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Anzahl verwundet«!. Der monarchistische Haufe wurde zerstreut und die Ruhe wieder hergestellt. Nähere Berichte stehen noch au«. Wie Privatdepescheu au» Brasilien melden, »erden daselbst die Jesuiten zur Auswanderung gevöthigt; die Regierung schließt die Klöster diese» Orden«. Aste«. Au« Indien eingelassene Nachrichten lassen den Gesundheitszustand de« Emir« Abdurrahman von Afghanistan al« sehr bedenklich erscheinen. Der letztere selbst, so heißt e«, wandte sich an den vizekönig von Indien, um ihn auf die Gefahren aufmerksam zu machen, die fein Ableben im Gefolge haben könnte. Dieser habe daher englische Truppen nach ter Grenze entsandt, welche, sobald nöthig, in Afghanistan ein rücken sollen. Oertliches und Sächsisches. Riesa, den 2. December. 1889. — Tagesordnung für die öffentliche Stadtver- ordneten-Sitzung vom 3. Dezember, Abends 6 Uhr. 1) Vorlegung der Stimmberechtigten- und Wähler Liste für die bevorstehende Stadtverordneten-Ergänzungswahl (8 SO Rev. St.-O). 2) Sparkassen-Angelegenheiten. 3) Beschlußfassung über Richtigsprechung a derSchuldkn- tilgungskassenrechnung auf das Jahr 1888, b. der Aichamtskaffenrechnuug auf das Jahr 1888, c. der Rechnung für die gewerbliche Fortbildungsschule aus das Jahr 1888. 4. Geschäftliche Mittheilungen. — In gestriger 2. Generalversammlung der Orts krankenkasse, welche von 18 Arbeitgebern und 65 Kassen mitgliedern besucht war, beschloß man, in Zukunft Sterbegeld auch dann zu gewähren, wenn die statuten gemäße Krankenunterstützung abgelaufen und der Sterbefall eingetreten, ohne daß der Betreffende wieder erwerbs fähig geworden ist. Bei den hierauf vorgenommenen Wahlen wurden die Herren W. Geißler und Friedlich Schmidt wieder gewählt, während an Stelle des Herrn Baumeister Zäncker, der eine Wiederwahl entschieden ablehnte, Herr Küchengeräthfabrikant Barth in den Vorstand berufen wurde. Zu Revisoren der Jahres- Rechnung wurden die Herren Schiffseigner Ferd. Hering, Feilenhauereibesitzer Ulbricht und Buchdruckereibesitzer Abendroth^gewählt, der Vorstand aber ermächtigt, auch von einem bezahlten Revisor die Rechnung piüfen zu lasten. Der Gehalt des Vorsitzenden wurde auf 250 Mk. erhöht und dem Vorstand anheimgegeben, Schritte zu thun, um die Aufnahme der Dienstmädchen in die Krankenkaste obligatorisch zu machen. — In der gestrigen Versammlung des Hausbesitzer- Vereins wurden nach längerer Debatte nnttelst Stimmzettel folgende Herren als Kandidaten für die bevorstehende Stadtverordnetenwahl gewählt. Ansässige: Kaufmann Otto Barth, Kaufmann Hermann Nitzsche, Kaufmann I. H. Pietschmann, Tischlermeister Franz Heinrich. Unansässige: Leimfabrikant Hermann Richter und Fabrikant Heinrich Barth. — Ein gediegenes Hebefest gab am vorigen Sonn abend Herr Kaufmann F. A. Kolbe den am Bau seiner Villa beschäftigten Lieferanten, Handwerksmeistern, Handwerksgehülfen und Arbeitern. Die Festlichkeit, die im Saale des Schützenhauses abgrhalten wurde und der auch zum größten Theil die grauen der Be- theiligten anwohnten, verlief in harmonischster Weise. Während der Tafel wurden mannigfache Trinksprüche ausgebracht und es zeigte sich das beste Einvernehmen zwischen Bauherr, Lieferanten und Handwerksmeistern, wre insbesondere auch zwischen Arbeitgebern und Arbeit nehmern. — Bei der Sparkasse zu Riesa wurden im Monate November 1889 515 Einzahlungen im Be trage von 53690 M. 89 Pf. geleistet, dagegen er folgten 305 Rückzahlungen im Betrage von 36 025 M. 04 Pf. An Sparkarten gingen 51 Stück ein. Neue Einlagebücher wurden 89 Stück ausgestellt, darunter 1 Stück gegen Sparkarten. 57 Bücher wurden kassut. — In den letzten Jahren hat sich die Zahl der Läden in hiesiger Stadt, man kann wohl sagen ver doppelt, und was die äußere und inne» Ausstattung derselben anlangt, so ist eben auch hierin ein enormer Fortschritt zu verzeichnen und viele von ihnen dürfen sich getrost den Läden einer Großstadt an die Seite stellen. Jetzt zumal, wo die Zeit der Weihnachts ausstellungen begonnen hat, tritt uns in den Läden eine Reichhaltigkeit und eine Eleganz vor Augen, die jeden Besucher auf das Angenehmste berühren muß. Die Inhaber haben weder Kosten noch Mühe gescheut, um den Wünschen de« Publrkums in jeder Hinsicht entgegen zu kommen und selbst weitgehenden Ansprüchen Rechnung zu tragen. Alle möglichen Artikel der ver schiedensten Branchen finden wir vertreten und die reichste Auswahl ist dem Käufer geboten. Es dürfte sich daher aber auch empfehlen, die Weihnachtseinkäufe am Orte zu machen, um eine«theil« die Geschäftsleute für gehabte Mühen und Kosten zu entschädigen und anderutheil« zur Hebung de« Lokalgefchäft« beizutragen. Dean e« liegt wohl auf der Hand, daß gerade i» Ge° schäftSleben da« Interesse ein gegenseitige« ist und aller Fortschritt in erster Lime darauf beruht, daß da« Ver- hältniß zwischen Angebot und Nachfrage im gehörigen Gleichgewicht erhalten wird. — Die amtliche Gewinnliste 5. Klaffe 116. König!. Sächsischer LandeSlotteri« ist zur Ausgabe gelangt; e« ist nun jedem Spieler in unserer Sächsischen Landes lotterie zu empfehlen, sich bei seinem Kollekteur nach dem Schicksale seiner Nummer zu erkundigen. Viele erleiden dadurch Verluste, daß sie der irrthümlichen Ansicht sind, ihr Loo« sei nicht gezogen, da sie die Nummer desselben, wie e« leicht möglich ist, in den Tagesgewinnlisten übersehen haben. — Zur Geschäftslage auf der Elbe schreibt „Das Schiff" unterm 28. v. M.: Das Frachtgeschäft auf der Elve zeigt noch immer eine Lebhaftigkeit, wie sie bei so vorgerückter Jahreszeit selten vorkommt. Es ist erstaunlich, mit welchem Gleichmuth werthvolle Ladungen, welchen eine Einwinterung gewiß nicht zum Bortheil gereichen würde, noch immer den Wasserweg anver traut werden, und es zeugt dies von einem großen Vertrauen, welches man in die Leistungssähigkert der Schifffahrt setzt. In Hamburg gelangten noch große Mengen von Getreide, Ersen, Düngemitteln und dergl. zur Verschiffung bei guten Frachten. An der mittleren Elbe gehen dre Verschiffungen von Rohzuckern und rasfinirten Zuckern flott von statten, Salz dagegen wenig angeboten. Böhmischer Zucker wird ziemlich viel ab Aussig, Laube und Dresden verfrachtet bei ge stiegenen Frachtpreisen. Sehr fest ist die Haltung deS Frachtenmarktes für böhmische Braunkohlen; cs scheint, daß noch vor Schifffahrtsschluß alle Anstrengungen ge macht werden, die schwachen Lager an der mittleren Elbe zu verstärken, doch ist nur wenig Raumangebot für diesen Zweck bemerkbar. — Das zweit» Verzeichniß der bei der Zweiten Kammer eingegangenen Petitionen umfaßt die Nummern 33 bis 67. Die überwiegende Mehrzahl derselben bezieht sich wiederum auf den Bau von Eisenbahnen. Außerdem petitionirt der Vorstand des Allgemeinen deutschen Frauenvereins zu Leipzig um Zulassung der Frauen zu den Studien und Prüfungen an der Landesunlversiiäi, Bürgermeister Berghändler zu Alten berg u. Gen. um gesetzliche Regelung der Pensions verhältnisse der Berufsgemeindebeamten, Postdlrector Vodel in Leipzig wegen des Gesetzentwurfs über den Wegfall der Pensionsbeiträge der Lrvilstaatsdiener und der Verein „Urne" zu Dresden um Zulassung der Feuerbestattung in Sachsen. Friedlich Nestler in Kappel u. Gen. beschweren sich über die Zusammen setzung des dortigen Gemeinderathes. Neue Eisen bahnlinien werden folgende gewünscht: von Wurzen nach Treben, von Zwönitz nach Geyer, von Wurzen nach Röcknitz, von Torgau über Strehla nach Meißen, von Eistia nach Bischofswerda, von Cranzahl nach Oberwiesenthal, von Niederbobritzsch nach Frauenstein, von Lödau über Bernstadt nach Ostritz, von Straß gräbchen über Schwepnitz nach Königsbrück, von Lengenfeld nach Reichenbach-Mylau-Greiz, zwischen Bernstadt-Löbau und Weißenberg-Löbau, von Chemnitz durch das Würschnitzthal nach Stollberg, von Freiberg über Hainichen-Mittwerda-Burgstädt-Pcnig nach Alten burg, von Kipsdorf nach Moldau, von Bautzen-Uhyst nach Weißwasser und von Altchemnitz und Jahnsdorf. Um Haltestellen wird petitiouirt für Trachau, Neundorf nach Liebschwitz. Schließlich wünscht der Stadtge- meinderath zu Radeburg Einführung des Rollschemel- Verkehrs auf der Strecke Radebeul-Radeburg. Meißen. Zur Verschmelzung der Ortschaften Niedcrfähre, Notbrücke und Cölln hat die vorgesetzte Behörde die Genehmigung ertheilt. Alle drei Ort schaften werden demnach vom 1. Januar 1890 ab den Namen „Cölln a. d. E." führen. Pirna, 30. November. Durch den Sonderaus schuß der städtischen Kollegien für die GaSanstaltSfraze erfolgte gestern Vormittag die förmliche Uebernahme der Gasanstalt in den Besitz der Stadtgemeinde, aus welchem Anlaß die Gasanstalt festlich beflaggt war. Nachdem im Comptoir der Anstalt die Uebcrgabe der Bücher, Brandverstcherungsscheine rc. durch Herrn Di rektor Ihle an Herrn Bürgermeister Schneider bewirkt worden war, wurde ein Rundgang durch die gesammte Anstalt unternommen, wobei am Eingauge zum Retorten hause das gesammte Arbeiterpersonal unter Führung des Inspektors Taubmann Aufstellung genommen hatte. Der Ausschuß überzeugte sich bei diesem Rundzange allenthalben von dem guten und wohlgeordneten Zu stande der Gasanstalt und wurde daher deren Ueber nahme ausgesprochen und vollzogen. Tharandt. Kürzlich wurde ein hiesiger Wirth auf die Beschwerde eine« Gaste« wegen schlechten Ein- schenken« durch polizeiliche« Strafmandat in Geldstrafe genommen, wogegen er Einspruch erhob und vom Schöffengericht sreigcsprocheu wurde, «eil im Gesetz nicht ausdrücklich vorgeschrieben sei, daß da« Bier bi« an den Aichstrich reichen müsse. Der Staatsanwalt legte Berufung ein und der angeklagte Wirth wurde auch wegen Betruges zu 20 Mark Geldstrafe verurtheilt. Die Berufungskammer erklärte in ihrem Urtheil, daß ter Aichstrich an den Trinkgefäßen eine öffentliche recht liche Bedeutung habe und dem Gaste die Kontrolle darüber biete, ob er für sein bezahltes Geld daS ihm zustehende Quantum deS betreffenden Getränkes auch wirklich er halte, es mache sich also ein Wirth durch schlechtes Einschenken des Betruges schuldig. Aus dem Vogtland«, 30. November. Die Spitzenklöppelei ist, wie bereits durch daS Vorgehen der Chemnitzer Handelskammer gegen die Klöppelschulen (dieselbe wollte statt derselben Posamentirfachschulen errichtet haben) bekannt ist, im Niedergange begriffen und es giebl auch im Vogtlands Sachverständige, welche behaupten, daß an ein Emporblühen dieses Industrie zweiges nicht mehr zu denken sei, da einerseits die aus Nottingham und Calais kommenden gewirkten Spitzen, andererseits die auf der Stickmaschine erzeugten Tüll- spitzen den geklöppelten Maaren zu viel Konkurrenz machten. Früher gingen viel geklöppelte Spitz n rach Rußland, aber durch dre fortwährenden Zollerhöhungen daselbst ist der Verkehr dorthin fast ganz lahm gelegt. Ehrenfriedersdorf, 30. November. Die Stadtvertretung hat beschlossen, eine Bier steuer auf fremde Breie zu e heben. Zwrckau, 29. November. Der nachstehende Straffall dürfte wohl geeignet sein, allen Händlern, die diswerlen versuchen, schlechte und verdorbene Maaren zu verkaufen, zur Warnung zu dienen. Der hiesige Fischwaarcnhändler I. wurde nämlich gestern vom königl. Landgerichte deshalb, »eil er eine halbe Tonne Heringe und ein Fäßchen kleine Fische, welche gänzlich verdorben und deren Genuß die menschliche Gesundheit zu gefährden geeignet waren, wissentlich und unter Verschweigung dieses Umstandes als Nahrungsmittel verkauft hatte, auf Grund des Rcichsgesetzes, „den Ver kehr mit Nahrungsmitteln betr", zu einer Gesängniß- strafe von fünf Monaten, unter gleichzeitger Aber kennung der bürgerlichen Ehrenrechte auf die Dauer von drei Jahren verurtheilt. Netzschkau, 28. November. Nachdem die seit geraumer Zeit bereits schwebende Frage der Aus pfarrung der Nachbargemeinde Foschenroda aus der Parochre Mylau die verschiedenen Instanzen durchlaufen hat, und die Schwierigkeiten, die sich in den Weg ge stellt hatten, in der Hauptsache beseitigt sind, ist Aus sicht vorhanden, daß in nicht mehr ferner Zeit, vielleicht schon von Anfang kommenden Jahres an, die 130 und etliche Seelen zählende und standesamtlich, sowie im gesummten Verkehr und durch die örtliche Lage schon längst hierher gehörige Gemeinde Foschenroda in das hiesige Kirchspiel eingepfarrt wird. Die Gemeinde Foschenroda wird laut getroffener Entscheidung vor ihrem Austritt an die Kirche Mylau noch die Summe von 2000 Mk. zu zahlen haben als Beitrag zur Tilgung einer alten, auf der früheren Mylauer Kirche noch haften gebliebenen Schuld. Roßwein, 30. November. Auf dem hiesigen Bahnhofe entgleisten heute früh beim Rangiren mehrere Güterwagen so, daß die Hauptgleise der Linie Leipzig- Döbeln - Dresden gesperrt waren. Die Personenzüge obenerwähnter Linie konnten deshalb nicht durchgeführt werden, doch wurde der Verkehr durch Umsteiger, der Reisenden aufrecht erhalten. Döbeln, 29. November. In der letzten Sitzung des städtischen Vereins wurde, um endlich eine günstige Verbindung Döbeln-Riesa für Nachmittags h-rzustellen, beschlossen, daß auch die hiesige städtische Behörde, wie ferner Waldheim, Ostrau rc. gebeten werden sollen, sich der in dieser Angelegenheit an die königl. sächs. StaatS- eisenbahn abzusenbenden Petition anzuschließen. Leipzig, 30. November. Auf einem Neubau an der Beethovenstraße wurde gestern Nachmittag ein 250 Ctr. schwerer Stein, der Schlußstein zu einem Balkon, nach der ersten Etage hinaufgewunden. Als derselbe auf dem Mauerwerk in die Lage gebracht werden sollte, brach plötzlich eine eiserne Schiene, worauf die schwere Steinmasse sich wieder vorneigte, auf das Gerüst herab stürzte und dasselbe durchschlug. Dabei stürzten drei auf dem Gerüst befindliche Wekleute mit herab, von denen zwei erheblich verletzt wurden. Dieser Tage wurde von der Kriminalpolizei wieder einmal ein angeblicher kaufmännischer Agent ein ge zogen, welcher hier ein Bureau zur Heiraths- und Stellenvermittelung, sowiezurBeschaffungvonHypotheke