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nicht rin, wogegen di« Sätze für Rohartikel nach Berlin etwas »zogen. Magdeburg hat ziemlich lebhaften Zuckerexport, wie auch in Schönebeck die Salzverladungen flott vor sich gehe». Die böhmischen Kohlenwerke können infolge deö Kohlenmangels dem Bedarf, nicht vollständig genügen, wodurch daS Fertigwerden der in Aussig und Rosawitz einladenden Fahrzeuge in unan genehmster Weise verzögert wird. — In einer Fachschrift wird sich entschieden gegen daS zur Unsitte Großer und Kleiner gewordene Ver brennen des Kartoffelkrautes gewandt und zwar theilS wegen der Belästigung durch den Rauch der Kartoffel- kraut-Feuer, theilS aber auch und hauptsächlich wegen der Nachtheile für die Landwirthschast. Das Kartoffel kraut habe mindesten« den Werth des Strohes. ES düngt, wenn eS unterpflügt wird, giebt ein gutes Lager für daS Vieh, lockert die Kompoflhuufen, ja es kann in knappen Jahren sogar als Futter für daS Vieh be nützt werden. Der Werth deS Zentners Kartoffelkraut wird auf 2 Mk. S6 Pf. beziffert. Kartoffelkraut mit Ackererde vermischt, giebt einen guten Kompost. Nur die Bequemlichkeit sei eS, daß diese Ausnützung deS Kartoffelkrautes nicht geschehe. — Bei Erthcilung der Genehmigung zu Errichtung neuer Apotheken wird, wie daS ,Dresdner Journal' schreibt, u. S. darauf Rücksicht genommen, daß nicht vorhandene Apotheken in ihrem Bestehen gefährdet werden. Häufig werden nun mit Realrecht versehene Apothekenzrundstücke für sehr hohe Summen erkauft, bei denen nur der nachweisbare Umsatz zu Grunde ge legt wird, und es wird dann von den Besitzern, so bald die Begründung einer weiteren Apotheke inner halb deS Absatzgebietes in Frage kommt, der Einwand erhoben, sie würden in ihrem Bestehen durch die Be gründung einer neuen Apotheke bedroht. Hierbei bringen dieselben die Zinsen des von ihnen aufge wendeten Anlage-Kapitals in erster Linie in Rechnung und nehmen in Anspruch, daß außer diesen Zinsen und den laufenden Berwaltunzskosten ihr Geschäft noch einen entsprechenden Reingewinn abwerfen müsse, um als existenzfähig zu gelten. Diese Auffassung kann nun aber von der für die Concessionsertheilung zu ständigen Behörde nicht in dieser Ausdehnung getheilt werden. Auf die persönlichen Interessen der Apotheken besitzer, auf die Erhaltung unverminderten Ertrags bestehender Apotheken hat dieselbe überhaupt nicht die Aufgabe, Rücksicht zu nehmen. Für sie ist nur der Gesichtspunkt maßgebend, daß im Interesse der auf die bestehenden Apotheke» angewiesenen Bevölkerung der Fortbestand derselben in den medicinalpolizeilichen Interessen entsprechender Beschaffenheit erhalten wird und nicht durch Neuconcessionen in Frage gestellt werden darf. Wenn daher Apotheken verkauft werden, sollten die Erwerber nicht bloß nach dem bisherigen tat sächlichen Umfange des Geschäfts fragen, sondern sich auch vergegenwärtigen, ob nicht die Möglichkeit oder Wahrscheinlichkeit vorliegt, daß derselbe durch Begründung eines neuen Apothekengeschäfts zeitweilig oder auf die Dauer herabgedrückt werden wird. Nach dem Zahlen verhältnisse der Bevölkerung und den sonstigen that- sächlichen Verhältnissen kann dies von den Betheiligten recht wohl beurtheilt werden. Unvorsichtige Auf wendung zu hoher Kapitalen für den Ankauf von Apotheken kann hiernach sehr zum Schaden der Käufer ausschlagen, da die Vermehrung der bestehenden Apo theken durch Begründung neuer oft im Interesse der Bevölkerung liegt und eine Art Monopolisirung der be stehenden Apothekengeschäfte gerade in Anbetracht des in letzter Zeit wesentlich gestiegenen Ertrags der Apo theken, wie auch den zahlreich vorhandenen geeigneten Bewerbern gegenüber nicht gerechtfertigt sein würde. Es erscheint nicht überflüssig, die betheiligten Kreise zu ihrem eigenen Besten hierauf aufmerksam zu machen. Dresden, 19. Oktober. Durch das heute er folgte Ableben Sr. Majestät des Königs Ludwig von Portugal ist auch das sächsische Königshaus in Trauer versetzt worden. Se. Majestät war bekannlich der Bruder Ihrer königlichen Hoheit der verewigten Prin zessin Georg. AuS der Lausitz. Am Anfang dieses Monats stach sich der Gartentiahrungsbesttzer Traugott Dienel in KieSdorf a. d. Eigen bei einer Feldarbeit den Stachel von einer Distel in «inen Finger. Um den selben wieder herauSzubekommev, bediente sich derselbe einer Stecknadel. Nach einiger Zeit schwoll hie Hand und sodann der Arm an und der hinzugerufene Arzt pellt« ein« Blutvergiftung fest, an deren Folgen der ta den besten Jahren stehend« Dienel nunmehr verstorben ist. Freiberg, 17. Oktober. Mit welcher Dreistig keit an der sächfisch-böhmischeu Srenze die Einschwärzung zollpflichtiger Waaren zuweilen betrieben wird, bewies eine heute vor der erste» Strafkammer des hiesigen Landgerichts geführte Hauptverhandlung gegen den Strumpfwirker Franz Mock in Böhmisch - Katharinen berg. Mock fertigt seit Jahren in seiner böhmischen Heimath Fausthandschuhe in größeren Mengen an und hat außerdem in dem sächsischen Ort« Oderlochmühle in einem dicht an der Grenze liegenden Hause einige „Lagerräume" gemiethet. Die Letzteren füllte Mock m der Weise, daß er die in Böhmen gefertigten Hand schuhe NachtS und ohne vorherige Entrichtung deS für Wollwaaren festgesetzten EingangSzolleS nach Ober lochmühle brachte, dieselben dort in bereit gehaltene große Kisten verpackte und damit die Leipziger Messen bezog. Daß Mock in Leipzig einen bedeutende» Umsatz erzielte, versteht sich von selbst, da er eben enorm billiger liefern tonnte als seine Konkurrenten. Doch der Krug geht so lange zu Wasser, bi« er bricht. Mock stand bei den Steuerbehörden schon längst in Verdacht eines Paschers. In der Nacht zum 9. Juli v. I. legten sich mehrere sächsische Grenzaufseher bei Oder lochmühle auf die Lauer und es gelang ihnen, zwei mit Handschuhen vollgepfropfte Säcke einem Pascher, der bei der herrschenden Dunkelheit seine Person aller dings in Sicherheit bringen konnte, abzujagen. Ein weit günstigeres Resultat lieferte aber eine am anderen Tage in der sächsischen Behausung Mock's vorge nommene Haussuchung, bei welcher 123^/, Kg. Hand schuhe gefunden wurden, die nachweislich in Böhmen angefertigt und unverzollt nach Sachsen gebracht worden waren. Nach mehrstündiger Beweisaufnahme erachtete der Gerichtshof den Angeklagten der Einschwärzung unverzollter Waaren für schuldig und belegte ihn des halb mitjjvierfachem Betrage des hinterzogenen Zolles, das sind im Ganzen 518 Mk. Geldbuße oder 52 Tage Gefängniß. Die den Angeklagten aber zweifellos am härtesten treffende Strafe dürste die gleichzeitig ausge sprochene Konfiskation der beschlagnahmten 123*/? Kg. Handschuhe sein. Leipzig, 16. Oktober. Dem hochverdienten Buchhändler Karl Tauchnitz, welcher bekanntlich die Stadt Leipzig zur Universalerbin seines bedeutenden Vermögens letztwillig eingesetzt und schon bei Lebzeiten hohe Summen für humane Zwecke gestiftet hatte, soll von der Stadt Leipzig ein Denkmal errichtet werden. Nun hat aber der, man möchte fast sagen zu bescheidene Charakter des Verewigten, der niemals seinen Namen in der Oeffentlichkeit genannt wissen wollte, Anlaß ge geben, seinem Willen in so weit Rechnungen zu tragen, daß man nicht ein Denkmal in den Promenaden er richten, sondern eine monumentale Gestaltung der Grabstelle Karl Tauchnitz' schaffen will. Die Kosten an 19,000 Mk. wurden heute Abend von den Stadt verordneten verwilligt. Leipzig, 19. Oktober. Ihre Majestät die Kaiserin und Königin Friedrich berührte heute Vor mittag auf ihrer Fahrt nach Athen unsere Stadt und nahm auf dem Berliner Bahnhofe einen Aufenthalt von 40 Minuten. Mit der Kaiserin fuhr u. A. hohen Personen auch die hohe Braut deS Kronprinzen von Griechenland, Ihre königl. Hoheit die Prinzessin Sophie von Preußen. Da jedweder ossicieller Empfang abge lehnt worden war, so hatten sich nur die Herren Polizeidircctor Bretschneider und Polizeihauptmann Zehl auf dem Berliner Bahnhofe eingefunden. Der Perron der Ankunftshalle war im Auftrage der Stadt durch die Hand des Herrn Hoflieferant Hanisch in einen Lorbeerhain umgewandelt worden, hochanstrebende Pyramiden und großbuschige Kugelbäume in Lorbeer decorirten diesen Platz, während der ebenfalls von Herrn Hoflieferant Hanisch gärtnerisch ausgeschmückte Speisesaal einen von mächtigen Fächerpalmen und Lorbeerbüschen geschaffenen frischgrünen Aufbau trug, aus dessen obersten Ausläufen die Büsten der Kaiser Wilhelm I., Friedrich III. und Wilhelm II. leuchteten. Gegenüber nach Norden waren die Büsten deS Königs Albert und der Königin Carola aufgestellt worden. Um II Uhr 34 Minuten lief der von Berlin kommende Hofzug im Berliner Bahnhof ein. Die Kaiserin Friedrich, in tiefes Schwarz gekleidet, entstieg zuerst dem Hofwagen, ihr folgte die Erbprinzcsstn von Meiningen und dann die übrigen drei Töchter, als letzte die liebliche Braut Sophie. Ihre Majestät nahm an der Spitze der für 14 Gedecke eingerichteten Tafel Platz, während die Personen deS Ehrendienstes und deS Gefolges, im Ganzen 24 Personen, im Wartesaal daneben speisten. An der kaiserl. Tafel lag dem von Herrn Hotelier Brümmer ausgerichten Mahl folgendes Menu zu Grunde: Suppe mit Caviar - Pasteten, Forellen mit Butter, Lendenschnitte mit Tafelpilzeo, Fasanen mit eingemachten Früchten, Stangenspargcl, Süße Schüffel, Nachtisch und Obst. Dazu wurden Chateau Larose und Steinberger Labinet gereicht. Nach ungefähr 40 Minute» «ar das Frühstück einge nommen und die Abreise festgesetzt. Bevor der Zug, de» Herr TranSportinspertor Falkenstein bi« Hof zu führen hatte, sich in Bewegung setzte, erschien die? Kaiserin mehrere Mal« am Fenster, mit freundlichem Blick für die ihr gebrachten Ovationen dankend. Auch di« Prinzessinnen traten wiederholt an die Waggon«, finster. Bei der Abfahrt de« ZugeS bot sich eine eigenartige Ueberraschung. Mitglieder der hiesigen griechischen Colonne, di» in Gegenwart de« griechischen ConsulS, Herrn PH. Näoum, auf dem Bahnhöfe erf schienen waren, stimmten begeistert ein dreimaliges „Sido" an, ein griechische« Hurrah voll eindruck«" vollster Wirkung. Dann, 12 Uhr 17 Minuten, rollte der Zug aus dem Bahnhof hinaus dem fernen Süden zu. Hirsch berg, 17. Oktober. Die Zahl der Ge legenheiten zur Veranstaltung von Hörnerschlittenfahrtei, mehrt sich dadurch, daß auch von der Prinz Heinrich- Baude aus derartige Fahrten stattsinden sollen. Der Baudenwirth gedenkt den ganzen Winter in dem hoch gelegenen Heim zu verbleiben. Sollte bei diesen Fahrten unerwarteter Weise schlechtes Wetter eintreten, so würden die Schlittengäste entweder in der Kirche Wang oder in der Schlingelbaude Schutz vor jedem Unwetter finden. Der neue Weg von den Mittagsteinen über die Schlingelbaude nach Krummhübel ist so vorzüglich, daß man ohne Aufenthalt von der Prinz Heinrich-Baude nach Krummhübel fahren kann. Ein fremdes Urtheii über die dentsche Armee. Es ist ein Engländer, der sie zu schreiben unter nahm und wir müssen ihm dafür Dank wissen, denn die deutsche Armee tritt uns in dieser von einem vor- urtheilsfrcien Geiste ihres Verfassers zeugenden Studie in ihier ganzen Macht und Größe, in ihrer be wunderungswürdigen Grundorganisation, Entwickelung und Ausbildung entgegen, und wer nicht gerade ver bissener Gegner der stehenden Heere oder ein ver schrobener Kopf ist, der wird sich, wenn er die Whitmansche Schrift gelesen, der Ueberzeugung nicht verschließen können, daß der Deutsche alle Ursache hat, sich seiner Armee zu freuen, und daß die großen Opfer, welche die Nation für dieselbe bisher gebracht hat und noch bringt, wohl angewendet sind. Whitman be zeichnet die deutsche Armee als „eine Armee de« Friedens, ein Volk in Waffen zur Sicherheit de« Fliedens", als eine Armee, deren moralischer Werth bei weitem der Höchste von allen Heeren ist, welche die Welt je gesehen hat. Was die deutsche Armee, sagt der Verfasser, so groß und mächtig macht und sie üb« die anderen Heere Europas erhebt, das ist der Geist, der sie belebt. Nicht rauflustige, gewerbsmäßige Helden, sondern Männer der Pflicht, der strengen, eisernen Pflicht, die selbst Feiglinge dazu bringt, die Furcht zu überwinden, erzieht die deutsche Armee, in welcher der Geist echter Ritterlichkeit mehr gepflegt wird, als in irgend einem anderen Heere. Der Verfasser beweist dies an der Hand zahlreicher Beispiele aus den letzten Feldzügen und sagt weiter: „Was unsere Aufmerksam keit fesselt, ist diese bewundernswerthc Schlagfertigkeit, diese ehrliche und wirksame Verwaltung, diese Pflicht treue von oben bis unten. Trotz der Verschiedenheit der Volksstämme beseelt die deutsche Armee nur eia Geist, der alle Theile derselben, mögen sie nun preußische, bayerische, sächsische oder württembergische Regimenter heißen, vollkommen gleichwerthig macht, denn ein deutsches Regiment ist eine Goldmünze, die keinem Kurse unterworfen ist." Auch die politischen Be trachtungen und Schlüffe, welche Whitmans interessante Schrift enthält, zeugen von der ebenso vorurtheilsfreie» wie richtigen Beurtheilung der deutschen Verhältnisse, „Daß Preußen daS Haupt Deutschlands geworden ist, ohne das selbstständige Leben der einzelnen Staaten zu unterdrücken" — schreibt Whitman — „bietet sichere Gewähr dafür, daß j de übermäßige Zentrali sation — das Erlahme» des StaatsköiperS durch den Blutandrang nach dem Herzen — unterbleiben wird, . . . . Die einheitliche Organisation des deutsche» Heeres — als Gegensatz der Zentralisation — ist nicht auf Kosten der Lebensfähigkeit der einzelnen Staaten zu Stande gekommen, und darin liegt sein Heil", Der Verfasser weist zum Schluß auch darauf hin, daß die deutsche Armee ein wichtiger Faktor für die physische Ausbildung des deutschen Boltes war und bleiben muß. Vermischtes. Orkan auf dem Schwarzen Meer. Ueber den Orkan, der vor 14 Tagen. auf de« Schwarzen Meer große Verheerungen angerichtet hat, werde» erst jetzt Einzelheiten bekannt. Am grimmigfte» scheint der Sturm zwischen KoSlu und Kilemli gewüthet zu habe», denn dort find auf der kurzen Strecke von 15 Lm »icht