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Dienstag, den 22. October 1889. Tn. v 684. 42. Sahl-. I schäft im Msnat October d. I. an Militär-Pferde zur Verabreichung gelangende Marschfouraze beträgt: gheit von Artikel II 8 6 der Allerhöchsten Verordnuna , 7 M. 79,« Pfg. für 50 Kilo Hafer, ' ' 4 - 20 - - 50 . 3 - 28,i - - ^0 - Erscheint in Nie la wöchentlich viermal: Dienstag, Donnerstag, Sonnabend und Sonntag. — «bonnemenspreis vierteljäbrlich 1 Mart 25 Psg. — Bestellungen nehmen alle ikaiserl- Veffonfi-ii,-, Pobdoten. die Expeditionen in Riesa und Strehla (E. Schön), sowie alle Boten entgegen. — Inserate, welche bei dem auSgebreiteten Leserkreise eine wirksame Veröffent lichung finden, erbitten wir uns bis Montag, resp. Mittwoch, Freitag oder Sonnabend Vormittag» 9 Uir. Jnsertionspreis die dreigcspalienc Lorpu-jtile oder deren Raum 10 Psg. Die in Gemäßheit von Artikel II 8 6 der AI " om 21. Juni 1887 — Reichsgesetz-Blatt Seite 245 flg. — nach dem Durch- chnitte der höchsten Tagespreise des Hauptmarktortes Großenhain im Monat September d. I. festgesetzte und um fünf vom Hundert erhöhte Vergütung für Königliche Amtshauptmannschaft Großenhains am 19. October 1889. ie von den Gemeinden resp. Quarticrwirthcn innerhalb der Amtshauptmann- I) 684. I. A.:von Gruben, Bez.-Ass. Tn. EMIatl und Anzeiger. AwtsHtatt Sünigl. Amtshanptmannschaft Großenhain, des König!. Amtsgerichts und des StadtrathS zu Mela. Druck und Verlag von Langer L Winterlich in Riesa. — Für die Redacrion verantwortlich : T. Langer in Riesa. >eu, Stroh. I. A.: von Gruben, Bez.-Ass. jum Wiegenfest der deutschen Kaiserin 22. Oktober 1889. Heute ist der Geburtstag der regierenden deutschen ikoiseri». Die hohe Frau vollendet ihr cinundSreißigsteS Lebensjahr und feiert den Tag ihres Eintritts ins üben zum zweiten Male, seit ihre Stirn mit dem kriserlicheu Diadem geschmückt ist. Gleich ihrem that- ffafligen Gemahl besitzt sie die Liebe und Verehrung ies ganzen deutschen Volkes in einem selten hohen Krade. Wo sie sich gezeigt, in allen Gauen des Reichs ffozen ihr die Herzen im Sturme zu, so auch in Lachsen, wo die diesjährigen großen Herbstübunzen des ss. S. rXH.) Armeecorps einen Besuch des Kaiserpaarcs veranlaßten. Das heutige Wiegenfest der Kaiserin Augusta Victoria erscheint darum doppelt geeignet, dem Zeitungs leser einmal von ihr und ihrem Lebensganze zu erzählen. Die deutsche Kaiserin Augusta Victoria erinnert in nelen Stücken an die unvergeßliche Prenßenkönigin Luise. Ihre schlanke Gestalt, ihr freundliches, mildes Auge, rhr bescheidenes, liebenswürdiges Wes n, ihr sanster Sinn, ihr kluger Blick: alles ruft die Erinner ung zurück an die Mutter des unsterblichen Kaisers Wilhelm I. Gleich ihrer Urahne Luise gelangte auch unsre liebliche Kaiserin in jugendlichem Älter auf den Ihron und wie jene, so nahm auch sie von Charlotten- burg aus als vermählte Prinzessin von Preußen ihre« Linzug in Berlin, welcher am 27. Frbruar 1881 stattgefunden hat. Bei den am folgenden Tage abge haltenen Trauungs-Feie>lichkeiten gelobte dec heutige deutsche Kaiser im eignen Namen, wie demjenigen seiner jungen.Gemahlin: „Das Vorbild der Großeltern und Eltern wird stets unser Leitstern für das Leben sein. Wir bringen dies Gclöbniß dar als schwachen Dank sür alle Zeichen der Liebe und Anhänglichkeit und bitten dem gesammtcn deutschen Vaterlands mitzutheilen, daß »ir unser ganzes Leben der Erfüllung unserer Pflichten widmen werden." Leuchtet aus diesen schlichten, einfachen Worten die ganze ernste Pflichttreue der Hohenzollern hervor, von welcher der in der Blüthe seiner Jahre stehende Kaiser seit Antritt der Regierung schon so vielfache glänzende Beweise abgelegt hat, so verdient ein anderer Vorgang anläßlich der Vermählung des erlauchten Paares eben falls deswillen hier Erwähnung, weil er von dem stammen, gottergebenen Sinn der Kaiserin Augusta Victoria beredtes Zeugniß ablegt und wohl verdient, auch im Volke bekannt zu »erden und dort Nachachtung -zu finden. Vor ihrer Vermählung äußerte die Kaiserin nämlich den Wunsch, daß bei der kirchlichen Fürbitte für ihren Ehestand das Lied „Jesu geh vo an — Auf der Lebensbahn" gesungen würde. Hierbei wurde an sie die Frage gerichtet, ob nicht der 2. Vers „Soll's uns hart ergeh'«" beim Singen au-gelaffen werden solle; ihre Antwort aber lautete: „Nein, der soll erst recht gesungen werden, denn ich glaube durchaus nicht, daß ich in meinem neuen Stande immer auf Rosen wandeln werde. Doch habe ich einen Trost, Prinz Wilhelm denkt wie ich und ich wie er; wir haben unS vorgenommrn. Alles gemeinsam zu tragen und so soll uns auch das Schwere leicht werden." Nach ihrer Vermählung führte das heutige deutsche Kaiserpaar ein einsncheS selbstgenügsameS, aber überaus glückliches Familienleben; Prinz Wilhelm widmete sich vor Allem dem militärischen Dienste und seine Ge mahlin „waltete weise im häuslichen Kreise" bis ihr balv die schönste Aufgabe der deutschen Frau, die Mutterpflicht aus der Zeiten Schooße empoiwuchs. Fünf blühende Knaben (Kronprinz Wilhelm, geboren 6. Mai 1882, Prinz Eitel Friedrich, geboren 7. Juli 1883, Prinz Adalbert, geboren 14. Juli 1884, Prinz August, geboren 29. Januar 1887 und Prinz Oscar, gebören 27. Juli 1888) umspielen heute die Knie des deutschen Kaiserpaares und das schöne Bckd von Kaiser Wilhelm dem Siegreichen am historischen Eck fenster in Berlin, umgeben von seinen Urenkeln und deren glücklichen Eltern, lebt im Herzen oller Zeitge nossen fort. Widmete die deutsche Kaiserin bisher sich vorwiegend auch nur ihren Pflichten als Gattin und Mutter, so hat sie nicht minder im Stillen stets den lebhaftesten Antheil genommen an Lösung der hohen Aufgaben der Humanität, Toleranz und Wohlthätig- keit, wofür sowohl die greise Kaiserin Augusta, wie die Kaiserin Friedrich ihre Kräfte und ihren Einfluß eingesetzt haben und welche das schönste Juwel bilden in der Krone dieser hohen Frauen. Das Leben der Kaiserin Augusta Victoria, welches viele schwere Prüfungen und trübe Tage aufweist, war schon vor ihrer Vermählung nicht lauter Licht und Lust und sie lernte manchen HerzenSkummer viel früher kennen, als ihr Gemahl, zu dessen Familie die ihrige übrigens längst in zahlreichen zum Theil sogar sehr innigen Beziehungen steht. Ihr am 14. Januar 1880 verstorbener Vater Friedrich Christian, Herzog von Schleswig-Holstein-Sonderburz-Augustenburg war der Studiengenosse des nachmaligen Kaisers Friedrich III. und ihre Mutter, die Herzogin Adelheid, aus dem alten Geschlechte Hohenlohe ist eine Stiefnichte der Königin von England und mit der Kaiserin Friedrich von Jugend auf innig befreundet. Die Wiege der heutigen deutschen Kaiserin stand übrigens in Preußen: aus Schloß Dölzig bei Sommerfeld wurde sie 1858 geboren und ihre nachmaligen Groß- und Schwieger eltern haben sie aus der Taufe gehoben. Aufgewachsen ist sie vornehmlich auf dem schlesischen Schlosse ihrer Eltern Princkcnau bei Sprottau. Ihre Erzieherin war Miß Walker, die j-tzige Vorsteherin eines großen Erziehungsinstitutes in London. Die Kaiserin ist in hervorragender Weise musikalisch veranlagt und be herrscht die englische und französische Sprache voll ständig, wozu längere Reisen nach England und Süd frankreich viel beigetragen haben. Wohlvor bereitet für ihren hohen Beruf ist die er lauchte Frau mit ihrem Gemahl zum Altar g,schritten und wie ihr damals die Hauptstadt Berlin zujubelte in Heller Freude, so schlagen ihr jetzt im ganzen deutschen Reiche die Herzen in Liebe und Treue ent gegen, landauf und landab und ihr Geburtstag ist die rechte Gelegenheit, dies durch die Tagespost- auszu sprechen. Tie ganze deutsche Nation vereinigt sich heute in dem Glück- und Segenswunsche sür seine Kaiserin: Gott segne, Gott erhalte die erlauchte hohe Frau und ihren Gemahl Kaiser Wilhelm II., sowie ihre Söhne, den Stolz und die Freude des kaiserlichen PsareL und des ganzen deutschen Volkes. Oertliches und Sächsisches. Riesa, den 21. Oktober 1889. — TageS-Ordnung für die öffentliche Stadtveroddneten-Sitzung am 22. Oktober, Nachmittags 6 Uhr. 1. Beschlußfassung über Rrchtrg- sprechung u. der StandesamtScaffenrechnung pro 1888, d. der Pensionscaffenrechnung pro 1888. 2. RathS- beschluß, die hiesige Anlagenscala betr. 3. Kaufs-, Tausch- und Pacht-Angelegenheiten. 4. Gewährung eines Beitrages zu den Kosten des diesjährigen Stiftungsfestes der hiesigen freiwilligen Feuerwehr. 5. Anschaffung neuer Straßenschilder rc. 6. Weitere Beurlaubung des Lehrers Herrn Paul. 7. Unterstützung des vormaligen Nachtwächters Winkler hier. 8. Schul geldreste. 9. Restantenregulativ. 10. Beitritt zu einer Petition in Eisenbahnangelegenhciten. 11. Mittheilung eines Schreibens des hiesigen Stadtraths, das Aus scheiden zweier Rathsmitglieder betr. — Unser Herbstmarkt zeigt diesmal in Folge der Hierselbst zur Zeit vorgenommenen Straßenbauten eine ganz veränderte Physiognomie. Das Budenge schäft war in der Hauptsache auf den Albertplatz con- ccntiirt worden, während die Schuhmacher ihre Maaren auf der Albertstraße feilhielten. Auf der Großenhainer straße waren die Korb-, Spiel-, Filz-, Klempner-, Eisen-, Kurz- und Fischwaaren, auf der Meißner straße die Töpferwaaren placirt. Die Schaubuden und Carroussels, die diesmal ganz besonders zahlreich ver treten waren, hatten ihren Stand zum Theil auf dem Altmarkt, zum Theil auf der Meißnerstraße. Der Besuch des Marktes hätte in Folge des prächtigen Welters — dem dichten Nebel am Morgen war herrlicher Sonnenschein gefolgt — ein besserer sein können. Wie Las Marktgeschäft im Allgemeinen auS^ gefallen, konnten wir noch nicht feststellen, doch pflegt dasselbe zum Herbstmarkte immer ein besseres zu sein als zum Frühjahrsmarkte, besonders in der Bekleidungs branche, was bei der Annäherung des Winters ja in der Natur der Sache liegt. Wie immer, so machen auch diesmal die Singspiel-Gesellschaften, deren nicht weniger denn sechs vertreten sind, die besten Geschäfte. Einige derselben waren bereits am Sonnabend und Sonntag so start frequcntirt, daß buchstäblich kein Platz mehr zu bekommen war. Es ist ja Thatsache, daß ein großer Theil des Marktpublikums den Markt in erster Linie des Amüsements halber besucht. — Laut Bekanntmachung des hiesigen Stadtraths wird zum nächsten Jahrmarkt eine neue Marktordnung in Kraft treten. — Die 5. Klosse der 116. königlich sächsischen Landeslotterie wird den 4., 5, 6 , 7., 8., 9., 11., 12., 13., 14., 15, 16., 18 , 19., 20, 21, 23. und 25. Nov.mber 1889 gezogen. — Die Erneuerung der Loose ist spätestens vor Ablauf des 26. October zu bewirken. — Dem am 11. November zusammentretendea sächsischen Landtage soll u. A. eine Vorlage zugehen, welche sich mit den Verhältnissen der unteren Bahn bediensteten beschäftigt und für diese eine Theuerungs- zulage von der Landesvertretung verlangt. Eine weiter« Vorlage werde dahin gehen, die sächsischen Elementar lehrer mit den übrigen Beamten in ihren Pensions verhältnissen glcichzustellen. Schoa wiederholt waren die Lehrer in dieser Hinsicht bei Ministerium und Land tag vorstellig geworden. — Zur Geschäftslage an der Elbe äußert sich „DaS Schiss" unterm 17. d. M. wie folgt: In Ham burg trat bei gutem Geschäftsgänge eine Aenderung der Frachten nach »en Elbstationen gegen die Vnrwoch«