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AW Dimmtag, dkll 8. August 18M. helmS in Straßburg ist dort ang-setzt worden. in den ReichSlanden noch Zobern und Metz besuchen. — Nm 10. d. wird der Kaiser wieder in Wilhelms haven eintrefsen und sich zunächst nach Berlin zurück begeben. Die Flottenrevue, welche Kaiser Wilhelm in seiner Eigenschaft als englischer Ehren-Admiral am Montag bei Spithead abhielt, verlief in glänzendster Weise. Die Besichtigung dauerte zwei Stunden und endete mit dem Empfang der Admirale und Kapitäne durch den Kaiser am Bord seiner Jacht „Hohenzollern". Kaiser Wilhelm hat dem Herzog von Nassau, wie der „Rhein. Kur." nachträglich erfährt, zu seinem Ge burtstage ein Glückwunschtelegramm gesandt, daS sich durch ganz besondere Wärme und Herzlichkeit auS- zeichnen soll. Neber » daS Befinden des Königs von Württem berg besagt daS ärztliche Gutachten: Der gegen- Beilage zum „Elkeblatt mrd Anzeiger." 4 S. Jahr» Bestellungen -a- „Glbeblatt und Anzeiger" für August und September werden noch von sämmtliche« kaiserl. Post, anstalten, den Landbriefträgeru, unfern Expeditione« in Riesa und Ttrehl unser« Ausgabestellen (bei Herren A. B. Hen nicke (am Albertsplatz), Paul Holz, (Schützenstraße), Paul Löschet (Bahnhofstraße) und Hermann Seidel (Stadt Leipzig), sowie unseren Boten zum Preise von 88 Pf. angenommen. finden durch das „Elbe- blatt und Anzeiger", da dasselbe in seinem Amtsbezirk die bei Weitem v e rbr ei te tst e und gelesenste Zeitung, anerkanntermaßen die beste und zweckentsprechendste Berbreitung. Die Berlags-EW-ditio«. trag anderen gehören. Der Frieden bedarf jeder mög- t lichen Bekräftigung und Sicherung. Die Entfaltung I unserer Stärke zur See im Solent wird ein guter I Beitrag zu diesen Garantien sein, welche England! leisten kann." — Wir Deutschen haben doppelte Ur- I fache, uns über den solennen Empfang zu freuen, den I der Kaiser in England gefunden. Der deutsche Kaiser I hielt selbst die Flottenschau ab! Nicht etwa, daß sie I in seiner Gegenwart abgehalten wurde und er nur als I Gast dabei anwesend gewesen wäre! Diese Thatsache ist I eine hohe Ehre und Anerkennung für Deutschlands I Weltmachtstellung; sie ist aber anderntheilS auch eine I sehr wesentliche Friedensbürgschaft! Am Montag Nachmittag fand die große Flotten- I schau b.i Spithead statt, wlche gewissermaßen den I Höhepunkt der Kaisertage von Osborne bildet und die I bei ziemlicher Brise. abe> schönem Wetter den glänzendsten I Verlauf nahm. Um 3'/, Uhr verkündeten die Salut- ! schlisse der Landbatterien, daß sich der Kaiser in Be- I gleitung deS Prinzen Heinrich, des Prinzen und der I Prinzessin von Wales, sowie deren beiden jüngsten! Töchtern und des Herzogs von Cambridge an Bord! der königl. Dacht „Victoria and Albert" begeben habe. ! Als die Königin Viktoria sich von dem Kaiser vor t dessen Abfahrt zur Flottenschau verabschiedet hatte, I trug sie auf der Schulter eine Schleife mit den Farben I ihres preußischen Dragonerregiments und auf der Brust I den Hohenzollern'schen HauS-Orden. Der Kaiser trug! die volle Uniform eines britischen Admirals und wurde I darin auf die Bitte der Königin Photographirt. Der ! Kaiser fuhr mit dem Prinzen von Wales, dem Prinzen I Heinrich von Preußen, dem Prinzen Christian von I SchleSwig-Holstein, dem Prinzen Heinrich von Batten- I berg, dem Marquis of Lorne und dem Herzog von Cambridge in vierspännigen Wagen nach dem Quai; I in anderen Wagen folgten der Staatssekretär Graf I Herbert Bismarck, der deutsche Botschafter Graf Hatz- I feldt und der englische Premierminister Lord Salisbury. I Der Kaiser und die anderen Herrschaften schifften sich zuerst auf der „Alberta" ein und begaben sich von da an Bord der königl. Dacht „Victoria and Albert", welche sofort zur Flottenschau abdampfte. Um 3 Uhr 35 Minuten meldeten die Salven de» deutschen Ge schwaders di« Annäherung deS Kaisers, und die englische ! Flotte nahm den Salut mit betäubendem Kanonen donner auf. Boran segelte die Dacht „Galathea"; dann folgten die königliche Dicht „Victoria and Albert", ferner „Hohenzollern", „Osborne", „Enchantreß" und „Magdalena" mit dem Lordmajor und der Vertretung von London an Bord. In dieser Ordnung dampften die Dachten die Linien der britischen Kriegsschiffe ent lang, welche bunten. Jlaggenschmuck angelegt hatten. Als die „Victoria and Albert" die deutschen Kriegs schiffe passtrte, brachen die Mannschaften in brausende ! Hurrahrufe aus, welche sich weiter sortpflanzten und j immer wiederholten, während die Dacht die langen ; Reihen der britischen Flotte durchfuhr. Während der ganzen stundenlangen Fahrt verließ Sc. Majestät keinen Augenblick daS obere Verdeck. Die Dacht ankerte schließlich neben dem Flaggschiff „Howe", wo die durch Signal zusammenberufenen commandirenden Offiziere bereits versammelt waren. Nachdem die Vorstellung der Offiziere beendet war, beglückwünschte der Kaiser den Prinzen von Wales und den Admiral Commerell wegen deS trefflichen Aussehens der Flotte. Um 5'/, Uhr machte auch die Königin Viktoria an Bord der Dacht „Alberta" eine Rundfahrt um die Flotte. Nach seiner Rückkehr speiste der Kaiser bei der Königin in OSborne. Deutsches Reich. Der Besuch Kaiser Wil helms in Straßburg ist dort bestimmt für den 22. d. ang-setzt worden. Außer Strätzbürg wird der Kaiser wärtige Zustand ist befriedigend, die Veränderung« an Herz und Lunge dauern fort, sind aber jetzt nicht störend, die Vermeidung größerer Anstrengungen und klimatischer Schädlichkeiten auch fernerhin nothweadig. Der Erbgroßherzoz von Badea ist soweit wieder hergrstellt, daß derselbe am Montag bereits zum ersten Male wieder das Bett verlassen konnte. Die nähere Festsetzung de« EinberufungStermiuS für den Reichstag wird in diesen Tagen attbald nach Ankunft deS Reichskanzlers in Berlin stattfinden, da anläßlich der bevorstehenden Ankunft deS Kaiser» von Oesterreich sämmtliche Staatsminister in der Reichs» Hauptstadt anwesend sein werden. Es wird sich nicht allein um den Tag deS WiederzusammentrittS, sonder» überhaupt um Bestimmung der parlamentarischen Aeit- eintheilung und Thätigkeit handeln. Daß der Reichs tag zwischen dem 20. und 25. October zusammentritt, darf als bestimmt angenommen werden. In Betreff deS ArbeitSkoffes des spätestens am 21. Februar 18S0 zu schließenden Reichstages verlautet, daß außer dem ReichshauShaltplan nur daS Bankgesetz und daS Socialisten-Ersatzgesetz zur Berathung angesetzt werd«. Für die kolonialen Angelegenheiten, welche bisher lediglich den Gegenstand eines Dezernats in der politischen Abtheilung des Auswärtigen Amtes bildeten, beabsichtigt man, wie es heißt, eine eigene Abtheilung zu schaffen, wie solche bereits für Personalangelegen heiten, handelspolitische und juristische Frage» bestehen. Bei dieser neuen Einrichtung sollen auch wissenschaftliche und technische Kräfte Verwendung finden. Entlang der ganzen preußisch-russischen Grenze sind auf eine Verfügung von Berlin aus umfassende veterinärpolizeiliche Maßregeln getroffen worden, um eine Einschleppung der in einer russisch-polnischen Ort schaft amtlich festgestellten Rinderpest zu verhüten. Bezüglich der Verlängerung deS ReichsbankgesetzeS soll demnächst eine Besprechung zwischen den Finanz ministern der größeren Bundesstaaten stattfinden, um die iw der Folge zu beobachtenden leitenden Grundsätze festzustellen. Zum Empfange des Kaisers von Oesterreich werden sämmtliche Minister in Berlin anwesend sein. Fürst BiSmarck wird voraussichtlich schon am 10. August a«S Barzin hier eintreffen. Im Reichskanzlergebäude sind alle Vorbereitungen zu seinem Empfange getioff«. Die Frau Fürstin BiSmarck, die von ihrem jüngsten unbedeutenden Unwohlsein vollständig wicderhergesteüt ist, wird ihren Gemahl hierher begleiten. Auch Gräf Moltke wird zu dieser Zeit auS Kreisau erwartet. Oesterreich.Ungarn. Graf Julius Andraffy, der frühere österreichisch-ungarische Reichskanzler, ist lebensgefährlich erkrankt. Frankreich. Wegen ihres Verhaltens bei den Generalrathswahlen sollen zwanzig Bürgermeister ab gesetzt werden, ebenso eine große Anzahl Offiziere, da gegen wird die Nachricht dementirt, daß General Forgemol, Chef deS 11. Armeecorps, wegen boulangistischer Ge- ! sinnung entlassen werden soll. Der Senats-Präsident hat am Montag die Ladungen zu der am 8. August stattfindenden ersten Sitzung des obersten StaatSgerichtShofeS ergehen lassen. Die am Sonntag unter der Säulenhalle deS Pan theons vor einem dem Degen LatourS und Blumen geschmückten Katafalk begangene Feier der Beisetzung der Reste CarnotS, Marceau«, LatoruS und BaudinS I gestaltete sich sehr imposant. — Die deutscherseits den ! Gebeinen Latours und CarnotS erwiesenen Ehren werden I in Frankreich hoch ausgenommen und allgemein aner- ! kennend gewürdigt. ES scheint plötzlich die Erkennt- ! niß zu dämmern, daß die Deutschen doch kein I bloßes Barbarenvolt seien. Die boulangistischen Blätter j haben den Geschmack, die höfliche Ansprache der ftan- j zöstschen Abgesandten, welche die Gebeine auS Derttsch- ! land holten, als „würdelose Schmeicheleien" zu bezeichnen. Boulanger hat eine sehr lange Kundgebung an daS ! französische Volk erlassen, welches er als seinen einzig« ! Richter anerkennt. Nach heftigen Angriffen auf die ! Staatsanwaltschaft und die Minister sucht Boulanger j Punkt für Punkt die Anklageschrift zurückzuweisen, i Er bezeichnet die Anklagen als infame Verleumdungen I und setzt in die Gerechtigkeit deS Volkes volle» Ver- ! trauen. In London fand, wie die „Post" berichtet, I eine wichtige Berathung statt. Laguerre, Arthur Meyer i und Däroul^de forderten, da daS Leben deS Bonlav» t giSmu« auf dem Spiel stehe, die Rückkehr und per- ! sönliche Bertheidigung Boulanger'S vor dem ParlameutS- I gericht. Laguerre drohte, andernfalls den Führer zu l verlassen. Meyer richtet« eine letzte Aufforderung I Namens der Konservativen an Boulanger: entweder » Rückkehr oder Verlust der bisherigen Bezugsquellen. Tagesgeschichte. Die öffentliche Meinung Englands, soweit sie durch die etwa 10 großen Zeitungen der beiden Parteien des Landes zum Ausdruck kommt, hat dem jungen deutschen Kaiser übereinstimmend einen i äußerst sympathischen Empfang bereitet. Wir wiederholen ; hier gleich nochmals, daß Kaiser Wilhelm zum Ehren- ! abmiral der englischen Flotte ernannt worden ist, wo gegen er sein- königliche Großmutter zum Chef des ersten Gacde-Dragoaer-Regiments ernannte und seinem Vetter, dem Prinzen Georg von Wales, den Schwarzen Adlerorden verlieh. Man hat sich also gegenseitig die höchsten irdischen Ehren angethan, so daß das Echo der öffentlichen Meinung in der Presse nur angenehm be rühren kann. —Die „Times" drücken sich in ihrer bekannten Weise etwas zurückhaltend aus. Sic weisen auf die stets gefährdete Lage Deutschlands im Herzen Europas zwischen Frankreich und Rußland hin, welche ein falscher Schritt der deutschen Politik zu Verbündeten machen könne; gegen diese Möglichkeit sei der Friedens bund errichtet, „die Krone der Schöpfungen des Fürsten Bismarck". Es bestehe keine Gefahr, daß Kaiser Wilhelm die Größe und Verantwortlichkeit seiner Stellung unter schätze. „Es würde absurd sein, zu leugnen, heißt es wörtlich, daß wir einen guten Eindruck auf unfern Hast zu machen wünschen. England und Deutschland sind befreundete und blutsverwandte Völker. Trotz der gelegentlichen Proteste von unverantwortlichen Politikern wissen wrr sehr wohl, daß England mit Deutschland mehr gemein hat auf den Hauptbahnen des politischen Fortschritts, als mit irgend einer großen Nation des Festlandes. Die Flottenschau in Spithead wird den Karser hoffentlich in seiner Ansicht, die er schon jetzt hegt, bestärken, daß wir die Macht haben, welche unsere Freundschaft zu einem nicht zu vernach- . lässigenden Faktor macht. Mit den Worten eines fran- ! zöstschen Politikers zu sprechen, ziehen wir Freundschaft Bündnissen vor. Starke Gründe haben bisher gegen den formellen Eintritt Großbritanniens in die Liga der Fliedensmächte bestanden; eS giebt aber keinen Grund dagegen, zu zeigen, daß die Nation, deren furchtbare Macht jetzt im Solent sichtbar ist, sympathisirt mit den Zielen derjenigen, welche den Frieden Europas zu Mhhren wünschen." — Die „Morning Post", welche stets dem Büudniß zwischen England und Deutschland daS Wort geredet hat, hebt diesen Gesichtspunkt besonders hervor. „Im Laufe der Zeit", so schließt da« Blatt seinen Artikel, „wnd Deutschland seiner kolonialen Aus dehnung wegen immer mehr der Unterstützung zur See bedürfen, wrlche Großbritannien seinerseits zu Lande bedarf. Wenn der Kaiser durch die lange Reihe der mit dem Donner der Geschütze ihn begrüßenden Kriegs schiffe hindurchfährt, wird ihm sofort ein Willkommen entgegentönen, welche» zugleich die Stärke und Solidi tät einer euglrschen Allianz auSbrückt, die beiden Ländern so viel Gute« verspricht." — Der „Standard" ist da» RegierungSorga» und deshalb etwas vorsichtig, um Frankrerch und Rußland nicht etwa vor den Kopf zu stoßen. DaS Blatt meint, „nicht nur der deutsche Karser wird auS der Flottenschau Schlüsse ziehen können, sondern auch andere Herrscher, welche dem Namen nach unsere guten Freunde sind, auf deren Freundschaft man .sich aber nicht ganz verlassen kann. Wir hoffen und glauben, daß die Flotten-Demonstration deren Beschlüsse zu Gunsten des Friedens bestärken wird — eine Po litik, welche Verträge achtet und nicht nach Gebieten gegehrt, welche nach öffentlichem Recht oder durch ver-