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* Gröden. in der 8. Stunde die Scheune eines besitzens. Durch schnelle Hilfe wurde auf den Dachstuhl beschränkt. Cottbus, 3. September. Auf Karpfenbörse, die wie alljährlich am Septembermarktes abgehalten wurde. Hier brannte am 4. September früh hiesigen GutS- dasselbe jedoch s von einem jeden Fleischer innerhalb eine- Monates I geschlachteten Stücke, nämlich Ochsen, Kühe, Stiere, I Kalben und Samenriuder. DaS Publikum ist auf I Grund dieser Veröffentlichung in der Lage, selbst zu I erkennen, wer z. B. viel Ochsen und wer viel Kühe I schlachtet, deren Fleisch hier durchweg mit dem Namen I „Rindfleisch" bezeichnet wird. Crimmitschau. In der Nähe deS zum Ritter- I gut Frankenhausen gehörigen SchafstalleS scheuten in s der Nacht des Dienstag die Pferde eines mit 5 Persone» I besetzten Wagens. Dicht unterhalb der dortige» Brückt I stürzten die Thiere sammt Wagen und allen Insassen l jählings in den tiefen Mühlgraben, ein furchtbares I Durcheinander bildend. 2 der Herren wurden erheblich- I beschädigt: der Eine erlitt eine starte Verletzung am Kopfe, während der Andere, ein junger Architekt aus- Greiz, welcher in Meerane den Bau einer Fabrik leitet^ am linken Unterarm einen gefährlichen Doppelbruch- davontrug. Die übrigen Theilnehmer der Fahrt kamen > mit dem bloßen Schreck und einem Wasser- und Schlammbade davon; das eine Pferd hatte dem An scheine nach innere Verletzungen erhalten, denn eS lag am Dienstag Nachmittag noch neben dem arg be schädigten Wagen an der Unfallstelle. Wurzen, 4. September. In einem Hause der Noidbahnstraße sind nicht weniger als 6 Personen am Typhus erkrankt. Man vermuthet, daß das Wasser eines Brunnens die Ursache der Eikcankungen sein köone^ Leipzig, 4. September. Ein eigenthümlicher Un glücksfall ereignete sich am gestrigen Tage bei einem hiesigen Straßenbau. Ein daselbst beschäftigter Hand arbeiter aus Zschöttgau fiel nämlich beim Frühstückt» über altes Geröll so unglücklich, daß er mit seinem Messer sich in die linke Brustseite stach und kurz darauf eine Leiche war. Da Zeugen beim Vorfälle nicht zu gegen gewesen, nahm man ursprünglich ein verbreche», bezw. einen Selbstmord an, doch dürfte nach den an gestellten Erörterungen beim Leichenbefunde lediglich ein Unglücksfall wie obgedacht vvrliegen. gegen TranSportgefahren noch mit Bandeisen umzogen wurden. 420 Kisten bildeten die erste Sendung, »eitere 210 die zweite. Mittelst Elbkähneu werden die Stücke nach Hamburg gebracht, von wo auS sie in einen Dampfer verladen und nach Monatsfrist in Brasilien eintreffen werden. Bon der Küste auS werden die Theile der Kapelle dann auf einer Pferdeeifenbahn nach dem Landinnern geschafft. — Auf der Reise zur Parade pafstrten die aller höchsten Herrschaften heute vormittag */<10 Uhr, auf der Rückreise nach Dresden Nachmittag */i3 Uhr die hiesige Station. Auch während der nächsten Manöver tag» werden die Majestäten wiederholt hier durchkommen und zwar morgen früh gegen 8 und Mittags gegen '/«I Uhr; am Sonntag gegen '/»10 und Uhr. — Die heute stattgehabte große Kaiserparade bei Naundorf, der eine unabsehbare Menschenmenge, die sich zu Fuß und mit allen möglichen Fahrzeugen eingefunden hatte, ist in glänzender Weise verlaufen und wurde durch die Witterung insofern begünstigt, als sich nicht die große Wärme der Tage zuvor geltend machte, nur massenhafter Staub wirbelte in unan genehmster Weise empor. Bei ihrem Eintreffen auf dem Paradeplatze wurden die allerhöchsten Herrschaften mit vieltausendstimmigem Hurrah begrüßt. Hierauf ritten die Majestäten und die anwesenden Fü'sten und ! fremdherrlichen Offiziere die Front der aufgestellten Truppen ab, während die Kaiserin Victoria und unsere Königin Carola in einer Hosequipage fuhren, s Darauf erfolgte der Vorbeimarsch der Truppen vor den Majestäten und Fürsten und gewährte derselbe ein glänzendes militärisches Schauspiel. Eingehenderen Be- I richt behalten wir uns für nächste Nummer vor. Meißen. Aller Wahrscheinlichkeit nach wird Se. I Maj. Kaiser Wilhelm II. auch unsere Albrechtsburg ! besuchen. Man vermuthet dies, weil schon seit mehreren I Tagen im Schlöffe selbst Dekorationen vorgenommen I werden. * Dresden, 6. September. DaS Kaiserpaar, ! unsere Königsfamilie und die Fürstlichkeiten wurden I heute früh bei der Abfahrt ins Manöver von einer ! vieltausendköpfigen Menge vom Schloß bis zum Leip- I ziger Bahnhof stürmisch begrüßt. Am Fackelzug Aden dS I nehmen 12000 Personen mit 10 Mustkchören Th eil. I Leisnig, 3. September. Se. Durchlaucht der I Fürst Reichskanzler hat der deutschen Fachschule für f Drechsler und Bildschnitzer in Leisnig zur weiteren Vervollständigung der Unterrichtsmittel, insbesondere der für den praktischen Unterricht erforderlichen Werk zeuge und Maschinen eine nochmalige Beihilfe im Be trage von 3000 Ml. bewilligt. Die betreffende Be- willigungSurkunde ist dem Begründer der Schule und dem Vorstande deS Vereins für Unterhaltung derselben, Herrn E. A. Martin in Leipzig, zugegangen und es herrscht über die erneute Zuwendung in den betheiligte« Kreisen selbstverständlich die lebhafteste Freude. Chemnitz. Am Sonntag Nachmittag schoflen auf der Emilievstraße mehrere größere Knaben mit Schlüffelbüchsen. Nach einem der Schüsse fiel ein 9 Jahre alter Knabe, welcher in der Nähe stand, zu Boden und zeigte eS sich, daß das rechte Auge des Knaben verletzt war. Leider stellte es sich bei der Untersuchung heraus, daß das Auge so beschädigt war, daß eS herausgenommen werden mußte. — Am Mittwoch Vormittag hat sich in einem Grundstück an der Kasernevstraße ein 21 Jahre alter Mensch auS einem Fenster des dritten Stockes in den Hof hinab gestürzt. Der junge Mann wurde noch lebend, aber besinnungslos aufgefunden und in das Krankenhaus gebracht. Kappel, 4. September. Am Sonntag Abend in der 6. Stunde hat ein 16 Jahre alter Metallgießer- lehrling auS Langenberg in einer Privatwohnung in Altchemrntz den 14 Jahre alten Carl Max Drechsler mit einem Teschin in fahrlässiger Weise derart in den Kopf geschossen, daß derselbe am andern Morgen in der BrzirkSanstalt zu Altchemnitz, wohin man ihn ge bracht hatte, an der erhaltenen Verletzung verstorben ist. Die genannten Beiden waren zu der Zeit allein in dem betreffenden Zimmer; der Thäter hat daS an der Wand hängende und geladene Teschin herabge- »vmmen und mit den Worten: „Soll ich?" auf ge nannten Drechsler gezielt und geschossen, worauf der Unglückliche, in die Stirn getroffen, zu Boden gestürzt ist. Der Thäter war seines Vergehens geständig und befindet sich bereits in Haft. Scheibenberg. In dem Gehlert'schen Steinbruch verunglückten am 2. September zwei Arbeiter. Während einrr derselben einen Schuß wieder auSzubohren beab sichtigte, entzündete stich plötzlich die noch vorhandene Pulvermenge und explodirte. Ein Arbeiter wurde von h»r gesprengten GesteinSmaff« vollständig zerrissen un lag todt im Bruch, ei» anderer wurde verstümmelt und I confumirende Publikum erfreut. Ja einer Bekannt im Gesicht verbrannt. Beide Arbeiter sind Familienväter. I machung veröffentlicht er von nun an regelmäßig di* Zwickau, 3. September, vorgestern Abend in ' — ' ' - -- -- - «-»—- der 9. Stunde haben 3 Arbeiter in der Nähe de» Speck'fchen Gasthauses auf der Straße in Schedewitz alle ihnen entgegenkommenden Leute in der rohesten Weise gestoßen und geschlagen, in gleicher Weife den Bergschmied Steinbach zu Boden geworfen, mit Küßen getreten und blutig geschlagen und dem auf der Straße stehenden Schlosse»lehrling Scheithauer einen lebensge fährlichen Stich in den Unterleib versetzt. Derselbe wurde auf ärztliche Anordnung NachtS in ter 1. Stunde I in daS Kreiskrankenstift zu Zwickau untergebracht. Ob I daS Leben deS schwer Verwundeten gerettet werden I kann, läßt sich jetzt noch nicht bestimmen. Die Thäter I wurden in den Personen deS Steinschlägers Max Paul I Mvckel, 21 Jahre alt, deS Handarbeiters Heinrich Erd- l mann Schreiter, 26 Jahre alt, und des Kaufmanns I Bernhard Voigt, 22 Jahre alt, ermittelt und gestern I in daS kgl. Amtsgericht Zwickau eingeliefert. Ebersbrunn bei Zwickau, 4. September. Bor f einigen Tagen NachtS in der 12. Stunde wurde der > i 19 Jahre alte Sohn eines hiesigen Gutsbesitzers durch anhaltendes Hundegebell im Hofe aufmerksam gemacht. Derselbe war darauf in den Hof gegangen, hatte dort die Stallthüre offen und ein Pferd lose im Stall ge funden und gleichzeitig bemerkt, wie ein Unbekannter ! zum Hofthore hinaus sich entfernte. Ersterer ging da- I her dem Manne nach, erhielt aber auch sofort einen I Schuß nach dem Kopf, welcher glücklicher Weise jedoch nur die Mütze streifte, daß dieselbe vom Kopfe flog. I Seit selbiger Nacht fehlt aus einem Geschirr das Ge biß, welches im Stalle gehangen hatte. Verdacht, dies verübt zu haben, fällt auf eine Zigeunerbande aus Dalhunden im Elsaß, weil dieselbe in jener Nacht auf Ebersbrunner Flur, auf dem Felde des Gutsbesitzers I Möckel, genächtigt hatte und einige Tage zuvor ein Zigeuner sich in verdächtiger Weife im Hofe zu schaffen gemacht hatte. Von der böhmischen Grenze, 3. September. Die nach Anmerkung 2592 des deutschen Zolltarifs gestaltete zollfreie Einfuhr von Brod und Mehl in Mengen bis zu 3 hat bei den sächsischen Bäckern in den Grenzorten insofern eine große Aufregung hervorgerufen, als sie sich durch die Einführung von Brod und Mehl , aus Böhmen in ihrem Erwerb beeinträchtigt sahen; denn früher lieferten sie Brod nach Böhmen; jetzt aber liefern böhmische Bäcker solches nach Sachsen. Sie hatten deshalb ein Gesuch an den Bundesraty gerichtet, derselbe sollte ihnen die zollfreie Zufuhr von Getreide und Mehl für ihren Bedarf gestatten; allein sie wurden mit diesem Wunsche abgewiefen. Auch die Aufhebung der Vergünstigung im kleinen Grenzverkehr wollte der Bundesrath nicht verfügen, weil sonst dem ärmeren Theile der Grenzbevölkerung eine Wohlthat entzogen würde. So wird also vorläufig die zollfreie Zufuhr von Brod und Mehl in Mengen brs zu 3 lc§ für die Bewohner des Grenzbezirks gestattet sein. Jetzt wird die Frage, ob nicht die freie Zuführung von Vieh und Fleisch noch weiter ausgedehnt werden möchte, eine wichtige Lebensfrage. Neustädte!, 4. September. Für den Bau eines neuen Rathtzauses, eines zweiten Schulhauses und einer Turnhalle sind acht Pläne mit Kostenanschlägen an den hiesigen Rath gelangt. Dieselben waren in der vergangenen Woche zur Ansicht gestellt und gefielen wegen ihrer geschmackvollen Ausführung und wegen der verhältniß- mäßig geringen Baukosten. Für drei der geeignetsten Arbeiten sind von der Stadtvertretung Preise in Höhe von 1000 Mk. auSgesetzt worden. Zur Preisertheilung weiden Sachverständige zugezogen. Reichenbach, i. B., 4. September. Die günstige Zeitlage in der Wollbranche ist nicht ohne Einfluß auf daS Spiunereigeschäft geblieben. Die Streichgarnspinner haben das Jahr hindurch keinen Mangel an Aufträgen gehabt und auch jetzt, wo eS doch immer etwas schwächer ging, hält der lebhafte Geschäftsgang noch unverändert an. In unmittelbarer Nähe von hier auf Waldkirchner Flur rst seit vorigem Jahre auch eine mechanische Kammgarnweberei entstanden, und eS ist nur zu be grüßen, daß auch dieser Zweig sich hierher verpflanzt hat. In die Weißwaarenbranche mag immer noch kein rechtes Leben kommen. Gegen frühere Jahre ist «S zwar etwas besser geworden, doch sorgt die Con- currenz genügend dafür, daß die Preise noch sehr gedrückt sind. Reichenbach, 4. September. In einer vor dem königlichen Amtsgericht hier abgehaltenen Schöffengerichts verhandlung wurde der FortbildungSschülrr Paul von hier wegen Beleidigung eine- Lehrers zu zwei Monaten Gefängniß und Tragung der Kosten verurtheilt. Plauen, 4. September. Der hiesige Stadtrath hat eine Einrichtung getroffen, welche daS ganze fleisch- der gestrigen Montag deS waren Käufer aus Magdeburg, Berlin, Hamburg, Frankfurt a. O. und Leipzig erschienen.' Der Besuch der Börse von Seiten der Interessenten war so zahlreich wie nie zuvor. Dem entsprechend war eine durchaus steigende Tendenz zu bemerken, der allerdings auf der anderen Seite eine gewisse Zurückhaltung in Kaufabschlüssen entgegenstand, da die in vielen Städten errichteten Markthallen den Karpfenproducenten jederzeit ge statten, ihre Produkte dort auf den Markt zu bringen. Die Preise richten sich im Allgemeinen noch den Lieferungsbedingungen und Consumtionsplätzchen; die Entfernung der Teiche von Bahnstationen und Land straßen sprechen hierbei in erster Linie mit. Die Noti»ungen bewegten sich durchschnittlich 3 Mk. über den vorjährigen Karpfenpreisen. Abschlüffe fanden statt bis 35 Stück für den Centner zu 63 Mk., bis 40 Stück für den Centner 60 Mk., größere resp. kleinere Sorten theuerer resp. billiger. Die Frühkarpfen, Septemberlieferung, 30er zu 79 Mk. Im Allgemeinen war die diesjährige Karpfenbörse als eine durchaus gelungene zu bezeichnen. Vermischtes. Cholera. Nach den letzten Nachrichten aus Bagdad hat die Cholera doit seit vergangener Mitt woch furchtbar überhand genommen. Es fehlen sogar schon die nvthigen Leute, um die Todten zu bestatten. Die Pforte hat schleunigst zwölf Aerzte über Alexan- drette nach Bagdad geschickt. In London und Paris wird Geld gesammelt, da die Cholera ihre Opfer zu meist unter der ärmeren Klaffe fordert. Aberglauben. Aachen, 3. September. An die Zeit mittelalterlichen Aberglaubens mahnte die jüngste Sitzung der Strafkammer deS hiesigen Land gerichts. Der Kurpfuscherei anzeklagt stand die 53 jäh rige Frau eines Kesselflickers auS Strauch bei Simme rath im Kreise Montjöie vor Gericht. AuS ihrem „Zauberbuche" wußte die Frau gegen alle Krankheiten und Gebrechen Mittel anzugeben und wurde deshalb von den Bauern ihrer Gegend oft in Anspruch ge nommen. Man sollte eS kaum für möglich halten, daß die hirnverbrannten Vorschriften der Wunderdoktor!» und „H-xe" von den Landleulen wirklich zur Anwendung gebracht wurden; jedoch ließ die Verhandlung hierüber