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eilage z«m „Elbeblstt Md 97. Referat über die Sitzung des Bezirksausschusses der Königlichen Amtshauptmannschaft Grossenhain In Folge der bei der Königlichen AmtShauptmann- schaft Großenhain von feiten mehrerer Stadt-, Kirchen- und Schulgemeinden für das Jahr 1889 eingegangenen Unterstützungsgesuche für «olksbibliotheken wurden be zügliche Vorschläge zu Gewährung staatlicher Unter stützungen gemacht. Der von dem Gemeinderathe zu Kodein über Abminderung der Gebühr zur Armenkasse von Schaustellungen und Tanzmusiken gefaßte Beschluß wurde, insoweit er die Schaustellungen betrifft, genehmigt, im Uebrigen aber abfällig beschieden, da es wegen der Tanzmusiken bei den einschlagenten bisherigen Be stimmungen zu verbleiben hat. Dem Gasthofsbesitzer Arthur Richter zu Steinbach und dem Gasthofspachter Hähnel zu Mittelebersbach wurde zum Klippensetzen bedingungsweise Erlaubniß ertheilt, dagegen konnte eine gleiche Erlaubniß für die Person des Besitzers des Gasthofes zu Mittelebersbach, Conrad Ziegenhals, nicht ertheilt werden, da dieser das Gewerbe nicht ausübt und nur demjenigen, der thatsächlich das Gewerbe be treiben will, die Erlaubniß zu ertheilen ist. In Ab änderung des unterm 13. vorigen Monats gefaßten Beschlusses wurde dem Hermann Julitz zu Radeburg die Erlaubniß zum Krippens.tzen versagt und zum Ausspannen nur bedingungsweise Genehmigung ertheilt. Die für den Pachter des „Bergkellerö" zu Zschieschen, August Beyer, zur Schankwirlhschaft mit Branntwein schank nachgesuchte Konzession wurde bedingungsweise ertheilt, wogegen der Besitzer dieses Grundstücks, Hein rich Volkner, mit dem Gesuche um Ertheilung der persönlichen Konzession aus denselben Gründen wie bei p. Ziegenhals zu Mittelebersbach abgewiesen wurde. Den Schankkonzessionsgesuchen Friedrich Hermann MuckertS in Reppis, Oswald Messenbrinks zu Gröditz und Rudolf Wotschkes zu Skäßchen wurde im Mangel Be dürfnisses die Genehmigung versagt, auch wurde das Gesuch des Gasthofspachters Gustav Adolf Gruber zu Mülbitz um Ertheilung der Erlaubniß zu Abhaltung zweimaliger Tanzmusik in jedem Monate abgelehnt, beziehentlich abfällig begutachtet, da ein Bedürfniß zur Vermehrung der Tanztage nicht anerkannt werden konnte. Dem Friedrich Traugott Mahl zu Sageritz wurde zum Betriebe der Gastwirthschaft, zum Brannt weinschank, Ausspannen und Krippensetzen Erlaubniß ertheilt, insoweit solche nicht bereits in der Real konzession enthalten ist. Die Anlagen eines Ziegel- Ringofens in dem Kickelhayn'schen Ziegeleigrundstück zu Radeburg, sowie eines Fallwerks in dem Fabriketab- lissement der Aktiengesellschaft Lauchhammer zu Gröba wurden bedingungsweise genehmigt. Zu den Abtrenn ungen von dem Wachtet'schen yausgrundstück Fol. 7 für Langenberg, dem Seime'schen Hausgrundstück Fol. 159 für Gröba, dem Tenner'schen Gute Fol. 4 für Streumen, dem Kutzsche'schen Gute Fol. 6 für Foldern, dem Marx'schen Hausgrundstück Fol. 45 für Zabeltitz, dem Bretsrbneider'schen Hausgrundstück Fol. 16 für Nau walde, dem Schadc'schen Hausgrundstück Fol. 6 für Kobeln, dem Schramm'schen Restgut Fol. 2 für Zschieschen und dem Roßbach'schen Hausgrundstück Fol. 61 für Röderau wurde, bez. bedingungsweise, Genehmigung ertheilt. Was ist eine Knotenlänge und wie mißt ma« die Geschwindigkeit der Seeschiffe? Bei der allseitigen Besprechung der bedauerlichen Katastrophe von Apia konnte man die Bemerkung machen, daß seemännische Ausdrücke und Begriffe uns bis jetzt, - wie übrigens nicht anders zu erwarten, — noch nicht recht geläufig geworden, oder zu allge meinerer Kenntniß burchgedrungen sind, denn nahezu sämmtliche Tagesblätter sprachen mit rührender Ein stimmigkeit immer und immer wieder von Dampfer geschwindigkeiten, die „15 Knoten in der Stunde" be tragen sollten, was in Wahrheit der einer Garten schnecke gleichkäme! W>nn unsere Schiffe nicht schneller liefen, so wäre es freilich nicht zu verwundern, daß sie gegen jenen fürchterlichen Orkan nicht aufzukommen vermochten! Es wäre nun ein leichtes mit 3 Worten zu sagen, daß es heiße» müsse: ein Dampfer läuft 15 Knoten, oder er legt 15 Seemeilen in der Stunde zurück, was gleichbedeutend ist; damit aber wäie das Öuiä pro <guo nicht erklärt und in Folge d.fsen für den Leser auch nicht gehoben, und so möge es nur gestattet sein, etwas weiter auszuholen und das uralte Verfahren, die Geschwindigkeit einet Schiffes mittels des Log's Sounavend, den 17. August 188S. zu messen, hier deS Näheren zu erläutern. DaS Log, (vom angelsächsischen Worte Log (--- Holzscheit) besteht in einem Zeckigen oder richtiger nach der Form eines Kreissegmentes ausgeschnittenen, an der untern runde» Kante mit einem Bleistrtifen, (zum Aufrechtschwimmen) versehenen Brettstücke, von etwa 1 Quadratfuß Ober fläche, das an den 3 Ecken durchbohrt und mit S zu sammenlaufende Leinen, etwa in der Art wie die Ketten einer Hängelampe angeordnet sind, an der eigentliche», langen, bleistiftstarken Logleine befestigt ist. Diese Leine ist durch „Knoten", die mit einge bundenen Zeugfetzen noch mehr hervorgehoben sind, in gleiche Abstände von ungefähr 15 Vs Meter Länge ge- theilt, die derart bemessen sind, daß, wie schon gesagt, Knoten und durchlaufene Seemeilen insofern sich ersetzen können, als man dabei beachtet, daß die Knotenzahl sich auf die Beobachtungszeit von 30 Sekunden, die der Seemeile auf eine ganze Stunde von 60 Minuten beziehen. Mit andern Worten also: daS Schiff legt ebensoviele Seemeilen in der Stunde zurück, als es Knoten in der halben Minute zurücklegt. Die Messung selbst, die alle paar Stunden, und besonders dann wiederholt wird, wenn die Geschwindig keit des Schiffes aus irgend einem Grunde sich ändert, wird in der Weise vorgenommen, daß 5—6 Mann auf Deck kommen und sich am Hintertheile des Schiffes aufstellen. Einer davon trägt die auf einen mit zwei Handgriffen versehenen Haspel aufgerollte Logleine, während der mit der Messung beauftragte Boots- oder Steuermann mit einer kleinen Sanduhr versehen ist. Das Brettchen wird nun über Bord geworfen und die Lewe rollt sich sausend ab, und zwar mit der Geschwindig keit des Schiffes selbst, da der Widerstand des Wassers das vertikal schwimmende Brett an Ort und Stelle hält. Nachdem etwa eine Schiffslänge der Leine abze- laufen ist — um vorerst einmal einen gewissen Beharr ungszustand zu erlangen, — und der erste Knoten durch die Hand des an der Brüstung stehenden Matrosen gegangen ist, läßt dieser einen lauten Ruf erschallen, auf den hin der Bootsmann rasch die Sanduhr dreht und dann aufmerksam deren Ablaufen beobachtet. Nach 30 Sekunden ertönt sein scharfes „Stop", die Matrosen fassen die schnell dahinschießende Leine mit aller Kraft — ein scharfer Ruck, und die Rolle steht still. Nun folgt das Einnehmen der im Mittel wohl an 300 Meter oder 1000 Fuß langen Leine, das eine ziemliche Kraft erfordert und bei schnellem Gang nahezu unmöglich schiene, wenn der eine der 3 Stricke nicht derart an dem Brettchen befestigt bezw. eingesteckt wäre, daß er sich beim ersten starken Zuge auslöst, so daß dasselbe dann flach zu schwimmen kommt, statt vertikal. Dabei zählt der Matrose die abgelaufencn und wieder einkommenden Knoten mit lauter Stimme; dieselben werden vom Bootsmann notirt und dem wachhabenden Offizier unverzüglich mitgetheilt, um von demselben nebst dem gleichzeitig beobachteten Kompaßwinkel, dem sog. „Kurs", der Windrichtung, Witterung rc, kurz Allem, was sich auf den Gang des Schiffes in dem gegebenen Momente beziehen kann, sorgfältig ins Logbuch eingetragen zu werden. Bei unfern heutigen Ozeandampfern wird unter günstigen Umständen die betreffende Zahl gewöhnlich 10, 11, 12 bis 14 lauten. Dann ist Jedermann an Bord fröhlich und guter Dinge. Der schneidige Bug theilt pfeilschnell die schäumende Fluth und rückwärts, so weit das Auge reicht, ist der Zug des rauschenden Kielwassers zu verfolgen, — bei Tag als ein breites Band, rauh wie ein frischgeflügter Acker, — bei Nacht wie die leuchtende Wolke der Israeliten, durch den phoSphorcszirenden Schein der Milliarden von mehr oder weniger unsanft getroffenen, nieder orgarnisirten Seethieren, Quallen rc. bezeichnet, welche diese Störung ihres Daseins durch das bekannte „Leuchten" bekunden. Aber es giebt auch Tage und Stunden, da selbst ein guter Dampfer mit starker Maschine gegen den heulen den Sturm und die über daS Vordertheil wüthend sich brechenden Wogen nur schwer ankommt und bas Log nur 3, 2 oder gar nur 1 Knotenlänge als den in der halben Minute zurückgelegten Weg angiebt, — was freilich noch 360, 240 und 120 Knoten in der Stunde ergeben würde, wenn man überhaupt die Schiffsgeschwindigkeit in dieser Weise bezeichnete. 15 Knoten in der Stunde, wie dies ganz allgemein jüngst angegeben wurde, ist also wirklich so viel wie nichts, und würde auch unter den günstigsten Ver hältnissen nicht genügen, am wenigsten aber in einer Schreckensnacht, wie diejenige war, die unsere braven Seeleute jüngst durchzumachen hatten. Die englische Korvette „Calliope", mit einer im Anzeiger." 42. Jahr,. Berhältniß zum Toonengehalt und Tiefgang, sehr starken Maschine, die ihr bei ruhiger See eine Ge schwindigkeit von 15 Knoten verleihen soll, war gerade noch im Stande, gegen den wüthenden Orkan anzu kommen und sich langsam und mit äußerster Noth an der gefährlichen Bucht hinauSzuschieben, — den Deutschen und Amerikanern, mit etwas schwächeren Maschinen, gelang dies jedoch nicht, — die auSgeworfenen Anker begannen zu schleppen und rettungslos trieben die Schiffe der Küste zu. Kein Tadel, auch der geringste nicht, könnte Offiziere oder Mannschaften deshalb treffe», denn der Kampf gegen die entfesselten Elemente war ein zu ungleicher und nur der Wunsch mag gestattet sein, daß Leben und Gesundheit unserer Seeleute mög lichst geschont und in jene fernen Meere nur solche Fahrzeuge entsendet werden möchten, die allen Anforderungen ent sprechen und die besten Garantien bieten. Zum Schluffe bleibt nur noch übrig, kurz zu erörter», wie man zur Bestimmung der scheinbar so willkürlich bemessenen Knotenlängen von 15*/, Meter gekommen ist. Man könnte, wie in ähnlichen Fällen, die Logleine einfach nach Metern eintheilen und sagen, das Schiff - habe eine Geschwindigkeit von so und so viel Metern in der Sekunde, — der Wunsch aber, den alle See leute, die an Bord außer den nautischen Berechnungen noch manch' Anderes auSzuführen und zu besorgen haben, hegen: Alles möglichst bequem und handlich zu gestalten, mußte dazu führen, diese Messung in einer Weise vorzunehmen, daß aus dem Logbuch durch ein fache Multiplikation der angegebenen Geschwindigkeit mit der verflossenen Zeit in Stunden und Minuten die zurückgelegte Weglänge in Seemeilen gefunden und, unter Berücksichtigung deS aul's genaueste notirte» Kurses, unmittelbar in die Seekarten (nach Mercators Projektion) eingetragen werden konnte. Wenn nun die Länge einer Bogenminute an der Erdoberfläche ----- etwa 1852 Meter ist, (was sich au« der Länge deS Erdquadranten zu 10,000,000 Meter und den 90 Grad zu 60 Minuten leicht berechnen läßt) und die Dauer der Logbeobachtung 30 Sekunden beträgt, so ergiebt sich auS einer einfachen Proportion, daß die Länge des Knotens annährend gleich 15'/, Meter sein muß. Im Allgemeinen kann man sagen, daß die Geschwin digkeit unserer besten Dampfer etwa 2 Dritttheile von derjenigen unserer Eisenbahnschnellzüge, die der 2. und 3. Klasse aber nur die Hälfte davon betrage, und daß, da die Widerstände im Wasser der Verdrängung und Verschiebung einer, dem Schiffsvolumen entsprechende», kubischen Masse halber, nicht im einfachen Verhältnisse, sondern mit dem Quadrate der Geschwindigkeiten zu nehmen, derart, daß ein Schiff, um doppelt so schnell zu laufen, nicht etwa zweimal, sondern viermal, um eine dreifache Geschwindigkeit zu erlangen, — neunmal so viel Kohlen braucht, — die Hoffnung mit de» jetzigen Motoren, d. h. durch Dampfkraft getriebene» Schrauben und Rädern, eine bedeutend höhere Ge schwindigkeit zu erlangen um so geringer sei, als die Vervollkommnung in der Konstruktion deS SchiffS- rumpfes selbst, mit seinen feingezogenen „Wasserlinien und Spanten", wohl die äußerste Grenze erreicht hat. (Münchn. N. Nachr.) F. Keller. Vermischtes. Entstehung des Petroleums. Durch die Untersuchungen Von C. Engler ist es wahrscheinlich geworden, daß das Petroleum aus thierischen Fettresten entstanden ist. Wenn Engler nämlich Fischthran in einem geeigneten Destillirapparat unter 10 Atmosphären druck auf 320—400 Grad C. erhitzte, so erhielt er als Destillat eine untere wässerige und eine obere ölige Schicht (Rohöl), welch letztere 60 Proc. vom Gewichte des Fischthrons betrug und zu mehr als neun Zehnteln aus Kohlenwasserstoffen bestand. Engler hat seine Versuche fortgesetzt und, wie er in den Be richten der deutsch-chemischen Gesellschaft mittheilt, ge funden, daß an der Umwandlung deS sauerstoffhaltigen Fettes in reine Kohlenwasserstoffe besonders der Druck betheiliat ist, sowohl für die gasförmigen Produkte der Destillation, als namentlich für die flüssigen Bei Destillation unter gewöhnlichem Luftdruck erleidet nur ein sehr geringer Theil der Bestandtheile des Fisch- th>ans Veränderungen. Sobald man aber unter Ueberdruck arbeitet, besteht bas übergegangene flüssige Product bereits nach einmaliger Destillation zum größten Theil auS Kohlenwasserstoffen und es genügt, das Destillat nur ein einziges Mal wiederum zu destilliren, um das Fett fast vollständig zu paraffiniren, d. h. in Petroleum zu verwandeln. Ferner theilt Engler eine Beobachtung mit, welche die Aufmerksam-