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— Heute feiert Herr Stadtrath Grundmaun sein 2SjährigeS Jubiläum al» Mitglied der städtischen Tollegien und gingen demselben au« Anlaß der seltenen Feier zahlreiche Beglückwünschungen »r. z» Als Ehrengeschenk deh Stadt wurde dem Herr» Jubilar «ine werthvvlle goldene Uhr mit entsprechender Widmung überreicht; heute Abend findet zu Ehre» desselben in der Elbterraffe rin Festessen statt. — Bei der Sparkasse zu Riesa wurden im Monate December 1888 241 Einzahlungen im Betrage von 40 867 Mk. 4 Pf. geleistet, dagegen erfolgten 126 Rückzahlungen im Betrage von 3O3SS Mt. 85 Pf. An Sparkaiten ginge» 87 Stück ein. Neue Einlage bücher wurden HO Stück ausgestellt. 31 Bücher wurden cassirt. — Mit 1. Januar 1889 ist die Unfallversicherung der in land- und forstwirthschaftlichen Betrieben be schäftigten Personen in Kraft getreten. Infolge dessen ist von jedem in einem land- und forstwirthschaftlichen Betriebe etwa vorkommenden Unfälle, durch welchen eine in demselben beschäftigte Person getödtet wird oder eine Körperverletzung erleidet, welche eine Arbeits unfähigkeit von mehr als 3 Tagen oder den Tod zur Folge hat, von dem Betriebsunternehmer b.i der Orts polizeibehörde (das ist für das Land die AmtShaupt- mannschaft, in Städten der Stadtrath) schriftlich oder mündlich Anzeige zu erstatten. Zu den diesbezüglichen Anzeigen hat daS Reichsversicherungsamt dasjenige Formular festgestellt, welches bereits durch Bekannt machung desselben für die nach dem Unfallversicherungs gesetz vom 6. Juli 1884 zu erstattende Unfallanzeige vorgeschrieben worden ist. — Unser Elbstrom wird gegenwärtig auf seinem gesammten Laufe von 31 Brücken überführt, und zwar : in Melnik (Straße), Leitmeritz (Straße), Aussig (Straße und zugleich für Eisenbahn;, Bodenbach (für Eisenbahn), Tetschen (Straße-, Mittelgrund (für Eisenbahn), Schan dau (Straße und zugleich für Eisenbahn), Pirna (Straße und zugleich für Ersenbahn), Dresden: Albertbrücke (Straße), Augustusbrücke (Straße), und Marienbrücke (Straße und zugleich für Eisenbahn), Niederwartha (Straße und zugleich für Eisenbahn), Meißen eine Eisenbahnbrücke und eine Straßenbrücke, Riesa (Straße und zugleich für Eisenbahn), Torgau (zwei Straßen brücken), Wittenberg (je eine Brücke für Straße und Eisenbahn), Roßlau i. Anhalt (Straße und zugleich für Eisenbahn), Barby (Eisenbahn), in Magdeburg (Straße), oberhalb Magdeburg (Eisenbahn), unterhalb Magdeburg (Ersenbahn), Hämerten (Eisenbahn), Witten berge (Eisenbahn), Dömitz (Eisenbahn), Lauenburg (Eisenbahn), Harburg (Ersenbahn), Hamburg (zwei Brücken, je eine für Streße und Eisenbahn). Bon diesen Brücken sind 24 aus Eisen, 4 aus Stein, 2 aus Holz und eine als Kettenbrücke hergestellt. Aus Stein erbaut sind die drei Dresdner Brücken und die Pirnaer Brücke, während die beiden Holzbrücken in Roßlau und Wittenberg über die Elbe führen. — Gedenket der Vögel! Das kleine befiederte Volt muß bei dem rauhen Winterfrost arg Hunger leiden, und doch ist es leicht für die Menschen, die Noth zu lindern. Wie bald ist ein Stückchen Brod oder Semmel zer kleinert, welches man hie und da auf seinen Spazier gängen ausstreuen kann. Wenn von den Tausenden, die täglich in und außerhalb unserer Stadt herum wandern, nur immer einige so thun, dann ist schon viel geholfen. Wie leicht können wiederum Andere Kartoffelreste, Brot und dergl. vor ihre Fenster streuen. Wählt man dazu stets eine bestimmte Zeit, so merken sich die Bügel dieses bald und erscheinen in gehöriger Anzahl stets zu bestimmter Stunde, sodaß es eine Lust ist, ihnen zuzuschauen. Man versuche es und setze es fort; es wird einem viel Freude bereiten. Meißen. Der auch von uns erwähnte vier jährige Knabe ist nach den Mittheilungen seines Vaters nicht an den Folgen eines Schreckens vor dem Knecht Ruprecht, sondern vierzehn Tage nach dieser Darstell ung und zwar am Gehirnschlag gestorben. Döbeln, 2. Januar. Noch im Laufe dieses Monats soll unser neuerbauter Schlachthof eingeweiht werden. Ganz besondere Verdienste um diesen Bau hab«, der Herr Obermeister Lange und Herr Baumeister Hentschel sich erworben. Die maschinelle Einrichtung mit Dampfbetrieb hat die Firma Schindler ü. Grüne wald, Meihm, geliefert. Freiberg, z. Januar. Ein Maurer aus Bräuns- dorf ließ sich am Sonnabend in hiesiger Sparkasse ein Buch mit einer Eirtage von 1000 Mark ausstellen, legte aber nach Ausfertigung dieses Buches einen jener werthlosen Nachahmung», hin, welche die Bezeichnung tragen: „1000 Mark empfängt Derjenige, welcher diesen Schein für echt hält". Der betreffende Maurer wurde wegen diese- versuche- zur Wache gebracht, nach Feststellung seiner Persönlichkeit zunächst zwar entlassen, dürfte aber der Bestrafung keineswegs entgehen. Zwickau, 1. Januär. Ma« schreibt dem „Themn. Tgdl.": DaS alte Jahr schließt mit einem günstigen allgemeinen Staad für unsere Stadt ab. Handel und Gewerbe blühen, die Kohlenindustrie unserer Gegen», welche gegen 10 Millionen MI. an Gehalten und Löhnen für die im hiesigen Reviere angestellten Beamten und beschäftigten Arbeiter erübrigt, beeinflußt vortheilhaft unser öffentliche» Leben. In diesem Jahre betrugen hier die eingeschätzten Einkünfte 24453 750 Mk., der normale Betrag an Einkommensteuer 414501 Mk. Der Gemeindebezirk umfaßt am Jahres schluß 1472 tra 61,1 u. Da» vermögen der Stadt bei Beginn v. I. betrug 9 244261 Mk. Der Fonds für Errichtung eines Bürger Hospitals hat die Summe von 300000 Mk. erreicht. Die Zahl der Einwohner unserer Stadt wird jetzt auf gegen 43000 geschätzt ; die Zahl der Zöglinge der Volksschulen hierselbst be trägt rund 7500. Mit einem Glückauf! darf unsere Stabt ins neue Jahr übertreten. Zwickau, 3. Januar. Mit der vor einigen Tagen hier erfolgten Festnahme einer Diebin ist der Polizei eine der gefährlichsten und ausgefeimirsten Gaunerinnen in dl« Hände gefallen. Durch hartnäckiges Leugnen versuchte dieselbe ihren wahren Namen der Behörde gegenüber zu verschweigen und eS hat viele Mühe und Wege ge kostet, ihr Lügengewebe zu entwirren; dennoch gelang es schließlich, die Persönlichkeit der Gaunerin festzu stellen und volle Kenntniß über ihr Vorleben zu er halten. Ida Brandt aus Eibenstock, eine vielfach und zuletzt mit 7 Jahren Zuchthaus bestrafte äußerst raf- finirte Diebin und Betrügerin, welche vom Landgericht in Berlin zu ihrer letzten Strafe verurtheilt und am 30. November verflossenen Jahres erst aus einer preußischen Strafanstalt entlasten worden war, hatte sofort ihre verbrecherische Laufbahn wieder betreten und, wie aus den bei ihr Vorgefundenen Effekten und Werthsachen hervorgeht, mit vielem Erfolge. Die Genannte stammt aus einer anständigen Familie, ist aber durch ihren Leichtsinn auf die Bahn des Ver brechens geführt und seit fast 20 Jahren mit dem Strafrichter niemals fertig geworden. Ihre Specialität ist bemerkenswerth: sie pflegt Bekanntschaften mit Personen beiderlei Geschlechts auf Reisen, sowie in Städten anzuknüpfen, um dieselben zu bestehle»; sie geht in Geschäftslokale, sucht sich Gegenstände zum Kauf aus, um andere dabei zu stehlen u. s- w. Dabei ist sie stets in feiner Garderobe und vermag sie sich anständig und gewandt zu benehmen. Ver mutlich ist sie jetzt wieder für längere Zeit unschädlich gemacht. Langenleuba-Niederhain, 31. December. Vor einiger Zeit hatten sich zwei hiesige Knaben, welche kommende Ostern die Schule verlassen, ohne ihren Eltern etwas zu sagen, mit einem Bittschreiben an Se. Majestät den Kaiser gewandt, sie doch gleich nach ihrer Confirmation in den Militärdienst aufzunehmen. Nachdem dieser Brief zur weiteren Untersuchung durch die behördlichen Hände gegangen, ist auch dem Willen dieser jugendlichen Vaterlandsfreunde mit Einwilligung der Eltern entsprochen worden. Crimmitschau, 31. December. In Bezug auf die schon seit längerer Zeit hier ventilirte Frage, be treffs einer Wasserleitung, bat das Stadtverordneten- Collezium in seiner letzten Sitzung beschlossen, in Hin sicht auf ein sehr ausführliches Gutachten des Herrn Ingenieur Thiem aus Leipzig, von Bohrungen in dem Pleißen-Thal abzusehn, dagegen das Augenmerk auf Erlangung von Wasser für hiesige Stadt auf daS Muldenthal bei Crossen zu lenken. Reudnitz, 2. Januar. Seit gestern macht sich die Einverleibung unseres und des Nachbarortes Anger- Crottendorf auch äußerlich insofern bemerkbar, als die Aufstchtsorgane auf ihren Dienstgänge» nunmehr den Helm mit dem Leipziger Stadtwappcn tragen. Ueber- haupt gab daS Ereigniß gestern vielfach in öffentlichen wie in gesellschaftlichen Kreisen Anlaß zu freudigen Kundgebungen. Kanowen-Lchnellferrer ' Die schon öfter aufgeworfene Frage, ob ein Theil der Feldartillerie und besonders die reitenden Batterien zweckmäßig durch Schnellfeuergeschütze ersetzt werden können, wird gegenwärtig wieder vielfach erörtert. Die verhältnißmäßig geringe Erfolge, welche die Franzosen im Kriege von 1870 mit ihren Mitrailleusen aufzu weisen hatten, sind für die Beurteilung der neuesten Arten der Schnellfeuergeschütze im allgemeinen ohne Belang; die Mitrailleusen stellten rin mehrläufige» Orgelgefchütz dar, welche» eigentlich nur Infanterie patronen, wenn auch in großer Zahl verschoß. Als Hauptoachtheil galt aber die geringt Schußweite dieser Geschütze, welche einen Kampf mit feindlicher Artiller!» unmöglich machte. Diese Mängel weisen die neue» Schaellseuergeschütze nicht auf; so schießt z. B. die deutsche 3,7 cm Revolvrrkanone neben Granatpatrone» auch mit Kartätschen und die Grusoascheu Schnell- feuerkanonen außerdem Rmggranaten, stählerne Panzer granaten und Shrapnels in drei verschiedenen Kalibern. Während die Revolverkanonen noch eia Geschütz au» einem sünsläufigea Aohrbündel darstellen, bestehen die Schnellfeuerkanone» von Gruson nur aus einem Lauf, wodurch der große Vortherl eines einfachen Triebwerke» erzielt wird. Wenn diese Geschütze auch nur bi» zu 40 Schuß in der Minute abgeben, so ergeben sich doch für die Granaten und Shrapnels bei jedem Schu^ mindestens 20 wirksame Spiengstücke, so daß >n einer Minute 800 Lprengpück-Gesqoffe dem Feind entgegen geschleudert werden können. Der Hauptvortheil eine» Schnellfeuergesch ützeü beruht aus einem einläufigen Rohr und auf ernem einfachen, zuverlässigen Verschluß, wie solche die neuen Schnellfeuer kau onen besitzen. Auch die Schußweiten derselben haben sich vergrößert; dieselbe» erstrecken sich von 2400 Ms 4500 m und haben als» die Schußweiten der Mitrailleusen und andrer der artigen Geschütze weit überholt. Sie habe» aber immer hin den Nachiherl nicht zu v-settrgen vermocht, welcher in dem kleinen Kaliber enthalten ist, da das bisher erreichte höchste wirksame Kaliver 57 em sind. Diese Kaliber reichen zwar vollständig gegen lebende Ziele aus und können daher bedingungsweise als Ersatz für die Feldgeschütze wohl betrachtet «erden, aber gegen tobte Zille, wie z. B. gegen einen Dorfrand oder einen Erdauswurf, Schützengraben u. keigl., ist ihre Wirkung sehr eingeschränkt. In dieser Beziehung wird bas Feld geschütz der Feldartillerie noch auf lange Zeit hinaus seine Ueberlegenheit bewahren uno die Krage, ob die reitenden Batterien mit ihrem jetzigen Geschütz nicht durch Schnellfeuerkanonen ersitzt werden können, möchte zur Zeit wohl noch zu verneinen sein. Fürs erste dürfte die Aufgabe der Schnellfeuerkanomn im Festungs kriege wie als Marinegeschütz gegen Torpedoboote zrr suchen sein; im Bewegungskriege werden sie selbst mit der Feldlafette die Aufgaben der Geschütze der Feld artillerie in vollem Umfange zu erfüllen nicht ver mögen. (Vogtl. Anz.) Vermischtes. Ein Lied aus dem Kaiser Hause. In einer, seiner jüngsten Predigten zrtirte Oberhofprediger Dr. Kögel in Berlin ein „unserem Kaiserhaus«: ent stammendes' Lieb, welches unter den Stürmen ent standen. ist, Vie im verflossenen Jahre über dasselbe dahinbrausten. Das Lied ist der Kaiserin Augusta gewidmet und war bis dahin noch nicht über die Wände ihres Palais hinausgeklungen. Dasselbe lautet: Lrebe Mutter, Karscrkrönchen Ist so hold und schön, Sag, wozu die vielen Thränchen, Die darinnen steh'n? Hast Du nicht umhergesehen Auf der Blumen Au'? Sieh', in jedem Kelche stehen Helle Tropfen Thau. — Ja, ich seh's; doch schnell vergehen Sie im Sonnenglanz, Aber diese Tropfen stehen Immer schön und ganz. Jene blühen frei im süßen, Hellen Sonnenschein, Doch kein Strahl darf diese küssen. Müssen stets verborgen sein. Stets verborgen, liebe Mutter? Nimm die Blume mit! Will sie leis nach Hause tragen, Sorgsam, Schritt für Schritt. Was Du mir dabei gelehret Will ich denken spät und früh: Krone» schützen nicht vor Thränen, Aber sie verbergen sie! Dr. Kögel nannte die Dichterin nicht, aber Jeder er- räth wohl die fürstliche Tochter, welche der kaiserliche» Mutter dieses Schmerz- und Trostlied sang. Eisenbahnunfall. AuS London, 1. Januar, wird berichtet: Auf der Great Western-Eisenbahn stieße» am Montag zwischen Cardiff und Newport zwei Güter züge zusammen, wobei der Lokomotivführer n»d der Herzer des einen Zuge» auf der Stelle getödtet wurden. Der kurze Zeit nach dem Unglück fällige Erling wurde noch zur rechten Zeit durch Warnu»g»zerchen zu» Stillstand gebracht. Ei» entsetzlicher Unglücksfall ereignete sich am Don»erStag Nachmittag» 2'/, Uhr in der