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eine Million Rubel empfing, um ihn in den Stand zu setzen, gewisse Schulden an österreichische vaukfirmen abzutragen. Ter frühere bulgarische Minister Jkonowow, zur Zeit der konstitutionslosen Regierung de« Fürsten Alexander Präsident de« Staatsralhs, hat in Schumla einen Selbstmordversuch begangen; man sagt, seit einiger Zeit habe er an Geistesstörung gelitten. Jkonomow schwankte wie viele seiner Kollegen politisch hin und her, den Berrath an den Fürsten Alexander begrüßte er schließlich als daS einzige Mittel für Bulgariens Rettung; seitdem spielte er keine politische Rolle. England. Ueber die Vergrößerung der Marine hat der Minister Lord Croß zu Sheffield eine Rede gehalten, worin er sagte: Tie Regierung beabsichtigte dem Lande eine solche Marine zu geben, daß, wenn England sage „Hände weg!" andere Nationen wissen würden, daß England meine, waS eS sage. Die Ver größerung der Marine erfolgte indeß nicht für Eroberungs zwecke; das große Interesse Englands sei der Frieden, daS größte Werkzeug für die Schaltung deS europäischen Friedens sei ein starkes Großbritannien. Amerika. DieRepräsentantenkammer des Staates Connecticut hat auf Vorlage des Senats einstimmig ein Gesetz angenommen, nach welchem Kindern unter 16 Jahren daS Tabakrauchen verboten ist. Es war der msprüligliche Zweck des Gesetzes, gegen das in Amerika sehr überhand genommene und besonders ge fährliche Cigarrettenrauchen jüngeier Personen einzu schreiten; der betreffende Ausschuß hat indessen die Vorlage auf den Gebrauch des Tabaks in jeder Form ausgedehnt. Oertliches und Sächsisches. Riesa, den 9. September 1889. — Am 4. und 5. dieses Monats hat eine aber malige AuSloosung Königlich Sächsischer Staatspapiere stattgefunden, von welcher die 4°/„ Staatsschulden- Kaffenscheine vom Jahre 1847 und 3<>/<, Staatsschulden- Kaffenscheine vom Jahre 1855 betroffen worden sind. Die Inhaber der genannten Staatspapiere werden hier auf noch besonders mit dem Hinzufügen aufmerksam gemacht, daß die Listen der gezogenen Nummern in der Leipziger Zeitung, dem Dresdner Journal und dem Dresdner Anzeiger veröffentlicht auch bei sämmt- lichen Bezirkssteuer-Einnahmen und Gemeindevorständen deS Landes zu Jedermanns Einsicht ausgelegt werden. Mit diesen Listen werden zugleich die in früheren Ter minen ausgeloosten, aber noch nicht abgehobenen Nummern wieder aufgerufen, deren große Zahl leider beweist, wie viele Interessenten zu ihrem Schaden die Ausloosungen übersehen. Es können dieselben nicht genug davor ge warnt werden, sich dem Jrrthume hinzugeben, daß, so lange sie ZinSscheine haben und diese unbeanstandet eingelöst werden, ihr Kapital ungekündigt sei. Die Staatskassen können eine Prüfung der ihnen zur Zahlung ter präsentirten Zinsscheine nicht vornehmen und lösen jeden echten ZinSschein ein. Da nun eine Verzinsung auSgelooster Kapitale über deren Fälligkeits termin hinaus in keinem Falle stattfindet, so werden die von den Betheiligten in Folge Unkenntniß der AuS loosung zu viel erhobenen Zinsen seinerzeit am Kapitale gekürzt, vor welchem oft empfindlichen Nachtheile sich die Inhaber von Staatspapieren nur durch regelmäßige Einsicht der Ziehungslisten (der gezogenen wie der «stirenden Nummern) schützen können. — Zur Geschäftslage auf der Elbe schreibt „Das Schiff": Die Frachten haben allerwärts Erhöhungen erfahren. In Hamburg überwiegt das Güterangebot den vorhandenen Laderaum, welcher bei dem niedrigen Wasserstande nur etwa zur Hälfte, bei der Thalfahrt auch nur zu einem Drittel auSgenutzt werden kann. Die in österreichischen Blättern enthaltene Mittheiluvg, daß verschiedene Elbschifffahrtsgesellschaften die Güteran nahme gänzlich eingestellt hätten, ist jedoch nicht zu- treffend. In Schönebeck und Magdeburg ist rege Nachfrage nach Schiffen für Salz nach Hamburg und namentlich auch nach Stettin. Zucker gelangte in letzter Zeit in Magdeburg nicht zur Verschiffung, auch in Sachsen und Böhmen kommt österreichischer Zucker nur vereinzelt zur Verfrachtung und es wird erst mit Beginn der neuen Zucker-Campagne wieder Leben in dieses Geschäft kommen. In Magdeburg wird neuer dings ElbkieS nach Hamburg verfrachtet, wofür eine Fracht von 3 Mk. 50 Pf. für den Cubikmeter erzielt wird. Im Braunkohlengeschäft ist eS verhältnißmäßig still; Raum nicht viel vorhanden. — ES dürfte für Brennereibesitzer, Spiritushändler, Kaufleute u. s. w. nicht unwichtig sein zu erfahren, daß bei längerem Lagern von Branntwein und Spiritus in hölzerne» Fässern der Verlust an Alkohol eia ganz beträchtlicher ist. So ist amtlicherseitS festgestellt worden, daß beim Lagern von 1 bi« 2 Monaten 2 bi« 2,5 Prozent, beim Lagern von 11 bi« 12 Monaten 7 bi« 8,5 Prozent Alkohol verlustig geht, indem die Flüssig keit in da« Holz eindringt. Zur Verhütung von Schaben ist empfehlenSwerth, bei längerem Lager» von Spiri tuosen die hölzernen Fässer gänzlich abzuschaffen. Großenhain, 7. September. In dem nahe an der Stadt gelegenen Dorfe Naundorf brach, und zwar in diesem Jahre zum dritten Male, gestern Abend in der elften Stunde Feuer au«, durch welches von den Lehmannschen, Ulbrichtsche« und Starkeschen Gütern zwei Wohnhäuser, drei Scheunen und drei WirthschaftS- gebäude, und zwar die Scheunen mit allen Borräthen, ein Raub der Flammen wurden. In dem Lehmann-, scheu Gute, in dem da« Feuer auSbrach, verbrannten eia Pferd, eine Kalbe und mehrere Schweine. Der Besitzer selbst erlitt schwer« Brandwunden. Die Entstehungsursache ist bis jetzt nach unbekannt. Dresden. Der Toast, welchen König Albert von Sachsen beim Galadincr zu Ehren Kaiser Wilhelms gehalten, feiert den Kaiser und seine Herrschertugenden. Wie er, der König Albert, in guten und schweren Tagen zu dem Großvater treu gestanden, werde er auch mit Freuden dem Rufe Sr. Majestät des Kaisers folgen, wenn es die Gefahr des Vaterlandes erfordert. „Meine Kameraden, Ich fordere Sie auf, mit Mir auf daS Wohl Sr. Majestät des deutschen Kaisers zu trinken." — Dreimal begeisterte Hochrufe erfolgten. Unverzüg lich erhob sich der Kaiser und sprach: „Ich danke Ew. Majestät herzlich für die freundliche Gesinnung. Ich ergreife zugleich die Gelegenheit — wie es Mein hochseliger Großvater vor sieben Jahren gethan hat — Meine vollste Anerkennung dem sächsischen Heere auszusprechen. ES ist eine große Schuld, die Ich für das Mir allgemein entgegengebrachte Wohlwollen an Ew. Majestät abzutragen habe, und so spreche Ich heute Ew. Majestät Meinen unterthänigsten Dank aus. Mein hochseliger Vater bat Ew. Majestät, für mich sorgen zu wollen, und Ich möchte auf Sie als einen treuen Vater blicken, auf Sie, seinen siegeSgewohnten und alterprobten Feldherrn, der Deutsch land einigen half. Wacker sind von Ew. Majestät die Traditionen des Heeres seit 1870 fortgesetzt worden. Ich trinke auf das Wohl des braven sächsischen Heeres. Se. Majestät der König lebe hoch!" — Dann folgten begeisterte Hochrufe. Dohna, 6. September. Vergangene Nacht gegen ; 12 Uhr brach in dem Dampfsägewerk des Herrn Bau meister Drosch» hier auf noch unermittelte Weise Feuer ! aus, welches rasch um sich griff und das Sägewerk gebäude, sowie einen großen Theil der Holzvorräthe ver nichtete. Durch die angestrengten Bemühungen der alsbald herbeigeeilten Hilfsmannschaften ward das Kesselhaus von dem verheerenden Element verschont und das Feuer auf seinen Herd beschränkt. Zittau, 6. September. Am Mittwoch Vor mittag fand die Einweihung des neuen städtischen Schlachthofes statt. Die Kosten des allen Anforderungen der Neuzeit entsprechenden Baues waren auf 400000 M. berechnet; es soll jedoch Aussicht vorhanden sein, daß diese Summe nicht vollauf gebraucht ward. Zittau, 6. September. Ein Landstreicher bettelte gestern Nachmittag u. A. auch in der Zeichenstraße und kam dabei in eine Wohnung, in welcher nur die Hausfrau anwesend war, die ihm, um ihn nur wieder los zu werden, ein 10-Pfennigstück verabreichte. Da Verlangte der Bummler von der Frau 4 Mark mit der Drohung, sie wegen verbotenen Almosengebens an zuzeigen, wenn sie seinem Verlangen nicht nachkomme. Als die grau endlich Anstalten machte, Hilfe herbeizu holen, entwich der Bettler. Struppen, 7. September. Der 17jährige Sohn des Bahnarbeiters Büschel Hierselbst hat sich am vor gestrigen Donnerstag auS der Wohnung seines Lehr meisters entfernt und an seine Eltern eine schriftliche Mittheilung gelangen lassen, nach welcher er den frei willigen Tod in der Elbe suchen wolle. Olbernhau. Auf unserm Staatsforstrevier steht die stärkste Tanne (Edeltanne, Xdies psctinata) Deutschlands. Ihr Alter wird auf 500 Jahre geschätzt. Der Geburtsschein fehlt zwar, aber an einer nahezu ebenso starken Tanne, die von dem großen Sturme am 7. Dezember 1868 geworfen wurde, zählt man 462 Jahresringe und kann demnach recht wohl auf 500 Jahre chließen. Der Durchmesser in Brusthöhe betrug 1,04 Meter, die Höhe 41,5 Meter, der Schaft hat 57,44 und die Reißigmaffe 14,36 Festmeter, in Summa also der ganze Baum 71,80 Aestmeter Maffeninhalt. Die Tanne war von Einheimischen und Fremden viel besucht und unter ihrem Schatten ist manches GlaS auf gegenseitiges Wohlsein geleert und find Reden ver- chiedeaen Inhalts gehalten worden. — Jetzt ist sie todt die alte Tanne! Zwar steht fie noch und dem I vernehmen nach soll sie auch stehen bleiben, aber frei lich al« Leich«. Sie hätte nach dem Urtheile Sach- s verständiger, obwohl sie schon seit Jahren von der Spitze herein einige dürre Aeste bekam, noch Jahrzehnte leben können, wenn sie nicht am 11. Juli 1885 des Vormittag« 11 Uhr vom Blitze getroffen worden wäre, der eine 8 bi« 12 Lentimeter breite, tief in da« Holz eingreifende Rinne spiralförmig von der Spitze au« au dem Stamme herunter bi« auf den Boden aufriß. Durch diese spiralförmige Rinne war die Saftbewegung allzusehr gestört und der baldige Tod vorauSzusehen;. doch hat sie noch nahezu 3 Jahre Widerstand geleistet. Dippoldiswalde, 6. September. Ja un mittelbarer Nähe deS EinstedlerfelsenS in der Wendisch- karSdorfer Heide hat man jetzt außer der schon bekannten Barbara-Kapelle die Umfassungsmauern einer zweiten WallfahrtS-Kapelle, die der heil. Katharina, aufgefunden. Der innere Raum, aus dem der Schutt hercnSze- graben wird, hat eine Länge von 4 und eine Breite von 2,5 Meter. Flöha, 8. September. Auf Bahnhof Flöha er eignete sich gestern ein Unfall insofern, als ein bei einem Bauzuge zum Sandladen rc. beschäftigter Arbeiter überfahren und sofort getödtet wurde. Der Unglück liche war, auf einem Wagen stehend, beim Anrücken des Zuges zum Vorfahren ins Wanken gekommen und vom Wagen herab auf das Gleis gefallen. Seifersdorf, 5. September. Gestern wurde der Jagdpächter Küchenmeister aus Seifersdorf durch den Schuß eines ungeschickten Jägers auS Langhenners- dorf bedeutend am Kopf verletzt. Schneeberg, 6. September. Die günstige Witterung der letzten Tage hat der Fortführung der Erntearbeiten wesentlich genützt, so daß letztere in hiesiger Gegend zum größten Theile beendet sind; nur noch etliche Haferfelder bleiben abzuernten. — Die Wärme des frühen Sommers hat bewirkt, daß schon am 3. d. M. in einem Garten des Herrn Fabrikanten Friedrich in Neustädte! am Geländer völlig reifer Wein von blauen Oberingelheimer Reben abgenommen werden konnten. Kein Mensch errinnert sich hier einer solchen frühen Reife. Zwickau. Im vorigen Monate haben in der fiskalischen Sckießstrecke auf der Halde des Zwickauer Brückenberz-Steinkohlenbau-Vereins in Gegenwart der Herren Bergamtsrath Menzel aus Freiberg, Direktor Przibilla aus Dresden, Vertreter der Fabrik, Bergvei- walür Brückner aus Zwickau, Ingenieur Bruno aus Zwickau und eines Beamten der hiesigen königlichen Berginspection anit einem neuen Sprengstoffe, genannt Bellit, Versuche stattgefunden. Die Ergebnisse dieser Versuche reihen sich nahe an diejenigen der mit anderen neueren Sprengstoffen ausgesührten Versuche an und nach den mit anderen derartigen Sprengstoffen gemachten Erfahrungen läßt sich auch erwarten, daß es gelingen wird, daS Bellit auch noch so zu verändern, daß seine Wirkung auf Gas- und Kohlenstaubzemische eine noch günstigere wird. Gleichwohl aber wird bezweifelt, daß es gelingen wird, diesen Sprengstoffen belangreichem Grade in Sachsen einzuführen, es sei denn, daß er bei hinreichend mäßigem Preise und guter Sprengwirkung solche Eigenschaft besitzt, welche seine Anwendung in der Praxis besonders einfach machen. Waldenburg. Im benachbarten Schwaben ver unglückte der 16 Jahre alte Dienstknecht Emil W iße aus Dürrenuhlsdorf dadurch, daß er im Gehöfte seines Dienstherrn, des Gutsbesitzers Tetzner, mit dem rechten Beine unter die Räder des von ihm geleiteten Dünger wagens kam. Dem Bedauernswerthen wurde hier durch der Unterschenkel arg verstümmelt, so daß es fraglich ist, ob das betreffende Glied nicht amputirt werden muß. Crimmitschau, 5. September. Der Hofhund einer Fabrik in Leitelshain, welcher an die Kette gelegt werden sollte, biß heute Mittag dem 18 jährigen Ar beiter F. die Unterlippe gänzlich weg und verletzte denselben außerdem am Arm. Der schrecklich zugerichtete junge Mensch wurde sofort nach dem hiesigen Kranken haus gefahren. Grimma, 6. September. Am Mittwoch starb hier ein siebenjähriger Knabe, der vor etwa drei Wochen von einem 11 jährigen Spielgefährten einen felsigen Abhang am Rappenberge hinabgestoßen worden war. DaS Kind hatte sich durch den Sturz am Kopfe sehr schwer verletzt, trotzdem aber trat eine scheinbare Besserung seines Befindens ein, bis am Mittwoch ein Rückfall in Krämpfe den Tod des kleinen Dulders herbeisührte. Borsdorf, 6 September. Gestern Abend ver suchte ein lebensmüder junger Mann, welcher in den hiesigen Verblendsteinwerten beschäftigt gewesen und entlassen worden war, sich von dem Councrzuge 122 üb« fahren zu lassen. Zu diesem Zwecke klammerte sich derselbe, den Kopf auf die Schienen gelegt, unweit.