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ihm, i» einer Buchdrucker« als Setzerlehrlinz uuterzu- ttmmrn und er warf sich nun mit Feuereifer auf die Erlernung dieses Metin«. Dort in derselben Druckerei lernte Stojanow auch den jetzigen bulgarische» Minister präsidenten Gtambulow- kennen, der ebenfalls seinem Baterlande Valet gesagt hatte und in Bukarest al« Vuchdruckergehilfe Stellung fand, vom ersten Lage an bi« zum Tode verband beide innigste Freundschaft. Im Jahre 1876 betheiligten sich beide an einem Ein fall bulgarischer Emigranten in Rustschuk, eS gelang ihnen jedoch, sich rechtzeitig zurückzuziehen und so brauchten sie ihren kühnen Entschluß nicht wie viele andere da mals mit dem Leben zu bezahlen. Inwieweit Stojanow im russisch-türkischen Kriege eine Rolle spielte, ist »icht mehr festzustellen. Rach dem Kriege jedoch in sein Vaterland zurückgekehrt, machte er wissenschaftliche Studien und verlegte sich ans Erlernung der deutschen und französischen Sprache, worin er eS später zu einer gewissen Fertigkeit brachte. Anfang der achtziger Jahre lenkte er die Aufmerksamkeit aus sich durch die Publikation einiger Artikel gegen die russische Mißwirthschaft in Bulgarien. ESwarenseineerstenjourualistischenArbeiten, aber sie trugen ihm sofort ein Mandat für die Volks vertretung ein. Der weitere Verlauf seines Lebens, bis er Präsident der Sobranje wurde, ist bekannt. Stojanow war stets ein einfacher, schlichter Mann geblieben und wollte auch nur als solcher gelten. Seine Kopf bedeckung blieb bis zu seinem Tode die bulgarische Fell mütze, Kalpak genannt, die er selbst bei den festlichste» Gelegenheiten nicht mit einer anderen vertauschte. Ueber die Lebensweise des Zaren in KredenSborg berichtet man der „M. Z." einige Einzelheiten. Wie bekannt, ist daS Leben deS Kaisers sehr einfach und regelmäßig. Der Zar, der sich selten vor ^/,8 Uhr zu erheben pflegt, verbringt den Tag in vollständiger Muße. Nach dem ersten Frühstück ergeht er sich mit seinen Nichten und Neffen in den schattigen Laub gängen deS alten Parks, wo er sich zuweilen in freundlicher Laune an den Spielen der jugendlichen Prinzen und Prinzessinnen betheiligt. Der Park, der auf seinen Rasenplätzen von zahlreichen Rokokostatuen bestanden ist, wird an seinem AuSgang von einem mächtigen See umsäumt, der in seiner wilden Natur schönheit ein ganz überraschende« Bild voll poetischen Zaubers bietet. Seine Wellen bespülen unmittelbar die äußerste» Parkwege, während er auf dem gegen überliegenden Ufer von schweren Buchenwaldungen um säumt ist. Auf diesem See, an dessen heimliche Weltabgeschiedenheit sich viele dänische Volkssagen knüpfen, und dessen tückische Wellen schon manches Opfer gefordert haben, pflegt der Zar mit Vorliebe zu rudern, zu segeln und zu fischen. Kürzlich erst gelang eS einem Photographen, der seinen Moment apparat an einer günstigen Stelle des buschigen UferS ausgestellt hatte, den Kaiser auf dem See gerade in dem Augenblick zu Photographi en, in welchem er, des Rockes entkleidet, eine Anzahl seiner Verwandten eigenhändig über den langgestreckten See hinüberrudcrte. Als Fischer ist der Zar überaus geduldig und glücklich; rs kommt nicht selten vor, daß er an einem Morgen ein ganzes Gericht schmackhafter Fische persönlich mit nach Hause bringt, die er sich zum zweiten Frühstück zubcreiten läßt. Ge^en Mittag macht er zu Fuß, gewöhnlich in Begleitung der Prinzessin Marie von Orleans, die er w gen ihkrr heiteren Frische besonders liebgewonnen hat, längere Spaziergänge in der Umgegend deS Schloßes. Zuweilen führen ihn diese Ausflüge so weit in das Land hinein, daß er hungrm und durstig in irgend einen ländlichen Krug oder in das Restaurant einer entlegenen Bahnstation einkehrt, um sich wie ein müder Wanderer durch einen Imbiß zu erfrischen. Meist bleibt der Zar auf diesen Touristen wanderungen, ans welchen er eine einfache graue Joppe trägt, von den Begegnenden und selbst von den Wirths- leuten, die er mit seinem Besuch beehrt, unerkannt. Ueberhaupt ist an dem Fredensborger Aufenthalt deS Zaren daS Merkwürdigste und Seltsamste die völlige Ungezwungenheit, mit welcher sich der Zar, der sich in Rußland so ängstlich vor jeder Berührung mit dem großen Volke abzusperren bemüht, inmitten deS ge wöhnlichen Alltags- und BerkehrslebenS bewegt. Tag für Tag steht der Park des Fredensborger Schlöffe« de« dänischen Publikum offen, und von dieser Freiheit machen alltäglich auch so gr oßr Schaaren von Einheimischen und Fremden Gebrauch, daß selbst nicht einmal zur dunkelnden Abendzeit die Parkgänge von Besuchern leer werden. Unter, dieser beständig auf- und abwogendeo Menge steht der Zar unbefangenen Sinnes spazieren, chrerbirtrg von den zur Seite tretenden Fremden begrüßt »nd mit heiterer Miene dies» Grüße freundlichst erwidernd. Aus der gwle« alte« Zett, Da« Elend der Kleinstaaterei und vre schlimmsten Auswüchse kleinfürstlichea Despotismus hatte nament lich auch Mecklenburg-Schwerin unter der Regierung de« Herzog« Karl Leopold (1713—1747^ zu erdulden. Sein Henscherideal war Karl XII. von Schweden, und in der Thal gab er diesem an Starrköpfigkeit und Streitsucht nicht« nach. Roh und gewaltthätig zeigte er sich vor allem im Kampfe mit seinen Ständen, welche ihre oltverbriesten Rechte seinem Souveränitäts dünkel nicht opfern und vor allem ihm nicht da« Gelb zur Unterhaltung eines unverhältoißmäßig starken stehenden Heere« bewilligen wollten. Welche Mittel Karl Leopold für angebiacht hielt, um den Widerstand seiner Stände zu brechen, zeigt sein Verfahren gegen den Rath der Stadt Rostock im Februar 1715. 80 Rathsherren wurden, wie ein Zeitgenoffe erzählt, auf dem dortigen Rathhause „in die eintzige so genannte blaue Stube eingesperret, mit einer Wache von sechs Mann besitzet, und mit starkem Einhitzen unaufhörlich gequelet, also daß auch die Ofen davon borsten, und wacher darüber, weil kein Fenster aufzumachen erlaubet war, in Ohnmacht fül." Dann weiter: „Sie hatten weder Betten noch Stroh, niemand durste sich ein Kiffen aus seinem Hause kommen lassen. Sie baten um Eröffnung deS großen Kaiser-Saal« an der blauen Stube, aber es ward ihnen abgeschlagen, weil ein Ge fangener keine Bequemlichkeit verlangen könne/' Endlich, nach mehr als 14tägiger Qual bedingungsweise ent lassen, wurden sie, als kein Verlgeich zu stände kam, von neuem ein gesperrt und mit denselben Mitteln mürbe gemacht. Im Juni wurden 40 von den Raths herren, welche noch standhaft geblieben waren, nach Schwerin übergeführt; sie mußten den 10 Meilen langen W:g zu Fuß zurücklegen, vorher aber eine halbe Stunde am Rostocker Hochgericht halt machen. „Was ihre und andere Gedanken hiebey gewesen, das kann man sich leicht vor stellen. Einer nahm von dem andern Abschied auf Nimmerwiedersehen. Ihre Werber und Kinder trieben ein jämmerliches Gehäute. Die gantze Stadt war in Schrecken. Jedermann, der es hörte, beklagte die Zeiten, darin er lebte." In Schwerin wurden sie in ein Gewächshaus zwischen Schloß und Garten gesperrt. „Zum Abtritt hatten sie ein großes Kübel, zum Lager ein wenig Stroh, zur Sicherheit eine starke Wache, zu Unterhalt wenige Speise und nicht so viel Trinkens, als die Hitze erforderte, zur Gesellschaft die Menge von Ungeziefer. Dampf, Durst und Gestank waren also ihre unaufhörlichen Plagen über 7 Wochen hin, bis den 23. Jul«, da sie endlich ermüdeten, die selben länger auszuhalten." Der so erzwungene Ver gleich wurde natürlich später für ungiltig vom Reichs- hofrathe erklärt. Nachdem Karl Leopold durch sein^ Mißregierung das Land dem Ruin nahe gebrplA wurde er 1728 vom Kaiser von der Regierung enthoben und dieselbe seinem Bruder Christian Ludwig unter dem Schutze des Königs von Preußen übertragen. Karl Leopötd stark 1747 zu Dömiß in sehr bedrängten Verhältnissen. Vermischtes. Im Waschfaß ertrunken! Ein entsetzlicher Unglückssall hat sich am vorigen Dienstag in der Zietenstraße, einer Weichbilvstraße zwischen Berlin und Ripdorf, zugetragen. Die Frau des Arbeiters K. war mit der Wäsche beschäftigt und ließ, als sie nach dem Trockenboden ging, ihr 1'/«Jahr altes Söhnchen unbe aufsichtigt in der Küche zurück. Dort stand ein großes, mit Wasser bis an den Rand gefülltes Waschfaß, an welches das Kind mittlerweile herangegangen war, um zu spielen. Hierbei scheint der Kleine das Gleichgewicht verloren zu hoben und in den Zober hineingeftürzt zu sein, denn als die Mutter ahnungslos nach kaum halbstündiger Abwesenheit ihre Wohnung betrat, lag ihr Kind ertrunken im Waschfaß; ein sofort herbeige holter Arzt vermochte nur noch den Tod zu konstatiren. Der Schmerz der armen Eltern ist grenzenlos. Aus Neapel. Von der entsetzlichen Ueber- schwemmungS-Katastrophe in Neapel liegen noch weitere Mittheilungen vor. Von überall her wälzten sich, Alles überschwemmend, kolossale Waffermaffen gegen die Stabt. Die Verwirrung war unbeschreiblich, da über 150 Häuser an verschiedenen Stellen der Stadt vom Einsturz bedroht wurden. Allein in der Cavour- straße waren 37 Häuser völlig überschwemmt. Die Bewohner flüchteten; einige Kinder, die sie in den Häusern zurückgelaffeo hatten, wurden von PompierS schwimmend gerettet. Schwer betroffen war die Villa LriSpi'S. Hätten dort nicht entschlossene Männer daS Garteothor eingeriffen »nd dadurch den Flutheu Ab fluß geschafft, so wäre die Villa von den abstürzeudrn Waffermaffen unterwühlt uud zum Einsturz gebracht worden. TriSpi selbst betheiligtr sich an den Rettungs- Arbeiten, die zumeist von Bersaalieri« auSgikührk wurden. Trotzdem wurde au de« Besitzthruu EriSpi'S großer Schaden angrrichtet; die Bäume de« Garten» find entwurzelt und die Parkanlagen völlig zerfitirt. verschiedenen großen Palästen drohte der Emsturz, weshalb sie von den Bewohnern geräumt wurde». Auch in den Vororten Neapel«, Posilippo uud Forui,. ist der angerichtete Schaden enorm. LautNachrichteaauSdem im Brandenburgische» liegenden Dorfe Reppinichen schlug bei einem dort dieser Tage niedergehenden Gewitter der Blitz i» eine auf dem Felde weidende Schafherde, wodurch der Schäfer, sein Hund und die ganze Herde betäubt und 18 Schafe todt niedergestreckt wurden. Der New-Uorker Schnellzug ist dem B. L. zu folge bei Mobile, Mississippi, von Räubern angehalten und auS geplündert worden. Auch alle Poflwerthsachen sind den Räubern in die Hände gefalle,'. Einen wagehalsigen Sprung auS einem in voller Fahrt befindlichen Courirzug unternahm am MittwoM Abends ein junges Mädchen NamenS Stüber aus NowaweS bei Potsdam. Dasselbe wollte mit dem Lokalzug, der um 9 Uhr 7 Miauten SbendS au» Potsdam abfährt,, nach Neuendorf-NowaweS zurück fahren, stieg aber aus Versehen in den von Potsdam um 8 Uhr 59 Minuten abgehenden Courirzug, welcher direkt bis Berlin durchfährt. Eist als der Zug die Station Neuendorf passtrt hatte und sich kurz vor der letzten Bahnwärterbude am Ende von NowaweS befand, bemerkte die Stüber ihren Jrrthum, öffnete nun kurz entschloßen die Coupeethüre und, noch ehe die Mit reisenden dies verhindern konnten, sprang sie auS di« im vollen Gange befindlichen Zug nach der linken Seite heraus, wo sie besinnungslos auf dem Geleise liegen blieb. Als nun der Bahnwärter gleich darauf wieder wegen des nachfolgenden Lokalzuges die Barriere schließen wollte, sand er das junge Mädchen im Blute schwimmend vor und trug es schleunigst in seine Bude, es so vor der Ge fahr überfahren zu werden, noch rechtzeitig bewahrend. Nach einiger Zeit gelang es einem Bahnwärter, die Verunglückte wieder zur Besinnung zu bringen. Sie hatte durch den wagehalsigen Sprung einen Bruch deS Schlüsselbeins, sowie eine Verletzung am Kopfe erlitten und mußte in einem Wagen nach ihrer Wohnung ge schafft werden, wo sie schwer darniederliegt. Im Ventilhause der Gasanstalt in Forst entstand am 25. d. durch eine Explosion Feuer, durch welches unberechenbares Unglück hätte herbeizeführt werden können, da das VentilhauS in unmittelbarer Verbindung mit den Gasometern steht. Obwohl der Gasinspector Krüger und der Anstaltsschlosser in Folge der Explosion aus dem Raume geschleudert wurden, ^ritzten sie Geistesgegenwart genug, das von den Retorten nach den Gasometern führende Hauptrohr abzusperrev, und wandten dadurch eine große Gefahr von der Stadt ab. Hierbei haben sie erhebliche Brandwundten davon getragen. Der schnell her beigeeilten Feuerwehr gelang es daun sehr bald, das Feuer zu löschen. Marktbericht». Riesa, 28, September. Butter pr. Kilo M. 2,40 bis 2,28. Käse pr. Schock M. 2,40 bis - . Sier pr. Schock M. 3.30. bis 3,60. Kartoffeln pr. Centn« M. 2,20 bis 2,SO. Kraut- häuptcr pr. Schock M. 2,40 bis 3,— . Aepsel pr. S Liter 40 bis 75 Pf. Zwiebeln pr. 5 Liter SO bis 60 Pf. Kirchennachrichten für Riesa. Getaufte: Paul Georg, Her«. Stob. Zinke», Hammer- arb. in St., S. — Martha Hulda. R»b. Hcrm. Lieschke'S, Hand- arb. in R., L. — Smrlie Mmna, Sb. Aug. Th«mm'«, Kutscher« in St., T. — Friedrich Bernhard, Friedrich Zadcl'S, Markthelser« in St., S. — Johann Georg Albert, Thcod. Christian Leopold Hanemann'S, Ziegelmftr. in GbhbS, S. — Sinn«, Friede, il. Theod. Stier's, Schneidemühlenarb. in R., T. — Ida Alma, Heinr. Aug. Täschner'-, Müllers in Poppitz, T. — Ida Martha, Grifft Clemens Haarig'S, Zimmermann in St., T. Beerdigte: Herman» Heinrich Ferdinand Manns, Schiff bauer u. «rmenhau«brw., Wn>., s2 I. S T. — Albin Emil Josef Gottlieb, Ernst Emil Jäger s, Bäckers in St., S., l M. I« k Kirchennachrichten von Gröba. Dom. 15. P. Trin. früh 8 Uhr Predigt; Taufe« nach der Kirche. Der Jünglivgsverein bleidt wegen dec Stiftungsfeier des Großenhainer Bruder verein« ausgesetzt. Collccte für den Kirchenbau zu Beierfeld. Patent-Liste fäü fifcher Erfinder. Mitgetheilt durch das Patent-Bureau von Otto Wolfs in Dresden, Schlotzftraße IS. Slngemeldet von: Johanne- Paul Ortmann in Zittau: Einstellbarer Fcustervorhang. — Aktien-Gffellschaft für Glasindustrie vorm. Friede. Siemens in Dre-den: Einrichtung belgischer Zinkdestillirösen bei Benutzung de» Siement'sche» Heilverfahrens mit freier Flammenentfaltung. — Naumann, Hauptmann z. D. in Schlettau: Steuerung an Karloffelernte- «aschtnen. — Firma H. Frahnert in Dntden: Momeniver» schluß für photographische Apparate. — H. Jatztau in Dresden