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PROLSTAMSMSS PEUILLSION Ratten im Schederhof - geze- www « Nur selten sieht der Kruppianer einen klaren Hdriövnti HF Das ist nur in außergewöhnlichen Fällen möglich: wenn die ".-::-. Niesenösen ihre Feuer einstellen. dic zahllosen Kantine ihre kußigen Mäuler schließen; wenn durch die vielen Hammer-, Lokonioiiv-·, Walz- und weiß ich was noch fiir Werke keine Doiinerichiiige, keine Kräne mehr dröhnen. - So war es für den Kruppianer ein paarmai möglich. die » giftgesättigten Lungen voll reinerer Lust zu punwen; den ;.-zck,isenliirm nicht hören zu brauchen, der Tag und Nacht das Wert und die jammervollen Wohnbuden, die um das Werk hckumileben, erschüttert. .. Jn Zeiten der gewattigen Lohn- und Arbeitgzeitlämpfe. Wählend der Wuchtigen Aueeinandersetzungen zwischen den Stahl » hocken und den Stahlstlaven Jn Tagen der erbittert geführten ; Ztreiks der Jahre 1920, 1921 und 1923. IT Zehntausende entströmten damals den Eisentoren For "mierten sich aus den verräucherten Straßen innerhalb ihrer Werkstätten zu Bataillonen und marschierten unter brausendent J:-, Gesang revolutionärer Lieder zu den Sammelplätzen der kä- Eisenstadt. ~. Derbe Kruppianerfäuste trugen an der Spitze der Züge 111 rote Fahnen Die Schmarotzer verkrochen sich in die sinsteren ZZWinkel der Teilbetriebe, lugten feige und verschüchtert durch H-» Sparren und Träger hinter ihren mutigen Kollegen her. »Die Kruppianer konimeni« grüßten voll Freude die Kum .»», preis-, die von ihren Piitten ausmarskhiekt waren. »Es trifft nur die Spißhnlöhna »Es trifft alle!« X« »« v YOU-Hirt »Die Metaller tommen!« Und die Stadt erzitterte unter dem Marfchtritt der Proleten von der Kohle und der vom Stahl. Und die Eisenstadt blühte rot. Wie blijbender Moka wogte es durch die ganze Stadt. Streit! . . · . Z » Ich gehe öfter durch das Eisenwerk. Ich hossc diese flammend-z « Holle, in der Arbeiter, junge und alte, so unsagbar mißbraucht Zimeth Ich hasse die giftspeienden Buben, aus deren scheiden- Izlysen Giftersenstern die verschmutzten, fahlen Gesichter nur flüchtig «hlnaUL»-ftketen, mich neidvoll, fast haßerfiillt, mustern. F; Eintge Ilngeduldige fragen: »kammd, wie spät bum wir?« ..3;khn Uhu-« ;-;f«;: Mssmutig verschwinden die Gesichter aus dem Fenster. Ifjsxsfsk KrckchU - Wumml - Päng! - Wumms hauen die zjspmnpfthnmcr auf die glühenden GiscnhlöckT Schi« ·. · bläft der Dampf aus Ventilcn·. Lokomotimn zszblmmelm stoßen grclle Psisse aug. Rrrr . . . trommeln die Nicthännner. Ping . . . ping . . . PMB .. . Signale. Kleine und große Dämmer Treus jxxmissionen ichnurren. Die Treibtiemen kutschen Stahliagcn fjschen. Signale . . . und wieder Hämmcrlnallcn Binng - Vummx Lippen automatisch Waggon um angon V KAIMCTIIH Erz- nnd Kohleladungen. Hochanf ballt sich dicker, häßlicher Rauch. schwarz-gelb. VOU eminengurben beleckt in den Horizont Nuß regnet herab. Nuß und feiner Aschenstaub. Ich spukt-z mische mir die Augen und l)uste. « »..Ecl)meckt nicht, nicht wahr?« ruft ein Kirtelniann any- einem Alter heraus- »Ju, wir müser ec- jo täglich fressen, sinllegeP Ich nicle verlegen und trolle mich schleunigst weiter. , Ulljsrwcgg kommt mir ein Arbeiter entgegen gehnmpelt a, emo draufgektiegt?« frage ich »Menich, Glück gehabt! Ne Form ist geplagt Ich Eis-111 t- nnr ein Bein verbriiytl Mein Kollege kriegte eine ganze Mmg Weg! Aufpassen iollfte, dabei geht eg mit allem Vulk sr Finpr Hinter jedem Hintern steht ion Jagdhund!« —-« »Gutes gehabt!«, sagte er. Der Kollege hatte nicht soviel int. Die Unfallsiatistik der Stuhlhölle spricht Blinde von xem verfluchten Glück. » Wummi - Wammi - Wumnl! - Wamml krochen die mmer. In schwindelnden Eisengerüsten hängen Arbeiterlctbct, iten und klettern. Klettern wie Spinnen in einem Riesen- VCET Echluckeu den Gas- und Teergestank. Brennen in der Pfahlöfen entftrömenden Hitze. Ein Arbeiter kommt aus einem Tor. Er hat einen Dignut Quem blauunifounietten Mann. » UT Pvttiet ist streng. Er ist wie ein Tetlhebel vom Wert. E Ein Automat steht er da und paßt auf damit dem Werk schrde entsteht Die Partien-. die Wächter, we ebenso Aus dem Leben der Kruppqrbeiter - Neportage vom unifoxmien im Gleichtwtt im und um das Wert hexmnitelzcn, sind wie Uhren, die morgens um sechs aufgedkeht, abend-:- um sechs ablaufen- Ktuppfche Ordnung. Gegen 5 Uhr. Scharen verlassen das Wett. Immer in Trupp-s pulst es aus- den Toren. Die Metallcx sind sonst wori karg. Jetzt sind sie gesprächig. Dao Gespräch wird erregt ge führt und dreht sich um dar-, was sie wohl alle am meisten be untuhigt: um den Lohnabbau. «Wik, die im Attokd sind, verneko die Stunde fast dreißig Pfennige!" Ich schließe mich an. Mürkäfche Gesichten Einige zanken fich: »Die Preise müssen herunter!«, sagt der eine »Mensch, du läßt dich auch noch verkohlen!«, brummt der andere. »Wie verkohlen, dac- Eifen fällt mit zwei Mart pro Tonne!« »Glan nur den Schiebem bei denen fällt immer wnti Augenblicklich wird an Unserem Verdienst gefiibelt!« Scharen nnd Scharen stampfen die Straße. Unterm Arm den Henkelmnnn oder die Ledettasche Einfach, aber laUkM ge kleidet und gewaschen Kragen um. Man sollte nicht meinen, daß eg Arbeiter sind, die neun nnd zehn Stunden an Waisen nnd Drehbänken stehen; an Gußformen nnd Feuetöfen braten. Doch ihre Gesichten die trotz allem Bimsen verfchmnimten und betrachten Hände verraten sie. Die entzündeten Augen. Ihr Spucken « Di·c Trupp-: hie-gen von der Hauptstmßc ab nnd verteilen sich auf die umliegenden Häuser und Kolonien. « Die Häuser haben die graue. rußige Farbe der Stein- und Eisen-hellen angenommen, sind teilweise gerissen. Eichen ver bogen nnd abgeniörtelt. Die Kolonien sind teilweise Holzbanien Jch gehe in eine solche Holzhaulolonie hinein. Es ist der Schederhof. Der Schederhos steht schon seit 1870 und ist fast uin die gleiche Zeit erbaut worden« als für den Eigentümer des Stnlilmerlg im lustigen Ruhrml, mitten in den bewaldeten Nirhrhölscn dere- »Srhloß Hiigel« hingebaut wurde. »Schlosz Hügel« ist ein herrliche-:- Gebiinde und bekannt durch die vielen hohen Besuche vaterliiiidischer und internatio naler Genießer. Dort gab Lllfred Krupp, der Kanonenlönig, seinen hohen und ullerhöchsten Freunden Enipsangsseste. Der Schederlnif ist dac- Gegenteil von Schloß Hügel«. Des -Echcderl)of, der direlt mn Werk liegt, birgt ini Gegensatz zu den reichen nnd sorglosen Bewohnern der- »-ch)losseg Hügel« die bitterste Armut. Hier hausen die brennt-nein aber lind-erreichen Arbeiter. in finsteren, niedrigen Räumen. Die vorderen Ba rackensenster aus das Werk, die hinteren Linken aus ebensolche eintönigen Baraclen gerichtet. Der Zwischenraum drei bis vier Meter breit. hängt voll bunten Wäschezeugss. »Die japanische Tlseatersimsze ist doll« unterrichtet mich ein aus der Holztreppe eines dieser Jiiifige hockender Mann Ich bleibe stehen und unterhaltc mich eine Weile mit ihm. »Auch bei Ktupp am lebeiiell«.-’« »Da war ich mal! Jetzt bin ich am Boifciri Frag mal, in jeder Familie sind etliche» die Knmp auf Smamrnte gesetzt l)at!« »Bist et euch denn hier so ungeschoren wohne-IV »Im dafür blechen wir aber umso mehr Mietr!" »an zahlt ihr hier für die Buden«?« »Unm( 29 Mark und oben sz Wortl« Darf ich mit hinein ?« smge ich. Am Fenster hockt eine Hemmt-Hm abgemagert-: Frau. Sie jlickt an Lumpen. ~«.«Ichine Mutter!«' erklärt der Arbeiter Die Frau sieht mich mit gleichgültigen Augen an. »Was wollt ihr?« »Nichts-. «:7Jiuticr.« der Rolle-ge ist hier vom Liinlirecho!« »an Ruhr-Echo?« Die Frau wird erregt »Hast du ihm mal dass nut dein Vichzeug und den Stiniilusetth crzåriiitsssp ilnd sie bestürmt niicsiz »Setzen Sie dag in die Zeitung herein! Es ist hier nicht nichr zum aushalten, ing ich Jhnens Eis muß sich doch irgendwie jemand finden. der es an die Oeffentlichieit bringt! Der Verwalter läßt von draußen die Bude-n nnpmieln, drinnen wird aber niicht geiuachti Es ist bald zum Fioizen!« Der Arbeiter führt mich durch die Simonie Wir treffen noch ein paar andere nnd nntcrbnlien uns- ijlusr die sur-pp- Höhle »Wer heute nicht mehr auf dem Damm ist« ver wird taug gewjppt!« lacht einer dischutcn Hinter diesem verlcgcnen Lachen verbirgt sich Angst, brotlog zu werden. und Empötung über die eigene Hilflofigkeit. 111-Itzt wFrdcn wohl alle hetauggemippt!" jage ich auf die Mahcncntlasxung html-muttqu »Ehe: then die Dummköppc auch nicht aus den Stahl buoen!« crmmcrt ein anderer Arbeiter ergrimmt »Dort du unterschrejbit wieder jun Wisch. daß du mit der Dreckmaloche und dem Abbau zufrieden bijtk" ntijcht sich em dritter ein. »Mensch, bei uns in der Bude geht cis hoch! Die Latrine sitzt immer voll, da wird feste Digluttett!« --Jch·HZkke««,mitextfbfilcckjs tshqfihnLJes trifft nur einige Spitzen löhnek« Jch gebe nur dass wieder, wag ich auf meinem Rund gang zwischen dem Werk von einzelnen Kruppjancm gehört hatte-, « »Wer hat dir dat erzählt?« »Ein Teil der Krupptanet sagt eS!" »Dann sinds so gelbe Schwung-, dat erzählen sie nur den Kollegen, damit die nicht die Maschinen stillfetzen! Du scheinst dich hier bei Krupp noch nicht augzutennem KollegeP »Wir find mit etwa 85 Prozent Akkordarbeiter und haben durch den Schsedgspruch monatlich mindestens 30 Mark Schaden!" belehrt mich einer aus dem Lokomotivban. NordwestsKampfgebiet Unsere Unterhaltung wird durch einen zwischensall unter brochen. Ich bekomme einen Zettel in die Hand gedrückt. »Sie-s mal durchl« sagt det, der mit den Zettel gab. Ich lese. Es sind ungelente Schriftzüge und es kostet mich Mühe, den Inhalt zu entziffern. Es ist eine Beschwerde an die Woh nungsdtkeltion, von einem Einwohner des Schederhoses se schueben, der sich über ble lästige Nattenplnge beschwert und Abhilfe gefordert hatte. « Der Wohnungsoerwalter holte aber abgelehnt, vor dem l. Oktober Jnnenrepnratnten vornehmen zu lassen, mit der Be gründung: es sind gar keine Ratten. nur Mäuse. »Ich muß sie doch kennen, wenn sie mir den ganzen Tag über Bänke und aus dem Tisch herumspringen, wenn sie schon dem Kleinsten in den Wagen kriechen und ihn anskessen!« schreibt det Arbeiter empört. · »Sie sind vom ,Nnhr-Erho'?« fragt mich einer, »dann sehen Sie sich den Dreck mal selbst an! Bitte. selbst ijbctzcugen!«« Wir gehen in die Wohnung hinein. Es wimmelt von Kindern Es- wjmmelt von lästigen Flieget-. di-: von den Ahortscn her lot-unen, aus-«- det Richtung. wo auch ein entsetzlicher Gestank kommt. Eine Frau sitzt am Tisch und sieht mich schief an. Dng Kleinste. es ist cincinhalb Jahr alt, sieht aber aus wie ein-s von drei Monaten, liegt m dem ärmlichen Anmerkungen Dres vicr kleine, verkümmern Kinder stehen herum und muten mick mit großem szicnden Augen an· « »Was ist log?« fragt die Frmk »Der Mann ist vom »Rul)r-Echo« nnd will sich die Löcher mal ansehen!« Die Frau springt auf und wetten log: »Wissen Sic, 647 Wäs- so eiir Schwein, sag’ ich Ihnen, zum Schein der Gerechten läßt er die Buden von draußen anstreichen, aber schen Sie sich mal hier dies anl« - Sie zeigt nach dem Fußboden hin. So ein halbes Dutzend Stellen weisen sast saustbreite Löcher anf. die non Ratten nur-genagt waren. »Sie können sich gar nicht vorstellen, ivie srcch das- Vieh zeug istl·· ilagt die Frau. Sie zeigt ans dnsz Kind iin Wagen »An den gehen die Biester schon ran, an den Händchen haben si.l ihn gebissen! Bald frißt uns das Sauzeng ans, nnd der Herr Verwalter laßt vorn Oktober nicht reparierenl Hau« ich hier die Nattenlöcher zu, dann hat sie der iiber uns-! Dann ist der Krach irn Gange, und nur wegen der Lumperei der Verwaltung» Ein schrecklicher Zustand. Der Gestank elelt mich an. Ecs wird mir zum Erbrechen übel. Jch verspreche, dariiber in der Oeffentlichleit zu schreiben. Aug den Wohnungen heran-:- innstern mich Frauen und kinder mit surchtiamen Blicken Vitterjte Arnuit. Sie versuchen dar- Möglichste. um ihre Wohnungen, ihre wenigen Wäscheichiirjze sauber zu erhalten. Nur wenigen gelingt eg. Der größte Teil hat eg ausgegeben und wird gleichgültig Wer begreift dass nicht! . . . Harie Arbeit, erblirmlicher Lohn Ausblick auf die grauen Stahlbuden. Erholung auf iteilen Holztreupen oder in finsteren, mnfsigen Räumen, voll Jauche geroch. Jagd nach tlngezieser nnd Ratten. Lumpen slirten Windeln waschen. Tag und Nacht das dröhnenae Eiienlanzeri im Werk, das auch die stiirlsten Nerven zerriittet. Dass war der Sein-derbes So sind auch zum Teil die übrigen Hose, die der Kanonentönia Alsreb Firuop seinen Untertanen erbauen liesz mit der lächerlichen Phraset Der Zweck meiner Arbeit soll Gemeinwohl seinli Dac- sind die Erhalunnsstiitten nach fleißiger Arbeit siir die Werigsllaven hingestellt in der Zeit, da man in den lus tigen waldigen Nnhrbergen sein »Schlag Hügel« mit dein er denllichiten Rainsort errichtet hatte. Ich wandere zuriicr Ich lann die Erinnerung an die Elends-. bararken nicht los werben Die großen» fragendka Likxdcxgzzggk verfolgen mich, der hassentstellte Vlirl der empörten Frau. Rauch- nnd Flannnensiiulen prallen gegen den Horizont Die Kantine passen nnd passen Nuß - Nnß »- und immer Nuß regnet herab. . Flüchtik erscheinen wieder on den schcibnslcsscn Gätterfcnstrm die ver? drosfcsncn Gesicht-It Nur vereinzelt mischen Pnssmrten über die Straßen. Sie eilen sich. Sie scheinen zu flüchten. Jede( Prolct haßt diese Fette-» nnd Nußlmden. Die Hölle der Mut-Mauer Auch die Firma Ftrupp hat ihren Arbeitern zum 1. Juli geküypigtz 4 « · Noch stehen sie an den Drehbänken, an den Wetzen Nod gießen sie das glühende Eisenblut in die beteitsteyenden Formen Noch knallen ihre Hämmet und tausend Händeweißen an Hebeln führen Kräne, gebieten über Maschinen. Noch ist die Straße friedlich. Bald aber briillt ein anderer Donnes über das Werk-. anvfnner, die Räder still . .! -