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und Pslegebffvhlencn, ihren Kindern cinz^schärfea, sich nickt jeder beli.bigen fremden Person anzuvertrauen. Wenn auch vorsichtige Eltern schon langst die nöthigen Warnungen in dieser Hinsicht an ihre Kinder haben ergehen lassen, so finden sich doch immer noch Fälle, daß den Kleinen durch Versprechen von BonbonS oder sonstigen Süßigkeiten von raffinirten Personen die Ohrringe herauSgenommen, oder daS zur Be sorgung von kleinen Einkäufen mitgegebene Geld ab genommen wird. Die obigen Vorkommnisse zeigen aber auch, daß von verrohten Individuen das kind liche Vertrauen auf die schrecklichste Weise auSgenutzt worden ist. — Die Furcht vor dem Blitze ist in diesem ge witterreichen Sommer wieder sehr »st zu beobachten. Und dennoch ist die Zahl Derer, die vom Blitze getödtet werden, sehr gering. Aus dem neuesten sächsischen statistischen Jahrbuch ersehen wir, daß im Jahre 1888 nur 12 Personen in Sachsen vom Blitze getödtet wurden, während im Ganzen 730 Personen verun glückten. ES fanden einen gewaltsamen Tod durch Ertrinken 229 Personen, erschlagen, verschüttet, erdrückt wurden 79, infolge von Herabstürzen und Fallen starben 115, durch Ueberfahrenwerden 112, verbrannt, ver brüht, erstickt wurden 57, es erfroren 22. In Preußen werden jährlich etwa 103 Personen vom Blitze getödtet. Di: Zahl der vom Blitze Getödteten winde noch ge ringer sein, wenn gewiße Vorsichtsmaßregeln während eines Gewitters beachtet würden. Draußen stelle man sich nicht unter Bäume, an Mauern, unter Thorwege, nicht an Stellen, wo das Wasser von den Dächern stürzt, in den Häusern nicht unter Kronleuchter, unter Drahtzüge, unter den Rauchfang, in die Nähe von Spiegeln, welche mit Metall belegt sind, überhaupt nicht in die Nähe von Metallmassen. Die Mitte des Zimmels und die Mitte der Straße sind die sichersten Plätze. Großenhain, 26. Juli. Heute Vormittag hat der 12jährige Sohn einer hiesigen Gastwirthswittwe durch Erhängen den Tod gefunden. Die Ursache dieses bedauerlichen Vorfalls ist noch nicht festgestellt; möglicher Weise hat der Knabe aus Spielerei eine Schlinge ge fertigt, aus der er sich durch Zusammentreffen unglücklicher Umstände nicht wieder befreien konnte. Absichtlich ist's auf keinen Fall geschehen, denn der Mutter und den anderen Angehörigen ist ein Grund oder Vorfall nicht bekannt, der den Knaben zu solchem Schritte hätte Veranlassung bieten können. Meißen. Nächsten Donnerstag, den 1. August, wird der Gewerbverein Meißen mittelst Sonderzugs nach Berlin fahren. Es werden dort die Ausstellung für Unfallverhütung, sowie viele der ersten Sehenswürdig keiten in Augenschein genommen und außerdem Charlotten- burg und Potsdam besucht werden. Die sehr ausführliche Reiseordnung, welche die genauesten Angaben über die Zeiteintheilung enthält, wird den Theilnehmern an den Meldestellen ausgehändigt werden. Selbstverständlich können außer Mitgliedern des Gewerbvereins auch andere Personen Theil nehmen und sei noch mitgetheilt, daß eine Karte 2. Classi 9 Mk. und 3. Classi 6 Mk. kostet. Die Rückfahrt kann binnen 8 Tagen mit be liebigen Zügen stattfinden. Dresden, 26. Juli. Das Panorama deutscher Colonien am Bismarckplatz wird in Kürze wieder eine neue Sehenswürdigkeit in seinen Räumen aufnehmen, um den bereits reichen und interessanten Stoff daselbst zu vermehren. Die Schiffs-Katastrophe vor Samoa im Hafen von Apia, am 15. und 16. März cr., jenes für unsere Marine so furchtbare und denkwürdige Er- eigniß hat in erschütternder Naturtreue dem Maler und Afrikareisenden Hellgrewe als Vorwurf gedient. Daffelbe gelangt am 4. August a. cr. hier zur Aus stellung, nachdem es die wenigen Wochen in Berlin Tausende von Besuchern angezogen und von der Presse und Künstlerschaft als hervorragende künstlerische Leistung anerkannt wurde. Es wird ferner ausdrücklich darauf hingewiesen, daß die bis jetzt ausgestellten 12 kleinen Gemälde desselben Maler Hellgrewe nur noch bis Ende d. M. hier verbleiben, überhaupt die gesammten großen Gemälde und die ethnologische Sammlung aus unseren Colonien kaum länger als bis Ende September cr. in DrHSden verbleiben. Diejenigen, welche einmal die seltenen hochinteressanten Ausstattungen im „Panorama Deutscher Colonien" besichtigen, werden uns für diesen Hin««» dankbar sein. Dresden, 27. Juli. Dresdens „tolle Woche," d. h. das Vogelschießen der Dresdner Bogenschützen- vilde, oder, wie eS i« BölkSMunde gewöhnlich heißt, „die Dresdner Vogelwiese" hat heute ihren Anfang genommen. Unter den üblichen Böllerschüssen und unter zahlreicher Betheiligung der lieben Schuljugend, die unter Hurrah- und Hochrufen an dem Acte werk- thäligen Anihcil nahm, vollzog sich heute Mittag um 12 Uhr das Aufziehen des großen Vogels, ein Ereizmß, dem auch Tausende von erwachsenen Zuschauern ihre Gegenwart zu schenken gewohnt sind. Der buntbemalte geklönte Doppeladler, mit Reichsapfel und Scepter ver sehen, macht« in seinen Dimensionen von 4 m Höhe und einer Breite von nahezu 3 m einen gar statt lichen Eindruck, nahm sich aber schließlich auf der ziem lich 50 rrr hohen Vogelstange, auf welche derselbe an starken Tauen rmporgezogen wurde, ziemlich winzig auS. Mittweida, 27. Juli. Die neuerbaute resp. vergrößerte Bahnstation Altmittweida, welche zur Halte stelle erweitert worden ist, wird am 1. August dem allgemeinen Stückgüter- und Wagenladungsverkehr über geben werden. Frankenberg, 27. Juli. Die hiesige Fleischer- Innung giebt bekannt, daß sie sich infolge der immer mehr steigenden Preise deS Schlachtviehes genöthigt sieht, einen Preisaufschlag deS Fleisches eintreten zu lassen, und zwar soll Rindfleisch 66 Pf-, Schöpsenfleisch 66 Pf., Schweinefleisch 70 Pf., Kalbfleisch 56 Pf. und gewiegtes Fleisch 80 Pf. kosten. Der Preisausschlag beträgt für gewiegtes Fleisch 10 Pf., für die anderen Fleischsorten 6 Pf- kür das Pfund. Die hiesigen Fleischer erklären, daß es gegenwärtig überaus schwierig sei, in der hiesigen sonst nicht vieharmen Pflege ein gutes Stück Schlachtvieh zu angemessenem Preise zu erwerben und behaupten, das Verbot der Schweineaus fuhr aus Oesterreich mache bereits seine Wirkung geltend. Frankenberg, 26. Juli. Ein bedauerlicher Unglückssall hat sich vor einigen Tagen im benachbarten Ebersdorf ereignet. B-i dem Graben einer Kellerschleuße im Hause des Gutsbesitzers Eckardt wurde ein böhmischer Arbeiter von hereinbrechender Erde verschüttet und da bei leider so schwer verletzt, daß der Unglückliche nur als Leiche unter der ihn bedeckenden Erdlast wieder hervorgezogen werden konnte. Schneeberg, 27. Juli. Mit welchen Löhnen sich vielfach die erzgebirgischen Arbeiter und insbesondere die Arbeiterinnen begnügen müssen, geht aufs Neue aus folgendem Bericht hervor. Eine schwunghaft be triebene Pupprnfabrik des hiesigen Orts zahlt für das Kleben von hundert Dutzend Puppenarmen (die Puppe ist etwa 12 ein groß) eine Mark. Da aber die Ar beiterin den Leim selbst zu liefern hat, so bleiben ihr höchstens 50 Pfennige als Verdienst. Das Ausfüllen der Puppenarme mit Sägespänen und das Beipacken derselben in Packet« von je sechs Dutzend wird für je hundert Dutzend mit 3 Mark bezahlt, natürlich müssen auch hier die Sägespäne von der Arbeiterin geliefert werden. Für das Ankleben der Köpfe, Auswattiren der Brust und das Annähen von Rock, Hose und Gürtel werden für das Dutzend 20 Pfennige bezahlt. Von dieser letzteren Arbeit kann eine sehr fleißige Frau an einem Tage kaum mehr als ein Dutzend fertig stellen; wenn also ein täglicher Verdienst von 30 Pfennigen erzielt wird, so kann die Arbeiterin schon sehr zufrieden sein. In Schneeberg und Umgegend sind gegen 100 Arbeiterinnen bei der Puppenfabrikation beschäftigt. Neugersdorf, 27. Juli. Am Freitag Abend ereignete sich hier ein Unglücksfall. Ein 17'/, jähriger Bursche, Clemens von hier, kletterte nach Feierabend unerlaubterweise im Innern eines soeben vollendeten Fabrikschornstein-Neubaues (an den Steigeisen) in die Höhe; kaum hatte er die Essenhöhe erreicht, so stürzte er herab und mußte seinen Ueberwuth mit dem Tode büßen, der in Folge Genickbruches sofort cintrat. Burgstädt, 25. Juli. Als Candidat bei der bevorstehenden Landtagswahl im 13. städtischen Wahl kreis (Burgstädt, Rochlitz rc.) wurde Herr Amtsrichter Bretschneider zu Burgstädt aufgestellt. Oe d er a n, 27. Juli. Nach einer Bekanntmachung der König!. Staatsanwaltschaft zu Freiberg ist am 22. d. M. Nachmittags ein Schlosserlehrling von hier im hiesigen Stadtwalde an dem nach Kirchbach führenden Waldwege durch einen Unbekannten im Alter von gegen 30 Jahren, welcher schmächtiger Statur war, schwarzes Haar und desgleichen vollen Kinnbart hatte, und u. A. einen schwarzen, theilweise zerrissenen Rock, sowie graue Mütze trug, angefallen und seiner Baarschaft beraubt worben. Leider ist es noch nicht gelungen, den Wege lagerer zu ergreifen. St. Egidien, 26. Juli. Der am 12. d. Mts. durch daS hier aufgetrvffene Hagelwetter angerichtete Schaden beziffert sich an den Feldern auf 120 000 Mk., wovon für 28—30 000 Mk. versichert sind, und an Häusern, Gärten u. s. w. auf 10000 Mk., ausschl. 7000 zerschlagene Fensterscheiben. Die Gesammtsumme dürfte, bei mäßiger Abschätzung, sich auf 150000 Mk. belaufen. Altstadt-Waldenburg, 26. Juli. Der spiritistische Unfug macht sich neuerdings auch in unserem Orte bemerkbar. Die- verwerfliche Treibe, hat «ne Beängstigung der Grmüther hervorgeruse», welche bereits schlimme Folgen nach sich gezogen habe» soll. In Folge dieser spiritistischen Einflüsse solle» nämlich bei einem Einwohner gelstige Störung«« ab getreten sein. Aus dem Zwotathale, 25. Juli. Ein schnell« Tod ereilte am Mittwoch Vormittag den Waldarbeiter Christian Schlott auf dem Holzschlag auf Erlbach« Revier unterhalb der Haltestelle Unterzwota. Schlott war mit seinen Söhnen im Begriff, große Fichte» umzumachen; zwei derselben, deren Wurzeln abgegrabe», wollten nicht fallen. Man wachte sich einstweilen über andere Arbeit. Da auf einmal bringt der ziemlich heftige Wind die eine große Fichte zum Fallen. Vatn und Söhne wollten beiseite springen; der erstere fiel hierbei, und indem er wieder aufstehen wollte, traf ihn die niebersausende Fichte und drückte ihm die Rippe» ein. Schlott verstarb alsbald. Derselbe war 58 Jahre alt und hat 44 Jahre im Walde gearbeitet. Zwickau, 27. Juli. Der Gutsbesitzer Kunz zu Reinsdorf war vorgestern Nachmittag mit der Stief tochter und dreien seiner Kinder auf dem Felde, als sich ein schweres Gewitter aufthürmte. Die im 21. Jahre stehende Emma Meier zog über den Kopf de» leeren Tragkorb als Schirm gegen Regen. Ein Blitz strahl fuhr herab und warf alle fünf Personen zu Boden. Der Vater raffte sich sogleich auf, aber die 10 Schritte hinter ihm befindliche Stieftochter mußte man als Leiche Heimtragen. Der Korb zeigte nur inwendig einen seitlichen, schwärzlich angelaufenen Fleck, sonst keinerlei Spur, welchen Weg der Blitz genommen. Leipzig, 26. Juli. Die Klagen über die nament lich in mehreren Vororten Leipzigs zunehmende Roh heit eines Theils der Jugend und die massenhaften Körperverletzungen sind leider nur zu sehr begründet. Das Gericht steht es als die einzige Möglichkeit an, eine Besserung durch strenge Strafen herbeizuführen. Heute hat das hiesige Landgericht abermals ein solches abschreckendes Beispiel aufgestellt, indem es den Hand arbeiter Moritz Bry.'r aus Kleinzschoscher, welcher un mittelbar hinter einander anständige Damen in oer ge meinsten Weise auf einem Spaziergange belästigt und einem Radfahrer, einem Arzt aus Lindcnau, einen Balken über den Weg gelegt, dann in Gemeinschaft mit seinem Cousin Emil Beyer den Radfahrer in brutalster Weise mißhandelt halte, zu 6 Jahren Ge- fängniß und 6 Wochen Haft, den Emil Beyer aber zu 2 Jahren Gefängniß verurtheilt. Forst, 25. Juli. Seine Waghalsigkeit hat der Buchhalter Paul Drryer aus Hoherlehme mit dem Leben bezahlen müssen. Derselbe hatte am Sonntag Abend zur Heimfahrt den von Wusterhausen in der Richtung nach Hankels Ablage abgelassenen letzten Zug benutzt. Um ein Stück Weges zu sparen, sprang D., wie er schon öfter gethan, in der Nähe der Fabrik, in der er beschäftigt war und die an der Bahn gelegen ist, vom Zuge ab, verletzte sich aber so schwer, daß er auf der Stelle seinen Tod fand. Er war beim Springen mit den Füßen auf die Schienen eines nach der Blaak- schen Fabrik führenden Sonderstranges gerathen und wurde durch den starken Widerstand, den er in Folge dessen fand, so wuchtig zurückgcschleudert, daß seine Kleidungsstücke erfaßt wurden. D. wurde sonach etwa 20 Schritte fortgeschleift, wobei sein Hinterkopf in Folge des Ausschlages völlig zerschmettert worden ist. D., der Sohn eines Betriebssekcetärs der Stettiner Bahn, hat ein Alter von 26 Jahren erreicht. Vermischtes. Furchtbares Unwetter in Ungarn. Ueber einen Orkan, der am 14. Juli in Szegedin und Umgebung wüthete, werden fürchterliche Einzelheiten gemeldet. Der Sturm war so stark, daß Wagen um geschleudert wurden. In Szegedin wurde das Circus gebäude ganz zerstört, die Dächer vieler Häuser wur den weit hinweggetragen. Hagel in der Größe von Pfirsichen bedeckte weit und breit die vollständig verwüsteten Felder. Viele Stücke Vieh, vom Unwetter im Freien ereilt, wurden getödtet. Zahlreiche Mühlen an der Theiß sind niedergerissen, so daß die Bretter das Fluß bett bedeckten. In vielen Telcgraphen-Stationen schlug der Blitz ein. In der Station Szathmar fiel der Stationschef, vom Blitz getroffen, bewußtlos nieder. Man fand Leichen von mehreren Kindern, die vom Hagel getödtet worden waren: auch viele Besitzer von Tanym und deren Kinder werden vermißt. Gefälscht« Cigarren. Den Rauchern droht auS Amerika eine große Gefahr. Die „PittSburg Commercial Gazette" mqcht ter Welt nämlich die betrübende Mitteilung, daß sich seit kurzer Zeit große Mengen Cigarren mit päpiernem Deckblatt im Handel