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Al» er diesen erreicht, hielt er sich mit der linken Hand an demselben fest und versetzte mit der rechten, in der er einen dicken Stein hielt, CriSpi eine» heftigen Schlag in'» Gesicht. Die Tochter CriSpi'» warf sich mit einem Schrei de« Schrecken» zwischen ihren Batrr und den Angreifer. Lri»pi, obgleich durch den Schlag betäubt, ergriff den Angreifer am Halse, dieser nahm, da ihm der Stein au» der Hand gefallen war, einen andern an» der Tasche hervor und versuchte aus'» Neue auf CriSpi einzuhauen, während die Tochter CriSpi'« ihren Vater zu schützen suchte. Die ganze Begebenheit dauerte nur einige Sekunden. Da stürzte sich eine Person mit dem Rufe: „Man mordet CriSpi!" auf den Wagen zu ur>d ergriff den Menschen mit den Worten: „Mir ent gehst Du nicht, Meuchelmörder!" Die» war ein Priester mit Namen Saverio Maffari, dem nun noch ein Maler, Namen» FranceSco Diodato und ein Pförtner, Namen» Pietro Collini, beisprangrn und halfen, den Menschen zu ergreifen und vom Wagen CriSpi's wegzureißen. Um CriSpi'S Wagen sammelte sich gleich eine Menge Menschen und wenige Augenblicke darauf erreichte ihn ein zweiter Wagen, worin sich Frau CriSpi befand, die beim Anblick ihres Manne» «einend aus ihrem Wagen sprang und zu CriSpi stieg. Sie ließ die Kappe deS Wagens aufschlage» und in Eile nach Hause fahre». Dort erschien auch bald der Arzt, untersuchte dir Wunde, die CriSpi am Kinn erhalten hatte, und verband ihn." Schweiz. Auf Antrag des neuen Generalan- waltS Stockmar wurde ein in Basel in Arbeit stehender Schreinergeselle auS Württemberg verhaftet, weil er in dringendem verdachte steht, anarchistische Schriften aus der Schweiz nach Deutschland geschmuggelt zu haben. Der Verhaftete wurde in Deutschland wegen Majestäts beleidigung angeklagt und flüchtete hierauf nach der Schweiz, wo er sich bis jetzt ohne Fremdenpapiere Herumtrieb. Frankreich. Die Auflösung jeder nicht republikanischen Kammer soll die Regierung im voraus beschlossen hoben, so erzählt man in Pariser politischen Kreisen. Fallen dagegen die Deputirtenwahlen für die Regierung gut aus, so beabsichtigt daS Ministerium, die Kammer nicht vor Neujahr einzuberufen, von der einzigen Hoffnung geleitet, daß die durch die Wahlperiode erhitzten Leidenschaften sich in der Zwischenzeit abkühlen würden. Diese Angaben klingen nicht unwahrscheinlich. Die Thatsache, daß die Republikaner bereits die Mög lichkeit einer konservativen Mehrheit ins Auge fassen, ist bezeichnend. — Nachdem für die zu besetzenden 576 Deputirtensitze bis zum Sonntag 1610 Bewerbungen angemeldet worden sind und somit in jedem Wahlkreis durchschnittlich drei Bewerber auftreten, so werden wohl im ersten am nächsten Sonntag (22. d.) stattfindenden Wahlgange nur wenig Kandidaten die zur Wahl noth- wendige Stimmenzahl erhalten. Erst am zweiten, dem Stichwahltage (6. Oktober), dürfte die Hauptentscheidung fallen. Es ist interessant, zu koustatiren, daß von den zahlreichen Bonapartisten und Boulangisten, welche sich um Wahlmandate bewerben, nur zwei Kandidaten in Pari» und drei in der Bretagne den Muth haben, sich offen und ehrlich als Royalisten zu bekennen. Alle übrigen antirepublikanischen Kandidaten, mögen sie Monarchisten, Bonapartisten oder Boulangisten sein, nennen sich „revisionistische Republikaner." DerinternationaleMünzkongreßhatseineBerathungen beendet. Eine Resolution ist nicht gefaßt worden, man hat sich allem Anschein nach noch nicht einizen können und eS erscheint nicht unmöglich, daß der Zusammen bruch der lateinischen Münzkonvention dadurch herbei geführt wird. Am meisten würde darunter Belgien zu leiten haben, das infolge der übermäßigen Ausprägung silberner Fünfsrankstücke in nicht geringe Verlegenheit gebracht würde. Kündigungstermin der Konvention ist der kommende 1. Januar. Der neue Fürst von Monaco erklärte sich auf die diplomatischen Vorstellungen hin bereit, den Betrieb der Spielbank einzustellen, wenn Monaco neutralisirt und ihm durch Grundsteuer und Zölle zwei Millionen Zivilliste gesichert würden. Belgien. Die vorläufig auf den 15 k. festge setzte und nach Brüssel berufene afrikanische Conferenz wird voraussichtlich bis November vertagt werden. Einladungen sind an alle Regierungen ergangen, welche die Grneralakte der Congo-Lonferenz zu Berlin unter zeichnet haben. Die erwarteten Zustimmungen sind bi» jetzt noch nicht alle in Brüssel eingetroffen. England. Die in den Albert- und Südwest- Jndian-Dock» wird > eingestellten Arbeiter griffen am DienStag die dem Streik ferogebliebenen Arbeiter thätlich an, wora o,e Directoren die Ersteren sofort entließen und nr ore Letzteren beibehielten. — In den AlbertdockS l en 1500 Stückarbeurr die Arbeit nieder, sich weige , mit den. Nichttheilaehmern am Streit, den sogenannten Blackkg», zusammen zu arbeiten. Die Lastträger weiger» sich «benfalls, mit den BlacklegS zu arbeiten. Balkauftaaten. Rach einer Meldung au» Belgrad ist die Königin Natalie am Sonntag von Ualta abgereist, hat sich aber zunächst zum Besuche von Verwandten nach Rumänien bezrben, so daß der Tag ihrer Ankunft in Belgrad bisher noch nicht be kannt ist. OertlicheS und Sächsisches. <»«richt« ilxr »isientrverih! B-rkommntfi« find uns stet« erwünscht und werten «us Wunsch nach Vereinbarung gern bonorirt.) Riesa, den 18. September 1889. — In der gestern unter Vorsitz deS Herrn Rendant Thost abgehaltenen Sitzung der Stadtverord neten, m welcher sämtliche Mitglieder de» Collegium« und als RathSveputirte die Herren Bürgermeister Klötzer, Stadträthe Ruckdeschel, Grundmann, Hynek und Heinrich anwesend waren, wulde Nachstehendes be- rathen und beschlossen: 1. Der nach den mit der kzl. Beneraldirection der sächsischen Staatseisenbahnen gepflogenen Verhandlungen umgeaibeitete neue Bebauungsplan der Stadt Riesa in seinen Beziehungen zum bahnfiskalischen Eigeo- thume wurde zu den zwischen dem Vertreter der kgl. Generaldirection der sächsischen Staatsbahnen, Herrn Finanzrath Peters und Herrn Stadtrath Hynek fest gestellten Abmachungen dem RathSbeschlusse gemäß einstimmig genehmigt. Hiernach werden die Kastanien- und die Gartenstraße parallel mit der Bahnhofstraße durch das Terrain des ehemaligen Chemnitzer Bahn hofes bis zum jetzigen HauptstationSgebäude fortzeführt. 2. Ebenso wurde die Versetzung des Elbkai- Expeditionsgebäudes der Staatsbahn und der Sleuerbehörde weiter nach Westen hin zu den von der kgl. Generaldirection festgestellten Bedingungen ein stimmig genehmigt. 3. In Betreff einer zwischen den städtischen Colle- gien hier obschwebenden Meinungsverschiedenheit hat daS kgl. Ministerium des Kultus und öffentlichen Unterrichts im Sinne des von der Majorität des Stadtverordueten-Coüegiums abgegebenen Votums ent schieden, von welcher Verordnung Kenntniß genommen wurde. 4. Der Rathsbeschluß über Anschaffung eines zweiten Körting'schen Jnjector« für hiesige Gasbereitungsanstalt zu dem Preise von 130 Mart wurde einstimmig genehmig». 5. Bon der am 10. September c. stattgefundenen Verpflichtung des Nachtwächters Heinrich Oswald Haacke hier wurde Kenntniß genommen. 6. Dem Rathsbeschluffc über Anstellung des Schlossers Herrn Hans Walther in Leipzig als Maschinenmeister beim neuen Wasserwerke hier vom 1. Februar 1890 an, mit einem monat lichen Gehalt Von 70 Mark und freier Wohnung, Heizung und Beleuchtung, wurde einhellig zugestimmt. Dagegen wurde der weitere Beschluß des Sradtraths, dem Maschinenmeister einen Feuermann beizugebcn, vo> läufig abgelehnt. 7. Das Gesuch des Waffermeisters, Herrn Dieme, um Gewährung vor» UmzugSkosten wurde entgegen dem RathSbeschlusse mit 13 gegen 5 Stimmen abgelehnt. 8. Von der Niederlassung des Geometers Herrn Müller aus Großenhain in Riesa wurde Kennt- niß genommen. Der Stadtrath hat beschlossen, dem Genannten die städtischen geometrischen Vermessungs arbeiten zu überweisen. 9. Dem RathSbeschlusse über Erlaß von Ver pfleggeldern in Höhe von 170 Mark für den Handarbeiter Max Otto Schwanitz hier, sowie Ent bindung desselben vom Re st ante »-Regulativ, dafcrn Schw. der eingegangene» Verpflichtung, von seinen Schulgeldresten monatlich 6 Mark abzutragen und mit seinen laufenden Abgaben nicht ,m Rückstände zu bleiben, pünktlich nachkommt, wurde allerseits zu gestimmt. 10. Der zwischen der Stadtgemeinde Riesa und der Verwaltung des Garnison-Lazareths hier abge schlossene Miethvertrag über Souterrain- und Bodenräumlichkeiten im Schulgebäude an der Kastanien straße zur Unterbringung von Lazarethutenstlreu wurde einstimmig genehmigt. Der jährliche Mrethprei« beträgt 400 Mark und der Vertrag tritt mit dem 1. October 1889 in Kraft. Halbjährliche, beiden Theilr» frei stehende Aufkündigung ist vorgesehen. 11. Die zwischen der Stavtgemeiade Riesa und a. Herrn August LouiS Marti» in Dresden, d. Her,» Ferdinand Heinrich Clauß, e. Herrn Ferdinand Otto Schumann, cl. Frau verw. Mentzer, s. Herrn Ariedr. Wilhelm Harz und 1. Herrn Friedr. Anion Messe in Riesa auS Anlaß der Durchlegung »er Gartenstraße abgeschlossenen Kauf« und Tauschverträge wurde» genehmigt und der Herr Vorsitzende zur Mitvollziehung, derselben ermächtigt. Von einer Einladung deS hiesigen Turnverein» zu dessen Sonntag, den 22. September stattfindevden Stiftung-feste wurde Kenntniß genommen. Nachdem hierauf da« Collegium sein Mißfallen darüber zu er kennen gegeben hatte, daß neuangestellte städtische Be amte eS unterlassen, sich dem Collegium vorzuftellen, und nachdem weiter »och eine Aussprache über Straßen pflasterung mit gegossenen Steinen auS Kupferschlacke, wie solche in Magdeburg, Halle, Leipzig und neuerdings auch in Dresden vorgenommen worden, stattgesunden hatte, wurde die Sitzung nach Vorlesung und Voll ziehung deS Protokolls geschlossen. — Gestern Abend in der 9. Stunde passirte a» dem verkehrsreichen Elbquai nachstehender bedauerlicher UnglückSfall. Ein junger Schiffer, welcher seine Ein käufe besorgt, vom Lande kommend im Begriff war, sich nach seinem Kahn zu begeben, hatte daS Malheuer, vom Elbquai so unglücklich zwischen daS Fahrzeug und die Quaimauer zu stürzen, daß er unter gräßlichen Schmerzen mit Hilfe seiner Kameraden nur mit Mühe auS dieser schrecklichen Lage entfernt werden konnte. Das Gesicht deS BedauernSwerthen war total entstellt und konstatirte der sofort herbeigekommene Arzt, daß der Sturz vielleicht ohne bedeutende innere Verletzungen und Brüche abgegange» sei, doch vermochte der Ver unglückte weder zu sitzen, noch sich zu legen. Der Bedauernswerthewurde nach demJohanniter-K-ankenhaus gebracht. Erwünscht wäre eS jedenfalls, daß unser so- frequentes Elbquai, wo des Nachts mitunter mehr Verkehr als am Hellen Tage ist, von der kgl. General direction der Staatseisenbahnen beleuchtet würde. Jahr für Jahr sind nun solche Unfälle zu verzeichnen, »Heils weniger gefährliche, theils aber auch solche mit tödt- lichem Verlauf. ES wäre daher sehr erwünscht, daß sich die Unfall-Versicherung oder die städtische Behörde dieser Angelegenheit annehme und wegen der Anbringung von Beleuchtung des Quai's bei der kgl. Gencral- dir.ction vorstellig würde. Offenbar würbe dies von d r Schifffahrt insgesammt freudig begrüßt werden — Am Montag wurde der beim 2. Felt-Artillerie- Regiment Nr. 28 dienende Kanonier Robert Krebs von hier, der am Sonnabend von seiner Truppe desertirt war und sich am Sonntag in Dresden blstenS amüsirt hatte, kurz nach seiner Ankunft bei seiner Mutter hierselbst durch die hiesige Schutzmannschaft verhaftet unv an die hiesige Militärbehörde abgeliesert. — Eine heute früh von der hiesigen Schutzmann schaft vorgenommene Razzia war insofern von Erfolg begleitet, als bei derselben aus der unweit der Kaserne stehenden Strohfeime 3 zweifelhafte Individuen in ihrer Ruhe aulgeftöbeit und festgenommen wurden. Es befand sich dabei auch ein schon mehrfach Vorbe strafter, der von seinem Lager ernen vorige Woche bei einem Einbruch in die Fährbude an der Elbe gestohlenen Pelz wieder mit ans Tageslicht brachte. — Gestern Abenv wurden hier 2 Feuerscheine, der eine in der Richtung nach Mühlberg, der andere in der Richtung nach Cavertitz zu, bemerkt; der letztere rührte anscheinend von einem bedeutenden Feuer her. — In der Nacht zum Montag brannte eine Herrn Gutsbesitzer Gautzsch in Gröba gehörige Stroh feime nieder. — Der heutigen Nummer unseres Blattes liegt der am 1. Oktober zur Einführung kommende Wiaterfahrplan unserer königlich sächsischen Staats eisenbahn bei. — Am Dienstag verhandelte das kgl. Landgericht zu Dresden gegen den 17 Jahre alten Dienstknecht Karl Robert Müller aus Röderau wegen schweren Diebstahls. Müller ist schon als Knabe von 11 Jahren seinen Eltern entlaufen und wurde deshalb im RetlungS- haufe zu Riesa untergebracht, wo er bis zu seiner Confirination Ostern 1887 blieb. Der Angeklagte trat dann in den landwirlhschaftlichen Dienst und war zu letzt ber dem Gutsbesitzer LomS Bennewitz in Zeithai» als Knecht beschäftigt. Müller, welcher trotz feiner Jugend bereit« zweimal wegen Diebstahls Strafen er litten, schlich sich am Abend de« 30. Mai, nachdem er von dem Zeugen Bennewitz entlassen worden war, io dessen Gehöft, ging von da au« in die Gestndekammer und stahl der Dienstmagd Wenzel auS deren ver schlossener Lade, nachdem er diese» Behältniß mit dem dazu gehörigen Schlüssel geöffnet, ein Täschchen mit einer Baarschast von 10 Mk. Diese« Geld hat der junge Mann bi« Anfang Juli zu seinem Lebensunter halte verwendet. Müller war damals ohne Arbeit, »rieb sich als Landstreicher herum und brachte sogar die Nächte im Freie» zu. Am Abend d«S 7. Juli stattete der Angeklagte abermals de« Bennewitzschr» Gute einen Besuch ab, wobei er mehrere »erschlossene Koffr öffnete