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zu wünschen übrig lasfin. WaS daS Baumobft betrifft, so gab es Kuschen sehr reichlich; trotzdem erhielten sich dieselben hoch im Preise, eine Folge der Zwischenhändler. Aepsel werden in ziemlicher Menge geerntet werden ; nächst diesen befriedigen die Pflaumen am meiste»; da gegen fehlt eS ganz an Birnen; die Ursache ist, daß sich die Birnbäume im vorigen Jahre übertragen haben. Sehr gute Aussichten gewähren die Weinberge: man sr-»tztzt nicht nur viel, sondern auch einen vorzüglichen guten Wein. — Für junge Leute dürfte die Mittheilung von Werth sein, daß die Truppentheile schon jetzt Dreijährig- Freiwillige für den Herbst in Dienst nehmen. Die Freiwilligen haben sich bei dem Truppentheile, in welchen sie eintreten wollen, persönlich, mit Meldeschein versehen, zu melden. Den Meldeschein erhalten die jungen Leute auf Grund einer schriftlichen Einwilligung des BaterS bezw. Vormundes, eines behördlichen Führungsattestes und deS Geburtsscheines auf dem Rathhause. Bei guter Führung können auch Dreijährig-Freiwillige nach zwei jähriger Dienstzeit zur Disposition beurlaubt werden. — Fast sämmtliche sächsische Straßenmeister (einige siebzig) sind seit einiger Zeit mit Dreirädern, welche auS einer Dresdner Fabrik stammen, versehen worden; eS dürfte dies dazu dienen, eine schnellere und öftere Kontrolle aller Wege und Arbeiten herbeizuführen. Meißen. In einem Weinberge in Niederfähre wurden am 18. Juli die ersten lauternden Wein trauben gefunden. Meißen, 20. Juli. Den Bemühungen eines hiesigen bekannten Fischzüchters ist es gelungen, drei Mühlenbesitzer an der kleinen Triebisch zu bewegen in der Preuskermühle eine größere künstliche Forellenzucht anstalt anzulegen, nachdem der bereits im vorigen Winter dort gemachte Versuch in der Ausbrütung von rund 10000 Forelleneiern als vollständig gelungen anzusehen ist. Da die kleine Triebisch in unserer nächsten Nähe »och der einzige größere Bach ist, in welchem Forellen sich vorfinden, so ist diese auf Hebung des Forellenbe standes abzielende Bestrebung nur freudigst zu begrüßen. Bleibt das Interesse an der künstlichen Fischzucht bei den betreffenden Herren ein so reges wie es jetzt ist, so sollen später in der Preuskermühle auch Bachsaiblinge, Regenbogenforellen und amerikanische Schwarzbarsche, alles Edelfische gleich der Forelle, ausgebrütet und in die kleine Triebisch ausgesetzt werden. Auch wird die Einsetzung von Oder krebsen und Aalbrut beabsichtigt. Nossen. Der Fleischermeister Friede, welcher sich erst seit anderthalb Jahren hier sein Fleischergeschäft ein gerichtet hat, schwebte in großer Lebensgefahr dadurch, daß er von einer giftigen Fliege und zwar am gesunden Arme gestochen worden war. — Im benachbarten Dorfe Augustusberg ist bei dem Niederreißen der von dem letzten Brande des Gasthofs stehen gebliebenen Giebel mauern ein junger Arbeiter von dem fallenden Gemäuer erschlagen worden. Waldheim. In dem Befinden der durch zwei Revolverschüffe schwer verwundeten Frau Teichgräber ist soweit Besserung eingetreten, daß Lebensgefahr zur Zeit nicht mehr besteht. Das Wundfieber hält zwar noch au, doch schreitet der Heilungsprozeß ungestört vorwärts. Der Leichnam des Selbstmörders wurde am 18. Juli durch den Bruder desselben in dessen Heimath überführt. Erfenschlag, 20. Jnli. Gestern Vormittag gegen 11 Uhr wurde in der Nähe des hiesigen Gast hofes die 1 Jahr 4 Monate alte Tochter des Wege wärters Rößler hier durch einen mit Ziegeln beladenen Wagen eines Fuhrwerksbesitzers aus Chemnitz über fahren. Die linken Räder des Wagens waren dem Kinde über beide Oberschenkel und den Unterleib ge gangen und waren die Verletzungen des bedauerns- werthen Kindes derart, daß der Tod nach einigen Minuten eintrat. Der Geschirrführer wurde der kgl. Staatsanwaltschaft übergeben. Limbach, 20. Juli. Zwischen hier und Hart mannsdorf wurde gestern Vormittag auf der Eisen bahnstrecke ein besinnungsloser überfahrener Mann, dem der rechte Arm vom Körper abgefahren war und der außerdem noch verschiedene Verletzungen am Körper zeigte, aufgefunden und dem hiesigen Krankenhause übergebe». In dem Aufgefundenen wurde der frühere Gasthofs- und Gutsbesitzer Unger aus ChurSdorf er kannt, welcher etwa- heruntergekommen und geistig ge stört sein soll. In Folge seiner mißlichen Lage dürfte Unger den Tod durch Ueberfahren gesucht haben. Pausa, IS. Juli. Der gestrige Tag wird für unser» Ort ein unvergeßlicher bleiben. Vormittags fand die ältliche Oeffnung der auf die scheußlichste Irt u»d Werse am 15. Juli um'S Leben gekommenen Hulda Ranft statt. Hierauf erfolgte Nachmittags unter einer großen Betheiliguug deren Beerdigung und vielleicht eine Stunde vor dem Begräbniß die Ver haftung deS Ziegelstreichers Friedrich Gottlieb Stückig von hier, welcher jener ruchlosen That dringend ver dächtig erscheint. Stückig ist 40 Jahre alt, verheirathet und schon mehrfach bestraft. Seine Ehefrau ist 62 Jahre alt. ES trat unter den hiesigen Einwohnern eine gewisse Beruhigung ein, nachdem dieser Mensch hinter Schloß und Riegel war. Stückig wurde vom Kreisobergendarm Rothe, Obergendarm Schuber und zwei Gendarmen verhaftet. Sein Verhalten war ruhig, er erschien aber etwas gebrochen. Mehrere Zeugen, sowie die beiden fünfjährigen Knaben, in deren Gesell schaft sich Hulda Ranft befand, wollen den Stückig als Denjenigen wieder erkannt haben, welcher an der be treffenden Stelle gesehen worden ist, von welcher auS die Entführung deS Mädchen« fstattfand. Auch sollen sich an den beschlagnahmten Kleidern Stöckig'S Spuren gefunden haben, welche auf jenes Verbrechen hindeuten. Lausigk, 20. Juli. Gon einem eigenthümlichen Unfall wurde am Donnerstag hier eine arme Wasch frau, NamenS Dautz, betroffen. Dieselbe sprang beim Befestigen der Waschleine von einem erhöhten Stand punkte herab, hierbei gab die morsche Decke nach und die bedauernswerthe Frau stürzte durch die entstandene Oeffnung in den unteren Raum, erlitt hierbei so gräß liche Verletzungen (vollständige Aufreißung deS Bauch felles), daß die Wiederherstellung der Unglücklichen be zweifelt wird. Crimmitschau, IS. Juli. In dem eine halbe Stunde von hier entfernten Dorfe Frankenhausen ist ein zweijähriger Knabe durch einen wüthenden Hahn derartig im Gesicht verletzt worden, daß dem Kind ein Auge entfernt werden mußte. Crimmitschau, 20. Juli. Die Zahl der hier bei dem Hagelwetter am 12. Juli eingeschlagenen Fenster scheiben wird nicht unter 50 000 betragen. In Folge dessen ist die Nachfrage nach Glas in der Zwickauer Glasfabrik eine ganz beträchtliche. Ganze Wagenladungen von Glas gingen nach den betreffenden Orten Glauchau, Meerane, Crimmitschau. Auch Dachziegel find ein sehr begehrter Artikel. Der Preis derselben, sonst 30 Mk. für das Tausend, ist bereits um das Doppelte und Dreifache gestiegen. Schwarzenberg, 18. Juli. Eine wichtige Einrichtung soll in der Amtshauptmannschaft Schwarzen berg dadurch geschaffen werden, daß Stadt- und Land gemeinden, sowie der Bezirksverband zum Zwecke der Anstellung eines Kassen-Revisors für die communlichen und Bezirkskaffen zu einem Verbände zusammentreten. Der Verband, dessen Leitung der Bürgermeister von Schneeberg übernimmt, wird zunächst auf 2 Jahre be gründet. — In Lauter traf vorgestern eine Wind hose auf und richtete vielfach Schaden an; u. A. wurde eine Scheune zerstört. Aus dem Vogtlande, 20. Juli. Wer jetzt an den vogtländischen Bahnstationen vorüberfährt, der erblickt daselbst oft lange Reihen von Körben, die ihrer Beförderung harren. Dieselben find mit Heidelbeeren, die Heuer hier reichlich gediehen find, gefüllt und finden ihren Weg selbst bis nach Frankreich, wo sie zum Färben des Rothweins benutzt werden. Die armen Leute verdienen sich damit ein schönes Geld und haben die Aussicht, das dies Heuer auch ziemlich lange so fortgeht, da auch die Preißelbeeren in solcher Fülle im Walde stehen, daß man davon viele Wagenladungen versenden kann. — Die Getreideernte hat hier noch nicht begonnen, an den hochgelegenen Orten des oberen Vogtlandes sieht sogar der Roggen noch etwas grünlich aus; aber wenn das Welter günstig ist, wird wohl der erste Roggen in nächster Woche schon geschnitten werden. Man er wartet hier eine Mittelerntc. Plauen i.V., 21. Juli. Der Festplatz des 12. mitteldeutschen Bundesschießens bietet einen großartigen Anblick. Derselbe umfaßt im Ganzen einen Flächenraum von ungefähr 65 600 <gm, wovon auf den Schießplatz ungefähr 23 800 Hin und auf den übrigen Festplatz ungefähr 41800 Hin entfallen. In den Festplatz im engeren Sinne gelangt man durch ein prachtvolles Eingangsthor, welches im Style eines Triumphbogens erbaut ist. Betritt man nun den Festplatz selbst, so hat man links vom Eingang das während deS Bundes schießens eröffnete Post- und Telegraphenamt. Gehen wir durch die Mitte, so folgt zunächst der herrlich an gelegte Gabentempel, sowie der Musikpavillon und im Hintergründe die prachtvolle Festhalle. Dieselbe bietet einer, bedeckten Raum von etwa 1500 Hm. Zu beiden Seiten deS inne, en FestplatzeS befinden sich die verschiedenen Zelte, und zwar S an der Zahl, sowie ein Hippodrom. Die Schicßhalle ist hinter den Zelte» link« aufgestellt und hat ungefähr einen Flächenraum von 800 Hin. Rechts hinter den Zelten sind die verschiedenen Schau buden «. aufgestellt und in der MH« deS Schützenhause« die Reitschule». Außerdem hat ma» »och obe» am Berge eine» AuSsichtSthurm «richtet, welcher einen herrlichen Ausblick über die Umgegend, besonder« über die Stadt Plauen, ^bietet. Die Beleuchtung deS FestplatzeS wird durch 15 elektrische Bogenlampen bewirft, welche eine Gesammtlichtstärke von 15000 Normalkerzen besitzen. Davon sind allein 11 elektrische Lampen für die Fest halle bestimmt, so daß dieselbe in einem wahren Licht meer erglänzt. Die gesammten Räume bieten einen UnterkunftSort für 10000 Personen. Für Sitzplätze, sowie für Schutz bei ungünstiger Witterung ist ebenfalls genügend gesorgt. Der Festplatz liegt ein ziemliche« Stück von der Stadt, besonders vom oberen Bahnhof, entfernt, weshalb von diesem sowohl, als auch von der Stadt regelmäßige OmnibüSfahrten stattfindeu. Die Betheiligung an dem Feste ist eine ziemlich rege. ES haben sich gegen 75 Brudervereine auS allen Gegenden angemeldet, während über 800 Stück Festkarten nach) auswärts versendet worden sind. Heute ist bei schönem Wetter der Festzug des Bundesschießens glänzend verlaufen Hammerunterwiesenthal, 19. Juli. Ein hier wohnhafter Sattler bemerkte vorige Woche, daß in seinem Garten Pilze gewachsen waren und da er sie für eß bare Morcheln hielt, ließ er sich, nachdem die Schwämme bei der jetzt für sie so günstigen Witterung noch etwas an Größe zugenommcn hatten, dieser Tage ein Pilzge richt bereiten. Kaum hatte er jedoch einige Lössel von den „selbsterbauten" Pilzen genossen, so befiel ihn ein heftiges Unwohlsein, welches sich bis zur Besinnungs losigkeit steigerte. Die Erkrankung besserte sich erst, nachdem ein tüchtiges Brechmittel den Magen von der giftigen Speise befreit hatte. Der Fall mag als Mahnung dienen, nur solche Pilze als Speise zu benützen, welche unzweifelhaft als eßbar und unschädlich erkennbar sind. Klingenthal, 17. Juli. Ueber die hier betriebene Anfertigung von Mundharmonikas kann der Handels kammerbericht der Plauenschen Handelskammer nicht viel Erfreuliches berichten. Wenn auch zu Beginn des Jahres 1888 noch ausreichende Beschäftigung vorhanden war, so stockte doch am Ende des Jahres das Geschäft vollständig. Die Fabrikanten, die eine Zeit lang auf Lager hatten arbeiten lassen, mußten ihren Betrieb be deutend einschränken und die Zahl der Arbeiter verringern. Dagegen hat sich hier die Fabrikation von Musikspiel- waaren und Kindermusikinstrumenten bedeutend gehoben: namentlich waren Krnder-Accordeons und Concertinos, desgleichen Harmonikaflöten stark begehrt. Diese Sachen gehen nach allen Welttheilen: sie haben sich sogar in Indien ein gutes Absatzgebiet erobert. Von der oberen Elbe, 20. Juli. Die Aus führung von Felsensprengungsarbeiten im Elbfluße bei Berkowitz-Korabbeginnt daselbst am 22. d.M., es ist daher bis auf Weiteres die Flußfahrt von 6 bis 12 Uhr Vor- und von 1 bis 6 Uhr Nachmittags gesperrt; die Dampf- und Ruderschifffahrt kann jedoch mit entsprechender Vorsicht den ganzen Tag hindurch betrieben werden. Herrnskretschen, 18. Juli. Dieser Tage sind die hier aufgeführten Damm- und Quaibauten vollendet worden. Dieselben beginnen unterhalb der Kamnitz- Einmündung und erstrecken sich beinahe bis zu den älteren Correctionsbauten zu Niederherrnskretschen. Der gefällige, großartige Bau erregt nicht blos das Inter esse der Umwohner, sondern auch der Fremden. Die sonst bis in den Elbstrom abfallenden Felsenbänke mit ihrem vorlagernden Gerölle und Schuttmaffen sind nun verschwunden. Der Bau ist so breit und hoch angelegt, daß er noch Platz für eine Fahrstraße bietet, die zur Stunde planirt wird, zugleich bewirkt er eine gesicherte Verbindung mit den niederen Ortstheilen bei Hoch wasser. Endlich ist so der Ausgangs-, zugleich auch der schwierigste Theil der geplanten Straße Herrns- kretschen-Landesgrenze-Schandau verwirklicht. In dem Elbthal zwischen Dresden und Letschen - Bodenbach finden sich nur noch derartige Quaibauten zu Dresden, Pirna, Schandau, Laube und Tetschen. Die hier in den sogenannten Teichen stauenden Wasser ermöglichen das Anlegen größerer Fahrzeuge. Der Flößereibetiieb nimmt hier, im benachbarten Schmilka und in dem stromaufwärts liegenden Niedergrund von Woche zu Woche zu. Die jetzt hier lagernden und täglich an kommenden Holzmassen entstammen meistens dem oberen Moldaugebiete, hiesige Holzvorräthe sind bereits seit Mai in den Handel gekommen. Einige hier vertretene Firmen haben seit Mitte dieses Monats schon den Um satz erzielt, welcher dem deS ganzen Vorjahres gleich kommt. Bei der am stärksten betheiligten Firma wird die Summe von 100000 Mark Zoll für über die Grenze gehende Hölzer nicht zulangen. Schweidnitz, 17. Juli. Mit Rücksicht auf den Mangel an einem genügend große» BerhandlungSraume muß die Verhandlung gegen die de« LandfriedrnSbrucheS angeklagt«» Waldenburger Bergleute, deren Zahl S2 beträgt, vdr dem hiesige» Schwurgericht getrennt er folgen; die Angeklagten werden in drei Gruppen von