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heitsstwsen vcrurthcilt wird. Der Eintritt dieser Folgen ist auf Antrag des Berurtheilten durch Beschluß deS Gerichts auszusprechen. 8 5. Wird der Verur teilte innerhalb der nächsten 3 Jahre nach Rechtskraft deS Eikenntnisse« wegen einer neuen nach dieser be gangenen strafbaren Handlung im Inland« zu Freiheits strafe verurtheilt, so verfällt die bestellte Sicherheit der Staatskasse und die früher erkannte Strafe kommt neben der für die neue strafbare Handlung verwirkten Strafe unverkürzt zur Vollstreckung. Die Erhebung der Klage wegen der neubegangenen strafbaren Hand lungen hemmt für die Dauer deS Verfahrens den Ablauf der 3jährigen Frist, 8 6. Wenn vor Ablauf der 3jährigen Frist die Verurtheilung wegen einer strafbaren Handlung erfolgt, welche vor Rechtskraft des intzl erwähnten L kenntisse« begangen war, so finden die 88 74 bis 78 deS St.-G.-B. Anwendung, und das die Strafe nach diesen Paragraphen bestimmende Gericht hat darüber zu beschließen, ob die Anordnung der Aussetzung aufrecht zu erhalten oder aufzuheben sei. Die Erhebung der Klage wegen der neu bekannt gewordenen strafbaren Handlung hemmt den Ablauf der 3jäh,igen Frist für die Dauer des Verfahrens.,, ES verdient gewiß Beachtung, daß die „N. A. Ztg." den Gesetzentwurf abdruckt und sich darüber sehr aner kennend ausspricht. Der Entwurf, so meint das ge nannte Blatt, bilde ein dankenswerthcs Material und ihm sei daher die weitere Verbreitung zu wünschen. Vermischtes. Einem Erblindeten ein sehendes Auge einzusetzen, galt bis jetzt als frommer Wunsch oder scherzhafte Rede. Nun hat Scharfsinn und Geschick der wundärztlichen Kunst in unserer Zeit auch das fertig gebracht. Zwar gilt dies nicht im vollen Sinne obiger Worte, steht aber im Erfolge dem vollständig gleich. Und wieder war es deutsche Wissenschaft und war es ein deutscher Arzt, welcher das früher Undenkbare möglich gemacht. Dem Prof. v. Hippel in Gießen nämlich ist cs nach vielen Versuchen endlich gelungen, die ge sunde Hornhaut eines Hundes aus das erblindete Auge eines Menschen überzupflanzen. Verletzungen der Horn haut — wie bemerkt werden muß — hinterlassen bei ihrer Heilung stets eine Narbe, in welcher das Gewebe feine frühere Durchsichtigkeit einbüßt und wodurch daS Sehen auf dem betreffenden Auge entweder ganz auf gehoben oder doch stark beeinträchtigt wird. Alle bis herigen Bemühungen der Augenheilkunst, die dadurch entstandenen Trübungen der Hornhaut aufzuhellen und für den Lichtdurchgang wieder zugängig zu machen, sind bis jetzt von nur geringem Erfolg begleitet gewesen. Prof. v. Hippel kam nun zuerst auf den Gedanken, die erblindete Hornhaut zu entfernen und dafür die einem Auge eines Hundes entnommene einzusetzen und anheilen zu löffln. Vor 2 Jahren stellte er seinen ersten ge lungenen Fall dieser Art der augenärztlichen Versamm lung in Hcidtlberg vor und erregte damit allgemeine Bewunderung, wildem sind dieser ersten Operation viele weitere mit gleichem Erfolg nachgekommen. Auch ein italienischer Arzt, Giadenigo in Paduo, soll bereits verschiedenen Blinden derart durch gleiche Operation das Augenlicht wiedergegeben haben, aber der wirkliche Erfinder und Urheber dieses Verfahrens bleibt der deutsche Prof. v. Hipp-l. Aus Staßfurt wird gemeldet: Im herzoglich anhaltischen Salzbergwerke wurden die Arbeiter durch eine Ansammlung von Schwefelwafferstoffgasen über rascht. 7 wurden getödtet und 2 schwer verletzt. In ganz Oberitalien sind große Ueber- schwemmungen eingetreten, welchen an mehreren Orten leider auch schon Menschenleben zum Opfer fielen Eine Reihe von Meldungen, die sämmtlich vom Donnerstag herrühren, besagen Folgendes: Der Mincio überschwemmte das ganze Gebiete bei Bagnolo und San Vito. Der FlußChiese überschwemmte das Gebiet stromaufwärts gegen Asola. Ter Po steigt ununterbrochen. Ter Panaro ist bei Vignola und Finale ausgetreten, Oglio und Mella schwellen an. Die Hochwasser bilden eine Gefahr für die Stadt BreScia. In Folge neuerlicher Regengüsse sind auch Piave und Lovenca wieder ausgetreten und haben die bei Fontanelle und Portobufsole in der Provinz Tievikco gelegenen Felder überschwemmt. In Rom herrscht ebenfalls sehr schlechtes Wetter. Der Reno hat den Damm an 5 Stellen durchbrochen; die Savera ist gleichfalls ausgetreten und 1 Menschenleben ist zu billagen. Bei Belluno sind 3 Ortschaften überschwemmt, bei Pavia Borgo-Ticino. Auch San Michele ist unter Master und hier sind 3 Todte zu beklagen. DasGrophophon, der Nebenbuhler des Edison- schen Phonographen, ist vor Kurzem in Wien im Konkordia club vorgeführt worden. Der Apparat verblüffte zu nächst durch die Anspruchslosigkeit seiner äußeren Er scheinung; er sieht wie eine Nähmaschine auS und wird gleich dieser durch ein Tretrad in Bewegung ge setzt. Die Elektrizität spielt bei dem Graphophon keine Rolle weder alS bewegende Kraft noch bei der Aufnahme und Wiedergabe deS TonS. Der Vertreter der New- Uorker Gesellschaft, welche daS Patent des GraphophonS erworben hat und besten Herstellung fabrikmäßig be treibt, erklärte den Mechanismus, der in der Thal sehr einfach zu sein scheint. Man spricht durch einen Trichter in den Theil deS Apparats, der zur Aufnahme deS TonS bestimmt ist, und die dadurch verursachten Schwingungen eines Glimmerplättchens »heilen sich einem stachelartigen Stifte mit, der Eindrücke in einer sich drehenden, mit einer Wachsschichte überzogenen Walze hervorbringt. Soll nun der in den Apparat gesprochene oder gesungene Ton wiedergegeben werden, so vollzieht sich der Vorgang in der entgegengesetzten Richtung. Die Walze wird gedreht und die Eindrücke in derselben wirken mittels des Stiftes auf einen telcphonartigen Hö opparat, aus dem man die Rede oder den Gcsang durch Hörschläuche, deren AuszangSrohre in die Ohren gehängt werden, vernimmt. Natürlich kann bei dieser Art und Weise der Thätigkeit des GraphophonS immer nur eine Person die Wiedergabe desselben hören. Der Vertreter erklärt zwar, daß daS gesprochene und gesungene Wort mit Hilfe größerer Schalltrichter auch frei im Raume einer ganzen Ge sellschaft vernehmbar gemacht werden könne, doch wurde dies nicht vorgeführt. Vielmehr konnte nur ein Mit glied der Gesellschaft noch dem anderen durch Anlegen der Hörschläuche Bruchstücke der Rep oduktionen des Apparates vernehmen. Ein endgiltiges Ur theil über die Leistungsfähigkeit und praktische Verwendbarkeit des Apparates konnte man sich noch nicht bilden. Der Vertreter des GraphophonS hob namentlich hervor daß die Wachshülsen in leichten Holzkistchen wie Briefe versendet und vom Empfänger zur Wiedergabe der eingeritztcn gesprochenen Mittheilungen benützt werden können, was in Amerika bereits der Fall sein soll. Die Gesellschaft, welche die fabrikmäßige Erzeugung der Graphvphone übernommen hat, gedenkt dieselben zum Preise von 40 Dollars für das Jahr zu vermiethen, wie dies mit den Telephon-Apparaten der Fall ist. Neueste Nachrichten und Telegramme. Konstantinopel, 3. November. Heute Vor mittag 11 Uhr begaben sich Ihre Majestäten der Kaiser und die Kaiserin nach der protestantischen Kirche. Die zur Kirche führenden Straßen waren von einer Kopf an Kopf gedrängten Menschenmenge angefüllt; in derselben bildete das Militär Spalier, vor der Kirche war eine Ehrenwache mit Musik ausgestellt. Am Kircheneingang wurden Ihre Majestäten vom Botschaftsprediger Suhle mit einem Segenswunsch be grüßt. Prediger Suhle dankte zugleich für alle Wohl- thaten, welche diese Kirche vom Hause Hohenzollern empfangen habe, er sei glücklich, diese Gefühle aus drücken zu dürfen am 350. Jahrestag der Einführung der Reformation in der Mark Brandenburg. Se. Majestät der Kaiser dankte tief bewegt und trat sodann, durch ein von Schülern gebildetes Spalier schreitend, mit Ihrer Majestät der Kaiserin, Sr. k. H. dem Prinzen Heinrich, gefolgt vom Herzog von Mecklenburg, dem Staatsminister Grafen Bismarck und dem Ge folge in die Kirche ein. Die Lithurgie wurde vom Botschaftsprediger Suhle abgehalten, die Predigt hielt Oberhofprediger Dr. Kögel über Vers 8, Kap. 13 des Hebräer-Briefs „Jesus Christus gestern und heute, und derselbe auch in Ewigkeit." Nach dem Schlußgesang verließen die Majestäten die Kirche und begaben sich durch die große Straße Pe?as zur Botschaft; die Straße war von dichten MensLenmaffen ungefüllt, welche Ihre Majestäten mit dem griechischen Will kommen; af „Zito" beg'üßten. Se. Majestät dankte unausgesetzt militärisch grüßend. Ihre Majestät die Kaiserin verneigte sich huldreichst nach allen Seiten. Den Wagen Ihrer Majestäten ritt eine Kavallerie- Schwadron vorauf, eire zweite folgte. Im Bot- schaftspalais empfing Se. Majestät der Kaiser um 12Vi Uhr eine Deputation der deutschen Kolonie, welche eine reich geschmückte Adresse überreichte. Der Empfang war ein überaus gnädiger. Se. Majestät dankte lebhaft für die Adresse und er kundigte sich nach der Lage und den Verhältnissen der Kolonie. Um 12'/, Uhr sand in der Botschaft ein Dejeuner statt, an welchem 30 Personen Theil nahmen. Zur Rechten Sr. Majestät des Kaisers saß die Ge mahlin des Botschafters von Radowitz, zur Linken Ihrer Majestät der Kaiserin Staatsminister Graf Bismarck, Ihren Majestäten gegenüber hatten der Bot schafter von Radowitz und Se. K. H. Prinz Heinrich Platz genommen. Nach dem Dejeuner empfingen Ihre Majestäten die deutschen Offiziere und Beamten, die sich in türkischen Diensten befinden. Se. Majestät der Kaiser richtete an mehrere der Herren, welche durch den Staat-Minister. Grafen BiSmarck vorgestellt wurden, huldvolle Worte. Dem Botschafter von Radowitz wurde von Sr. Majestät bei dem Dejeuner der Rothe Adlerorden 1. Klasse verliehen, auch mehrere der übrigen Mitglieder der Botschaft wurden durch Ordens verleihungen ausgezeichnet. Konstantinopel, 3. November. Heute Nach mittag 2'/, Uhr besuchte Ihre Majestät die Kaiserin daS deutsche Hospital und verweilte daselbst eine Stunde. Nach der Rückkehr inS BotschaftSpalaiS, wo Se. Majestät der Kaiser inzwischen gewartet hatte, fuhren Ihre Majestäten zunächst nach dem Palais von Dolma Bagdsche und hierauf nach der kaiserl. Schatz kammer und dem alten Serail, um dieselbe zu be sichtigen. Se. Majestät der Kaiser hatte bereits heute früh 8 Uhr eine Fahrt nach Stambul unternommen, über dessen Schönheit Allerhöchst- derselbe sich außerordentlich entzückt äußerte. — Die deutsche Kolonie giebt heule Abend zu Ehren der deutschen Offiziere ein Festbanket. Der gestern Abend zu Ehren der deutschen Gäste von der hiesigen deutschen Kolonie veranstaltete Commers nahm unter dem Vorsitz des Direktors der Orientbahnen, Groß holz einen glänzenden Verlauf. Auf Se. Majestät den Kaiser wurde ein Salamander gerieben, auf den Sultan wurde ein Toast ausgebracht. Rom, 3. November. Der Ministerrathhat dieEröfs- nung der Parlamentssession auf 25. November festgesetzt. Rom, 3. November. Dem Papste ist wegen des ungünstigen Wetters und mit Rücksicht auf den bevor stehenden Empfang verschiedener Pilgerzüge von Dr. Ceccarelli Schonung anempfohlen worden und hat derselbe deshalb am Allerheiligentage seine Gemächer nicht verlassen, auch Niemandem von seinem Hofe die Communion ertheilt. Sofia, 3. November. Die Sobranje wählte den Kandidaten der Regierung Slankow mit 161 St. zum Präsidenten. Der Gegenkandidat Stoilow erhielt 74 St. London, 3. November. Nach einer Meldung des „Reuter'schen Bureaus" aus Sydney vom gestrigen Tage hätte Sir Henry Parkes, der Pemierminister von Neu-Süd-Wales, den Premierministern der übrigen australischen Kolonien den Vorschlag gemacht, daß die Kolonien in gegenseitige Beziehungen treten. Er werde 6 Delegirte zu einer Konferenz entsenden, um den großen Plan eines Zusammenschlusses der Kolonien zu erö lern. Die Verbindung solle sich ähnlich der in Canada vollziehen, an ihrer Spitze ein Generalgouver- neur stehen, sowie Senat und Deputirtenkammer er richtet werden. London, 4. November. Das hiesige Emin-Pascha- En tsatz-Komrtee hat ein Telegramm ous Zanzibar er halten, demzufolge dort Briefe von Stanley, datirt Viktoria-Nyanza den 29. August, eingegangen seien, welche meldeten, daß Stanley mit Emin Pascha und Cassati und 800 Mann in der Richtung auf Mpwaprva marschire und taß Wadelei in der Gewalt derMah'ist. n sei. Ein großer Leonberger Hund, 1-/4 Jahr alt, ist billig zu verkaufen. Adressen unter 8. 100 bis Mittwoch Mittag in der Expe dition d. Bl. niederzulegen. Ein gut möblirtes Zimmer für 1 oder s Herren sofort zu vermiethen. Auf Wunsch Beköstigung. Ein Herr kann Wohnung UN 2 Beköstigung erhalten Kastanienstraste SS, II, links eine Persönlichkeit, welche zur Aufnahme von Feuerver sicherungen und den damit verbundenen Arbeiten sich eignet. Offerten wolle man unter „Feuer versicherung" in d. Expedition d. Bl. niederlegen. Gebäude-Abbruch. Das Seitengebäude mit Pferdestalleinrichtung auf dem Grundstück Wilhelmstraste, wird aus Abbruch zu verkaufen beabsichtigt. Reflektanten wollen solches gefälligst besichtigen, Bedingungen cinsehen und Kaufgcbote schriftlich ab geben. Carl Müller Hun. llseiliÄWig, pr. Bund SO—35 Pfg., verkauft Ak. O«. Hvlui