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des 350. EinführungStageS des Protestantismus, der in Dresden nur versteckt beganqen ward, zu einem Volksfest geworden. Schon am Tage zogen die Schulen und Gewerke geschlossen zum Gottesdienst in den Stadt kirchen, und die berühmte protestantische Hochschule St. Afra hatte ebenso ihr Weihefest. Aber daS Herrlichste brachte der Abend. Hätten das die Dresdner vorher gewußt! Eine Illumination bis in die ärmste Hütte schmückte Meißen am 31. Oktober von 7 Uhr AbendS ab. Mit wirklicher Liebe bethätigte sich daS Volk selbst an der Ehttnfrier für die lutherische Kirche, und rührend war vielerorts ter sorgfältige Schmuck selbst deS letzten DachfensterleinS durch bunte Licht chen. Da Meißen wie Rom auf und an Hügel gebaut ist, so machte sich daS Bild magisch und eine Billa in Cölln zählte zum Glänzendsten, was man an Illumination je gesehen hat. Bis weit inS Triebisch- U»d Meysathal flackerten die Frcudenlichter auf, und diese terrassenförmig sich übergipfelten erhellten Giebe wirkten magisch. Dresden, 3. November. Die Königin Carola ist heute Vormittag von Siegmaringen kommend in Villa Strehla eingetrofsen. AuS dem obere» Elbethale, 2. November. Bereits seit 14 Tagen erregt die unterhalb Wehlen stattfindende Hebung eines großen, mit Kohlen be ladenen havarirten KahneS die Aufmerksamkeit aller Umwohner, Schiffer und Fachleute. Da das Fahr zeug in dem engen Strombogen zwischen Zeichen und Bogelgesang liegt, konnten die sonst üblichen einfacheren Hebevorrichtungen mittelst zweier mittleren Fahrzeuge nicht angewendet werden. Diese Fahrzeuge würden dort sovrel Platz beanspruchen, daß die Wasserfahr straße gänzlich eingenommen wäre, daher mußte Herr Schiffbaumeister G. Schinke aus Schandau für diesen Fall eine besondere Hebevorrichtung in Anwendung bringen. Genannter Leiter hat seine Aufgabe gelöst; aus den Fluthen ragt ein umfangreicher Pfahlbau empor, auf dessen starkem Oucrbalkeulager besagtes Fahrzeug in halber Schwebe ruht. Jetzt gilt es zuerst, die ersoffenen Kohlenmaffen abzuleichtcrn, um das etwa 13 000 Centn« tragende Schiff so hoch zu heben, um dem Lecke beizukommen. Zwei Pumpwerke sind stets in Thätigkeit, daS noch eindringende Wasser zu be seitigen. Man hofft, diese Arbeiten in einigen Tagen zu beenden, so daß nach Entfernung dieses Baues die ganze Strombreite der Schifffahrt freigegeben werden kann. Oberbobritzsch, 2. November. Nachdem in unserem sonst so gesunden Wohnorte im Laufe des Sommers der Typhus in mehreren Fällen tödtlich ausgetreten ist und tiefe Trauer hervorgerufen hat, ist seit einigen Monaten in sehr bösartiger Weise Diphtheritis, besonders im oberen Theile des Dorfes, ausgetreten und hat durch Ansteckung schnell um sich gegriffen und ebenfalls verschiedene schmerzliche Opfer gefordert. Freiberg, 3. November. Gestern Abend rst im nahen Mulda eine Maschine auf einen dort haltenden Güterzug aufgefahren, wodurch die Maschine und einige Wagen Beschädigungen erfuhren. Infolge dieses Vor kommnisses war das Gleis kurze Zeit gesperrt. Tie Passagiere des Abends 6 Uhr 3 Min. von Freiberg nach Bienenmühle fahrenden Zuges mußten deshalb in Mulda umsteigen. — Durch den Abends 7 Uhr 30 Min. von Dresden-A. nach Chemnitz-Reichenbach verkehrenden Personenzuz wurden gestern in Mulden hütten dem Bremser Böhme aus Klingenberg beide Beine überfahren. Man brachte den Verunglückten nach dem hiesigen Krankenhause. Netzschkau. Ein grausiger Fund ist am Reformationsfesttage Vormittags auf Bröckauer Flur und zwar zwischen Reuth und Brockau, gemacht worden. Dort lag ein fremder Mann erdrosselt, lang ausge streckt und mit dem Gesicht nach unten gewendet, am Boden. Der Entseelte hatte einen Gurt, wie von Hosenträgern herrührend, um den Hals gelegt und mit dem Stocke zusammengedreht. Der Mann war fein gekleidet und trug einen goldenen Ring mit der Gravur II. bei sich. In den Taschen fanden sich 9 M. 64 Pf. in Baarem vor und ein Schlüsselbund mit 7 Schlüsseln. Die Leiche ist zur Zeit noch nicht rekognoszirt, doch soll der Verlebte aus Greiz stammen, da dort ein Mann seit 14 Tagen vermißt wird und auch der Hut deS Toden inwendig den Stempel einer Greizer Firma trug. ES wurde sofort ein Sarg be schafft und die Leiche mittels Wagens nach der Leichen halle deS Elsterberger Friedhofs übergefühlt. Leipzig, 2. November. Ein höchst betrübendes Unglück hat sich heute wieder im Bahnhof Borsdorf ereignet. In der elften Vormittagsstunde hielt daselbst ein langer Güterzug, und es war derselbe an der in nächster Nähe der Station befindlichen Uebergangs- stelle getheilt worden, um dem Publikum, daS sich angesammelt halte, Durchlaß zu gewähren. Zu der betreffenden Zeit kam aber der 11 Uhr 10 Min. in Leipzig eintreffende Personenzug auf dem anderen Geleis angefahren, und eS wurden die Barriören- stangen in vorschriftsmäßiger Weise herabgelassen. Der Führer eines mit Mehl beladenen Wagens glaubte, als die Barriere sich auf der einen Seite senkte, die vahngeleise noch passt«» zu können; eS war daS aber ein verhängnißvoller Jrrthum, da inzwischen auch die Barriöre auf der anderen Seite sich gesenkt hatte und daS Geschirr mitten auf dem Bahndamm stand und weder vor-, noch rückwärts konnte. Wenige Sekunden noch und der Zug kam herangebraust, den Wagen über den Haufen werfend und ihn zerschmetternd. Die Verletzungen deS Wagenführers sind solcher Art, daß er mit dem Leben wohl nicht davon kommen wird. Leipzig, 3. November. Auf schreckliche Weise sind in vergangener Nacht in Gohlis drei Handwerks burschen ums Leben gekommen. Dieselben hatten sich in einer Luftscheune der Gebrüder K.'schen Ziegelei zum Schlafen niedergelezt, als gegen Mitternacht auf noch unaufgeklärte Weise Feuer darin auSbrach. Die Aermsten vermochten sich nicht mehr zu retten, so schnell griffen die Flammen um sich und erst gegen 3 Uhr Morgens fand man die schrecklich verstümmelten Leichen der Unglücklichen. Dieselben waren völlständig verkohlt, weshalb es schwer fallen wird, ihre Persona lien festzustellen. Aus der Türkei. Gegenwärtig, da das deutsche Kaiserpaar in Konstantinopel weilt, dürften folgende Mrttheilungen des „Hannoverschen Courier" von besonderem Interesse sein. Seitdem Sultan Hamid II. über das ottomanische Reich herrscht, concentrirt sich das ganze StaatSlcben der Türkei ausschließlich auf den Palast von Mdiz Kiosk. Der Sultan hat einen Großvezier und ver schiedene Minister, so wie sein Vorgänger, aber er überläßt ihnen nicht wie jene die Zügel der Regierung, um thatenlos und müßig sein Leben zu verträumen. Vielmehr ist er eine energische und thatkrästige Natur, er allein regiert in Wahrheit sein Land, er kümmert sich um Alles, ob es nun die innere Verwaltung des Landes oder bie Regelung auswärtiger Fragen betrifft, er überwacht Alles persönlich, und am liebsten möchte er auch Alles allein zur Ausführung bringen. Der Sultan ist von mittlerer Größe, aber sehr mager und regelmäßig gewachsen, sodaß er größer aussieht, als er in Wirklichkeit ist. In seinem Gesicht, das den reinen türkischen Typus zeigt, fallen besonders die großen, schwarzen lebhaften Augen und der breite Mund auf, dessen Unterlippe etwas herunterhängt. Die starke Nase ist ein wenig nach links geneigt, und das ganze, ungemein ausdrucksvolle Gesicht zeigt eine intensiv gelbliche Farbe. Um die breite massige Stirn legt sich dichtes schwarzes Haar, die Augen blicken meist scharf und. hart und pflegen erst im Laufe des Gespräches einen mildernden Ausdruck zu gewinnen. Er ist der 34. Sultan seiner Dynastie und steht sitzt im 47. Jahre seines Lebens. Seine Thronbesteigung fiel in eine sehr ernste Zeit. Die Finanzen der Türkei waren damals völlig zerrüttet, die Verwaltung befand sich im elendesten Zustande, die Armee in völliger Auflösung. Durch straffe Centralisation hat Sultan Hamid diesen Uebcln wenigstens zum größten Theile abzuhelfen ge wußt. Neuerungen ist er durchaus nicht abgeneigt, aufmersamen Auges verfolgt er alle Fortschritte Europas und sucht sich in seinen Unterhaltungen mit den aus wärtigen Botschaftern stets auf dem Lausenden zu halten. Er ist die Seele und der Geist, der Kopf und das Herz seines ganzen Staates und er arbeitet eifriger und angespannter als die meisten seiner Unter- thanen. Der Sultan steht schon sehr früh auf und erkundigt sich alsbald, was während der Nacht vor gegangen. Dann liest er die eingelaufenen Depeschen, dictirt die nöthigen Antworten und vertieft sich in die Berichte seiner europäischen Vertreter. Seine ange strengte Thätigkeit zwingt den Sultan zu einer äußerst einfachen Lebensweise, die seinen an sich schon mäßige» Gewohnheiten vollkommen entspricht. Speciell für kulinarische Genüsse hat er gar kein Verständnis Die früheren Sultane hatten 150 Bäcker, 200 Köche und 30 Oberköche i« ihrem Dienste. Sultan Hamid nimmt Morgens den Kaffee und eine Stunde später etwas Milch zu sich. Mittags speist er nur ein gebratenes Fleischgericht, ein bischen Pilaw (R iSgericht) und etwas süßes Dessert und Abends begnügt er sich mit zwei kleinen auf dem Rost gebratenen CoteletteS und wieder etwas Pilaw. Das ist tagaus, tagein der Speisezettel des Großsultans, und alle feineren Lecker bissen seiner Küche wandern in den Harem oder zu den Herren seines Hofhaltes. Auch im Verkehr mit den fremden Botschaftern hat Sultan Hamid ein Neuerung eingeführt, die sehr für die Einfachheit seine» Charakters spricht. Sah früher ein Sultan Botschafter als Gäste bei sich, so aß er stets an einem besonderen Tische, und e» galt schon al» die höchste Auszeichnung, wenn der Sultan von seinem Tische eine Speise dem Gaste hinüberschickte. Sultan Hamid sitzt dagegen stets an demselben Tische mit seinen Gästen, der Diener servirt natürlich zuerst dem Sultan, aber dieser läßt den Teller deS Gaste» stet« vor dem seinigen füllen. Dem Range nach die erste Person im ganzen Reiche nächst dem Sultan ist der Großvezier Kiamil Pascha. Er ist ein kleiner Mann mit blassem, kränklichem Gesichte, gcauem Bart und kleinen, sehr klugen Augen. Kiamil Pascha stammt von der Insel Cvpern und spricht daher mindestens ebenso gut englisch und griechisch wie türkisch und französisch. Er ist erst 55 Jahre alt, sieht aber er heblich älter aus. Gleich den meisten Türken spricht er leise und stets reservirt und zögernd, entsprechend dem türkischen Sprichworte, das da sagt, man solle das Wort erst siebenmal im Munde wälzen, ehe man es dem Munde entfliehen läßt. Die Stellung eines Großveziers hat sich im Laufe der Jahrhunderte einiger maßen geändert und viel von ihrer Allmacht verloren. Früher war der Großvezier, d. h. in der bilderreichen Sprache der Türken, „der Träger der Macht" deS Sultans, stets der eigentliche Regent des Landes. Er führte auch den Titel „Vertreter deS Schattens Gottes", ein Titel, der fast ebenso klangvoll ist wie der des Ober-Eunuchen, der Bab-us-Saadet-Agassi,d.h.„Wächter an der Pforte des GlückcS", genannt wird. Neben dem Großvezier giebt es noch zwölf einfache Veziere, die zusammen daS „Dowlet", den Reichsrath bilden. Den übrigen Ministern, den Nasiri, gegenüber nimmt der Großvezier heute etwa die Stellung eines Premier ministers in einem europäischen Staate ein. Ja den letzten Jahren des Sultans Mahmud war sogar der Trtel Großvezier fallen gelassen worden, der erst von Sultan Medshid wieder eingeführt wurde. Die bedingte Verurtheilung. ** Die in diesem Jahre versammelt gewesene „Internationale kriminalistische Vereinigung" hat sich einstimmig für die allgemeine Einführung der sogenannten „bedingten Verurtheilung" erklärt, welche in zwischen schon in Belgien zum Gesetz geworden ist und deren Einführung in Frankreich gleichfalls bevorsteht. Die öffentliche Meinung der gesammten zivilisirten Welt hat sich übereinstimmend für diese Idee ausgesprochen und cs ist dabei nicht etwa allein die von der Humanität diktirte Rücksicht ausschlaggebend gewesen, sondern auch rein praktische Erwägungen lassen bie „bedingte Verur theilung" als einen Fortschritt erkennen. Man denke nur der überaus zahlreichen Fälle, in denen Unbe sonnenheit, jugendlicher Leichtsinn, augenblicklicheErregung zu einem Vergehen oder Verbrechen Anlaß geben, dos der Strafrichter durch Verurtheilung des Thäters sühnen muß. Der Letztere wandert auf kürzere oder längere Zeit ins Gefängniß, auf seinem ganzen ferneren Leben bleibt der Makel haften und hindert in vielen Fällen das weitere Fortkommen, welcher Umstand häufig genug den Anlaß zu ferneren Verbrechen giebt. Prof. v. Lißt in Marburg bringt nun folgenden, auf die deutschen Verhältnisse berechneten Gesetzentwurf vor die Oessent- lichkeit, dessen erziehliche Wirkung sich aus seinem Inhalte deutlich ergiebt: „ß 1. Bei jeder Verurtheilung zu Gefängnißstrafe kann daS Gericht, wenn die Gefängniß- straße nicht wegen Annahme mildernder Umstände an Stelle von Zuchthaus ausgesprochen wurde, und der Verurtheilte bisher Freiheitsstrafe im Jnlande weder ganz noch theilweise verbüßt hat, anordnen, daß die Vollstreckung der erkannten Strafe bis auf Weiteres auszusetzen sei. Die Vollstreckung der etwa neben der Freiheitsstrafe erkannten Geldstrafen wird durch diese Anordnung nickt berührt, 8 2. Die Aussetzung der* Vollstreckung kann von der Bestellung einer Sicherheit abhängig gemacht werden rZriedensbürgschaft). Die Höhe der zu bestellenden Sicherheit, sowie die Art ihrer Bestellung bestimmt das Gericht nach freiem Ermessen. Wird die Bestellung der Sicherheit innerhalb der vom Gerichte bestimmten Frist nicht nachgewiesen, so ist die erkannte Strafe zu vollstrecken. 8 3. Der Beschluß des Gerichts, durch welchen die Aussetzung der Voll streckung angeordnet oder die beantragte Aussetzung abgel,hnt wird, kann nur mit den gegen das verur- theilende Erkenntniß gerichteten Rechtsmitteln und nach den für diese geltenden Grundsätzen angefochten werden, ß 4. Die Vollstreckung der erkannten Strafe entfällt und die bestellte Sicherheit wird frei, wenn der Verur theilte innerhalb der nächsten 3 Jahre nach Rechtskraft des Erkenntnisses nicht wegen einer neuen nach dieser begangenen strafbaren Handlung im Jnlande zu Frei- heiti Sol des «heil des gan- straf Star neber Stro der! lang Abla der straft in 8 die das Gern der l sei. gewoi der l ES v den k kennei nannt ihm s E einzr scherz! der w fertig obiger Und n deutsch gemaä ist es sunde eines! haut - ihrer ! seine f Sehen gehober herizen entstan für de sind bi Prof, r erblind Auge e zu lass lungern lung ii Bewun viele w ein itai verschie das Ao Erfinde deutsche Au anhaltis eine A rascht. 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