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Schloßen, welche bis zu Nußgröße fielen, die z<nsterscheiben, und die außerordentlichen elektrischen Entladungen, die unausgesetzt erfolgten, richteten Un heil genug an. So ist durch Blitzschlag rin HauS in der Nähe von Krausen'« Mühle, in Niederbobritzsch ein Gut, in Oberbobritzsch und Pretzschendorf je eine Wirtschaft, ein HauS unweit der Straußmühle und in Erbisdorf ei« HauS (Sonnenhäuser) eingeäschert »orden. Ja Freiberg schlug der Blitz in mehrere Gebäude. — Bei Schwarzenberg, Lauter rc. trat das Gewitter ebenfalls heftig auf und «ar von Schloßenschlag verleitet. — AuS Drebach, 15. Juni, schreibt man: Gestern Nachmittag gegen 5 Uhr entlud sich über hiesigen Oct ein mit Hagelschlag und Wolkenbruch begleitetes heftiges und schweres, zwei »olle Stunden andauerndes Gewitter, welches an Feldern, Wiesen, Gärten und Gebäuden, sowie an den öffentlichen Wegen unermeßliche Vtrherungen und großen Schaden angerichtet hat. In kurzer Zeit stieg da- Wasser stellenweise bis 2 in hoch, so daß sich, um das Leben zu retten, die in den an dem Dorsbach gelegenen Häusern befindlichen Personen in die oberen Stockwerke flüchten mußten und hier zwei volle Stunden lang in ter größten Angst, Nvlh und Gefahr ihrem Schicksal preisgegeben waren. Vieh, Baume, Möbel, Holz und Bretter riß das entfesselte Element mit sich fort. Weiter wurde eine größere Scheune vollständig weggeschwemmt und viele Häuser arg be schädigt, der Schaden ist unermeßlich, jedoch sind Menschenleben glücklicher Weise nicht zu beklagen. — Auch in den 106 Forstrevieren unseres Sachsen landes findet in diesen Tagen eine einheitliche Wetün- feier statt, bestehend in der Pflanzung einer Wettin- eiche, oder, ist der Platz dazu geboten, des Namens zuges unseres Herrscherhauses. Dabei erhält das Arbeüerpersonal ein Freiesten mit Bier und als Er- innerungsgeschenk eia hübsches Glas mit dem Bildniß unseres Königs. — Aus allerhöchsten Befehl hat das 1. Feltartillerie- Regiment Nr. 12 künftig an Stelle der Regiments nummer den Namenszug Sr. Majestät des Königs als des Inhabers des Regiments zu tragen. VomLandtage. Dresden. Die Erste Kammer beschäftigte am Sonnabend Vormittag 11 Uhr die Berathung über das Königs. Teeret, die Unterstützungen der Wastergeschiidigten betreffend. Der Sitzung wohnte Herr Staatsminister v. Nostitz-Wallwitz bei. Der Referent Herr v. Trlltzschler-Dorfstadt empfahl Namens der Finanzdeputation, das Decret sofort in Schluß- berathung zu nehmen und die unbeschränkte Zustimmung der Kammer zur Regierungsvorlage zu ertheilen. Die Kammer beschloß demgemäß ohne jede Debatte und erklärte eine aus Altmittweida eingegangene Petition, Unterstützung für durch Naturereignisse erlittene Schäden betreffend, für erledigt. Die nächste und letzte Sitzung wird voraussichtlich am 20. d. M. stattfinden. Dresden. Nach dem ausgegebenen ossiciellen Wohnunzs - Nachweis werden Se. Majestät der Kaiser in der ersten Etage des Dresdner Residenzschlosses, Se. König!. Hoheit der Großherzog von Sachsen- Weimar im Prinzen-Palais am Taschenberge, 2. Etage, Ihre K. K. Hoheiten der Erzherzog Otto und Gemahlin im Prinzen-Palais auf der Langestraße, der Graf und die Gäfin von Flandern im Residenzschloste nach dem sogenannten Bärengarten zu, der Prinz Balduin von Belgien im Schloß, 2. Etage, der Herzog von Sachsen- Altenburg im Taschenberg-PalaiS, 2. Etage, der Herzog von Sachsen-Coburg im Schloß, 1. Etage, der Erbgroßherzog von Sachsen-Weimar im Taschen berg-PalaiS, 2. Etage, und der Prinz Hermann von Sachsen - Waimar, sowie der Erbprinz von Sachsen- Meivingen, 'der Prinz Friedrich von Sachsen-Meiningen, der Prinz Albert von Sachsen-Altenburg und der Prnz Philipp von Sachse» - Cohurg in ebendemselben Palais Aufenthalt nehmen. Freiberg, 14. Juni. Einem bösartigen Thier- quäler dictirte heute die erste Strafkammer des königlichen Landgerichts zu Freiberg eine empfindliche Strafe zu. Der Dienstknecht Heinrich Ebuaro Michel aus Tobertitz hatte zwei Pferden deS Gutsbesitzers Otto in Ober gruna die Zunge in so roher Weise auS der natür lichen Lag« gerissen, daß die Zunge schwer verletzt wurde und bei eine« der Lhiere eine reguläre Fütterung nicht mehr erfolgen kann. Die Strafkammer verurtheilte den Tierquäler zu 1 Jahr und 5 Monaten Gefängniß. Mittweida Die Landwirthschaftliche Bezirks ausstellung in Erlau, welche in den Tagen vom IS.—15. Juli d. I. auf dem Schießplätze des Kühnnch'schcn Gasthofes in unmittelbarer Nähe der Bahnstation Erlau (Ehemnitz-Riesaer Eisenbahn) abge halte» werden wird, dürfte nach den nunmehr ge schloffenen Anmeldungen zu urtheilen, alle bis jetzt in Sachsen veranstaltete» landwirthschaftliche» Ausstellungen an Bedeutung übertreffen und ein seltenes Bild deS BiehstandeS de- Bezirke», sowie der gesammte» land- wirthschaftlichen Industrie bieten. Der Laudwirth- schaftliche Verein zu Erlau, welcher die Ausstellung »»geregt, hat zur PreiSvertheilung 30 silberne und 45 bronzene Medaillen gestiftet, «ährend die PreiS vertheilung selbst in den Händen der hervorragendsten theoretisch wie praktisch gebildeten landwirthschaftliche» Sachverständigen deS Landes ruht. (Fortsetzung Seite 6.) Das Armeefest zur Wettiufeier in Drede«. Am Freitag Abend punkt 8 Uhr fand in der neu erbauten Arena der Reitercaserne in der Albertstadt in Anwesenheit der zur Zeit in Dresden weilenden Prin zessinnen Louise und Amalie von Schleswig-Holstein, sowie des Kriegsminister« General der Cavallerie Graf v. Fabrice die Generalprobe von dem glänzenden Armee- und Reiterfeste, welches die Offiziere des XII. (sächs.) Armeecorps zur Wettinfeier für ihren erlauchten Kriegsherrn veranstaltet haben, statt. Als man nach 7 Uhr durch die lange Königs brückerstraße dem Festplatz zuwanderte, konnte man be reits eine Idee von der Pracht bekommen, welche die Costüme der beim Armeefest Mitwirkenden zeigen werden. Da der Platz zum Umkleiden in der Arena, in der sich die Vorstellungen abspielen, ziemlich be schränkt ist, ritt ein Theil der Herren bereits im Costüm von ihren Wohnungen nach dem Schauplatz ihrer Leistungen. Zahlreiches Publikum war hierdurch an gezogen worden und umsäumte die Bürgersteige der Königsbrückerstraße, laut ihrer Bewunderung über das arbenreiche Bild Ausdruck gebend. Das Fest nahm in der elektrisch beleuchteten, die doppelte Größe eines Circus besitzenden Arena, die Kopf an Kopf gefüllt war, in allen seinen Lheilen den besten Verlauf und wird am Abend des 16. Juni vor König Albert und dem sächsischen Hofe aufgeführt, am 18. Juni aber vor dem deutschen Kaiser und den in Dresden anwesenden fremden Fürsten wiederholt werden. Das Armeefest hat als historischen Hintergrund den Entsatz von Wien im September 1683 von den Türken unter Kara Mustapha, an welcher glorreichen Waffen- that das damals erst kurz vorher geschaffene erste stehende sächsische Heer unter seinem Kurfürsten Johann Georg III. rühmlichen Antheil hatte. Das Armeefest führt nicht nur hervorragende Führer, Fürsten und Feldherren aus dem damaligen Feldzuge dem Zuschauer vor die Augen in historisch getreuen Masken, sondern auch die sämmtlichen bunten Waffenkleider, welche vor zweihundert Jahren seitens der sächsischen Regimenter getragen wurden. Das Fest wird eröffnet durch das Erscheinen von 3 Herolden, welche vor der Königsloge, gebildet aus dem 1683 vor Wien von den Sachsen eroberten Türkenzelte Kara Mustapha's, oufreiten und Fahne sowie Stäbe grüßend emporheben. Dann spricht Einer derselben vor König und Kaiser einen Prolog über Bedeutung und Zweck des Festes. Die Herolde reiten ab, und herein fliegt eine Schaar buntcostümirter Ta taren (24 sächsische Husarenoffiziere) auf leicht ge sattelten Pferden, angeführt von einem Gepanzerten mit einem Tigerfell auf der Achsel. Sie führen aller hand tollkühne Reiterstücke auf und' zeigen in der folgenden, bei den Klänge» des Waffenrufs des Kaisers zur Ausführung kommenden Lagerscene, wie vortrefflich sie ihre Pferde zu dresstren verstanden haben. Da er tönen Signale von ferne. Rothe sächsische Reuß- Dragoner sprengen herein; die Tataren werfen sich aus's Pferd und verschwinden. Die Reuß-Dragoner (Carabinier- und Ulanen-Offiziere unter Führung des Ulanenoberst Preußer) bezeugen erst vor der Königs loge ihre Ehrfurcht, dann reiten sie eine Quadrille bei den Klängen des Czikos-Galopps und des Marsches Nr. 66. Es folgte hierauf das Einreiten des Polenzugs mit König Sobiesky in Harnisch und Hermelinmantel, den Marschallstab in der Rechten und umgeben von seinen Feldherrn und Magnaten i» goldstrotzenden Sammet kleidern «ad Uniforme» polnischen Schnitts. Vorauf reitet das Trompetercorps der Großenhainer Husaren in blauen, kirschroth »ufgeschlagenen Kastens mit gelben Unterkleidern. Die Trompetenfahnen zeigten den polnischen Adler. Der Polenkönig umreitet mit seinem glänzenden Gefolge mehrere Male die Bahn, dann bleibt Alles vor der Königsloge halten, und Jeder grüßt hinauf durch Handanlegen an die Kopfbedeckung. Daran schließt sich eine schneidig gerittene Polen quadrille, auSgeführt von Ulanen- und Artillerie- Offizieren, welche gelbseidene Unterkleider, Kaftan aus blauem Sammet, kirschroth aufgeschlagen, und künstliche Flügel auf dem Rücken tragen. Dann folgte das Einreiten der österreichischen Führer und Feldherren «it Herzog Karl V. von Lothringen im blauen, golvver- schaürten Sammetrock und vieler anderer Fürste» i» r»then, violetten, kirschrothen, grünen und weihen Röcken, Hüten und Perrücken. Sie reiten vor der Königsloge auf und grüßen durch Hutabnehmen. Ihne» folgen schmucke weißrothe Ulanen, welche mit den Polen zusammen ein Reiterspiel aufführen. Dan» kam «ine Darstellung de» bekannten ReitrrspielS je« äs ross-Schleifenraub, bei welchem die Theilnehmer ihr« Gewandtheit und Ausdauer im Sattel im hellste» Lichte zeigten. ES waren dies Major Frhr. v. Ende (Pole), Rittmeister Frhr. v. Wilkau (Ulan) und Secondo- Lieutenant Suffert II. (Reuß-Dragoner). Die Pole» und Ulanen, welche die Quadrille vorher in form vollendeter Weise zur Darstellung brachten, waren Offiziere deS 1. Ulanen-Reg. Nr. 17. Dan» kamen die sächsischen Truppen zum Anmarsch. Zuerst das Artillerie-Mustkcorps in seiner alten Uni form, grün und roth, aber dem Schnitt von 1683 mit gelbem Lebeizeug. Dahinter rollten einher zwei Feldschlangen von Anno dazumal mit Offizieren und Mannschaften; die erste «ar mit 6 Füchsen, die zweite mit 6 Rappen bespannt. Nach mehrmaligem Defiliren durch die Bahn im Schritt iutonirte das Orchester den Galopp „Von der Eisenbahn", die Offiziere und Mannschaften marschirten ab und die Fahrer zeigten ihre Kunst im Lenken und Schwenken in der immer- hm engen Bahn und trotz der primitiven Strickgcschirre in vollendeter Weise, bis sie zuletzt im Galopp ab fuhren. Nun trabte das in Gelb und Blau gekleidete Musikcorps des Regiments zu Roß „Plotho" (Garde-- reiter) herein in die Bahn und schmetterte mit seinen Feldtrompeten den historischen Marsch der finnländischen Reiterei in die Luft. Ihm folgten 48 Reiter genannten Regrmenls in gelbem, roth aufgeschlagenem Koller, weißem Harnisch und schwarzer Sturmhaube mit gelber und rother Feder, dargestellt durch Unteroffiziere des Gardereiler-Regiments. Sie führten ein Waffenspiel in so vollendeter Weise und später eine Quadrille eben so brav aus, daß ihnen lebhafter und allseitiger Bei fall gespendet wurde. Zwrschen diesen ihren beiden Reiterspielen erfolgte der Einzug des sächsischen Kurfürsten und seiner Feld herren wie Führer. Er bot mit seinem Gefolge in buntfarbigen Waffenröcken und federgeschmückten Hüten auf reichgeschirrten Rossen ein prächtiges Bild. Der Kurfürst mit dem Feldherrnstab in der Rechten wurde dargestellt vom Generalmajor v. Kirchbach, sein greiser, aber unsterblicher, weil mannhafter und tapferer Feld marschall Frhr. v. d. Goltz vom Generalmajor Larraß. Dem Zug des Kurfürsten, welcher nach mehrmaligem Umreiten der Bahn vor der Königsloge aufritt und durch Abnehmen Her Hüte hinaufgrüßte, während der Kurfürst nur den Feldherrnstab emporhob, marschirte voraus das Musikcorps des Schützen-Regiments in rothem Rock, schw«rzer Hose und weißen Strümpfen mit alten, meterhohen Trommeln. Dem Kursücstenzug folgte ein Zug berittener Leibgarde-Trabanten in orange farbigen Kollern mit schwarzen Streifen. Während das Orchester sodann den Armeefestmarsch von Trentler iutonirte, marschirten in die Bahn herein I alle Regimenter zu Fuß der sächsischen Armee, welche 1683 mit vor Wien gewesen, vertreten durch Ab teilungen zu je 20 Mann: eine buntschillernde Gesell schaft,, welche eher an--exotische Vögel gemahnte, wie an Militär. Rothe und braune, tirschrothe und graue Waffenröcke gab es damals, dazu verschiedenfarbige Strümpfe, auch gestreifte Fahnen in den entsprechenden Farben. Die Vorfahren der heutigen Leibgrenadiere des 12. Armeekorps gingen roth und gelb und trugen Grenadiermützen. Jede Abtheilung marschirte in ge messenem Marschtempo durch oie Bahn, begrüßte die Köuigsloge durch Schwenken der Fahnen, Abnehmen der Hüte seitens der Offiziere und Senken von deren SpontonS, um sich sodann rn Colonne vor dem Königsplatz aufzustellen. Hierauf wurde im Ganzen präsentirt, wobei sich die Fahnen senkten und die Offiziere da» Haupt entblößten, und hernach schloß die ganze Infanterie einen Kreis um die Bahn. Alsbald ritten nun unter rauschender Musik alle übrigen Theilnehmer am Feste herern: Polen und Ulanen, Tataren und Reußdragoner, Fürsten und Generäle, und stellten sich gegenüber dem KönigSzelte auf. Zuletzt war die ganze Bahn Kopf an Kops gefüllt mit bunten Gestalten. Nun wurde die Sachsen-Hymne intonirt, an deren Schluffe ein donnernde« „Hurrah" für den Kriegsherrn aus Hunderten von kräftigen Mänoerkehlen erklang, in welche« sich daS Krachen der Geschütze vor der Arena mischte, welche am 16. und 18. Juni den Ehrensalut sür den König und für den Kaiser abzu geben haben. —