Volltext Seite (XML)
Qualität d«S Meißner Evalin« ist im Stande, da jetzige Absatzgebiet behaupten zu lasten; an eine weitere Ausdehnung desselben scheint nicht zu denken zu sein, obgleich die Mächtigkeit der vorhandene« Lager dies wünschenSwerth erscheinen läßt. I« eiaer Meißner Schlämm«« sind im letzte« Jahre über 110,000 Ctr. Eoali« verarbeitet worden, das fertige Produkt hat in der Hauptsache die Fabrik zu Altwasser erhalten. Die wichtigsten Gruben für Coalin finden sich bei Lölhain, Seilitz, Kaschka und Schlotta, deren gesammte Er zeugung auf 272,000 Centner berechnet wird. In denselben Gruben wird auch Thoiierde gegraben, deren Gesammtmenge mit ungefähr 572,000 Centn«« an gegeben wird. Die wichtigsten Gruben hiersstc finden sich bei Lvthain, Kaschka, Leuben, Pröda und Schwochau. Sämmtliche Gruben konnten über einen vergrößerten Absatz verfügen; namentlich hatten die Meißner Ofen- fäbriken, welche in den letzten Jahren eine bedeutende Ausdehnung angenommen haben, großen Bedarf. Zittau. Obschon auf zwei Bittschriften ein ab lehnender Bescheid ergangen ist, begab sich Bürgermeister Oerie! zum Reichskanzler Fürsten Bismarck nach Berlin, um dort Schritte zur Freigabe der Schweineeinfuhr zu thun. Vom Erzgebirge. Daß die so erstaunlich entwickelte englische Industrie theilweise erzgebirgischen Ursprunges ist, dürfte kür Viele von großem Interesse sei». Zur Zeit Cromwells (17. Jahrhundert) schreibt der „Glückauf", verstanden die Engländer noch nicht, verzinntes Eisenblech herzustellen. DaS englische Zinn wurde nach Sachsen gebracht, hier zu Blech verarbeitet und dann nach England zurückgeschickt. Da unter nahm eS ein unternehmender Fabrikant, Andreas Uarranton auSAschleyinWorcestershire.dasFabrikationL- geheimniß am Herstellungsorte selbst auszukundschasten. In seinem Buch „Englands Fortschritte zu Wasser und zu Lande, London 1677" erzählt er: „Es war beschlossen worden, daß von mehreren Gönnern das erforderliche Geld sollte vorgestreckt werden für die Reise nach jener Gegend, wo solche Bleche gemacht werden und von wo ich die Kunst ihr« Fabrikation holen sollte. Ein guter Heizer, der sich auf die Behand lung deS Eisens verstand, wie auch ein gewandter Dolmetsch, welcher der deutschen Sprache mächtig war und der lange Zeit selber in Blech gehandelt hatte, begleiteten mich. Wir gingen erst nach Hamburg, dann nach Leipzig, von da nach Dresden, wo wir Kunde erhielten von den Ortschaften, wo solches Blech erzeugt wird." Narranton erzählt nun, er sei in den genannten sächsischen Fabrikdiflrikten sehr entgegenkommend ausgenommen worden, und wider Erwarten habe man ihm nicht nur das ganze Verfahren des Blechwalzens und Verzinnens gezeigt, sondern ihm überdies gestattet, eine Anzahl geschickter Arbeiter in Lohn zu nehmen, um sie nach England zu bringen und dort eine ähnliche Fabrik einzurichten. Er preist dann die sächsische Gebirgsindustrie mit folgenden Worten: „In den Thälern, die sich herabziehen von Segar-Hutton (Segar-Hutton sind die Saigerhütten in Grünthal bei Olbernhau, jetzt dem Herrn Lange gehörig), nach den Städten Annaburgh, Sneburgh und Mareanburgh und herab bis Awe, fließen die Flüsse, woran die Blechwerke errichtet sind. Die Hügel und Berge im Umkreis von wenigens zehn Meilen find reich an Wäldern, diese Werke zu versorgen; nicht ein Acker Gemeindeland liegt wüst. Am Fuße der Hügel finden sich unzählige Sägemühlen, von Wasser getrieben, welche alle Arten von Föhren und Eichen zersägen. Im Sommer wird das Holz die Elbe herabgeflößt und nach Hamburg gebracht; und da man olle Bor- theile genießt, die der Handel uur wünschen kann, so ist diese Gegend merkwürdig volkreich, außerordentlich reich (vustslx rictt) und bringt dem Herzog ein großes Einkommen." Jöhstadt. Unter vielen Mühen ist die Ge treideernte in hiesiger Flur nunmehr beendet, nachdem man sich 7 Wochen hindurch damit beschäftigt hat, »ährend die Kartoffelernte zumeist noch flott im Gange sich befindet. DaS Erträgniß der gesammte» Ernte kann hier als mittelmäßig bezeichnet werden; e« hätte dieselbe sicher den Grad „gut" erlangt, wenn die an genehme Witterung der Monate Mai und Juni Fortdauer gehabt hätte. Frankenberg. Im hiesigen neuen Webermeister- hauS, dessen feierliche Einweihung am Sonntag statt finden sollte, hat sich am Sonnabend früh «in recht bedauerlicher Unglücksfall zugetragen. Im Neben zimmer des SaaleS deS neuen Gebäude- fand am Freitag Abmd eine JnnungSberathung statt, wobei für da» erste Stockwerk zum ersten Mal Va» ge brannt wurde. Au» noch unaufgeklärter Ursache ist nun über Nacht in eine« noch nicht benutzten Garderobeziwmer de- ersten Stockwerke- Ga« »««ge strömt und wurde, al- die» bei den Fertigstellungs arbeiten Sonnabend früh bemerkt worden war, sofort für Lüftung deS betreffenden Zimmer« Sorge getragen. Trotz mehrstündiger Lüftung war jedoch an der Decke eine bedeutende Ansammlung von Ga- zurückgeblieben, welche, al- Schloffermeister Hengst Vormittag- um 11 Uhr zur Ableuchtung verschritt, sofort unter be deutendem Knall explodirte. Leider sind dadurch mehrere Personen zu recht empfindliche« Schaden ge kommen. Schloffermeister Hengst erlitt bedeutende Verbrennungen am Gesicht und an den Armen, «ährend sein Gehilfe leichtere, aber immerhin schmerz hafte Verletzungen erlitt. Zwei im Lokal beschäftigte Maler stürzten infolge deS gewaltigen Luftdrucks von der Leiter und trugen Beide Verbrennungen des Ge sichts und der Haare, der eine aber durch den Sturz außerdem einen Beinbruch davon. Durch die Gewalt der Explosion wurden überdies mehrere Fenster zer trümmert, sowie an Wänden und Thüren Be schädigungen herbeigefühlt. Die Weberinnuog hat nun die Weihe des neuen Webermeisterhauses mit Rück sicht auf den Unglücksfall und der sich nöthig machenden Reparaturen auf Sonntag, den 20. d. M. verschoben. Adorf, 11. October. Je strenger das Viehein- fuhrverbot aufrecht erhalten wird, desto größer wird für die Schmuggler der Reiz, das Verbot zu über treten. In der vorletzten Nacht sind in der Nähe von Gettengrün wieder zwei feiste Ochsen aus Böhmen ein geschwärzt und von den Grenzbeamten mit Beschlag belegt worden. Diese Ochsens sollen einen Werth von 570 M. haben. Borna, 12. October. Der Borna-Frohburger Bienenzüchter-Verein, welcher neben dem Lausigk-Lauter- bacher im Bezirke der Amtshauptmannschaft Borna die Bienenzucht hauptsächlich Pflegt, wird im kommenden Jahre hier eine große bienenwirthschaftliche Ausstellung veranstalten. Rötha, 13. Oktober. Wegen der an vielen Orten des Bezirks ausgebrochenen Maul- und Klauen seuche ist der hiesige, für Donnerstag, den 24. October anberaumte Viehmarkt auf Grund von ß 28 des Reichsgesetzes vom 23. Juni 1880 untersagt bez. auf gehoben worden. Leipzig, 12. October. Am gestrigen Tage ge lang es der hiesigen Criminalpolizei, zwei gefährliche Einbrecher, 2 Tischlergesellen aus Langenbach bez. Zeitz, zu verhaften, welche in der letzteren Zeit in der hiesigen Stadt, u. A. io einem Uhrengeschäft und in einem Wollwaarengeschäfte, durch Aussprengen der Fenster läden verschiedene Diebstähle verübten. AuS dem erst gedachten Geschäfte hatten sie einige Uhren mit ent wendet, beim Versetzen derselben auf dem hiesigen Leihhause wurden die Diebe sestgenommen. Pleß, 8. October. Wie leicht grenzenlose Dumm heit, gepaart mit Aberglauben, den Tod eines Menschen hätte zur Folge haben können, das sollte die Stein- brucharbeiterssrau B. aus Mokrau, Kreis Pleß, erfahren. Seit mehreren Wochen von einem Magenleiden gepeinigt, nahm dieselbe, wie dem „Oberschl. Anz." mitgetheilt wird, ihre Zuflucht zu Petroleum, von welchem sie ein Quantum herunterschluckte. Doch noch nicht genug mit dieser Radicalkur. Den Rath einer „weisen" Frau, sofort nach dem Genüsse des Petroleums den Saft von ausgekochtem Preßte bak zu sich zu nehmen, befolgte Frau B. getreulich. Der ganze Körver fing plötzlich an zu zittern; die Frau stürzte ohnmächtig hin und lag 10 Stunden in bewußtlosem Zustande. Zum Vogelfang iu Italien. DaS „Thiersch. Korresp. - Bl." veröffentlicht nach stehenden hierauf bezüglichen Brief. Dieser dürfte für unsere Leser von Interesse sein, da auch sie durch die Verminderung der Vögel und dadurch Vermehrung des Ungeziefers leiden. ..... „Glauben Sie mir, wir empfinden es selbst als eine Schmach, daß die lieblichen gefiederten Sänger, die, «müdet vom langen Flug, sich voll Sehnung nach Ruhe und Erholung unfern Küsten nahen, hier schaaren- weise hingemordet werden. Wir geben unS alle Mühe, diese abscheuliche Jagd zu bekämpfen. Da wir wissen, daß mit Gründen der Moral nicht dagegen aufzu kommen ist, wenigstens nicht b« den Erwachsenen, so weisen wir beständig auf den Schaden hin, den die Vertilgung der Vögel unserer Landwirthschaft zufügt. Wir verbreite» Schriften, in welchen wir zeigen, wie die schädlichen Insekten überhandnehmen, di« Felder, die Weinstöcke, die Bäume zu Grunde richten, da ihre natürlichen Feinde, die Vögel ausgerottet werden. Wie «ns« Land dadurch verwüstet wird, geht au- folgender Berechnung hervor: jährlich w«d«n in Italien unge fähr 10 Millionen Vögel geopfert; mit dem Tode jeder Bogel« ist 10 Tausend Insekten da- Leben gerettet^ was, »«mehrt mit den 10 Millionen der getödteten Vögel, die Summe von 100 Milliarden geretteter Insekten giebt, ohne zu zählen die andern Million«« und Milliarden, welche weiter daraus entstehen. Aber was hilft unS unsere ganze Arbeit, wenn die Gourmands unserer Nachbarländer auf diese kleinen Sänger als einen Gaumenkitzel versessen find, wen» aus dem Ausland, und besonders aus Deutschland, die Dalikateffenhändl« und Gasthöfe immer so viele Bestellungen auf diese kleinen Vogelleichen schicken, daß sie gar nicht befriedigt werden können. Bei unS werden die wenigsten dieser schönen und nützlichen Thierchen gegessen, und daS massenhafte Bogelmorden würde bald ein Ende habe«, wenn die ausländische Nachfrage auf hörte. Diese Einnahmequelle ist für Italien nach 2 Seiten ein Unsegen, nach der rvirthschaftlichen und nach der moralischen; wir würden unS nur Glück wünschen, wenn Sie cs in Deutschland dahin brächten, daß Ihre wohlhabenden Leute sich schämten, die kleinen reizenden Vögel zu verzehren und dadurch den Massen mord der armen Thierchen zu verschulden." Soweit der Brief des italienischen Thierschützer» über das Vogelwürgen, von dem man in Deutschland stets mit so viel sittlicher Entrüstung spricht und schreibt. Ob es aber nicht doch den einsichtigen Italienern leichter wird, ihre Landsleute von der Ver ödung ihrer Gärten und Fluren abzuhalten, als unfern Gourmands, sich den Schmaus von Lerchen, Amseln, Grasmücken, Nachtigallen u. s. w. zu versagen? Wen» wir uns der Debatte im deutschen Reichstage über das Vogelschutzgesktz «inner«, wo selbst Leute, deren Stellung, Alter und Bildungsgrad ein weiseres Urtheil über die Frage erwarten ließen, für den Dohnenkang der Drosseln (wobei natürlich auch alle anderen Vögelchen mitge fangen werden) eintraten, dann freilich bleibt uns nicht viel Hoffnung, daß von Deutschland aus dem ab scheulichen Bozelwürgen in Italien der Boden ent zogen würde. Im Weinmonat Durch die Pforte des Monat Oktober treten wir in das letzte Viertel des Jahres, dessen trübste Zeit damit gekommen ist. Wird es doch immer öder; Baum und Strauch verlieren die letzten Blätter, und immer rauher bläst der Wind. Die Vogelwelt verlaßt uns vollends, so daß es still wird in Flur und Hain. Die Lerchen, Stoare und Schwalben haben wärmere Gegenden aufgesucht und hochnordische Wasiervözel be leben unsere Seen und Teiche. Zahlreiche Vierfüßler wie Haselmäuse, Hamster u. s. w. bereiten sich zum Winterschlafe vor. Auch das Pflanzenleben stirbt allmählig dahin, und was uns an „Blumen im Revier" auf Spaziergängen begegnet, sind größtentheils nur jene kleinen, unscheinbaren Blümchen, von deren eine Anzahl das ganze Jahr hindurch ihre bescheidenen Blümchen entfalten. An den noch ungemäht gebliebenen Rändern der Wiesen lacht uns hier und da noch eine Butterblume an; häufiger sind im feuchten Grunde die Tausendschönchen, die Bogclmiere und Ehrenpreis, auf trockenen Triften die Enziane, die violette Herbst zeitlose u. s. w., denn: bei aller Einsamkeit will doch das Blümchen leben. Es schaut ins Sonnenlicht und fühlt sich recht geborgen und denkt an jedem Morgen: Mein Abend kommt noch nicht. Dieses allmählige Hinscheiden der Natur erfüllt des Menschenherz mit Traun und mahnt uns an die Vergänglichkeit alles Irdischen. Aber die Traurigkeit flieht vor der Fröhlichkeit der Winzer, für welche der Oktober die schönste Jahreszeit ist und welche die W.inlese wie ein hohes Fest in ausgelassenem Jubel feiern. Auch der Jäger blickt nicht traurig, beginnt doch jetzt auch für ihn eine Zeit der Ernte, denn auf jegliches Wild ist nun die Jagd erlaubt. Ebenso hat der Landruann nicht Zeit, dem Sommer Klage lieder nachzusingen, da seine ganze Thätigkeit jetzt von der Kartoffelernte in Anspruch genommen wird. In den Städten läßt man sich den Herbst ebenfalls nicht ankechlen. Je rauher die Luft, je trüber der Himmel, desto lustiger und vergnügter geht es in den Theatern, Tanz- und Concertsälen zu und bei Rebenblut und Gerstensaft vergißt man die Unbilden deS nahenden Winters. Vermischte-. AuS Innsbruck wird mitgetheilt, daß dort in Folge der Regengüsse di« Flüsse und Bäche rapid steigen. An der Etsch haben mehrer« Dammbrüche stattgefunden und die Bahn ist theilweise überschwemmt. Der vnkehr ist eingestellt, mehrere Ortschaften find gefährdet und der untere Stadttheil von Trient ist überschwemmt. Mehrere Brücken find beschädigt oder