösen Geist" aus ihrem Kopfe habe bannen wollen. — Die Bedauernswerthe, welche hoffnungslos dar- niederliegt, wurde mittelst Krankenwagen nach der königlichen Klinik gebracht. Wie sieht Emin Pascha aus? Ueber die Persönlichkeit deS jetzt wieder nach Europa zurückkehren den Emin Pascha macht Dr. Junker in seinem Buche „Dr. Wilh. Junker« Reisen in Afrika 1875—86" einige interessante Mittheilungen. Junker kam mit Dr. Emin zum 3. Male 1878 in Lado zusammen, als Emin eben von einer Reise in das Land Uganda zurückkam, die er im Auftrage Gordon Pascha» «ach dort unternommen hatte. Er schildert« ihn folgender maßen: Dr. Emin ist ein schlanker, fast magerer Man« von etwa« mehr als Mittelgröße, mit schmalem, vo» einem dunklen Bollbart umrahmten Gesicht und tief liegenden Augen, «elche durch die starke« Kristallgläser der Brille beobachtend hervorschaue». Seme starke Kurzsichtigkeit zwingt ihn zur Konzeutrirung seine» Sehvermögens auf die vor ihm befindliche Person, was seinem Buck «inen harten, mitunter scheinbar brennen den Ausdruck verleiht. Der auch malerisch interessante Kopf, in welchem sich unverkennbar eine bedeutend« Intelligenz ausspricht, läßt in Richt« den Deutsche« vermuthen; das unleugbar orientalische Gepräge des selben erleichterte Dr. Emin wesentlich di« Rolle »ine» Türken, welche er gegenüber der Beamtenwelt und dem Volke angenommen hatte und die er vorzugsweise i« den ersten Jahren seines Aufenthalt«» im Sudan und den Negerländern unentwegt durchführte. An jede« Freitag sah man ihn nach der Moschee gehen, wo er vorgeschriebene Gebete sprach. In seiner Haltung, wie in seinen Bewegungen drückt sich eine beabsichtigte, stet» kontrolliere Gemessenheit aus, welche berechnet ist, würde voll und selbstbewußt zu erscheinen. Insbesondere konnte man dies beobachten, so oft Dr. Emin in seiner Eigenschaft als egvptischcr Beamter mit den Unter gebenen verkehrte. Sein äußerer Mensch verrieth eine fast peinliche Sauberkeit, bei großer Sorgfalt des Anzuges. Strenge Erziehung. Es ist wohl manchem unserer Leser bekannt, daß König Friedrich Wilhelm I., der Vater Friedrichs des Großen, eigenhändig den Stundenplan für seinen Sohn gefertigt und mit un erbittlicher Strenge darüber gewacht hat, daß derselbe genau voa dem jungen Prinzen und seinem Erzieher Duhan de Handun eingehalten wurde. ^..Dtkse TageS- eintheilung lautete: „Morgens um 6 Uhr wird er ge- wecket, und sobald solches geschehen ist, sollen sie ihn anhalten, daß Er, sonder sich zu ruhen oder nochmals umzuwenden, hurtig und sogleich aufsteht, und muß Er alsdann niederknieen und ein klein Gebet halten. Sobald Er solches gethan, soll Er, so geschwinde als möglich, die Schuhe anziehen, auch das Gesicht und die Hände waschen, aber nicht mit Seife, ferner soll Er das Haar auskämmen und schwänzen (d. h. in einen Zopf flechten), aber nicht pudern lassen. Jndeß Er sich kämmen läßt, soll Er zugleich Thee und Frühstück nehmen, daß das zugleich eine Arbeit ist, und muß dieses Alles vor halben sieben Uhr fertig sein. Als dann Duhan und alle seine Domestiquen hereinkommen sollen, und wird alsdann das große Gebet gehaltert.' Ein Kapitel aus der Bibel gelesen, ein Lied gesungen wie am Sonntage, welches Alles bis sieben Ühr dauert, worauf die Domestiquen wieder Weggehen sollen. Von sieben bis neun Uhr soll Duhan mit Ihm Historie traktiren, um neun kommt der Hofprediger Noltenius, der soll Ihn bis ^11 Uhr im Christenthum infor- miren. Um ^11 Uhr soll Er das Gesicht geschwinde mit Wasser und die Hände mit Seife waschen, sich weiß anziehen, pudern und den Rock anziehen, und um 11 Uhr zum Könige kommen; da bleibt Er bis 2 Uhr, alsdann Er gleich wieder nach seiner Kammer geht. Duhan soll alsdann auch gleich da sein, Ihm von zwei bis drei die Landkarte zu weisen; dabei sie Ihm sollen aller europäischen Reiche Macht und Schwäche, Größe, Reichthum und Armuth der Städte expliziren. Von drei bis vier Uhr soll Er die Moral traktiren, von vier bis fünf Uhr soll Duhan teutsche Briefe mit Ihm schreiben und dahin sehen, daß Er einen guten Stylu« bekomme. Um fünf Uhr soll er die Hände waschen und zum Könige gehen, ausreiten, sich in der Luft und nicht in der Kammer divertiren und thun, was Er will, wenn es nicht gegen Gott ist." Marktberichte. Großenhain, 30. November. 85 Küo Weizen Mk. 14,50 bis IS,so. 80 Silo Sorn Mk. 14,30 bis 14,S0. 70 Silo «erste Mk. 11,— bis 12,—. so Kilo Hafer Mk. 8,- bis 8,10. 7s Kilo Heidckorn Mk. 12,30 bis 12,so. 1 Kilo Butter Mk. 2,20 bis 2,40. Chemnitz, 3». November. Pro SO Kilo Weizen russische Torten M. 10,25 bis 10,so, sächsischer gelb und weih Mk. 9,40 bis 9,90. Roggen preußischer M. 9,2s bis 9,40, sächsischer M. 8,7s bis 8,90, russischer M. 8,80 bis 9,—. Braugerste M. 8,7s bis 10,7s. Futtergerste M. 8.50 bis K,7s. Hascr, sächsischer, alter M. 7.7S bis 8,—. «och-Erbsen M. 9,— bis 10,— Mahl- und Futter-Erbsen M. 8,2S biS 8,50. Heu M. 3,30 bis 4,20. Stroh M. 3,— bis 4,—. Kartoffeln M. 2,so dis 2,70. I Kilo Butter M. 2 20 bis 2,80. Leipzig, 30. November. Productenbörse. Weizen loco Mk. 192—198, fremder Mk. 210-2is, fest. Roggen loco Mk. 182—184, fest. Spiritus loco Mk. —, fest. 70er —, SOer —. Rüböl loco Mk. 69, besser. Neueste Nachrichten und Telegramme Seite 6.