Volltext Seite (XML)
aber neben dieser Eigenschaft die LazerungSfähigkeit und die Möglichkeit der Herstellung in großen Masten be tont. Da« Düneberger Pulver, die neuen Pulversortea der Hamburg-Rottweiler Fabrik liefern schon seit Jahren bei ihrer Entzündung nut geringen Rauch, neuerdings ist auch mit den erwähnten Pulversorten die Schießwolle in Wettbewerb getreten. Der französischen Heeresverwaltung gebührt daS Verdienst, die Bedeutung deS rauchfreien Pulver» zuerst erkannt und praktisch verwerthet zu haben. ES steht fest, daß rauchfreies Pulver bei Gewehr und Ge schütz bereits zur Verwendung gelangt ist, aber dieser Bortheil ist mit schweren Summen Geldes erkauft und noch immer scheint man keine völlige Gewißheit über die Lagerungsfähigkeit deS neuen Pulvers gewonnen zu haben. Bedenklich erscheint jedenfalls die Be stimmung der französischen Schießvorschrift, daß beim Preisschießen nur Patronen allerneuester Fertigung zu verwenden sind. Neuerdings hat man dann für daS Lebel - Gewehr eine neue vierte Patronenart cingefühct, von deren Lagerungs- und Leistungsfähigkeit man sich Bedeutendes verspricht, doch bleybt eine Bestätigung obzuwarten, vielleicht mißt man in Frankreich in Erwartung eines baldigen Revanchekrieges gerade der Lagerungsfähigkeit keinen überaus großen Werth bei. Man muß aber mit der Möglichkeit rechnen, daß die Patronen in kurzer Zeit in ihrer Leistung bedenklich zurückgihen, bezw. ganz entwerthet werden. In der Zusammensetzung des Pulvers liegt das Geheimniß des Lebel-Gewehres, in der noch nicht hinreichend er probten Leistungsfähigkeit der Patrone die Ueberlegen- heit, über die anderen Waffen neuester Konstruktion; abgesehen von den Vorzügen, des Treibmittels, ist das Lcbel-Gewehr technisch allen neuerdings konstruirten Massen unterlegen. Während man zunächst rauch freies Pulver durch Pikrate zu erzielen hoffte, scheint man jetzt zur Schießwolle übergegangen zu sein. „Evönement" steht auch nicht an das Erzeugniß als Colladium und Schießbaumwolle zu bezeichnen. Die chemische Analyse gicbt nur das qualitative und quantitative Vorhandensein gewißer Bestandtheile an, welche bei der Herstellung des Pulvers mitgewirkt haben, nicht aber die Molekular-Struktur des Präparats, d. h. die physikalischen Bedingungen, welche dessen bei Herstellung leitend waren. Bei der neuer dings eingeführten Patrone scheint man ebenfalls der Schießwolle treu geblieben zu sein. Mit Rücksicht auf die bei Mehrladern so wünschenswerthe Munitions erleichterung hat man die schwere Metallpatronenhülse durch eine solche aus leichterem, verbrennbarem, jedoch das Pulver gegen äußere Einwirkungen schützenden Materiale ersetzt. Wie aus einem Artikel im Novembeiheft der 8.6VU6 ciös 6sux Lloncles zu ersehen, ist auch in der französischen Feldartillerie die Einführung eines wirk sameren rauchfreien Pulvers zur Thalsache geworden: „der Wegfall des Pulverdampfes," sagt der ungenannte Verfasser, „bezeichnet eine neue Periode der Fechtweise (uns 4rs nonvslls xour la dasti^us). -Die äußere Erscheinung der Kämpfe wird sich dadurch wesentlich ändern. In welchem Sinne, ist schwer zu sagen. Die Frage ist noch eine offene. Dieses Problem der mili tärischen Physiologie birgt ein schreckliches Geheimniß (un inconnu tsrridls) in sich. Aber es ist unbe streitbar, daß das Unsichtbarwerden des Schußes die Bedingungen des Kampfes in gleicher Weise verändert, wie die Beweglichkeit der Lettern diejenigen des Buchdrucks und die Idee des Kondensators der Dampfmaschinen. Die Metamorphose wird sich vollziehen zum Unheil deßen, der sie hervorgerufen. Es wäre unglücklich, sollte die Erfindung eines Franzosen, und zwar eines guten Franzosen (des Herrn Vicille), sich gegen Frankreich kchren. Deutschland rächt sich an unserer Ueberlcgen- heit durch sentimentale Betrachtungen. Danach erkennen die Deutschen die Ausregung an, welche die Ankunft von Geschoßen, deren Ausgangsort man nicht erkennt, aus dem Schlachtfelde Hervorrufen muß. Die Ungewiß heit wird eine unsagbare Bestürzung Hervorrufen, denn der moralische Erfolg ist das am meisten Ausschlagge bende im Kriege. Unsere Geschütze werden den Tod schweigend entsenden, sie werden dem Feinde unsichtbar bleiben." Die Ausdrücke rauchfreies und knallloses Pulver sind zum geflügelten Wort geworden, ohne daß die Meisten bedenken, daß, wenn man sich die physikalischen Vorgänge bei Entstehung des Schalles vergegenwärtigt, ein knall loses. Pulver für lange Zeit noch ein frommer Wunsch bleiben muß, wenn auch die Möglichkeit richt ausge schlossen ist, die Stärke deS Knalles wesentlich zu ver mindern. Welchen Einfluß wird nun ein rauchfreies Pulver auf den Kampf, auf die Verwendung der drei Maßen, auf Sicherheils- und Aufklämngsdicnst ausüben? Der beim Schießen in hohem Maße sich entwickelnde Pulverrauch, der sich bei Windstille wie eine dicke weiße undurchdringliche Bank über die kämpfenden Linien und Batterien lagert, benimmt den Führern jede Umsicht, beschränkt das Gesichtsfeld, erschwert dem Manne da» Zielen, sodaß häufige Feuerpausen erforderlich werden, um ein Abziehen de« Pulverdampfes zu ermögliche». Der weiße, von grünem Hintergründe sich scharf abhebend« Pulverdampf verräth auf weiten Entfernungen oft einzig und allein da« Vorhandensein feindlicher Truppen, sie- stattet ferner dem Gegner sich genau gegen diese Limen einzuschließen, sicher und genau daS Abkommen zu finden. Die mit dem Pulverdampf verknüpften Nachtheile gleichen sich einigermaßen auS, so lange noch beide Grgrer mit diesem Uebelstande zu rechnen haben. Verfügt aber ein Theil über rauchfreie« Pulver, so wird er unter allen Umständen besser sehen, besser zielen, daS Feuer besser leiten und daher auch bester wirken können. ES ergiebt sich hieraus die Ueberlegenheit des rauch freien Pulvers im Feuergefecht von selbst, und deshalb glauben wir uns auch mit dieser Frage weiter nicht beschäftigen, sondern gleich zu der Hauptsache übergehen zu sollen — zu dem Einfluß des rauchfreien Pulvers auf das Gefecht — unter der Annahme, daß in Zukunft beide Gegner über rauchfreies Pulver verfügen. Gewiß hatte der dicht über das Gefechtsfeld lagernde undurchdringliche Pulverdampf den Vortheil, die Be wegung der Hinteren Treffen zu verschleiern, daß Her ausführen geschloßener Abtheilungen an die Schützen linie weniger verlustreich zu machen und der Kavallerie ein überraschendes Eingreifen in den Jnfanteriekampf zu gestatten. Mit Einführung eines neuen rauchfreien Pulvers ist die GefechtSleitung schwieriger geworden; das Entziehen der feuernden Abtheilung, der Sicht des Feindes, die Terrainbenutzung, die Abnutzung von Masken hat an Bedeutung gewonnen. Selbst nicht gesehen werden, wird jetzt auch häufig die gleiche Be deutung wie nicht getroffen werden, haben. Schwieliger wird vor Allem die Leitung dadurch werden, daß es nicht mehr möglich ist, zu erkenne«, ob Häuser-, Walt- und Dorfränder besetzt sind, daß ein wichtiger Maßstab für die Beurtheilung der eigenen Feuerwirkung verloren gegangen ist. Früher verrieth sich der Gegner durch den aufsteigenden Rauch und konnte man aus der Ausdehnung und Dichtigkeit desselben Stärke und Art der Besetzung einer Stellung ableiten und sich ein Nrtheil bilden, in wie weit man den Gegner als sturmreif anzusehen habe. Dieses fällt in Zukunft fort, vielfach wird man im Dunkeln tappen, wenn man es nicht gleichsam vorahnend versteht, auch von Ferne die Art der Besetzung einer Stellung zu erkennen. Hierzu bedarf man einer gründlichen taktischen Schulung, eines scharfen militärischen Auges, welches versteht, aus den anscheinend geringfügigsten Einzelheiten Wichtiges zu combiniren, der divinatorrschen Gabe to reaä tüs si§ri8 ok dattls. Infanterie und Artillerie können das rauchfreie Pulver nur mit Freuden begrüßen, da es diesen beiden Waffen gestattet, in größerem Umfange ihre Kraft zu entfalten. Anders die Reiterei. Für sie war der Pulverdampf einer der besten Verbündeten, weil er ihr öfters die Möglich keit gewährte, ungesehen und überraschend zur Attacke anzusetzen. Die Reiterei dürfte aber nunmehr ebenso wie die Infanterie — einerseits weil ihr der Schutz des Pulverdampfes der vorderen Gefechtslinie fehlt, andererseits weil sie unter der gesteigerten Wirkung der feindlichen Artillerie mehr zu leiden hat — genöthigt sein, schon auf größere Entfernungen dichte Formationen zu vermeiden. Sie wird aber auch genöthigt sein, mit größeren Entfernungen zu rechnen, nicht allein, was den unmittelbaren Angriff betrifft, sondern auch bei Bewegungen nach der Flanke, bei Umgehungen rc., so daß sowohl die Führung größerer Reitermasien auf dem Kampffelde selbst, als auch die Verwendung derselben als Schlachtwaffe zukünftig mit neuen Schwierigkeiten verknüpft sein dürfte. Nur gestreift sei hierbei die Frag«, daß in Folge des Wegfalles von Rauch die Reiterei bei Erkundigungen, im Beobachtungs- und Sicherheitsdienst — also in ihrer Hauptthätigkeit — sehr leicht Ueberraschungen ausgesetzt sein wird, und zwar in größerem Maaße wie die Infanterie, weil Dreistigkeit und kühnes Drauflosreiten vou einer guten Reiterei geradezu gefordert werden müssen. Noch em pfindlicher muß sich dieser Umstand im Aufklärungs dienste geltend wachen. Der aufsteigende Rauch zeigte deutlich den Kavalleriepatrouillen: bis hierher und nicht weiter, der gedämpfte Schall des Schusses macht ihn einerseits weniger zum Signalschuß geeignet, richtet ferner auch nicht das Ohr des Reiters auf die ge fährdete Stelle. Ganz abgesehen von der naheliegenden Möglichkeit, falsche Schlüsse zu ziehen, wird der Auf- klärungsdienst für die Cavallerie weit mühsamer und verlustreicher werden und wird man bestrebt sein müssen, in größerem Umfange Luftballons zum Zweck« der Er ¬ kundigung deS Feinde» auch im Bewegungskriege zu verwenden. „Ziehen wir aber", heißt e« in einem hier aufbezüglichen Aufsatze des „Militär Wochenblattes", „aus allem diesen unbefangen die Konsequenzen, so muß da« Gesammtergebniß für die deutsche Armee ein günstige« genannt werden. Die Intelligenz, welche nöthig ist, um den veränderten GefechtSbedingungen sowohl in den Gefechtsformen, al» in der GefechtSleistung im vollen Umfange gerecht zu werden, dürste in ihrer Gleichmäßig keit gerade im deutschen OffiziercorpS hervorragend vertrete» sein. Die Manneszucht, die gewissenhafte, systematische Erziehung deS Soldaten, welche die Grund lage für die GefechtSdiSziplin und damit im Zusammen hänge für die Feuerlcitung bilde», sie sind selbst nach dem Urtheile unserer ehemaligen Gegner in dem de«t- schen Heere in vortrefflicher Weise entwickelt. Seither war cs auch bei uns wirklich nur in den wenigsten Fällen möglich, eine Feuerleitung so streng durchzu führen , wie es theoretisch verlangt wurde. ES «ar eben nicht angängig — auS rein mechanischen Ursachen — im Pulverdampf und bei dem Getöse deS Kampfes die Einwirkung des Offiziers auf die Schützenlinie i» der Art und Weise zu erhalten, wie daS in der ge schlossenen Gefechtsform als selbstverständlich galt. DaS rauchfreie Pulver dagegen wird eS ermöglichen, wirklich eine Feuerleitung zu erzielen, die nichts mehr zu wün schen übrig läßt, weil dem Offizier die unmittelbare Einwirkung auf den Schützen in ungleich höherem Maaße gesichert ist, wie seither. Die Offiziere der deutschen Armeen haben aber unstreitig die Mannschaften fest in der Hand, und deshalb darf auch ohne Ueberhebung in weiterer Ausführung des hier entwickelten Gedanken ganges die Ansicht vertreten werden, daß den Um wälzungen, welche das Pulver der Zukunft hinsichtlich des Gefechtes und der GefechtSformen im Gefolge haben wird, unsererseis mit der größten Ruhe entgegengesehen werden kann." LIK. Eisenbahn - Fahrplan vom 1. Juni I88S. Abfabrt von Riesa m der Richtung nach: Dresden Vorm. 6,53 9,24s 9,58» tv,35 (über Röbcrau, ab dort auch IV. Classc-, Nachm. l,I5 3,4 3,8 (über Röderau) 4,58s 6,5s 7,30" 9,6s 11,29«. Leipzig Nachts 12,58, sink 5,10« (zu diesem Schnell zuge werden in Riesa Rückfahrkarten nach Leipzig zu den gewöhnlichen Preisen verausgabt) 7,34s 9,30* 9,35. Nachm. 12,51s 3,49 7L6s 8,16» Chemnitz Vorm. 4,56s 8,46 11,45, Nachm. 3,48 7,58» 9,41s. Rossen Vorm. 7,6s, Nachm. 1,15 6,2s 9,45(nur bis Lommatzsch). Elsterwerda und Berlin Vorm. 6,58s, Nachm. 12,15 (führt bis Elsterwerda nur III. Wagenclasse) 1,35 9,46s (nur bis Elsterwerda) Röderau und Berlin Vorm. 4,12 9,27* 16,35 (nur bis Röderau), Nachm. 3,8 6,45 8,26 (ab Röderau Courierzug) Abfahrt von Röderau in der Richtung nach: Dresden Nachts 12,3» Vorm.11,4s, Nachm. 3,19 7,47«il,6s. Berlin Vorm. 4,35s 9,44», Nachm. 3,27 7,5s 8,32». Riesa und Chemnitz Vorm. 12,7 (nur bis Riesa) 4,36 9,5b (nur bis Riesa) 11,8, Nachm. 3,31 7,49» 8,44. Ankunft in Riesa von: vresden Vorm. 12,53 5,9» 7,36s 9,19 9,29» 11,27 Nachm. 12,47s 3,44 7,I6s 8,15» 9,35s. Leipzig Vorm. 6,49 9,26s 9,57», Nachm. 1,16 3,3 4,52s ^,29« 9,1s 11,28». Chemnitz Vorm. 6,38s 9,26» 16,36, Nachm. 2,55 8,6 11,45s. Rossen Vorm. 6,43s, Nachm. 12,31 8,13s II,I4 (nur von Lommatzsch). Elsterwerda und Berlin Vorm. 6,36s (nur von Elster werda) 11,33, Nachm. 3,6 5,56s. Röderau und Berlin Vorm. 12,19 4,46 (nur von Röderau) 16,7 (nur von Röderau) 11,26, Nachm. 3,46 7,56» 8,53 (nur von Röderau). Ankunft in Röderau von: Dresden Vorm. 4,25s 9,46», Nachm. 3,21 6,58s 8,28*. Berlin Vorm. 11,6s, Nachm. 3,15 7,43» 16,56s 11,59». Riesa und Chemnitz Vorm 4,24 (nur von Riesa) 9,35» 16,44, Nachm. 3,16 6,57 (nur von Riesa) 8,29. Die mit Stern (*) bezeichneten Züge sind Schnell- bezw. Courier-- oder Sxprehzüge, die mit Kreuz (s) bezeichneten Zuge führen die IV. Wagenclasse. An Sonn- und sächsischen Festtagen kommt die IV. Wagenclasse bei sämmtlichen Zügen in Wegfall. Personenposten Riesa—Ttrehla. Von Riesa: Vorm. 8 Uhr 15 Min., Nachm. 4 Uhr und Abends 9 Uhr 45 Min. Von Strehla: Früh 5 Uhr 36 Min., Mittags 11 Uhr 36 Min., Abends 7 Uhr. Söchs.-Böhm. Dampfschifffahrt. Abfahrt von Riesa nach Dresden 7,15,11,36 Vorm., 3,16 Nachm.: nach Strehla und Mühlberg 6,25 Abends; von Mühlberg früh 4, von Strehla S.S9 nach Riesa. Ankunft von Dresden 16,26 Vorm., 1,45, 6,15 Nachm. von Mühlberg und Strehla 6,36 früh. Kirchennachrichten für Glaubitz u. Zschatten. Dom. 11. p. Trin. Glaubitz: Frühkirche 8 Uhr. — Zschaiten: Spätkirche 10 Uhr.