Volltext Seite (XML)
ElbeblaU und Anzeiger. Amlsölall ter Siinigl. AmtShau-Imanüslhaft Großenhain, der «ösigl. Amtsgerichts und des StadtrathS j» RtkfL Druck und Verlag von Langer L Winterlich in Riesa. — Für die Redaktion verantwortlich: T. Langer in Riesa. 187. Sonntag, den 3. November 1889. 42. Jahrg. scheint in Riesa wöchentlich viermal: DienStag, Donnerstag, Sonnabend und Sonntag. — Abonnemenspreis vierteljährlich l Mark rs Psa. — Bestellungen nehmen alle tkaiserl. Mba, i^li. , Voftboten, die itxpediiionen in Riesa und Strehla (E- Schön), sowie alle Boten entgegen. — Inserat«, welche bei dem ausgebreiteten Leserkreise eine wirksame Bervfsent» lichung finden, erbitten wir uns bis Montag, rcsp. Mittwoch, Freitag oder Sonnabend Bormittag» 9 llbr. JnsertivnSvret» die dreigespaltene LorpuSzeile oder deren Raum 10 Psg. -I Bekanntmachung. Die unterzeichnete Straßenbau-Verwaltung bedarf für das nächste Jahr ungefähr 750 Stück gesunde und durchaus gerade fichtene Baumpfahle, — die Quantität unterliegt noch der Feststellung — wovon ungefähr 550 Stück nach Großenhain und 200 Stück nach Radeburg zu liefern sind, welche eine Länge von 4 rn und am oberen abzukantenden Ende eine Durchschnittsstärke von mindestens 6 cm haben, ferner sauber ge schält, am unteren Ende gut gespitzt, gebrannt und getheert sein müssen. Die Anlieferung hat nach den genannten Orten, bei Vermeidung einer Strafe von 3M. — Pf. für jeden Tag der Verspätung, bis spätestens am SO. März nächsten Jahres zu erfolgen. Offerten mit genauer Preisangabe sind bis zum 15. November dieses Jahres in der Expedition der mitunterzeichneten Bauverwalterei niederzulegen. Königliche Straßen- und Wasserbau- Königliche Bauberwalterei Inspektion Meißen I, Großenhain, am 29. October 1889. G oebel. Größe l. Ortskrankenkasse Riesa. Nach Z 51 des Ortsstatutes haben die Vertreter der Cassenmitglieder und der Arbeirgeber zur Generalversammlung, welche im Herbst 1887 gewählt sind, auszuscheiden. Nur diejenigen Vertreter, welche im Herbst 1888 gewählt sind, ver bleiben als Solche. An Stelle der ausscheidenden, aber wieder wählbaren Mitglieder, ferner in Folge Vermehrung der Casse und ebenso als Ersatz für ausgeschiedene Vertreter haben folgende Abteilungen Neuwahlen vorzunehmen: 1. Abteilung: Steinmetzen und Bildhauer . . .5 Vertreter. 2. - Marmorarbeiter 1 - 3. - Maurer 8 - 4. - Zimmerer und Schiffbauer . . . 3 - 5. Abtheilung: Handarbeiter 8 Vertreter. 6. - Ziegelarbeiter 3 - 8. - Güterbodenarbeiter 2 - 9. - Speicher- und Speditionsarbeiter . .3 - 10. - Elbarbeiter 1 - 12. - Fuhrwerksbetrieb 3 - 14. - Stuhlfabrikarbeiter 1 - 45. - Corsetarbeiter, Handschuhmacher, Gürtler, Bürstenbinder, Uhrmacher, Färber, Kürschner 1 - 16. - Tischler 1 - 17. - Schlosser, Feilenhauer und Mechaniker . 1 - 21. - Fleischer und Müller .... 3 - 24. - Kellner 1 - 25. - Stellmacher, Schmiede, Kupferschmiede, Sattler und Goldschmiede . . . 1 - 28. - Land- u. Forstwirtschaftlicher u. Gärtnerei- Betrieb 1 - Ebenso sind von den Arbeitgebern, welche für versicherungspflichtige Mit glieder Beiträge zur Casse leisten, an Stelle der ausscheidenden Vertreter, welche im Herbst 1887 gewählt waren, wie in Folge Vermehrung der Casse und als Ersatz, 27 Neu- und 2 Ersatzwahlen vorzunehmen, bei denen die Aus scheidenden jedoch wieder wählbar sind. Der Wahltermiu ist auf Montag, den 11 November festgesetzt und findet im Gastyause znm Kronprinz statt. Die Wahl wird getrennt vorgenommen und zwar Abends von O bis 8 Uhr für die Arbeit nehmer und von 8 bis Uhr für die Arbeitgeber. Wahlberechtigt und wählbar sind nur diejenigen Cassenmitglieder, welche großjährig und im Besitz der bürgerlichen Ehrenrechte sind. Die Arbeitgeber und die Cassenmitglieder der oben aufgeführten Ab teilungen werden dringend ersucht, bei dieser Wahl zahlreich zu erscheinen. Riesa, am 28. October 1889. Der Caffenvorstaud. Franz Heinrich, Bors. H. Bestellungen auf das „Elbeblatt und Anzeiger" — wöchentlich 4 mal erscheinend — für November und Dezember werden noch von fämmtlichen kaiferl. Post, anstalten, den Landbriefträgern, unfern Expeditione« in Riesa und Strehla, unfern Ausgabestellen bei Herren A. B. Henn icke (am Albertsplatz), Paul Holz (Schützenstraße), Paul Koschel (Bahnhofstraße) und Hermann Seidel (Stadt Leipzig), sowie unseren Bote« zum Preise von 85 Pf. angenommen. finden durch das „Elbe- Z.U.SVZ.TLBV blatt und Anzeiger", da dasselbe in seinem Amtsbezirk die bei Weitem verbreitet st e und gelesen sie Zeitung, anerkanntermaßen die beste und zweckentsprechendste Verbreitung. Das ,,Elbeblatt und Anzeiger" hat in der letzten Zeit wieder einen ganz bedeutenden Abonnenlen- Zuwachs zu verzeichnen und rangirt bez. der Auf lage unter den in Sachsen erscheinenden Wochen blättern überhaupt mit an erster Stelle. kLL'u. Di« VeclagS-EMdilum. Tagesgeschichte. Die in der Reichstagssttzung am 30. v. M. von Henn von Bennigsen abgegebene Erklärung, daß eine durchgreifende Umgestaltung der Reichsfinanzverwaltung durch die Einsetzung eine« wirklichen, verantwortlichen RejchsfinanzministerS erfolgen müsse, wird noch zu leb haften Erörterungen Anlaß geben. Es dürfte daher zweckmäßig sein, die Bemerkungen deS Redners in möglichst zuverlässiger Fassung auS den parlamentarischen Gerichten herauSzuheben. Herr von Bennigsen führte aus: „Bei der Bedeutung der Reichsverwaltung und bei der Schwierigkeit deS Verhältnisses zu der Finanz verwaltung der Einzelstaaten müßte der ginanzminister nach seiner ganzen Stellung, nach der Ausstattung mit Rechten und Verantwortlichkeit so hoch stehen, wie kaum irgend einer der anderen Finanzminister in Deutschland, der preußische Finanzminister nicht aus geschlossen. Nicht allein, daß er in der Lage sein müßte, eine so umfassende Verwaltung nach allen Richtungen mit der Autorität zu führen, nein, ihm müßte es vor allen Dingen auch obliegen, sich fortlaufend von Jahr zu Jahr in das richtige Verhältniß zu setzen mit der Finanzverwaltung der Einzelstaaten. Gerade bei der Theilung von Einnahme und Ausgabe zwischen Reich und Staat ist rs durchaus nothwendig, daß fortlaufend daS beste fachliche Einvernehmen bestehe, und daß die Stelle, die ich für die bedeutendste halte, die der Reichsfinanzverwaltung, fortlaufend den größten Einfluß hat auf die Ordnung dieses Verhältnisses von Reichs finanzen zu Staatsfinanzen. Es ist im hohen Grade wünschenSwerth, daß die Autorität und der Einfluß des Chefs der Reichsfinanzverwaltung auf die Ver waltung in den anderen Zweigen der Reichsverwaltung verstärkt wird. Ein Finanzminister mit der wirklichen Macht eines solchen ausgerüstet und mit der Autorität, die einem Verantwortlichen Finanzminister beiwohnt, hat zweifellos auf die ganze Art und Weise, wie die einzelnen Theile der Verwaltung finanziell sich gestalten sollen, einen erheblichen unter Umständen mehr moderirenden Einfluß, als eS der Stellung des jetzigen Staatssekretär für die Finanzen möglich ist." Der Berliner Berichterstatter des „Hamb. Kour." bemerkt dazu: „Wie bekannt, ist diese Frage in sehr eingehen der Weise im Jahre 1878 bei der Berathung deS Stellvertretungsgesetzes im Reichstage erörtert worden. Fast mit denselben Worten befürwortete Herr von Bennigsen damals die Errichtung einer verantwort lichen Finanzverwaltung und im Anschluß daran die Herstellung einer Verbindung zwischen der Reichs- und preußischen Finanzverwaltung; das Reichsfinanzamt, wie es in der Folge eingerichtet worden ist, steht be kanntlich unter der Leitung eines Staatssekretärs, der nur verantwortlich ist als Stellvertreter des Reichs kanzlers. Der eigentliche verantwortliche Reichsfinanz minister ist noch heute der Reichskanzler selbst. Der Vorschlag, neben dem Reichskanzler einen Chef einer einzelnen Reichsverwaltung mit gesonderter Verant wortlichkeit einzusetzen, stieß damals auf den Widerspruch des Reichskanzlers sowohl, wie auf denjenigen der Vertreter der einzelstaatlichen Regierungen. Der bayerische Ministerpräsident v. Pfrctzschner erklärte aus drücklich, die bayerische Regierung sei entschieden gegen Reichsministerien, sie kenne als einziges verantwortliches Reichsorgan nur den Reichskanzler. Im gleichem Sinne sprach sich der württembergische Minister v. Mittnacht aus. Fürst Bismarck selbst hielt die Bildung eines Reichs finanzamtes für genügend, wenn nur der Schatzsecretär deS Reiches gehalten sei, die Vorlage» nur mit Gegen zeichnung des preußischen Finanzministers zu machen. Die Forderung der Majorität, erst ein Reichsfinanz amt, dann die Finanzen, bezeichnete der Reichskanzler als einen cireulus vituosus. Worauf sich die Hoffnung deS Henn v. Bennigsen stützt, daß die Regierungen der Einzelstaaten sich jetzt mit der Er richtung eines selbstständigen Reichsfinanzministeriums einverstanden erklären würden, war aus seinen dies maligen Darlegungen nicht zu ersehen. Bekanntlich ist seitens des gesammten BundeSraths noch 1884 nach der Veröffentlichung deS Programms der damals neugebildeten freisinnigen Partei eine ausdrücklich« Erklärung gegen die Reichsministerien erfolgt, nämlich gegen di« Forderung deS erwähnten Programms, welche dahin ging: „Entwickelung eine» wahrhaf konstitutionellen VerfaffungSlebenSin gesichertem Zusammenwirkenzwischen Regierung und Volksvertretung und durch gesetzliche Organisation eines verantwortlichen Reichsministerium»",