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Die diesjährige« Odstu«»u»ge« auf der Meiheu-Leipziger Gtratze, Abtheiluug I—4 (in mehreren Parzellen) Zehren.Döbelner - - L—» - - . Seerhausen.Riesaer - (1 Parzelle) und Zehren Rtedermuschützer Straße (1 Parzelle) sollen DienStag, den S». Juli d I., von Vormittags '/» LL Uhr an im Gasthofe zu Wölkisch an Meistbietende gegen sofortige haare Zahlung und unter den sonstigen vor Beginn der Verpachtung bekannt zu machenden Bedingungen öffentlich verpachtet werden. Meißen, am 29. Juni 1889. Königliche Straße«, und LVasserbauinspektiou II. Neuhaus. Königliche Bauverwalterei. Diesel. Nach diesem Termine eingehende Zulassungsgesuche können nach tz si der Wehrordnung Berücksichtigung nicht mehr finden. Dem mit genauer Wohnungsangabe zu versehenden Gesuche um Zulassung zur Prüfung sind beizufügen " a. ein Geburtszeugniß, k. eine Erklärung des Vaters oder Vormundes über die Bereitwilligkeit, den Freiwilligen während einer einjährigen aetiven Dienst zeit zu bekleiden, auszurüsten, sowie die Kosten für Wohnung und Unterhalt zu übernehmen. Die Fähigkeit hierzu ist obrigkeitlich zu bescheinigen; und e. ein Unbescholtenheitszeugniß, welches für Zöglinge von höheren Schulen (Gymnasien, Realgymnasien, Oberrealschulen, Progymnasien, Realschule», Realprogyülnasien, höheren Bürgerschulen und den übrigen militäebe. rechtigten Lehranstalten) durch den Director der Lehr-Anstalt, für alle übrigen jungen Leute durch die Polizeiobrigkeit oder ihre vorgesetzte Dienstbehörde auszustellen ist. Sämmtliche Papiere sind im Originale einzureichen. In dem Zulassungsgesuche ist gleichzeitig mit anzugeben, in welchen zwei den fremden Sprachen (der lateinischen, griechischen, französischen und Bekanntmachung, die Anmeldung zum einjährig, freiwillige« Militärdienst betreffend Bei der unterzeichneten Königlichen Prüfungscommission werden in Ge- mäßheit der Bestimmung in 8 91 der Wehrordnung vom 22. November 1888 im Laufe des Monats September dieses Jahres die diesjährigen Herbstprüfungen über die wissenschaftliche Befähigung für den einjährig-freiwilligen Militärdienst abgehalten werden. Junge Leute, welche das 17. Lebensjahr vollendet haben und im Bezirke der unterzeichneten Königlichen Prüfungscommission nach 88 25 und 26 der Wehrordnung gestellungspflichtig sind, haben ihr Gesuch um Zulassung zu der bevorstehenden Prüfung an die unterzeichnete Stelle spätestens bis zum t. August dieses Jahres schriftlich gelangen zu lassen. von den fremden Sprachen (der lateinischen, griechischen, französischen und englischen) der sich Meldende geprüft zu werden wünscht. Auch hat derselbe einen selbstgeschriebenen Lebenslauf beizufügen. An die zur Prüfung zuzulassenden Aspiranten wird rechtzeitig schriftliche Vorladung ergehen. Im Uebrigen wird bezüglich des Umfanges der Prüfung und der an die Examinanden zu stellenden Ansprüche auf den Inhalt der der Wehrordnnng als Anlage 2 zu 8 91 beigcfügten Prüfungsordnung zum einjährig freiwilligen Dienste hingewiesen. Dresden, den 1. Juli 1889. Königliche PrüfungS. Commission für Einjährig-Freiwillige. vr. Genthe, Jungblut, Regierungsrath. Major. Hübler, S. Tagesgeschichte. In Paris hat ein Friedenskongreß stattgefunden, zu dem Einladungen an Parlamentsmitglieder ver schiedener Großstaaten ergangen waren; ob auch Berliner Herren eingeladen waren (Professor Virchow ist ja Mit glied der „internationalen Friedensgesellschaft") ist nicht bekannt; sicher ist nur, daß keine deutschen Abgeordneten zu dem Kongreß in Paris anwesend waren; dagegen waren mehrere englische und italienische Deputirte er schienen und auch ein dänischer Abgeordneter war nach Paris geeilt, um seine Sympathien für die Sache des allgemeinen Völkersriedens zu bekunden. — Was man bisher über derartige Bestrebungen vernommen hatte, ließ auch von dem neuen Kongreß nicht viel erhoffen. Die „internationale Friedens- und Freiheitsliga" und andere Gesellschaften mit ähnlich klingenden Namen be stehen zumeist aus Phantasten, Schwärmern und politisch Exaltirten, die zum Frieden zu kommen meinen, wenn alle Throne und Altäre gestürzt und das Prinzip der allgemeinen Gleichheit bis auf den I-Punkt durchgeführt sei. Erst vor Kurzem haben ja Ableger dieser Sorte in verschiedenen italienischen Städten getagt, die alle für Abrüstung schwärmten, Frankreich aber bas Recht zusprachen, sich zuvor Elsaß-Lothringen wiederzuholen. — Wenn nun nach Paris ein interparlamentarischer Friedenskongreß einberufen wurde, so durfte man eben falls von vornherein sicher sein, daß der angestrebte Friede von Bedingungen abhängig gemacht werden würde, deren Erfüllung die bestehenden Machtverhältnisse theilweise über den Haufen stürzen müßten. Dieser Vor aussicht zum Trotz hatte sich auf dem Kangreß ein französischer Deputirter eingefunden — er heißt Gaillard und ist Abgeordneter für Vaucluse —, der folgenden vernünftigen, wenngleich recht zahm gehaltenen Antrag einbiachte: „Die internationale Konferenz nimmt, um in Europa eine der Abrüstung günstige Strömung her vorzurufen, von der Erklärung mehrerer ihrer Mitglieder Kenntniß, welche ihren Willen bekunden, in ihren re spektive» Parlamenten einen Antrag auf gleichzeitige und verhältnißmäßige Abrüstung einzubringen und zu Vertheidigen." — Von einem „FriedcnS"-Kongreß hätte man doch gewiß die einstimmige Annahme dieses An trages erwarten dürfen; die übrigen anwesenden fran zösischen Deputaten erklärten aber ganz entrüstet, sie würden den Kongreß sofort verlassen, wenn dieser An trag Annahme fände. Frankreich sei eine besiegte Nation und könne nicht ablüsten, und wenn jemand im französischen Parlament einen Abrüstungs-Antrag einbringen wollte, so würde die Folge nur sein, daß im ganzen Lande eine den Ideen des Kongreffes feind selige Strömung zum Durchbruch käme. Das Er- gebniß war, daß der Antrag Gaillard mit knapper Mehrheit abgelehnt wurde, Herr Gaillard aus dem Kongreß ausschied und daß der Kongreß in Eile seine Verhandlungen schloß, damit dieselben nicht einen gar zu unfriedfertigen Charakter annähmen. Frankreich ist eine besiegte Nation! Da liegt eben der Hase im Pfeffer. Bevor abgerüstet wird, will Frankreich erst noch einmal tüchtig siegen, um seine alte „Gloire" neu erstrahlen zu lassen. Daß alsdann aber eine andere Nation „besiegt" wäre und als solche denselben Einwand er heben könnte, das scheint den französischen Friedens- kongreßlern nicht eingefallen zu sein. — Der unaus gesprochene Wunsch aller „Friedens"-Kongresse seit 1871 ist: „Deutschland muß mit der Abrüstung vorangehen, alsdann wird Frankreich mit ihm abrechnen und später mag sich das weitere finden." Glücklicherweise ist die Leitung der deutschen Politik von der Meinung jener sonderbaren Friedensschwärmer unabhängig und wir dürfen vertrauen, daß es im deutschen Reiche keine Partei giebt, die mit ihnen uuter den angedeutcten Bedingungen sympathisirt, wenn auch einige Extreme ihren „philosophischen Standpunkt" theilen. Deutsches Reich. Kaiser Wilhelm passiite am Mittwoch die norwegische Hafenstadt Stavanger und fehle ohne hier an Land zu gehen nach etwa zweistündigem Aufenthalt seine Fahrt nach den Lofoten fort. Der Monarch befindet sich im besten Wohlsein. Die Beförderung von Staalsschreiben und sonstigen Schriftstücken an den Kaiser während seiner Reese soll bis Drontheim, der Hauptstadt der gleichnamigen norwegischen Provinz, durch Feldjäger bezw. durch Vermittelung des Avisos „Greis" bewerkstelligt werden. Ter Erbprinz von Anhalt und die Prinzessin-Braut Marie von Baten sowie die Eltern der letzteren wurten in Karlsruhe am Dienstag Mittag um 12 Uhr im Galawagen vom Palais des Prinzen Wilhelm abgeholt und nach dem Residenzschlofse geleitet, woselbst der Staatsminister Dr. Turban die Zrviltrauung vollzog. Hieran schloß sich die kirchliche Trauung in der Schloß kirche, welche der Prälat Toll vollzog. Der Bundcsralh hat am Donnerstag noch eine Sitzung abgehalten und wird nun eine längere Ferien pause eintreten lasten; systematische Arbeiten, ganz be sonders die Ausführungsbestimmungen zum Arbeiter- Invaliditäts- und Altersversorgungsgesrtz, bleiben bis zur nächsten Session vertagt. Die Nachrichten über eine geplante Revision des Branntwein-Steuergesetzes, welche namentlich den Be schwerden der kleinen Brennereien gerecht werden solle, sind gutem Vernehmen nach nicht zutreffend. Wahr ist an der Sache nur, daß die süddeutschen Obst brennereien über verschiedene Punkte sich beschwert fühlen und namentlich eine Aenderung der Be stimmungen über die Rückvergütung der Steuer wünschen. Gesetzliche Vorarbeiten sind hierüber, soviel verlautet, im Bundesrath nicht im Gange, und es fragt sich zunächst, ob die Anregungen von süddeutscher Seite etwa zu Aenderunqen einzelner Ausführungsvorschriften zu Gunsten der Obstbrennereien führen werden, wie solche augenblicklich den Bundesrath in anderer Richtung beschäftigen. Vom Berliner Hosmarschallamt ist am Mittwoch die offizielle Verfügung bezüglich der Umlaufe von „Schloß Friedrichskron" ergangen. Das Schloß heißt fortab wieder „Neues Palais", und ist für die Adresstrung offizieller Schriftstücke diese Bezeichnung vorgeschrieben. Die preußischen Bischöfe werden nach der Meldung " eines Berliner Blattes am 6. August in Fulda zu einer Conferenz zusammentreten. Die Enthüllung des Giordano Bruno-Denkmals in Rom am Pfingstsonntage scheint den Gegensatz zwischen dem Vatican und dem Königreich Italien unüberbrückbar gestaltet zu haben; denn eine so scharfe R-de, wie der Papst aus diesem Anlaß am letzten Sonnlag im Cardinals-Collegium hielt, hat er noch niemals gegen die italienische Regierung gehalten. Er sagt, die Errichtung des Bruno-Denkmals bedeute nicht nur die Förderung revolutionärer Tendenzen, die Verherrlichung von „Ketzerei und Jrrthümern", sie zeige vielmehr direct, daß die römische Regierung den katholischen Glauben ausrotten und die ewige Stadt zur Hauptstadt der Gottlosigkeit machen wolle. Der Papst theilt dies ollen Katholiken mit, indem er zugleich erklärt, den Kampf für seine Rechte forlsetzen zu wollen. Nach dieser feierlichen Darlegung wird es wohl in der Folge an den Beschlüßen von Katholikenversammlungen gegen die Errichtung des vielumstrittenen Denkmals nicht fehlen. Ein praktischer Erfolg kann nach Lage der Dinge freilich nicht eintreten, da ja alle europäischen Mächte ohne Ausnahme eine Einmischung in die römischen Verhältnisse ganz entschieden ablehnen. Nach den „Hamburger Nachrichten" bestehen Diffe renzen zwisäen Graf Waldersce und Minister Maybach, worauf auch die Gerüchte über die Ersetzung Maybach's durch einen „General" zurückzuführen wären. Waldeisee forderte im militärischen Interesse Maßnahmen, welche Maybach ablehnte, weil sie nur auf Kosten des Eisen- bahnfoads durchführbar gewesen. Der Artikel empfiehlt zur Verhinderung derartiger Schwierigkeiten ein militärisches Reichseisenbahngrsetz. Der „Reichs-Anzeiger" veröffentlicht behufs Richtig stellung der Nachrichten über den Stand der Verhand lungen mit der Schweiz drei Erlasse des Reichskanzlers an den Gesandten von Bülow vom 5., 6. und 26. Juni. In beiden ersteren wird das Verhalten der schweizer Behörden bezüglich der deutschfeindlichen revo lutionären Partei gegenüber Deutschland und das schweizer Neutralitätsverhältniß erörtert. Im letzte» wird ausgeführt, daß die schweizer Regierung den Artikel 2 des Niederlassungsvertroges vom 27. April 1876 nicht erfüllt habe. Durch die Note des BundesrathS Droz vom 15. Juni sei die Nichterfüllung zum ersten Male princ prell und amtlich cor statirt worden. Deutsch land könne den Niederlassungsvertrag wegen der amtlichen Ablehnung seiner Erfüllung schon j tzt für hinfällig er klären, ziehe aber mit Rücksicht auf die Folgen für j die Angehörigen beider Lander den Weg ter Kündigung! vor, wozu der Gesandte weitere Ermächtigung erhalte» werde. Ohne Sicherheit dasür, daß jede Schweizer Lokalbehörde die von der Schweiz geschloffenen inter nationalen Verträge erfülle, würde Deutschland kei» Interesse daran haben, für den zu kündigenden Rieder- laffungsvertrag einen Ersatz anzustreben. Von halbamtlichen Febern wird jetzt wieder sehr I ernstlich vor der Spekulation in russischen Werthen I gewarnt, zu der augenblicklich durch die Umwandlung j der Eisenbahn-Prioritäten Gelegenheit geboten wird. I