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sammelt werden, bei der gewiß der kirchliche Gemeinst»« sich wieder betätigen wird. Oschatz. In unserem Wahlkreis« Wurzen-Oschatz« Grimma, wo selten« der Ordnung-Parteien Oberamts richter Giese candidirt, ist der KohlenwextSbesttzer I. Buchheim au» Deditz bei Golzern al» freisinniger Tan- didat für die bevorstehende Ersatzwahl zum Reichstage aufgestellt worden. Auch die Socialdemokraten haben ihren Caodidateu proclamirt. ES ist die« ein Litho graph Namen» Günther au» volkmarSdorf bei Leipzig. Großenhain, 15. August. Da» „Kaffer Wilhelm-Denkmal", welche» au» freiwilligen Beiträgen beschafft und vor Kurzem bei der Stadtkirche aufge stellt wurde, soll am 1. September feierlich enthüllt werden. * Dresden. Der große Zapfenstreich, der an läßlich de» Kaiserbesuches auf dem Tbeaterplatze in Dresden nächsten Monat stattstndet, wird sich in dem Rahmen desjenigen bewegen, der seiner Zeit dem er lauchten Großvater unsere« jugendlichen Kaisers eben daselbst dargebracht wurde. Die diesbezüglichen Arrangements sind bereits in vollem Gange. AuS dem Erzgebirge, 13. August. Wir haben hier eine Kälte, als ob der Winter bereits im Anzuge wäre. Die Temperatur hebt sich früh kaum über S—S<> R.., und am letztverflosseneu Mittwoch will der Kaufmann H., welcher den Annaberger Kirchthurm be stiegen hatte, oben einen Schneefall gesehen haben, der sich allerdings bald io Regen verwandelt habe. — Bezüglich des arg verlästerten Klimas des Erzgebirges hat nun endlich einmal ein wirklicher Fachmann, Herr vr. H. Hoppe, erster Assistent am K. S. meteorologischen Institut zn Chemnitz, in dem jüngst erschienenen 1. Jahrbuch des Erzgebirgs - Zweigvereins Chemnitz ein gewichtiges Urthei abgegeben und darin dem erzgebirgischen Klima eine genaue wissenschaftliche Untersuchung gewidmet. Die sehr gründliche und durchaus wissenschaftlich geführte Untersuchung des Herrn Or. H. Hoppe gipfelt in dem Schlußsätze: „Wir müssen die Unterstellung, als ob unser Erzgebirge von den übrigen Gebirgen Mitteldeutschlands erheblich und zwar nicht zu seinem Bortheil abwiche, ganz entschieden zurückweisen. Sein Klima bildet den Uebergang von dem noch etwas gemäßigteren des Thüringer Waldes zu dem Klima des Riesengebirges, daS mit größerer Temperatur- und Niederschlagsver- ändrrlichkeit den weiten Ländermassen Osteuropas und Asiens sich nähert. Der Gebirgsstock selbst steht dem Küstenklima mit seinen geringeren mittleren Schwankungen der einzelnen Elemente näher als das vorgelagerte Niederland." Aus dem Niedererzgebirge, 13. August. Im Allgemeinen stellen sich die Ernteverhältnisse in den hiesigen Gebieten gut. Die Getreideernte ist bis auf wenige noch anstehende Stücke Gerste und Hafer voll ständig beendet. Mit dem Ausfall der Roggenernte ist man fast durchgängig recht zufrieden und man hat auch nicht wie im vergangenen Jahre so häufig über zu kurzes Stroh zu klagen. Der hier verhältnißmäßig wenig zum Anbau kommende Hafer läßt viel zu wünschen übrig. In einzelnen Strichen hat er kaum die Höhe von etwas über 1 Fuß erreicht und zeigen manche Felder auffällig dünne Stellen. Die erst zum Theil abgeernteten Kartoüel- felder gewähren zwar ziemlich reiche Ausbeute, aber, wie fast allgemein geklagt wird, die Frucht hält sich nicht, sie fault überaus leicht und schnell, wohl eine Folge der letzten anhaltend feuchten Witterung. Der Kleenach wuchs und der Grummetansatz hat sich vorzüglich ent wickelt. Auch Rüben und Kraut sichen günstig. Sehr dürftig wird die Obsternte ausfallen. Birnen giebt es fast gar nicht und Aepfel auch nicht in der erhofften Menge; dazu haben die zahlreichen, oft von Schloßen begleiteten Gewitter zu viel unreifes Obst von den Bäumen geschlagen. Nach Aussage der hiesigen Bienen züchter trage» die Bienen noch jetzt (besonders vom blühenden Haidekraut) flott ein, und man erwartet die sogen. Drohnenschlacht, die nach Zeitungsmeldungen im Norden schon vor etwa 3 Wochen stattgefunden hat, erst Ende dieser oder im Laufe der nächsten Woche. Dagegen bemerkte man schon seit mehreren Tagen häufig, daß die Vögel sich schaarten und zum Fortzug rüsteten; auch find bereit« des Nachts wiederholt bedeutende Schaaren bezieh. Züge nach dem Süden zufliegender Vögel wahrgenommen und gehört worden. Königstein. In Kleinhennersdorf verunglückte «in Knabe dadurch, daß er stch an einen fahrenden Wagen hing, mit dem Fuß in das Rad gerieth und in dasselbe hineingedreht wurde. Der Knabe war eine Leiche, ehe der Wagen zum Halten gebracht werden konnte. Möge daS Vorkommniß zur Warnung dienen! Siebe »lehn, 14. August. Gestern Abend in der S. Stunde brach in der Niederstadt ein Schadenfeuer aus, wodurch K Wohnhäuser eingeäschert wurden. Um der weitere» Ausbreitung deS Feuers Einhalt zu thun, war die Feuerwehr genvthigt, 2 weitere Häuser nieder- zureißen. Ueber die Ursache der Entstehung de» FeuerS ist zur Zeit noch nichts bekannt geworden. Freiberg, 14. August. Während zur Zeit an der Wiederherstellung der von den heurigen Unwettern beschädigten Stellen am sächsischen Bahnkörper flott ge arbeitet wird, ist man ferner auch damit beschäftigt, Vorkehrungen zu treffen, um Störungen deS Eisenbahn verkehrs durch Schneeverwehungen für die Zukunft thun- lichst verhüten zu können. Zu diesem Zwecke werden an einigen besonders gefährdeten Stellen an der Dresdner Linie zwischen Flöha und Freiberg längs der Strecke Erdwälle aufgeführt. Zwickau, 15. August. Der sächsische JnnungS- verband wird am 25. und 26. August d. I. in unserer Stadt seinen 2. Berbandstag abhalten. Nach dem auf gestellten Programm findet Sonntag den 25. August Nachmittags 3 Uhr Borversammlung im Deutschen Hause und Abends 7 Uhr gesellige Bereinigung daselbst; Montag den 26. August Vormittags punkt S Uhr Eröffnung des VerbandstageS und Beginn der Verhand lungen statt. Hierbei sollen unter anderen folgende Anträge zur Berathung und Beschlußfassung gelangen. Antrag der Schuhmacherinnung zu Dippoldiswalde auf Bemühung a. um Einführung der Arbeitsbücher für Arbeiter jeden Alters, und d. um möglichste Einschränkung des Hausirwesens. Anträge des Gesawmt-Vorstandes: u. beim Königlichen Ministerium dahin vorstellig zu werden, daß in den Fortbildungsschulen an Handwerker- Lehrlinge Fachzeichen-Unterricht ertheilt werde und d. die Anschaffung von Meisterbrief-Formularen zu beschließen, um den kleineren beziehentlich gemischten Innungen die Beschaffung solcher Formulare zu erleichtern. Die Führung des Meistertitels betreffend. Reichenbach i. B., 14. August. Gestern Vormittag brannte das dem Selfactorspinner Hesse ge hörige Haus am krummen Weg nieder. In Folge des herrschenden Windes stand binnen kurzer Zeit der ganze Dachstuhl in Flammen. Eine ältere Frau wollte noch irgend einige Kleinigkeiten retten und wäre bei dieser Thätigkeit beinahe dem Erstickungstode anheimgefallen, wenn sie nicht ein Schornsteinfegergehilfe gerettet hätte. Mit Entschlossenheit drang derselbe in den raucher- füllten Raum ein und brachte die schon ohnmächtig ge wordene Frau aus dem brennenden Hause. Durch schnelles Eingreifen unserer Feuerwehr blieb das Feuer auf seinen Herd beschränkt. Durch das Schadenfeuer sind 6 Familien obdachlos geworden. Die Feuerwehr hatte heute früh 6 Uhr kaum die Brandstätte verlassen, als ganz in deren Nähe abermals ein Brand aufloderte. Das auf unerklärliche Weise ausgekommene Feuer äscherte zwei Wohnhäuser ein. Mühlberg a. E. In der im Juli im Gasthof zum Schwan abgehultenen General-Versammlung der Aktionäre der Aktien-Zuckerfabrik Mühlberg a. E. fand unter Anderen die Mittheilung des Geschäftsberichts über das abzelaufene Betriebsjahr und der für das selbe zu vertheilenden Dividende statt. Nach demselben betrugen die Einnahmen an Zucker, Schnitzeln, Schlempe kohlen, Schlamm und Erde 1,268,675 Mk. 88 Pf., die Ausgaben 1,098,379 Mk. 1 Pf., worin 60,021 Mk. 71 Pf., enthalten sind, welche zu Werthabschreibungen an Gebäuden, Maschinen, Apparaten, Pferdebahn und Mobilien verwendet werden, mithin ein Ueberschuß von 170,296 Mk. 87 Pf. verbleibt. An Dividenden er halten die Aktionäre 25 "/<>. Gera, 13. August. Am heutigen Nachmittag meldeten die Sturmglocken ein Großfener in der sehr engen Mühlengosie. In der Klotzmühle ist auf eine bis jetzt unerklärliche Weise Feuer ausgekommen und in kurzer Zeit stand das ganze ausgedehnte Etablissement in Hellen Flammen. Vor allen Dingen lieferte die eigentliche Mühle und der erst im Vorjahre vollständig massiv erbaute große Speicher dem verheerenden Ele mente reiche Nahrung. Mehrere tausend Centner Ge treide, Mehl und Kleie sind verbrannt. Die hiesige Feuerwehr, das Militär und die Feuerwehren der be nachbarten Ortschaften haben mit Aufbietung aller Kräfte nach vierstündiger Arbeit es ermöglicht, die an liegenden Straßen der alten inneren Stadt vor der Vernichtung zu schützen. Osterburg,12. August. Ein schrecklicher Unglücks fall hat sich, dem hiesigen Kreisblatt zufolge, am 9. d. M. im Dorfe Wendemark zugetragen. Eine Ar beiterfrau hatte, nachdem sie am frühen Morgen auf dem Herde gekocht, ihre beiden noch schlafenden Kinder im Alter von 4 und 2 Jahren ohne Aufsicht zurück gelassen und daS Haus verschlossen. Bei ihrer Rück kehr fand sie ihre Kinder erstickt vor. DaS Bett war angekohlt. Der vierjährige Knabe hatte muthmaßlich beim Erwachen aus der Küche, wo er wohl die Mutter zu finden hoffte, eine noch glühende Kohle vom Herde genommen und in daS Bett gesteckt. Man fand ih, al« Leiche unter dem Bett vor, während da» zwei jährige Mädchen, einer Schlafenden gleich, todt i» Bette lag. Vermischte-. Eia schweres Gewitter, welche» sich unter heftigem Hagelschlag am Mittwoch Nachmittag über Berlin und Umgegend entlud, hat durch di« Gewalt deS begleitenden Windes, durch die schweren Hagsi- schloßen und auch durch Blitzschläge bedeutenden Schaden angerichtet. Die Obstbäume namentlich habe, durch den Hagel gelitten und sind die Früchte durch denselben in großen Massen abgeschlagen. Leider ist dem Gewitter auch ein Menschenleben zum Opfer ge fallen. Als 4 Mann deS 2.Garve-Ülanen-RegimentS, von denen einer noch ein Pferd führte, auf der Rückkehr von dec Gefechtsübung bei Spandau an den Zelt« im Thiergarten vorüber ritten, fuhr ein Blitzstrahl dicht neben den Soldaten in einen Baum. Die Scene, die sich jetzt abspielte, ist unbeschreiblich/ 5 Pferde wälzten sich wildschnaubend im nächsten Augenblick über den Straßendamm hinweg und zwischen diese, lagen die 4 Soldaten. Mehrere Herren, welche, dar dem Unwetter flüchtend, in diesem Augenblick zur Stelle kamen, hielten zunächst die schäumenden Thiere fest und eine ebenfalls gleich heranjagende Abtheiliing Ulanen befreite zunächst ihre Kameraden aus de« Pferdeknäuel. Wie sich nunmehr herausstellte, lvaren 3 derselben wunderbarer Weise völlig unverletzt ge blieben, während der vierte wahrscheinlich auf der Stelle getödtct wurde. Der Blitzstrahl ist an der rechten Seite des Unglücklichen hinabgefahren, wie um aus einem roth unterlaufenen, am Körper entlang gehenden Streifen entnehmen konnte, ebenso war das Pferd des Soldaten getöctet worden. Die Leiche des auf so schreckliche Weise Verunglückten wurde »ach dem Militärkcankenhause übergeführt, und seine Kameraden, die durch den Schreck wie gelähmt waren, wurden mittels Droschke nach der Kaserne in der Invaliden straße gebracht. Eingesandt. Riesa, den 15. August. Am gestrigen Abende führte sich Herr Musikdirektor Schwerdtfeger im Saale des Gasthofs „zum Wettiner Hof" Hierselbst mit seinem Streichorchester bei dem Publikum ein. Der Ertrag des Concertes war zum Besten der Hagelbeschädigten in der Glauchauer Gegend bestimmt. Wir. gingen — es sei offen eingestanden und wir haben deshalb Herrn Schwerdtfeger sehr bald im Stillen um Verzeihung ge beten — mit geringen Erwartungen in das Concert, denn es ist in einer kleinen Stadt wie Riesa, in der ein gutes Militärorchester garnisonirt, zumal wenn dasselbe bereits das Vertrauen des Publikums sich er rungen hat, für einen Dirigenten des Civilstandes un endlich schwer, eine Schaar wohlgeübter, musikalisch gut gebildeter und vor Allem fleißiger und strebsamer Mu siker um sich zu sammeln und zu erhalten, denn die Kunst ist dann immer zu sehr auf den Broderwerb angewiesen, um stch frei entfalten zu können und im fleißigen Studium zu erblühen. Herr Schwerdtfeger hat das Kunststück fertig gebracht, in der kurzen Zeit seines Hierseins neben Versorgung der Hallen Terpsi chores mit den den Musiker erlahmenden Tanzbein- Drehmotiven sich ein Orchester heranzubilden, das be reits jetzt höheren Ansprüchen gerecht zu werden versteht und zu den schönsten Hoffnungen berechtigt. Daß derselbe den Schwerpunkt auf die Streichmusik legt, zeigt von seinem musikalischen Verständniß und wird ihm sehr bald die volle Gunst auch der ersten hiesigen Kreise erwerben. Das gestrige Concert wurde eröffnet mit einem Marsch von Fuhrmann — eine Ouvertüre wäre Iw in Rücksicht auf das Streichorchester lieber gewesen — den wir von guten Infanterie-Militärkapellen nicht besser haben spielen hören, die Einsätze, die Abwechselung der Sätze, Crescendo und Decrescendo war gut, das Tempo einem Brigade - Defilirmarsch angemessen, der ganze Vortrag dem Stück entsprechend. Hierauf folgte „Leichte Cavallerie" von Suppä. Es war nicht die Ouvertüre, sondern eine Bearbeitung der leichtgeschürzte» Operette. Es ist hier nicht leicht, allwegS daS richtige Tempo zu treffen, lebhafte Soldatenmelodien wechseln mit schwermüthigen ungarischen Tänzen, Marschtritt mit Tanzsaalrhytmen, aber der Herr Dirigent fand sich wohl mit seiner Aufgabe ab und sein Orchester folgte seinem Taktstock auf den kleinsten Wink und zeigte auch hierin seine vorzügliche Schulung. Der einliegend« ungarische Tanz insbesondere wurde durchaus richtig im Tempo getroffen und der schnellere Schluß, der leicht zu Uebereilungen hinreißt, wurde richtig genommen. Die „Jungherrn-Tänze" von Gungl bieten musikalisch