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(Mcblall und Anzeiger. AmtsölaLt »er ztümgl. AmISHauPlnmniischast Großenhain, des König!. Amtsgerichts md dis StadttsthS zu Mets. Druck und Verlag von langer L Winterlrcd m Riesa. — Kür die Redacrion verauttvorrlick: T. Langer in Rieka 153. Dirnstag, den 3. December 1889. 42. ÄahW* IIII».-IHM» ikrschcint in Ries« wöchentlich viermal: Dienstag, Donnerstag, Sonnabend uno Sonntag. — Abonnemensprcis vierteljährlich t Mark 2ö Psg. — Bestellungen nehmen alle «aisert. PMn stelle , Postboten, die tzrpeeitwiien in Riesa uns Strehla (E. Schön), sowie alle Bote» entgegen. — Inserate, welche bei dem ausgebmtetcn Leserkreise eine wirksame Beröfient- ichung finden, erbitten wir uns bis Montag, resp. Mittwoch, Freitag oder Sonnabend Vormittags 8 NLr. Jnsertionspreis die dreigeivaltene Corvuszeile oder deren Raum 10 Psg. Die Herren Gemeinde-Vorstände werden veranlaßt, die Jmpflisten emzusenden. Großenhain. Bezirksarzt vr. Gruner. Die Walzen-, Wasser-, Sprengwagen-, Knack- und Kies- Fuhren sür die städtischen Straßen im Jahre 1890 sollen in .anderer Weise als bisher vergeben werden. Die Bedingungen sind beim Unterzeichneten zu erfragen. Angebote sind bis zum 11. December 188S Mittags versiegelt mit der Auf schrift „städtische Fuhren" auf der Rathsexpedition hierselbst avzuzeben. Riesa, am 2. December 1889. Der Vorsitzende des städt. Bauausschnfses. Grund mann, Stadtrath, ** Bekanntmachung. In der Scheune des Herrn Gutsbesitzers Leberecht Gehre in Streumeu ist im Sommer des Jahres 1885 in dem daselbst aufgespeicherten, aus dem Barackenlager zu Zeithain herrührenden Lagerstroh eine silberne Remontoir-Uhr mit vergoldeten Rändern nebst einer mit Münzen verzierten Metallkette gefunden worden. Der rechtmäßige Eigenthümer kann diese Uhr bei dem unterzeichneten Gemeindevorstand in Empfang nehmen. Meldet sich aber der Berechtigte innerhalb Jahresfrist, von der Zeit dieser Bekanntmachung an nicht, so wird diese Uhr an den Finder ausgehändigt. Streumen, am 30. November. Der Gemeindevorstand. Julius Sommer. Tagesireschichte. , Die neuen Berichte des Herrn Reichskommissars Wißmann, deren Drucklegung bereits veranlaßt ist, bringen eine eingehende Darstellung der militärischen Operationen WißmannS und Gravemeuihs in den Monaten September und Oktober, und sie geben zugleich über die Bedeutung derselben klareren Ausschluß, als die knappe» telegraphischen Meldungen, dir bisher veröffentlicht sind. Danach scheint es sicher zu sein, daß für den nördliche» Theil des deutschen Schutzgebietes, der die Hafcnplätzc Dar-rs-Salaam, Bueni, Bagamvyo, Kingani, Saadani, Boeni und Pangani umfaßt, die Sicherheit wiederhergestellt ist, so daß hier die baldige Wiederaufnahme friedlicher Arbeit und Les Handels verkehrs nach dem Binnenlande zu erhoffen ist. Bereits jetzt ist der Verkehr nach Bagamvyo ein lebhafter und auf dem Zuge nach Mpwapwa, der in den neuen Berichten eine eingehende Darstellung erfährt, sind Herrn Wißmann Seitens der eingeborene» Bevölkerung un zweideutige Beweise dafür geworden, daß man in der deutschen Herrschaft Schutz und Schirm gegen die Grausamkeit der arabischen Sklavenhändler erblickt, lieber das weitere Aktionsprogramm des Herrn Wiß mann enthalten die neuen Berichte noch nichts. Es ist jedoch zu ermatten, daß demnächst die Rückeroberung der südlichen Eebietstheile, insbesondere der Hafenplätze Kilwa, Lindi und Mikindani in Angriff genommen werden wird. Aus diesem Grunde schon mußte die dem „Newyvik-Hzcrald" gemeldete Rückkehr Wißmanns nach Berlin zweifelhaft erscheinen, wie denn auch in der That hier an unterrichteter Stelle bisher von einer solchen Rückkehr «ichtS bekannt «ar. Daß in der Hand des Herrn von Gravenreuth die Pacifikation der im Ausstand begriffenen Gebiete dieselben: Fortschritte gemacht haben würde wie bisher, hätte nach de» glänzen den Proben, die Herr von Gravenreuth von seiner Umsicht und militärischen Tüchtigkeit abgegeben, freilich nicht in Zweifel gezogen werden können. Hier wurde auch versichert, daß für Herrn von Gravenreuth, der vor seiner Abreise in Sansibar vom Prinz-Regenten von Bayern durch die Ernennung zum Premierlieutenant ä 1s. suits des 3. kzl. bayr. Infanterie-Regiments geehrt war, gleichfalls eine neue Auszeichnung in Aus sicht genommen sei. Die Kunde von der Verstimmung, die angeblich zwischen Emin Pascha und Stanley be stehen soll, sowie die «eitere Nachricht, daß Stanley zum Direktor der britisch-ostafrikanischen Gesellschaft ernannt sei, hat der Besorgviß vor Zwistigkeiten zwischen den Engländern und Deutschen in Ostafrika neue Nahrung zuführen können. Es darf de« gegenüber wohl darauf hingcwiesen werden, «ie Graf Bismarck wiener mit Nachdruck hervorgehoben, daß wir auch fernerhin in Ostafrika Hand in Hand mit England gehen würden, eine Politik, die sich bewährt habe, da ohne die loyale Unterstützung Englands wir nicht die Erfolge erreicht hätten, die wir bisher erzielt. Deutsche- Reich. Der Reichsanzeiger ver öffentlicht folgende Cabinetsordre des Kaisers an Molike, unterm 29. v. M. Fünfzig Jahre sind verflossen, seitdem mein Urgroßvater Ihnen für Ihr rühmliches Verhalten in der Tiiikei den Verdienstorden verlieh. Ich gedenke heute v»r allem und immer erneut der unsterblichen Verdienste, die Sie seither um Ihr Vater land sich erworben Haden. Ihre» äußeren Ehren ver mag ich kaum eine neue Anerkennung hinzuzufügen, dennoch liegt es mir am Herzen, den heutigen seltenen Gedenktag rächt ohne eine solche vorübergehen zu lassen. Ja diesem Sinne verleihe ich Ihnen die Krone zum Orden pour 1s märite, in Brillanten. Mit mir hoffen die Armee und das Vaterland, daß Sie sich dieser Auszeichnung »och lange in Frische und Rüstig keit erfreuen werde» In tiefer Dankbarkeit Ihr treu ergebener König. Ukber den Aufenthalt Sr. Majestät des Kaisers in Breslau wird unterm 30. November noch gemeldet: Bei der gestrigen Abendtafel erzählte der Kaiser, der außerordentlich frisch und lebhaft war, in fesselnder Weise von seiner Mcersahrt an Messina vorbei, sowie über seiuen Aufenthalt in Athen und in Ko»st«nti»opel. Auch über sein- Reise nach Norwegen machte der Kaiser Mittheilungen, wobei er besonders die landschaftlichen Schönheiten der von ihm besuchten Gegenden pries. Den Oberbürgermeister Friedensburg zeichnete der Kaiser durch eine lange Ansprache aus, indem er zunächst seine Freude über de» patriotischen Empfang am Bahn hofe und die vorzügliche Beleuchtung der Straßen aus sprach. Oberbürgermeister Friedensburg sprach darauf die Bitte auS, Se. Majestät möge mit Ihrer Majestät der Kaiserin Breslau einen längeren Besuch schenken, worauf der Kaiser erwiderte, das sei wohl möglich, umsomehr, als die Kaiserin selbst gerade diesen Wunsch hege. Im weiteren Verlauf erkundigte sich der Kaiser nach der Bauthätigkeit in Breslau und »ach welcher Richtung sich dieselbe hauptsächlich erstrecke. Während der Tafel ergriff der Kaiser sei» Glas und brachte in längerer schwungvoller Rebe einen Toast (stehe, oben) auf de» General-Feldmarschall Grafen Moltke aus. AIS gefler» Abend der Zapfenstreich begann, zeigte sich Se. Majestät eine Zeil lang der auf dem Palaisplatz harrenden Menge am offenen Fenster. Nach Beendigung de- Zapfenstreiches drängte das Volk er neut mit Hurrahrufen gegen das Schloß vor, als aber der Stadtcommandant Gencrallieutenant von Grote per sönlich auf de» Platze erschien und zum Auseinander gehen aufforderte, da Se. Majestät »och arbeiten wolle und Ruhe brauche, genügte diese Mahnung vollkommen, um zu bewirken, daß der Platz sich leerte. Heute früh vor der Fahrt nach dem Bahnhofe empfing der Kaiser die wachthabende« Offiziere mit dem Offizier vom OrtS- dienste. Der Kaiser dankte auf der ganzen Fahrt vom Schlöffe zur Bahn in huldvollster Weise für die vo» der Menge ihm dargebrachten Huldigungen. Eine Bekanntmachung des Reichskanzlers beruft die Aktionäre der Reichsbant zu einer am 18. December stattfindenden Generalversammlung ein, behufs Beschluß fassung über die Abänderung der Gewinnvertheilung. Der „Köln. Ztg." wird aus Berlin gemeldet, daß die Nachricht, der russische Großfürst-Thronfolger werde die Prinzessin Margarete von Preußen heirathen, sich in hohen Berliner Kreisen erhält. Ein Auskunftsbüreau in Sachen der Arbeiter- Versicherungsgcsetze ist in Berlin, am Sitze des Reichs- Ver sichern» gs-Amts, errichtet worden. Daffelbe will an erster Stelle den Arbeitern, dann aber auch den Betriebsunternehmern, Aerzten, Gemeinden, Armenver- bänden u. s. f. mit Rath und That zur Hand gehen. Die Anregung dazu ging von dem «xpcdirenden Sekretär Götze im Reichs - Vcrstcherungs - Amt aus, welcher demnächst aus dem Reichsdieuste austreten wirb, um die Leitung des Auskanftsbüreaus zu übernehmen. Oesterreick-Ungarn. Die Jungtschechen ver anstalten, anläßlich der jüngsten Hussiten - Debatte im böhmische» Landtage, zahlreiche Kundgebungen gegen die Alttschschen und den Hockadel. Gleichzeitig ist im ganzen Lande eine Agitation für die Errichtung eines großartigen Huß-Denkmals in Prag inszenirt, auch Geltsammlungen dafür haben bereits begonnen, angeb lich sind auch schon erhebliche Summen gezeichnet. England. Der Bund der irischen Unversöhn lichen ruht nicht. Die Polizei hat in einem leeren Hause auf den Clarmcarteschen eine Höllenmaschine gesunden, welche so viel Dynamit enthielt, daß im Falle einer Explosion alles auf 100 Schritte in der Runde hätte vernichtet werden müssen. Die Maschine wurde nach London geschafft. Die Gesammtkosten der englischen Emin-Pascha- Expedition berechnen sich nach den „Times" auf 600000 Mark. Schweiz. Der schweizerische Bundesrath hat den Antrag eingebracht, in die Bundesverfassung die Bestimmung aufzunehmen, daß der Bund befugt ist, auf dem Wege der Gesetzgebung die obligatorische Un fallversicherung einzurichten. Der Bundesrath soll im weiteren ermächtigt sein, über die Krankenversicherung Bestimmungen zu treffen und für sämmtliche Lohn arbeiter den Beitritt zu einem Krankenkassen-Verband für verbindlich zu erklären. Holland. Die holländische Infanterie wird nicht nur neu bewaffnet, sondern auch nach einem neuen Exerzier-Reglement, wobei das deutsche als Muster bient, ausgebildet. Eine neue Bataillons» schule ist ebenfalls in Aussicht genommen. Amerika. Privat-Meldungen ans Brasilien berichten über blutige Zusammenstöße zwischen den Monarchisten und Republikanern in den Straßen der Hauptstadt. Unter dem Rufe: „Nieder mit der Republik!" sei ein bewaffneter Haufe Monarchisten, welcher sich im geheimen versammelt hatte, herange zogen und denselben ein Trupp Soldaten entgegenge rückt, welcher sogleich von der provisorischen Regierung abgesandt worden «ar. Auf beiden Seiten fielen Schöffe, und es gab mehrere Todte, sowie eine größere