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warte. Herr Oeconomierath Steiger, welcher verhindert »ar, der Prüfung beizuwohnen, hatte schon am Tage vorher den Schülern unter Worten der Ermahnung Lebewohl gesagt. — Der diesjährige WintercursuS beginnt Drens tag, den 22. Oktober, früh 10 Uhr. Die Anmeldungen für denselben sind diesmal erfreu licher Werfe so stark, daß die Gesammtschülerzahl über 70 betragen dürfte. Weitere Anmeldungen werden noch bis zu Beginn deS CursuS entgegen genommen, doch ist eS wünschenSwerth, daß dieselben baldmöglichst bewirkt werden, damit rechtzeitig die nöthigen Vor kehrungen getroffen werden können. Dresden. Ueber den wegen Unterschlagung verhafteten, bei der Staatsschulden - Berwaltung zu Dresden augestellt gewesenen Calculator Th. Berger wird noch Folgendes mitgetheilt: Berger hatte seine Militärzeit zur besonderen Zufriedenheit seiner Vorge setzten absolvirt, und die silberne Medaille des St. HeinrichS-Ordens und das eiserne Kreuz zweiter Klaffe schmückten seine Brust, als er als Unteroffizier mit dem Civilversorgungsschein als einfacher Schreiber bet der Staatsschulden-Berwaltung angestellt wurde. Auch in dieser Thätigkeit wußte er sich schnell die besondere Zufriedenheit seiner Vorgesetzten zu erwerben, seine Anstelligkeit und sein Fleiß verschafften ihm schnelle Beförderung, und den groben Vertrauensbruch, dessen er sich schuldig machte, hätte ihm wohl Niemand zu getraut. Berger hat die Unterschlagung derart aus geführt, daß er Coupons, die er zur Ungiltigmachung durchlochen und dann zur Verbrennung übergeben sollte, aus den ihm übergebenen Packeten sich aneignete und darauf wieder in Umlauf setzte. Wie lange und in welcher Höhe er diese Betrügereien ausführte, ist natür lich bei der Eigenart derselben nicht gleich feststellbar, doch wird die Höhe der Betrugssumme auf über 12 000 Mark geschätzt. Die Verwaltung der Staats schulden geschieht in Sachsen bekanntlich durch einen Landtagsausschuß, der aus zehn Mitgliedern besteht und im Landhause seine Sitzungen abhält. Vorstand desselben ist Herr Bürgermeister Böhnisch. Die Kaffe beschäftigt außer je einem Kassirer, Kontroleur und Kaffenassistenten acht Calculatoren, deren letzter in der Anciennität Berger war. Gleichwohl hatte er ein auskömmliches Gehalt, soll aber seit Jahren mit Schulden zu kämpfen gehabt haben. Pirna, 28. September. Herr Bürgermeister Schneider ist gestern Nachmittg 5 Uhr auS Crimmitschau hier eingetroffeu und auf dem Bahnhofe namens der Stadt durch die Herren Stadtrath Thieme-Garmann und Stadverordneten-Borsteher Haensel officiell begrüßt worden. Die Verpflichtung und Einweisung des neuen Stadtoberhauptes erfolgt Dienstag den 1. Oktober Mittags 12 Uhr durch Herrn Geh. Rezierungsrath v. Bosse, während dann am Abend des genannten Tages von 7 Uhr ab im Saale des Korst- hauS-Hotels eine zwanglose Bereinigung stattfindet, bei welcher daS Stadtmusikchor concertirt. Klingenthal, 25. September. Die hier sehr stark verbreitete Musikwaaren-Jndustrie, namentlich die Herstellung von Mundharmonikas, lag in den letzten Jahren sehr darnieder. Jetzt geht ein frischerer Zug durch diesen ErwerbSzwciz, und es ist wieder aus reichende und lohnende Arbeit vorhanden. Wurzen, 28. September. In der gestrigen außerordentlichen General-Versammlung des Credit- vereins wurde die Auflösung desselben gegen drei Stimmen beschlossen. Leipzig, 27. September. Der Tischler Hoch Häusler aus Schweidnitz, der in Dresden der Kranken kaffe „Schutz und Trutz" Gelder unterschlagen und damit hier ein Stellenvermittelungsgeschäft unter pomp haften Ankündigungen gegründet hatte, wurde wegen verschiedener Cautionsschwindeleien im Gesammtbetrage von 8000 Mk. zu 2 Jahren 9 Monaten Gefängniß verurtheilt. Eine gleiche Strafe erhielt die ihm dabei behilflich gewesene Josepha Schiebe, eine jetzt 27 Jahre alte Württembergerin, die seit ihrem 18. Lebensjahre ein abenteuerliches Leben getrieben und sich in verschiedenen Ländern Europas aufgehalten hat. Sie spielt« öfters die reiche Erbin, welcher 100,000 Mk. zur Verfügung stehen sollten, hatte aber oft nicht soviel, um die nöthigsten Ausgaben bestreiten zu können. Groitzsch, 27. September. In der gestern hier abgehaltenen gemeinschaftlichen Sitzung der Stadtver ordnete» ist beschlossen worden, im nächsten Frühjahr mit vem Ban des neue» RathhauseS zu beginnen. Höxter, 25. September. 2 hiestge Radfahrer lehrten am 2. Juli d. I. von Holzminden nach hier zurück. Ja dem Dorfe Stahl, das sie passirtea, warf rhaen der Schlächter Ranseaberg daselbst eia Stück Holz vor die Maschine, so daß «iaer der Beide« zu Falle kam, sich aber glücklicherweise nicht erheblich be ¬ schädigte, sondern nur einige Hautabschürfungen davon trug. Der Schlächter hatte sich heute vor dem hiesigen Schöffengerichte zu verantwortea. Sein« Ausrede, er habe einen auf der Straße befindlichen Hund mit dem Holz werfen wollen, würbe durch die Zeugen widerlegt und daS Gericht verurtheilte den R. zu der empfind lichen Strafe von 6 Monaten Gefängniß. Offenbach, 27. September. Heute Nacht brach ein furchtbarer Brand im SiedhauS der großen Stearin fabrik Emil Bollmar aus. 3 fettgefüllte Kessel, die Lagerhallen mit 500 Fässer Knochenfett und 30 Faß Palmöl standen lange Zert in Flammen. Die Kämpfe in Deutschostafrika. Einem im „Reichsanzeiger" veröffentlichten, vom 29. August datirten Bericht des Neichscommiffars Wrßmann an den Reichskanzler entnehmen wir Folgendes: „Ich brach am 5. August mit 150 Mann und 300 Waniamwesi auf, um den Küstenstrich zwischen Dar-es-Salam und Bagamojo sicher zu stellen und die verschiedenen Waniamwesi-Karawanen zwecks baldigen Aufbruchs in das Innere zu vereinigen. Der Marsch wurde in drei Tagereisen zurückgelegt, ohne daß ein Schuß fiel. In der ziemlich bedeutenden Ortschaft Bueni setzte ich den bisherigen Mali Sef bm Jffa, der geflohen war, ab, setzte 1000 Rupien auf seinen Kopf, coiifiszirte seine Häuser und Pflanzungen und erklärte seine Sklaven für frei. Es hatte sich heraus gestellt, daß der Ueberfall der Mission in Pugu auf sein Anstiften und unter seiner Führung auSgeführt war. Er hatte außerdem den größten Theil des Lösegeldes für die Missionäre an sich genommen. Zum neuen Mali habe ich einen Araber, Seliman bin Masar, auSersehen. In Bagamojo angekommen, erfuhr ich, daß die alten Jumbes von Bagamojo mit viel Murima- Leuten sich zwischen Kingani und dem Wami nieder gelassen und meine Aufforderung zu friedlicher Rück kehr nach Bagamojo höhnisch beantwortet hatten. Biele Anhänger Buschins sollten die dortige Gegend vorbereiten zum Stützpunkt deS Rebellenführers, der mit Wafiti und Wahehe aus dem Innern erwartet wurde. Nach den nothwendigen Rekognoszirungen baute ich am Kingani, an der alten Fähistelle Mtoni, eine Befestigung und richtete die Fähre wieder ein. Ich sandte dann den Stationschef Freiherr» von Gravenreuth mit zwei Compagnien und ewigen hundert Waniamwesi mit dem Befei,l ab, bis zum Wami hin die Rebellen zu vertreiben und die Ortschaften zu zerstören. Freiherr von Gravenreuth entledigte sich in prompter, schneidiger Weise seines Auftrages; — der Feind hatte empfindliche Verluste an Todten und Ver wundeten gehabt, während diesseits durch das planlose Fechten der Rebellen keine Verluste zu verzeichnen waren. Große Aufhäufungen von Lebensmitteln be stätigten die Meldung, d. ß man beabsichtigte, hier ein Rebellenlager cinzunchten. Der Erfolg dieser Bestrafung zeigte sich sofort: waren bisher die näher liegenden Jumbes der Wasaramos zur Unterwerfung zur Station gekommen, so kamen jetzt ganze Schaaren derselben bis auf vier Tagereisen weil nach Bagamojo und auf dem Fuße folgend von nun ab täglich Karawanen mit Lebensmitteln zum Verkauf, die mir ermöglichen »erden, dir billigere Geldverpflegung der Truppe in Bagamojo einzusühren. Bon einem wegen lebhafter Sklaveaausfuhr be rüchtigten Orte Mlangotini erfuhr ich durch flüchtig gewordene Sklaven, daß man im Begriff sei, geraubte Wasaramos nach Pemba zu verschiffen. Ich sandte abermals Freiherr» v. Gravenreuth noch bei Nacht mit einer starten Patrouille ab, um die Sklavenjäger abzufangea. Leider entkam der berüchtigte Sklaven händler Salim, da eS schon vor dem Dorfe mit einigen beim Einschiffen von Sklaven begriffenen Belutsche» zum Gefecht kam; zwei Belutschen und ein Neger fielen, zwei DhauS wurden genommen und die Häuser des Sklavenhändlers, in denen man in Ketten gelegte Sklaven fand, verbrannt. DaS Feuer griff um sich, so daß auch Häuser von übrigen Eingeborenen nieder brannten. Auch wurde eine große Zahl Eingeborener gefangen zur Station geführt. Nachdem die Unschuld dieser Leut« festgestellt war, wurden dieselben mit einem Geschenk zum Wiederaufbau ihrer Häuser entlassen. Schon am nächsten Morgen erschienen zahlreiche Mlangotini-Leute, die den entwischten arabischen Sklavenhändler Salim gebunden überlieferten — die Leute erhielte» eine Belohnung. ES ist di«S der erste erfreuliche Fall, daß Murima-Leute thätlich gegen di« Araber vorgehen. Salim wurde, deS Menschenraubes ib«,führt zum Lode durch den Strang ve.uitheilt. Die Bevölkerung Bagamojo» ist, ungerechnet d«r Waniamwesi, wiederauf circa 5000Seelen avgewachsen. Em andere» erfreuliches Faktum ist die Aukunst einer Waniamwesi-Karawane von ungefähr 1000 Man» mit Elfenbein in Bagamojo. Buschin hat unterwegs versucht, die Karawane zu berauben, ist jedoch abge schlagen worden. Es ist demnach für klrine Karawanen die Straße noch verschlossen. Ja Pangani ist die Ausführung der Befestigungs bauten in Stein überraschend vorgeschritten. Die nächste Umgegend Panganis. hat sich bi» auf eine» bevölkerten Dörfcrcomplex Maganda unterworfen. Bon den Maganda - Leuten wurde der dortige StatioaSchef Schmidt, der allein einen Ausflug zu Pferde gemacht hatte, überfallen und entkam mit knapper Roth. Gleich am nächsten Tage griff er Maganda an, schlug die Rebellen, zerstörte ihre Dörfer und vertrieb sie nach Westen; feindlicherseits fielen ein bekannter Rebellen führer und 15 Mann; di-ffeits wurden zwei Soldaten schwer verwundet, deren einer starb, während der andere durch Amputation gerettet wurde. Mein dortiger Mali, Srlrman bin Naffr, benimmt sich gut. Sem Anhang sind Araber und Inder, der besitzende Theil der Bevölkerung, der nicht am Kampfe Theil genommen hat, während die Murima-Leute, die bei Pagani fochten, natürlrch gegen ihn sind. In Tanga hat Stationschef Krenzler mit 50 Mann und 16 Matrosen der Marine das letzte in der Nähe noch feindliche Dorf Timbari zerstört und viel Munition erbeutet. Die Rückkehr der Eingeborenen nach Tanga geht stetig vor sich. Ich habe dort als Wali einen Neger Namens Munikombo eingesetzt, der von den Be wohnern Tangas und den Indern gewünscht wurde. Es ist in Tanga ein umgekehrtes Veehältniß wie in Pan gani;' hier sind die Neger die besitzenden Klaffen, während nur einige heruntergekommene Araber und Sulkanssoldaten, meist Belutschen, die kriegerische Partei gewesen waren. In Zanzibar hatte wieder einmal das Gerücht von einem gegen die Europäer geplanten Ueberfall um sich gegriffen, und legten sich zur Sicherheit die Kriegsschiffe an dem, wie es hreß, zum Massacre bestimmten Tage vor ihre jeweiligen Konsulate. Ich war während der Zeit stets bereit, mit 500 Waniamwesi zum Schutze deutscher und englischer Interessen in Zanzibar zu landen. Seitdem der Vezier Bataschmar verbrannt ist, wa» besonders unserem Einfluß zugeschrieben wird, erkundige» sich Biele, auch bedeutende Araber, nach deutschen Schutzbriefen. Dre Berwaltung, die jetzt in Zanzibar stationirt ist, beginnt, durch rastlosen Fleiß und Berständniß des Chefs Freiherrn v. Eberstein, in geregelte Bahnen ge leitet zu werden, wie Ew. Durchlaucht aus dem dies maligen Verwaltungsberichte ersehen werden. Es ist daher wohl ein verantwortlicher VerwaltungSbeamter, um den ich ganz gehorsamst gebeten hatte, der sich hin doch erst einarbeiten müßte, zu entbehren. Auch wird der von mrr ebenfalls erbetene Jurist entbehrlich, da mein Adjutant, Dr. Bumiller, sich mit großer Gewandt heit eingearbeitet hat. Der kaufmännische Beirath Wolf hat, da seine Stellung durch die Einrichtung ter Verwaltung hier uonöthig wird, um seine Entlassung gebeten, dre ich ihm in Anbetracht dieser Umstände bewilligen mußte; er wird jedoch vorher noch einige kaufmännische Besorgungen in Aden und Bombay erledigen. Mit der Sklavenfrage muß ich, abgesehen von der Ausfuhr, die ich mit größter Strenge ahnde, vorsichtig umgehen, um nicht einen großen Theil der sich jetzt Unterwerfenden durch zu harte Bedingungen abermals ins feindliche Lager zu drängen. Das Factum kau» jedoch konstatirt werden und dürfte wohl für die sich besonders für die Sklavenfrage in Afrika interessirende Partei von Interesse sein, daß heute in dem Theil der Ostküste, der von mir unterworfen ist, Niemandes mehr wagen würde, Sklaven zu exportiren. ES sind bereits sechs Menschenräuber mit dem Tode durch den Strang oder durch Erschießen bestraft worden. Bom Export bedrohte Sklaven begeben sich überall in den Schutz der Stationen. Die schwarze Bevölkerung weiß, daß, wenn sie deS Menschenraubes überführte Araber nrcht ausliefert, sie selbst als Mitwiffend« zur Rechenschaft gezogen wird. Ganz besonders wird aber durch die Jumbes der Ortschaften, die ich verantwort lich mache, ein Export verhindert werden. ES ist also nach dieser Seite hin das irgendwie Thunliche mit Erfolg geschehen, und ist jedenfalls diese Art de» Vorgehens gegen die Sklaverei im Allgemeine» außerordentlich viel wirksamer und nebenbei auch billiger als eine Blokade durch Kriegsschiffe. Die von Ew. Durchlaucht mir mehrfach anem pfohlene Sparsamkeit wird in jeder Weise geübt. Da sämmtliche Mitglieder der Schutztrupp« sich selbst ver pflegen.', s» ist »n dieser Beziehung leine Ersparpiß zu