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IM Dienstag, ven 5. November L889 )6r »1 ster. ei z« ut. «g und ;89. ndlung «er. :ben des kling- unter chneten mpner, und Ober, eil. Ber« l und «iesa. mmi. ttche» LV * 62. chen ge- uns den, den veM »olle stör :rrn nge, Be- und »g^ >ember, hlt »hl. ich de- Schwirzen AdlerordrnS angethan. Bei der Landung waren der Kaiser und Prinz Heinrich Ihrer Majestät der Kaiserin beim Verlassen de» Schisse« behilflich, worauf die Majestäten vom Sultan herzlichst begrüßt wurden. Dir Musst spielte die preußische National hymne, dieHenscherschüttelten sich wiederholt die Hände und gaben ihrer beiderseitigen hohen Befriedigung über die Be gegnung Ausdruck. Sodann bot der Sultan der Kaiserin den Arm, und gefolgt von dem Kaiser, welcher die Uniform deS Leibgarde-Husaren-RegimentS mit dem Bande de- Nischan Jftikharr-Orden« trug, dem Prinzen Heinrich und dem beiderseitigen Gefolge führte der Sultan seine hohen Gäste nach dem Th-onsaal, woselbst die gegenseitige Vorstellung der hohen Würdenträger statt fand. Hierbei wandte sich eer Sultan huldvollst an den Staatssekretär Grafen Herbert Bismarck und er kundigte sich nach dem Befinden des Reichskanzlers. Sodann fuhren die höchsten und hohen Herrschaften in den bereitgehaltenen Wagen nach dem Mdiz-Palast. Im ersten Wag.« nahmen die Kaiserrn mit dem Sultan und dem früheren Großvezier Said Pascha, im zweiten der Kaiser mit dem Prinzen Heinrich und dem Großvezier Kiamil Pascha Platz. Hierauf folgten in 2 Wagen die Damen des Gefolges der Kaiserin begleitet von einem hohen türkischen Würdenträger, im fünften Wagen befand sich Staatssekretär Graf Bismarck mit dem Generaladjutanten des Sultans. 4 Adjutanten und eine Kavallerie-Abtheilung eröffneten den Zug. Zwischen beiden Palais bildeten Truppen Spalier. Tausende von Zuschauern aller Nationalitäten wohnten der Auffahrt bei und begrüßten die Herrscher mit lautem Jubel, zahlreiche Militärkapellen spielten die preußische Nationalhymne und den Hohenfriedberger Marsch. Die Truppen zeigten eine sehr gute Haltung und boten in ihren bunten Uniformen einen malerischen Anblick. Dieselben erregten das lebhafteste Jnte.effe des Kaisers. Im Minz-Palast zog sich der Kaiser auf kurze Zeit zurück und stattete dann dem Sultan einen längeren Besuch ab. Alsdann fand vor den beiden Herrschern der Vorbeimarsch der Truppen statt; derselbe dauerte 1*/« Stunde und wohnten ihm alle fremden Militär-Attaches bei. Der Kaiser sprach wieder holt seine lebhafte Befriedigung über die Haltung der Truppen aus, insbesondere fand die Artillerie seinen Beifall. Nach dem Vorbeimarsch der Truppen wurde das Frühstück eingenommen, an welchem das ganze Gefolge, sowie der deutsche Botschafter v. Radowitz theil- nahmen. Am Nachmittag besuchte Graf Bismarck mit dem Dragoman der Botschaft Stambul. Der Kaiser arbeitete längere Zeit mit dem Kabinetschef, da der Courier zahlreiche Depeschen überbracht hatte. Zum Diner am Abend waren die Botschafter nebst ihren Gemahlinnen geladen. Sämmtliche türkische Blätter bringen sympathische Begrüßungsartikel und legen dem Kaiserbesucb eine hohe Bedeutung bei. Zu dem Gala diner im Mdizpalast waren 120 Personen geladen, es wurde in 2 Sälen gespeist; im Hauplsaale saßen der Sultan und der Kaiser, links neben dem Sultan die Kaiserin, rechts vom Sultan Prinz Heinrich, der Herzog von Mecklenburg, Graf Bismarck, alle Botschafter und die geladenen Damen, sowie das Gefolge des Kaiser paares; im Nebensaale alle übrigen Geladenen. Das Diner bestand aus 12 Gängen. Im Hauptsaale wurde auf Gold, im Nebensaale auf Silber gespeist. Die Tafelmusik spielte meist deutsche Musikstücke. Das Kaiserpaar und der Sultan führten eine lebhafte Unter haltung. Nach dem Diner fand Cercle statt, wobei das Kaiserpaar den Botschafter ansprach. Am Nach mittag hatte das Kaiserpaar Aja Sofia und mehrere andere Moscheen besucht. Nach dem Galadiner verlieh der Sultan dem Prinzen Heinrich und Graf Herbert Bismarck das Äroßkreuz des Osmanisch - Ordens mit Brillanten. Deutsches Reich. Ueber die Dauer deS Aufenthaltes deS KaiserpaareS in Konstantinopel ver lautet noch nichts Näheres. Nach dem Hofbcricht dürfte das Kaiserpaar erst nach dem 15. November in Berlin zu erwarten sein. Gutem Vernehmen nach ist der Gesundheitszustand des Elbzroßherzogs Friedrich von Baden so voll ständig gekräftigt, daß derselbe in den ersten Tagen deS November seinen Dienst als Kommandeur deS 5. badischen Infanterie-Regiments in Freiburg wieder antreten wird. Die Nachforderungen für daS Wißmannsche Expeditionskorps sollen sich nach der Meldung ver schiedener Blätter auf acht Millionen Mark belaufen. Eine offiziöse Korrespondenz bemerkt hierzu, diese Summe sei mindestens um die Hälfte zu hoch gegriffen. Für die eist« Lesung der Sozialistenvorlage glaubt Tagesgeschichte. Der Kaiser und dir Kaiserin find wohlbehalten in Konstantinopel ewget-offen. Seit langen Jahren ist «S das erste Mal, daß ein deutscher Kaiser den Boden der Türkei betritt. Kaiser Wilhelm hat sich nach seiner Thronbesteigung vorgenommen, den hervorragendsten Regenten Europa« seinen Besuch zu machen, und sie von seinen friedlichen Absichten und dem Ernst seines Wollens im mündlichen Gedankenaustausch zu über zeugen. Daß bei diesen Besuchen der Sultan nicht ausgenommen werden konnte, «ar selbstverständlich. E-rade in Berlin ist 1878 ter Vertrag geschloffen, welcher den jetzigen Beistand deS türkischen Reiches stcherstellt, und gerade von Berlin aus sind hervor ragende Offiziere und Beamte entsandt worden, welche dem Sultan in der Förderung und Hebung der socialen Ordnung und der wirthschaftlichen Kräfte deS Landes auf seinen Wunsch zur Seite zu stehen berufen stad. Wenn jetzt der deutsche Kaiser im Mdiz-Kiosk landet, so wird sich der Sultan überzeugen können, daß er einen Freund bei sich zu Gaste empfängt, der ihm und dem türkischen Reiche in uneigennütziger Weise wohl will, der die Bedeutsamkeit der abgeschlossenen Verträge für die Erhaltung des europäischen Friedens kennt, und der gewillt ist, diese Verträge nach besten Kräften zu halten und zu bewahren. Daß politische Abmachungen bei diesem Besuche getroffen werden, daß vor Allem versucht werde, die Tü kei zum Eintritt in den Dreibund zu bestimmen, erscheint von vornherein ausgeschloffen, aber davon ist man allerdings überzeugt, daß dieser Besuch seine günstige Wirkung auf die Stellung der Türkei nicht verfehlen wird, daß er vor Allem den Sultan ermuthigen wird, auf dem Wege zu beharren, den er mit weitem Blick und großer Aus dauer seit seiner Thronbesteigung beschritten hat, näm lich die wirthschaftlichen Kräfte deS Landes in friedlicher Entwickelung zu heben und zu fördern. Ueber die Ankunst Ihrer Majestäten in Konstan tinopel werd unterm 2. d. M. gemeldet: Gestern Nach mittag gegen 4 Uhr wurde das kaiserlich deutsche Ge schwader auf der Höhe der Insel Tenedos von der Aacht „Jzzeddin" mit den Abgesandten des Sultans, dem deutschen Botschafter v. Radowitz und dem Ehren dienst eingeholt. Sc. Majestät der Kaiser beschick die Abgesandten Said Pascha, Muzurus Pascha und Edhem Pascha an Bord der „Hohenzollern" und drückte seine hohe Befriedigung darüber au«, in ein befreundetes Land zu kommen, ein Land, welches er seit seiner Jugendzeit zu besuchen wünschte. Se. Majestät em pfing sodann die übrigen Herren, namentlich die Ihrer Majestät der Kaiserin zugetheilten Strecker Pascha, General v. d. Goltz und Achmed Pascha. Nachdem die Abgesandten an Bord der „Jzzeddin" zurückgekehrt waren, setzte das kaiserliche Geschwader die Fahrt fort. Heute Morgen gegen 9 Uhr wurde daS Geschwader bei San Stefano von drei Schiffen mit Mitgliedern der deutschen Colonie und den deutschen Vereinen mit Musik begrüßt und setzte di« Fahrt unter den Klängen vaterländischer Lieder fort. Se. Majestät der Kaiser dankte sichtlich erfreut für den herzlichen Empfang. Um 10 Uhr 30 Minuten verkündeten 33 Salutschüsse von den Kriegsschiffen vor Dolma Bagdsche die An kunft deS Geschwaders, welches von San Stefano von dem deutschen StationSschiff „Loreley" und den drei Schiffen der deutschen Kolonie begleitet wurde. Das Panzerschiff „Kaiser" war an der Spitze deS Geschwaders, zur Linken folgte die Aacht „Hohenzollern" mit Ihrer Majestät der Kaiserin, dann folgten die Schiffe des Norddeutschen Lloyd „Bremen" und „Danzig" mit einem Thcil deS Gefolges. Tausende von Ka.kS und Barken umgaben daS Geschwader und gewährten einen prächtigen Anblick, nachdem die Sonne den leichten Morgennebel durchbrochen hatte. Se. Majestät der Kaiser verließ sodann daS Panzerschiff „Kaiser" mit der Barkasse, um Ihre Majestät oie Kaiserin von der „Hohenzollern" abzuholen. In dem Augenblick, wo Ihre Majestät in die Barkaffe stieg, wurde die tür kische Flagge gehißt und vom „Kaiser" 33 Salutschüsse abgegeben. — Vormittag- 11 Uhr traft« die Maje stäten in Konstantinopel ein. 33 Kanonenschüsse vom Bord der türkischen Kriegsschiffe begrüßten daS Panzer schiff „Kaiser" bei seiner Zufahrt, welches mit ebenso vielen Schüssen den Salut erwiderte. — :Der Sultan hatte sich zum Empfang der kaiserlichen Majestäten, von den hohen Würdenträgern und dem Personal der deutschen Botschaft umgeben, auf die von dem Thron saale nach dem Bosporus führende Treppe begeben. Die Leibgarde bildete vom Throasaale aus Spalier. Der Sultan war in großer Uniform, mit dem Bande man zwei bi« drei Tage verwenden zu müffeu. Der Gesetzentwurf wird ohne Zweis-l einer Lommisfian von 28 Mitgliedern übe,wiesen werden. Bom Zentrum soll außer anderen Abänderungen im Ginue der frühere» Windthorst'ischen Anträge wieder eine FristbeschrärHzng auf kurze Zeit beantragt werden. Zum Unfallversicherung-,Gesetz hat die sozial demokratische Partei de« Reichstag« einige Zusätze üzw. Abänderungen beantragt. Dieselben gehen dahin, Vie 13 wöchige Karenzzeit, sofern da« Heilverfahren vor Ablauf derselben beendet ist, um den entsprechende» Zeitraum zu verkürzen, ferner im Falle einer Tödtung, sofern der Betroffene sich bereit- iar Genuß einer Uu- fallSrente befand, der Berechnung der Leistungen nicht nur da« Arbeitsverdienst deS letzten Jahre«, spndern die Summe desselben und der Rente zu Grund« zu legen, endlich: Strafbestimmungen aufzunehmen gegen Unternehmer (bezw. Angestellte), welche durch Verträge oder Arbeitsordnungen oder bei der Lohnzahlung Arbeiter hinsichtlich der Vortheile au« dem Unfallver sicherungs-Gesetze verkürzen. Zu dem Mordversuch auf den Prinzen Wilhelm von Württemberg wird der Münchener „A. Z." ge schrieben: „Von dem Verbrecher selbst und den Beweggründen seiner That verlautet nicht- Neue-, und nachdem sich ergeben hat, daß Müller Protestant ist, steht man vor einem völligen Räthsel. Auf der einen Seite steht fest, daß er sich selbst für katholisch au-ge geben und bei seiner Vernehmung wiederholt al« Beweggrund seiner That ein tatholischconfesfionelle« bezeichnet und erst später Ablenkungen versucht hat; auch muß er schon voiher geplant haben, sich für cinen Anderen auSzugeben, denn er hat a«S seiner Wäsche und seinem Hut alle Zeichen, di« auf seinen richtigen Namen führen konnten, herausgeschnitten und dafür auf sein Vorhemd die Buchstaben H. ILl. (Hermann Klaiber- geschrieben. Andererseits hat er durch einen Drohbrief den Prinzen selbst gewarnt; das Attentat ist in einer Art ausgeführt, die wenig Aus sicht auf Gelingen bot; die Kugel wurde trotz allen Suchens nicht gefunden. Hält man dies Alles zu sammen, so könnte man leicht auf die Vermuthung kommen, daß die Form der Geisteskrankheit Müllers eine sehr bösartige ist. Daß gewisse Formen de- Irr sinns ein planmäßige-, sogar rin raffinirteS Handel« in einzelnen Richtungen nicht au-schließen, ist bekannt." Das Augenleiden deS preußischen FinanzmmisterS v Scholz soll, wie auS Abgeordaetenkreisen verlautet, doch nicht ganz unerheblich sein. ES heißt, e» wider strebe dem Minister, einen operativen Eingriff vor nehmen zu lassen und eS würde dieser Umstand früher oder später doch zu einem Rücktritt deS Herrn ». Scholz aus dem Amte führen, den er selbst al« wünschenS- werth bezeichnet haben soll. Man will im Weitere« wissen, daß bisherige Erwägungen über eine« geeigneten Nachfolger deS Herrn v. Scholz erfolglos geblieben wären; man sieht es aber nach wie vor als zweifel los an, daß mit dem Augenblick, in welchem die Frage des Nachfolgers geordnet ist, Herr v. Scholz zurücktrete« würde. Der Zar hat dem Fürsten Bismarck bei seiner Anwesenheit in Berlin bekanntlich eine Dose geschenkt. Wie dem „Grashdanin" berichtet wird, hat das Geschenk einen Werth von 24000 Mk. Die „Kölnische Ztg." erfährt, die Frachtermäßigung für ausländische Kohlen würde seit Woche« in maß gebenden Kreisen der StaatSeisenbahnverwaltung ein gehend erörtert. Oesterreich-Ungar«. Von einer Nruvert mählung der Kronprinzessin-Wittwe Stephanie mi- einem ungarischen Grafen weiß der Pariser „Figaro" zu berichien, Kaiser Franz Joseph sei gegen diese Heirath; die Erzherzogin Stephanie wolle deshalb den Einfluß des Papstes beim Kaiser von Oesterreich in Anspruch nehmen. (Der „Figaro" zeichnet sich immer mehr durch die Originalität als durch die Richtigkeit seiner Meldung auS.) In der „Grazer Tagespost" läßt Graf Hartenau, früher Fürst Alexander von Bulgarien, erklären, daß er weder von dem verstorben,» noch von dem jetzige« Zaren oder von irgend einem Mitglied« de- russischen Kaiserhauses, weder von einer früheren noch der jetzigen russischen Regierung direkt oder indirekt Unter stützungen, JahreSgelder oder Pension in irgend einer Form erhielt oder bezog, noch Geschenke ange nommen habe. Belgien. Der Grubenarbeiterstreit in Belgien hat an einigen Orten z« Ausschreitungen geführt. So wurden zwei fruchtlose Tynamitanschläg« gegen di» Wohnungen von Aufsehern verübt. Mit Rücksicht VKUKgK MM „TtvexitUl» «UN 4S. Satze,