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Deutschlands in der Schweiz und wicd eine allze» mcrne Ausweisung verfügt, so läßt sich" dagegen nicht das Gelingst- machen. GS kann ober wohl als sicher vorausgesetzt werden, daß eS soweit denn doch nicht kommen wird, selbst wenn eine Erneuerung drS Ver trages aus bleiben sollte. Die Deutschen in der Schweiz und die Schweizer in Deutschland haben sich ruhig den bestehenden Gesetzen gefügt und eS liegt also kein Anlaß vor, drakonisch gegen sie einzuschreiten. DaS würde auch von Nachtheil für die Handelsbeziehungen beider Länder sein und bekanntlich ist die Schweiz ein recht flottes Absatzgebiet für die deutsche Industrie. Die Eidgenossenschaft hat von den internationalen Sozialisten und Anarchisten keinen Bortheil, sondern nur fortwährende Belästigungen gehabt. Es sind da ja verschiedene unangenehme Geschichten vorgekommen, aber diese hätten bei kräftigem Auftreten und recht zeitigem Eingreifen der Schweizer Behörden verhindert werden können. Macht der BundeSrath seine Ver sprechungen fortan wahr, so wird auch diese Afsaire endlich zu den überwundenen Dingen gehören. Deutsches Reich. Nach vorläufiger Be stimmung sollte die Ankunft des Kaisers in Wilhelms haven am 27. d. stattfinden. Tags darauf (Sonntag) trifft die Kaiserin daselbst ein. Der Kaiser wird auf dem „Hohenzollern" wohnen und im Stationsgebäude speisen. Am 31. d. tritt der Kaiser die Reise nach England an. Im Befinden des Erbgroßherzogs von Baden ist eine wesentliche Besserung eingetrcten. Die Nächte ver laufen gut, das Fieber bleibt niedrig und Husten tritt in größeren Zwischenräumen auf. Mit großer Bestimmtheit wird versichert, daß Fürst Bismarck am 11. oder 12. August von Varzin nach Berlin kommen werde, um sowohl bei Anwesenheit des Kaisers Franz Joseph als des Zaren gegenwärtig zu sein. Graf Herbert Bismarck hat sich nach Varzin begeben. Man vermuthet, daß es sich dabei um Weisungen für die Reise nach England handelt, auf der Graf Herbert Bismarck bekanntlich den Kaiser begleiten wird. Der frühere Kriegsminister Bronsart von Schellen dorff, jetzt kommandirenber General des 1. Armeecorps, hat dieser Tage eine bedeutsame Tischrede gehalten. Er sagte, er wäre bei seiner Rundreise in der Provinz überall der herrschenden Besorgniß entgegengetreten, als ob bei etwaigem Kriege die vorübergehende Preisgebung der Provinz Preußen bis zur Weichsel nöthig werden würde. Diese Befürchtung sei unbegründet und eine Störung des Friedens stehe überhaupt nicht in Aussicht. Der deutsch-schweizerische Niederlassungs-Vertrag ist von der deutschen Regierung gekündigt worden. Der Vertrag läuft am 20. Juli 1890 ab. Im Verlauf der letzten Jah-e ist im Reichstage wiederholt die Einsetzung eines Reichszolltarifamts an geregt worden, welches der Verwaltungswilltür und der Auslegung der Tarifbestimmungen Schranken setzen soll und zugleich eine Verschiedenheit der Auslegung in ein zelnen Ländern vermeiden würde. Die deutsch-freisinnige Partei hat sogar die Einsetzung eines Gerichtshofes für diese Zwecke gewünscht. Der Gegenstand wird nunmehr in der „Post" wieder angeregt, die sich sehr lebhaft dieses Wunsches annimmt, dabei aber ihre Zweifel nicht unter drücken kann, ob die Regierungen daraus eingehen werden. Einer Berliner Meldung der „M. N. N." zufolge finden in Regierungskreisen Erwägungen darüber statt, ob es möglich wäre, dem Ueberhandnehmen allgemeiner Arbeitseinstellungen durch gesetzgeberische Maßnahmen entgegenzutreten, ohne das Koalitionsrecht der Arbeiter zu beeinträchtigen. Maßgebend soll dabei die durch die bisherigen Erfahrungen gewonnene Ueberzeugung sein, daß durch umfassende Arbeitseinstellungen nicht nur die Arbeitgeber getroffen werden, gegen welche die Streiks unmittelbar gerichtet find, sondern ebenso sehr das völlig unbetheiligte Publikum, ferner der Umstand, taß durch die Ausstände ganz gewaltige Summen dem wirthschaft- lichen Leben verloren gehen. Vor dem neuen „Gründungsschwindel" warnt die „Wiesb. Presse", indem sie zeigt, wie es gemacht wird, um die kleinen Leute zu fangen: „Der „kleine" Geschäftsmann, der sparsame Arbeiter, die Beamtenwittive mit ihren wenigen Ersparnissen lassen sich, durch die früheren trüben Erfahrungen gewitzigt, durch die ersten Gründungen in der Regel nicht fange». Die Acticn des neuen Unternehmens werden daher vorerst von den Leuten, die die Gründung bewerkstelligt haben, selbst übernommen. Nun wird der Sours durch Ablehnung von Verkäufen zu niedrigem Preis und durch Tcheinkäufe auf einen hohen Stand gebracht und steigt in den ersten Monaten nach der Gründung riesenhaft. Die Zeitungen posaunen die hohen Coursnotirungen aus und der „kleine" Capital ist schlägt sich an den Kopf und sagt: „Was bin ich doch dumm gewesen, daß ich nicht von Anfang an gleich mitaemacht habe, jetzt hätte ich für meine tausend Mark schon jwölshundrrt und nebenbei sechs Procent Zinsen. Na wartet nur, das nächste Mal will ich nicht wieder so dumm sein und die rechte Zeit verpassen". Kaum eine Woche später wird wieder ein neues Unternehmen bekannt gegeben und der > > höchste Gewinnst in Aussicht gestellt. Und nun ist der Gimpel sertig. Der „lleine" Mann zeichnet auf ein Papier, welches vielleicht noch fauler ist, als da« frühere. Aber trotz allen Haustein« bleibt der LourS hoch, ja die Gesellschaft zahlt am Jahresschluß eine recht schöne Dividende und — der eine Gimpel lockt noch ein volles Dutzend aus die Leimruthe. Sobald aber bei faulen Gründungen alle Aktien zu ein'm nur irgend annehmbaren Lourse im Publikum untergebracht sind, hat der Gründer kein Interesse mehr, den Cours künstlich aus der Gchwindelhöhe zu erhalten und so bequemt sich der CourS nach und nach dem wahren Werth des Papiers an. Alle Die jenigen, welche sich blenden ließen, haben das Nachsehen und dann dauert es nicht lange, sind au« den eintausend Mark, für die der „kleine" Mann schon zwölshundert Mark in der Tasche halte, achthundert oder noch weniger Mark und aus der sechsprocentigcn Verzinsung eine solche von ein bis zwei Procent geworden. — Die traurigen Eisahrungen der siebziger Jahre sollten aber doch mit unvergänglicher Schrift in das Volks bewußtsein eingeschrieben sein, daß derjenige, welcher seine Er sparnisse an ein Unternehmen giebt, das er gar nicht kennt, eben gar nicht werth ist, Ersparnisse zu besitzen und sich diese zu erhalten. Insofern ist vielleicht den Perioden des geschäft lichen Schwindels eine wohlthätige und heilsame Bedeutung nicht abzusprechen, denn jene Sorte von Menschen, von welcher mit Recht behauptet wird, daß sie nie alle wird, nimmt doch etwas ab." Ein Mitarbeiter der „Siöcle" hat eine Reise nach den Reichslanden unternommen und theilt seinem Blatte die dort gemachten Beobachtungen mit. Das Ergebniß derselben faßt er darin zusammen, daß sich dort ein unverkennbarer Umschwung vollzogen habe. Trotz des Vorbehaltens der Zukunft sucht man jetzt nach einem ehrenhaften Vergleich. Die Zeit der Ge- waltthätigkeit, der vergeblichen Heftigkeit, der tollen Streiche ist vorbei. „Ich sage nicht, daß man den Nacken beugt, aber man hat den unbedingten Wider stand aufgegeben und sucht Schroffheiten zu vermeiden. Kurz, man sucht sich auf dem Boden des praktischen Lebens zu halten." Frankreich. Nach der „Autoritk" wird das Senatsgericht über Boulanger und Genoffen am 12. August in Versailles zusammentreten. Nach einer Pariser Meldung der „Kreuzztg." hat die Regierung sämmtliche Postdirectionen beauftragt, alle Boulangers Wahl betreffenden Postsendungen zu rückzuhalten. Das wäre allerdings der Gipfel der Wahlfreiheit in einer Republik! — Die Entlassung boulangistischer Beamter nimmt ihren Fortgang. Constans unterzeichnete neuerdings einen Erlaß, welcher auch zahlreiche hohe Beamte und eine Reihe Unter präfekten ihres Amtes enthebt. Das „Journal des Debats" protestirt gegen diese Massenentlassung angeb lich unzuverlässiger Beamter mit dem treffenden Hin weise, daß dieselbe Boulangers Heerscharen verstärke. England. Nach dem von der Unterhaus- Commission für die Dotationsfraze erstatteten Berichte, der eine Erhöhung der Apanage des Prinzen von Wales um 36000 Pfd. anstatt einer besonderen Dotirung der Kinder desselben verschlägt, verzichtet die Königin auf das Recht, für ihre anderen Enkelkinder eine Dotation vom Parlamente zu verlangen. Dänemark. Wie aus Kopenhagen offiziös verlautet, wird dort das russische Kaiserpaar am 27. August eintreffen; der Aufenthalt ist auf sechs Wochen berechnet. Schweiz. Der Antisklaverei-Congreß, welcher auf Anlaß des Kardinals Lavigerie in Luzern zusammen treten sollte, und dessen Programm erst jüngst ver öffentlicht worden, ist Plötzlich abgesagt worben. Ver- muthlich ist die von der belgischen Regierung zur Be- rathung afrikanischer Fragen geplante Conferenz dem privaten Congreß des Kardinals im Wege. Balkanstaaten. König Milan ist wieder in Belgrad eingetroffen; das Wiedersehen mit seinem Sohne soll dramatisch gewesen sein; auch der wieder in sein Amt eingesetzte Metropolit Michael war dabei zugegen; zwischen ihm und Milan wurde durch einen Händedruck Friede geschloffen. — Im Befinden des Regenten Ristitsch soll sich eine geringe Besserung be merkbar gemacht haben. — Den „Times" wird aus Sofia berichtet, daß König Milan während seiner Reise nach Serbien geäußert habe, er würde auf den Rath Oesterreichs und Deutschlands versuchen, die oberste Gewalt wieder zu erlangen, um die Anarchie abzu wenden, welche Serbien bedrohe. Die Nachricht klingt nicht sonderlich glaubhaft. Oertliches und Sächsisches. Riesa, den 26. Juli 1889. — Beim Herannahen der militärischen Herbst übungen wird darauf aufmerksam gemacht, daß es sich empfiehlt, Postsendungen für die an den Ucbungen theilnehmenden Offiziere und Mannschaften nicht nach den in kurzen Zwischenräumen wechselnden Marsch quartieren, sondern stets nur nach dem ständigen Garnison orte zu richten. Für die richtige Leitung dieser Briefe u. s. w. wird demnächst postseitig besondere Sorge ge tragen. Ferner ist eS dringend nothwendiz, m »ei, Briefaufschriften u. s. w. außer dem Familienname» (unter Umständen auch Vornamen oder Ordnung», nummei) den Dienstgrad und Truppentheil — Regiment, Bataillon, Compagnie, Schwadron, Batterie Colonne rc., und zwar auch bei Sendung an höhne Offiziere, — genau anzugeben. Mangelhafte Auf- schrrsten der Manöver-Postsendungen können leicht eine Verzögerung in der Beförderung oder Bestellung de», selben zu Folge haben. Meißen, 25. Juli. Bei dem heftigen Gewitter, welches sich Mittwoch Nachmittag über unserer Stadt und Umgegend entlud, hat ein Blitzschlag den auf freiem Felde befindlichen Gutsbesitzer Steiger aus Gase» tödtlich getroffen. Dresden. Se. Majestät der König hat geruht, den Hauptmann L la suite des 1. Leibgrenadier- Regiments Nr. 100 und des 1. Husaren-Regiment» Nr. 18 Prinz Friedrich August, Herzog zu Sachse», königl. Hoheit, zum Major zu befördern und gleichzeitig zu bestimmen, daß Se. königl. Hoheit die Dienleistung bei dem 1. Feldartillerie-Regiment Nr. 12 mit dem 31. Juli d. I. beende und Höchstderselbe unter dem 1. August d. I. mit der Führung eines Bataillons des 1. Leibgrenadier-Regiments Nr. 100 beauftragt werde. Dresden, 25. Juli. Gestern wurde der Musik direktor Trenkler vom 2. Grenadier- Regiment Nr. 101 „Kaiser Wilhelm, König von Preußen" verhaftet. Die Verhaftung erfolgte auf die Anzeige eines Markneu kirchener Instrumentenmachers hin, nach welcher sich Trenkler angeblich unerlaubte Vortheile bei Instrumenten lieferungen zum Schaden der Regimentscasse hat zu Schulden kommen lasten. . (Leipz. Tbl.) Dresden, 25. Juli. Heute Vormittag ereignete sich auf der Elisenstraße ein schweres Unglück, indem drei Personen durch zwei durchgehende Pferde, die vor einen Steinwagen gespannt waren, überfahren wurden. Der leer auf dem südlichen Theil der Straße haltende Wagen wurde vom Kutscher Engemann gefü-rt. Ohne die Pferde abzustrengen, ging derselbe nach dem nahen Brunnen, um Tränkwasser herbeizuholen. Während dieser Zeit ließ ein vorbeifahrender Kutscher seine Peitsche knallen, die Pferde des Engemann scheuten und gingen durch. Sie rissen die auf einem Spazier gang mit ihren 2 Kindern (von 7 und 4 Jahren) be griffene Kaufmannsehefrau Möbius nieder und ver letzten dieselbe lebensgefährlich am Kopfe. Das älteste Kind wurde sofort todlgefahren, das jüngste dagegen noch rechtzeitig von der Mutter, die es an der Hand hielt, bei Seite gestleudert, es erlitt hierdurch nur einige unbedeutende Quetschungen. Die weiterrasende» Pferde rissen noch einen Gaskandelaber um und brachen beim Einlenken in die Blumenstraße den Wagen in Stücke. In der Nähe der Vogelschießwiese wurden die Pferde, wie man hört, durch einen Soldaten aufgehalte», nachdem sie vorher noch einen Mann umgerissen hatte», welcher nur unbedeutende Verwundungen davontruo. Die schwerverwundete Frau und ihre beiden Kinder wurden sofort dem Carolahause zugeführt. Rötha. Ein verwegener Hochstapler trat in voriger Woche in einem Dorfe bei Rötha auf. Derselbe kehrte im dortigen Gasthofe ein und stellte sich dem dienst eifrigen Wirth als Offizier im großen Generalstabe vor, und zwar als Herr v. H., ließ sich ein Zimmer an weisen und bemerkte noch, daß er einige Tage behufs Jnspizirung der Flur daselbst verweilen müsse. Der selbe sprach hierauf Küche und Keller tüchtig zu und legte sich zur Ruhe. Andern Tages ging er zum dortigen Gemeindevorstand und bat sich die Flurkarte» aus, welche jedoch verweigert wurden. Erst nach vielem Zureden gelang es einer sehr angesehenen dritten Per son, diese zu erlangen. Der Stabsoffizier war mittler weile in die Flur gegangen, um, wie er vorgab, die Mähmaschinen des dortigen Rittergutes in Augenschein zu nehmen. Daß das Interesse für die Maschine» nur ein Vorwand war, zu verschwinden, sollte ter die Karten nachtragende Herr bald erfahren. Der Herr Stabsoffizier war und blieb verschwunden. Ein zum Diner bestelltes Backhuhn verdankt seinen frühen Tod dem Herrn Strategen, der Wirth aber ist um eine Erfahrung reicher. Das Auftreten des Gauners ist ein sehr sicheres gewesen und auch sein Aeußercs machte einen guten Eindruck. Dieser Vorfall möchte zur Warnung dienen, da der Hochstapler daS Schwindel manöver auch anderwärts versuchen dürfte. Pirna, 24. Juli. Nach einem eingegangei»» Schreiben hat Herr Stadtrath Schneider zu Crimmit schau die Annahme der auf ihn gefallenen Wahl als Bürgermeister der Stadt Pirna ausgesprochen. — Am vergangenen Montag Nachmittag ereignete sich in dem Steinbruche Nr. 484 der Flur GerSdorf ern bedauer licher UnglückSfall. Beim Umwenden eine« größere«/ GesteinstückeS wurde der Steinbrecher Matthias Szh-'