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-her nicht nur die große Leichtigkeit, mit der man pch jetzt Brille» verschaffen kann; nicht nur die bessere Erkeontaiß vieler durch da« Tragen von Bläsern zu konigirenden Augenkravkheite» hat dazu beigetragen, die Zahl der Brillentragenden zu vermehren, auch die Lormtheile gegen dieselbe» fangen mehr und mehr zu schwinden an, obwohl man bi« in di« neueste Zeit noch viele Beispiele davon berichten kann. I» einzelnen Gegenden, z. v. in England, ist es noch sehr stark und ebenso ist e« bei un« auf dem Lande noch jetzt eben so verbreitet, wie e« früher in den Städten war. Allerdings ist die Kurzsichtigkeit unter den Landbe- »ehnern weniger häufig al« bei de» Städtern; doch ist fie auch bei diesen lange nicht so selten al« »an glauben sollte. Aber wer könnte einen jungen Bauern- turschen oder gar ein Bauernmädchen dazu überreden, zur Verbesserung der Sehschärfe eine Brille zu tragen? Eie ist für sie nur daS Attribut der Alten, die sie beim Gebetbuch gebrauchen, des Herrn Pfarrers oder Lehrers. ES kann nickt gesagt werden, daß bei angeborener Disposition die Kurzsichtigkeit nicht durch die mancher lei von der modernen Kultur unzertrennlichen Schäd lichkeiten gefördert wird, mag diese Disposition nun in einer angeborenen Dünnheit der Lederhaut oder in dtr Beschaffenheit der Augenhöhle und dem dadurch bedingten LängSbau deS AugeS bestehen oder, wie dies neuerdings von Prof. Stilling beobachtet wurde, durch den Ansatz der Augenmuskeln bedingt sein. Aber ist denn die Kurzsichtigkeit, fragen wir, ein so schädliches, den Beruf deS Menschen überall hem- wendes Gebrechen, wie von mancher Seite geltend ge macht wird? Vor allen müssen wir bedenken, daß dem krillentragen kein Auge entgeht. Das normale Auge bäucht eine solche vom 45. Jahre etwa an für Nah arbeit, das übersichtige (weitsichtige) Auge schon in der Jugend. (Wohl findet man manchmal Leute, die auch in hohem Alter noch keiner Brille bedürfen; solche sind entweder, ohne es zu wissen, in geringerem Grade kurzsichtig, oder sie haben zwei verschiedene Augen, von denen sie das eine kurzsichtige für tie Nähe, das andere weit- oder übersichtige für die Ferne benützen.) Das mäßig kurzsichtige Auge hat den Vor teil großer Ausdauer für Naharbeit, ein Vorzug, der für viele BerusSorten in einem Kulturstaote nicht hoch genug anzuschlagen ist. Der große Physiologe TonderS, dessen klassische Arbeiten über diesen Gegenstand den ersten Anstoß zu weiteren Nachforschungen gegeben haben, spricht sich neuestens dahin aus, daß, wenn ihm auch die Macht dazu gegeben wäre, er die Kurzsichtigkeit ihrer anderweitigen großen Vortheile halber nicht aus der Welt schaffen möchte. Er sagt darüber: „Tie Nachlheile der Myopie werden von vielen übertrieben. Sie sind durch zeitige Verodnung geeigneter Gläser, ebenso durch gute Beleuchtung und richtige Haltung iu den Schulen meistens abzuwenden, und die geringeren Grade bringen eine Fähigkeit für keine Handarbeit und wissenschaftliche Untersuchungen mit sich, die wir nicht wissen möchten. In der Myopie sehen wir eines der vielen Beispiele von — in gewissen Grenzen wünschenswerther — Adaption der Organe unter dem Einfluß der Uebung, Die Frage ist, ob man mit dem Bekämpfen der Mvopie nicht am Ziele vorbeistreifen könnte. Befremden würde es mich keineswegs, wenn sich schließlich ergebe, daß sowohl der Gelehrte und Städtebewohner als auch der Bauer das zweckmäßigste Auge für seinen Gebrauch hat." Wie oft habe ich alte leicht kurzsichtige Beamte ihr Auge gegenüber anderen als ein ganz vorzügliches preisen hören. Nur eine Form der Kurzsichtigkeit ist bedenklich und kann selbst , zur Erblindung führen, die sogenannte progressive Myopie. Während die gewöhnliche Kurzsichtigkeit zwar mit dem Wachsthum deS AugeS fortschreitet, dann ober, etwa mit dem 20. oder 22. Jahre stationär wird, nimmt diese seltene Form, die indes nach Tscherning kaum 1 Proz. betrifft, noch nach dem 40. Jahre zu und ist mit großer Abnahme der Sehschärfe verbunden. Sie ist übrigens eine auf ganz anderen Ursachen be ruhende Krankheit und steht in gar keinem Verhältniß zur Näharbeit, denn sie ist häufiger in den niederen BvlkLklafsen und auf dem Lande. Wegen dieser seltenen deletäre» Form hat «an de» ganzen Alarm gegen die Kurzsichtigkeit hauptsächlich in die Welt gesetzt. Die Zahl der Erblindungen bei progressiver Myopie beträgt »ach MagnuS nur O,64S Prozent. Ich habe schon zu verschiedenen Malen vnsucht, die lomdlHipge» Ansichten über die Zunahme ter Kurzsichtigkeit und deren große Nachlheile zu wider legen. Wohl meist vergeblich, die Lorurtheile find zu tirf chWtmrzelt »nd wen» hr»1» der Züchtige laverl der kurzsichtigen Frau Nudelmaier eine Brille braucht, sag» di« Krau Mutter apodiktisch: „Daran ist Niemand schuld, att de» Professor mit seinen vielen Aufgaben." Die neue MilitSrvorlage. Ja der offiziösen Mittheilung über da« Programm der NeichStagSsesflon ist auch «ine Militärvorlage er wähnt worden, welche die schon früher angekündigte Bildung zweier neuen Armee«»PS an der OK-.und an der Westgrenze zum Gegenstand« hat. Ueber die Bildung der neuen Formationen wird nun deS Näheren von militärisch-offiziöser Seite geschrieben: ES wird im Rahmen deS SeptennatS zum 1. April 18S0 eine gleichmäßige Organisation der Armee korps in die Wege geleitet werden. Diese erfolgt durch Aufstellung von zwei neuen Armeekorps, nämlich deS 16. in Metz und deS 17. in Danzig, nicht in Brom berg. Dieser Platz ist überhaupt nicht in Frage ge kommen. LorauSflchtlicht wird daS 15. ArmeceorpS alsdann bestehen: auS der 31. und 33. Division, bisher in Straßburg; und daS 16. auS der 30. Division bisher in Metz, und der 16. Division bisher in Trier, und bekanntlich zum 8. Aimeccoips gehörig. An der Stelle der 16. Division, so nimmt man an, würde die 25. (großherzoglich hessische), die 2. Division des 8. ArmeecorpS zubilden haben. Diese Reorganisation ist so natürlich, und sie entspräche so den territorialen und sonstigen Verhältnissen, daß eS keinen besseren Weg giebt, im W.sten der Reorganisation zu verein heitlichen. Fraglich scheint der Verbleib der Kavallerie- Division deS bisherigen 15. Armeekorps zu sein. Nach Lage der Tinge würde das Geeignetste nrcht das Verbleiben derselben in Metz sein, sondern es würde vielleicht eine derartige Theilung der bisherigen einen Division in zwei neue, aber kleinere eintreten, daß die eine in Metz verbleibe, die andere nach Straßburg käme. Bekanntlich wird ein Kavallerie-Regiment nach Mühlhausen in Elsaß verlegt, so daß alSdann jede der beiden neuen Kavallerie-Divisionen aus 4 Regi mentern bestände, während jetzt die eine über 7 ver fügt, was zu viel ist. Die Bildung deS 17. Armeekorps in Westpreußen entspräche genau den Verhältnissen, wie die des 16. in Lothringen. ES würden demnach in Zukunft diese Armeecorps heißen: I. Oflpreußisches, 15. Elsässisches, 16. Lothringisches, 17. Westpreußisches. Danzig ist der naturgemäße Mittelpunkt für letzteres und bekannt lich greift das 2. Armeekorps bereits jetzt mit einem großen Theile feiner Truppen der 4. Division in den Bereich des bisherigen 1. ArmeecorpS ein. Die Aufstellung des 17. ArmeecorpS hätte keinerlei Schwierigkeiten, denn mit Ausnahme der höheren Stäbe ist fast alles vorhanden, abgesehen von der Feld-Artillerie. DaS 1. Armeekorps behielte Königsberg als Sitz, die 1. Division ebenfalls, die 2. hätte Danzig zu räumen und würde vielleicht in AUenstein zukünftig unterge bracht werden können, jedenfalls in einem Platze Ost preußens. Für das 17. ArmeecorpS winde Danzig Sitz des Generalkommandos und einer Division, für die andere vielleicht Thorn. Das 1. und 2. Armee corps haben bisher je 10 Infanterie-Regimenter, also ist dort bereits die Infanterie für eine volle neue Division vorhanden; die andere Division könnte aus den 4. Bataillonen gewonnen werden, jedoch würden hier wahrscheinlich einige Schwierigkeiten zu überwinden sein, weil die meisten 4. Bataillone bei Truppentheilen des Westens stehen und eine Verminderung in den bisherigen Belegungszonen nicht eintrete» wird. Auf der anderen Seite wäre noch ein Armeecorps, das 12., mit drei Divisionen vorhanden. Die Kavallerie division des 1. ArmeecorpS behielte ihren Sitz in Königsberg. Haus- und Landwirthfchaftliches. Einen tüchtigen Schnupfen sich zu holen, dazu gehört nicht viel. Als ein Mittel dagegen empfiehlt die „Apoth.-Ztg": Ein Theelöffel voll Kampherpulver wird in ein mehr tiefes als weites Gefäß gegossen und dieses zur Hälfte mit kochendem Wasser gefüllt. Ueber dasselbe stülpt man eine dreieckige Papierdüte, deren Spitze man soweit abreist, daß man die ganze Nase hineinstecken kann. Auf diese Weise athmet man die warmen kampherhaltigen Wasserdämpfe 10 bis 15 Minuten lang durch die Nase rin. Das Verfahren wird nach 4—5 Stunden wiederholt und selbst der hartnäckigste Schnupfen leistet ihm nicht Widerstand, meistens verschwindet er schon nach dreimaligem Lin- athmen. Dresden, 7. Oktober. Tie G-sandtschaft deS Sultans von karsitar bisicktigtr heute Vormittag die hiefigen Kaserne» unter Führung deS KnegkministtiS. Am Donnerstag wird die Gksandtschaft vom Könige empfangen werden. Dünger und Jauche Hauptstraße Str. 78. Jur Anfertigung von Bttch-mckurveitett jeder Art empfiehlt sich bei sauberer Ausführung und billigster Preisstellung die Bnchdruckerei -eS „Elbeblutt und Anzeiger" L Alatorllob. (L. Langer u. H. Schmidt.) Neueste Nachrichten und Lelegramme. Rom, 6 Oktober. Die Provinz Cagliari ist gestern von einem heftigen Orkan heimgesucht worden, welcher großen Schaden angrrichtet hat. Ja der Stadt Quarto wurden mehr al« 200 Häuser zerstört, auS denen bis jetzt 10 Leichen herausgezogen find. Man befürchtet, daß unter den Trümmern noch mehr Pe>- sonra begraben find. In Quarturcio find 30 Häuser eingestürzt. Paris, 7. Oktober. Auf den Boulevards herrschte gestern Abend unausgesetzt großes Leben. Auf dem Boulevard des Italien- wurde eine Boulangisten-Lirder singende Bande von der Polizei auseinander getrieben. Bor dem RedaktionS-Bureau d«S „GaNloiS" wurden Verhaftungen einiger Personen vorgenommea, welche zum Widerstände aufforderten und sich weigerten weiter zu gehen. Paris, 7. Oktober, 7 Uhr 54 Min. Nach dem offiziellen Bericht deS Ministeriums des Innern ist daS Gesammtergebniß der Strchwahlen bis jetzt: 124 Repu blikaner und 45 Oppositionelle. Die neue Kammer wird demnach enthalten: 362 Republikaner, nämlich 236 gemäßigte und, 126 radikale, und 205 Mitglieder der Opposition, nämlich 100 Royalisten, 58 Bona- partisten und 47 Boulangisten. Petersburg, 7. Oktober. Der Minister des kaiserlichen Hauffs, Graf Woronzow-Daschkow, der Kowmandi.ende des Hauptquartiers, Generallieutenant Richter, der Chef der kaiserlichen Kanzlei, Flügcladjutant Oberst Graf Olssufj w und dessen Gehülfe, Kammer junker Baron Budberg, sind heute nach Berlin abgereist. Zanzibar, 6. Oktober. (Telegramrn deS „Reuter'schen Bureaus".- Den größeren Kaufleuten in Bagamoyo ist eine Mittheilung des Hauptmanns Wißmann zugegangen, wonach der Reiseweg in das Innere offen rst. Von den Handelsleuten Sewjee und Hajee wrrd eine Karawane ausgerüstet, welche von Mombaffa nach Mamboia abzehen soll. Briefkasten. Hrn. 8- C. Kani erst heute in unseren Besitz ist gefunden worden auf der Gartenstraße. Der rechtmäßige Eigenthümer kann sie gegen Jnstrtions- gebühren abholen bei Traugott Hel«, Haupt, strotze Nr. SS (Schmiedemeister Kupfer). /Li« braun und schtvarzgestreiftcr Boxer ist zugelaufe u. Gegen Berlagsgebühren ab zuholen Roßgafse I«. zuholen /Lin Tuchfctnrh mit Ledersohle ist verlöre« worden. Gegen Belohnung abzugebe» in der Expedition d. Bl. Rist I silNS ist zu verutietken und Neujahr be ülü IlO^Iu ziehbar '* Kastanienstr. L4. Ai» ver«iethe« und sofort oder später zu beziehen ein freundliches Aamilienlogis an ruhige Leute. II. Etage: 1 Stube, 2 Kammern, Küche und Zubehör. * Hauptstraße Nr. 78. Gutes Elbwiesenheu liefert in Wagenladungen von 80 bis 90 Ctr. frei Bahnhof Riesa Rudolph in Mühlberg a. Elbe KW?" Größere Posten Roggen- und WeizeU- waschiuenstroh werden zu kaufen^es^cht.