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U« »Lchstm Tage, de» 2«. September 1888, fuhr« wir bi« Rüde«heim u»d begäbe» un« »ach de« Wege zum Denkmal. Unterweg« stand «i» Wirch-Ha»-, ü» welche« wir auf meinen Barschlag hi» einkchrt« Und woselbst wir mit vewilliguug der Wirchi» unser Packet, von dessen Inhalt (Dynamit) die letztere keine Ahnnng hatte, auf etzwm Schranke »iederlegten. Sodann ginge» wir züm Denkmal, welche« wir u«S besah« und um »velcheS eine Menge Zimmerleute mit Herrichtung von Sitzen beschäftigt waren. Küchler sprach sich dafür au«, di« Sprengstoffe unter di« Estrade zu legen, auf wel cher Se. Majestät der Kaiser stehend die Ansprache halten sollte. Ich redete davon ob. Wir suchten dann auf dem Wege eine Stelle au«, woselbst wir da« Dyna mit in eine Dräinageröhr« und die Zündschnur nach einem klein« Wäldchen legen konnten. Dort machten wir Alle« fertig, nachdem wir da« Dynamit au« dem WirthShauS abgeholt hatten und übernachteten sodann in Rüde-Heim. Am nächsten vormittag gingen wir wieder an die Stelle. Ich sollte die Leitung anzünden, Küchler wollte mich dabei von Fern kontrolliren. Al der kaiserliche Zug herankam, schwärzte ich die Zünd schnur mit meiner auSgegangen« Cigarre an, damit sie wie angebrannt auSsah; dann ging ich in den Wald. Küchler'n sagte ich dann, die Zündschnur sei feucht ge worden und auSgegangrn, worüber er sehr ungehalten war. Er instruirte mich, ich solle sie nochmals an zünden bei der Rückkehjc de« Kaisers. Ich stand unter den Augen Küchler's, mußte also handeln; zündete da her in der vorgeschriebenen Zeit die Schnur an, schnitt sie aber dabei durch. Als der Zug wieder glücklich vorbei war, ging ich wieder zur Leitung. Die Schnur «ar bi« zum Durchschnitt abgebrannt, ich schwärzte das andere Ende in der Hand und zeigte es wieder Küchler'n, der ganz außer sich über das Mißlingen war. Auf meinen Vorschlag, daS ganze Zeug in den Rhein zu werfen, ging er nicht ein, sagte vielmehr, es müßte etwas geschehen und schlug vor, den Kaiserpavillon in Rüdesheim in die Luft zu sprengen. Wir begaben uns dorthin und am selbigen Abend legten wir die Dyna mitbehälter etwa 12 Fuß von dem Pavillon entfernt, die Zündschnur weit ab und verdeckten Beides. Am nächsten Tage sollte ich die Explosion bewirken. Küchler ging «ach dem Bahnhofe. Ich glaubte, in dieser Ent fernung würde eS dem Gebäude und den darin befind lichen Menschen nichts schaden. Ich entzündete die Schnur und ging ebenfalls nach dem Bahnhöfe. Dort erzählte ich Küchler'n, der ganze Pavillon mit allen Insassen sei in die Luft geflogen, obgleich ich nur einen Knall gehört hatte. Wir reisten darauf nach Elberfeld zurück" Bei diesen Behauptungen blieb Rupsch, rrotzdem der Präsident die Unglaubwürdigkeiten seiner Aussagen betonte, stehen. Hierauf wurde Küchler ver nommen, der sich an Reinsdorf nur scheinbar aoge- schloffen haben will, um ihn über sein Vorhaben auS- zuforschen. Nach RüdeSheim sei er gegangen, um das Attentat irgendwie zu verhindern, was dadurch bewirkt worden, daß eia ungeeigneter Ort zur Legung des Sprengstoffes gewählt Word« sei. Oerüiches und Sächsisches. Ri«sa, den 17. December 1884. — Endlich, nach langem Hoffen und Harren, wirbeln die weißrn Flocken wieder einmal hernieder und ziehen der Mutter-Erde daS Winter- llad hoffentlich gleich zeitig auch daS Festkleid an. Bei Schnee und Eis draußen kommt daS liebe WeihnachtSfest erst recht zur vollen Geltung und unsere Geschäftsleute würden es dem strengen Wintersmann gewiß nur allenthalben Dank wissen, wenn er noch vor dem Feste seinen Einzug halten wollte. Ob nicht aber der „launenhafte, mürrische Alte" schließlich doch nur fein loses Spiel treibt und nur beabsichtigt, Weg und Steg noch unpasfirbarer zu machen, wer vermag dies zu sagen! — Als Turiosität verdient mitgetheilt zu werden, daß von Seiten der freisinnigen Partei in Meißen an den Reichstag der Antrag auf Beanstandung der Wahl de- Kammerherrn von Carlowitz eingebracht Word« ist. — vom Reichsgerichte. Der Diebstahl von Leuchtgas durch Erbrechen eines im Hause mündende« ZuführungsrohrS der Gasanstalt im Innern de« HauseS nüv durch Ableitung d«S GaseS mittels eines Ver- dnduugsrohr« in die im Hause befindliche Gasleitung ist, nach einem Urtheil deS Reich-gerichtS, 1. Straf- s not«, vom 2. Oktober d. I., als ein schwerer Died- l.ahl au- tz 243 des Strafgesetzbuchs (mit Zuchthaus) zu bestrafen. 4 —» Sowohl bei »u- in Sächs«, al- auch im nach barliche» Preuße» recht ioeitlicheF-Rehmild, da« .feit deck 1». OtMbei edlqtMchat durst», mit dtt» Mrige« Drgr l» die gesetzlich» Schouzeik Röch fei «nvähitt, daß «ich de« Fischereiaesetz kach-forell«, Maräne» »»d Schnepel, die seit dem 1k. Oktober Schutz ge noss«, von gestern ab wieder gefangen «erde» dürst». Forellen dagegen steh« »och br» Ende diese- Monats in gesetzlichem Schutz. — An der Königliche» Turnlehrer-Bilduag-anstalt zu Dresden beginnt am 7. Januar 1885 ein Kursu« zur Ausbildung von Turnlehrerinnen. Gesuche um Zulassung zu demselben sind unter Beifügung de« Ge burt-- oder Taufscheins, eine- ärztlichen Zeugnisse-, eine- amtlichen Zeugnisses über die sittliche Führung, der Zeugnisse über die frühere Schulbildung beziehent lich über genoffene turnerische Boibildung und eines selbstgefertigten Lebenslaufes bei dem Ministerium deS CultuS und öffentlichen Unterrichts bis zum 27. December a. c. einzureichen. * Staucha. Am Sonntag Abend hielt Herr Gastwirth Rockstroh einen Vortrag über Brasilien. Das in das Belieben der Gäste gestellte Eintrittgeld soll zu einer Weihnachtsbescheerung verwendet werden. Es hatte sich eine zahlreiche Zuhörerschaft eingefunden, vor der Vortragender ein interessantes Bild seines an Wechselfällen so reichen Aufenthalts in dem genannten Londe entrollte. Er ist 'dort nacheinander Arbeiter in einer Koffeeplantage, Malerlehrling. Tvdtengräber, Kegelaufsetzer, Mefferputzec, Kellner, Koch, Gastwirth und Tauschhändler gewesen und kann deshalb selbstgesehene und darum höchst anschauliche Mittheilungen machen über Land und Leute,-.Klima und Produkte, Sitten und Lebensweise in jenem an Naturkräften so reichen Lande» das von so vielen Deutschen aufgesucht wird, die dort ihr Glück zu finden meinen. Obgleich Redner Unternehmungslustige nicht geradezu von einer Aus wanderung abrieth; obgleich er im Gegentheil zugab, daß mau bei richtiger Auswahl des Ansiedelunzsortes und beharrlicher Arbeitsamkeit bald zu Wohlstand, ja zu Reichthum gelangen kann; so ging aus seinen Schilderungen doch hervor, daß man meist wohlthue, den alten Spruch zu beherzigen: „Bleibe im Lande und nähre dich redlich!" * Zeithain, 14. December. Heute fand die Generalsttzung des Militärvereins für Zeithain und Umgegend statt, bei welcher Gelegenheit genannter Ort zur Abhaltung des alljährig stattfindenden Vergnügungs- Balles durch überwiegende Stimmenmehrheit gewählt wurde. Großenhain, 15. December. In jüngster Zeit, namentlich vergangene Woche, waren in hiesiger Stadt Sachbeschädigungen, die sehr leicht auch zu Körperver letzungen führen konnten, insofern wiederholt vorge- komm«, als an verschiedenen öffentlichen und Privat gebäuden Fensterscheiben durchschossen worden waren. Wie man gleich von HauS aus annahm, ist dies durch Benutzung eines anscheinend sehr primitive«, nichts destoweniger aber äußerst wirksamen Gegenstandes, des Katapultes, geschehen, mit dessen Hülfe man Schrot kugeln oder Kieselsteine bis zu Thurmeshöhe treiben kann. Der Thätigkeit des Polizeiwachtmeisters Große ist es zu danken, daß die Thäter in der Person von drei jugendlichen, im fortbildungsschulpflichtigen Alter stehenden Fabrikarbeitern ermittelt worden sind, die nunmehr ihrer wohlverdienten Strafe entgegensetzen. Stollberg, 13. December. Hierorts lebte die Familie Schl, die letztverflofsenen vierzehn Tage lang in unbeschreiblicher Angst. Bier Mitglieder derselben hatten bereits im Laufe der Jahre freiwillig den Tod gesucht, eine erwachsene Tochter leidet zu Hause dem Vernehmen nach ebenfalls an Schwermuth und jetzt fehlte das fünfte, der 17 jährige Sohn, welcher als Lehrling bei einem Kaufmann in Zwönitz in der Lehre stand. Wälder und Teiche werden durchsucht, aber Niemand gefunden. Da erhielten gestern die tiefge beugten EÜern einen Brief von Hamburg, worin ihnen gemeldet wird, daß ihr Sohn nach Amerika ausge wandert sei. Niemand weiß, was ihn zu diesem Ent schluß verleitet und wo er die Mittel dazu erlangt hat. Herrnhut. Auf hiesigem Bahnhof konnte sich am Donnerstag Vormittag leicht ein Unglück zutrag«, da bei der Einfahrt des GüterzugeS von Lübau der beladene Kohlenwagen des Gutsbesitzers Passtg aus Großhennersdorf von dem betreffend« Zuge überfahren und total zertrümmert wurde. Der Geschirrführer und die Pferde waren unverletzt geblieben. Die Schuld scheint den Wärter des betreffend« UebergaugS zu treffen, welcher die Barriere nicht geschloffen hotte. Zöblitz, IS. December. Am Freitag kam der Echneidmüller Ernst Haupt auS Riederlauterstria and in der Schloßmühbe i» Arbeit, indem « bei dem Lu- rechtlrg« : eines Klotze« abschnappte, « die Säge, so chaßckih« die recht« Hand «nterhalkderFingerfast durchgesägt wurde.. -- Gesten» Nachmittag 3 Uhr rr- Irankia der stark »»geschmolle»« Schwarz« Pockau irr «amittrkbarer Röhe der Schloßmühle da« einzige sechsjährige Söhnchen de« Schneidmüller« SplndletW Nirderlauterlauterstein. Da« Kind ging eilig« SchriM mit eine« größer« Knabe» über eüe» ziemlich schmchch Steg, der über die PoSau führt. Veide Kicher stürzt« in da« Wasser, der größer» Knabe rettete sitz! an da- Ufer, «ährend der kleinere vor de» Aagtzl mehrerer anderer Kinder im Waffe» versank. Königstein, 1b. December. I» Hütten f«hs man gestern früh in der Bielabach den i» Tücher eiws gebundenen Leichnam eine- neugeborenen Kinde«. Litl Mutter deS Kindes ist bereits ausfindig gemacht ,ch an daS Amtsgericht Königstein abgeliefert Word«. Als man die betreffende Person ermittelt hatte, geleiz! eö derselben, sich der Verhaftung durch die Flucht psi entziehen; heute Mittag erst entdeckte man sie wichtzs in einem Versteck. Zwickau. Auf einem Weizenkorn erhielt vm einigen Tagen ein Industrieller ein seltsames AnepI kennuvgSschreiben. AuS Wien ging nämlich dem Lr- finder der Motoren und Sprühbrunnen, Patent Heinrich Louis Heinrici in Zwickau i. S., ein Weizenkoru zi,! auf welchem folgende Zeilen in einer geradezu wund»-! j bar kleinen Schrift niedergeschrieben find: s „Sr. Wohlgeboren Herrn Loui Heinrici, „Fabrikbesitzer in Zwickau, Sachsen, „dem hochachtbaren Manne, dem ! „edlen und humanen Menschenfreun de widmet dies ergebens! I. Sofer „auS Bucarest, Wienst 1884." Unter dem Glase ist die Schrift ganz klar zu lesen, für daS bloße Auge indessen kaum sichtbar. Es ist im höchsten Grade überraschend, dieses kleine, wirb liche Kunstwerk zu sehen. Leipzig, 16. December. In der Nacht voo» 10. zum 11. d. M. war der Getreidemäkler G., ei»! schon älterer Mann auf dein Wege von Kühndorf nach Roßbach bei Zeitz begriffen gewesen, als plötzlich drei Männer ihn angcfallen, zu Boden geworfen und! seiner Baarschaft im Betrage von 1900 M., sowie! seiner Uhr beraubt hatten. Der Verdacht lenkte sich! auf drei Arbeiter, welche zum Theil schon mit hohe« Zuchthausstrafen belegt gewesen und zur Zeit arbeits los waren, deren Spur von Zeitz hierher führte. Die! sorgfältigen Recherchen der hiesigen Crimina'polizei! wurden denn auch mit drm Erfolge gekrönt, daß der eine der drei Gesuchten vorgestern hier ergriffen wurde! und das Verbrechen einräumte. Der Zweite wurde daraufhin gestern Abend ebenfalls hier verhaftet und! fast gleichzertig traf die Nachricht von Zeitz hier ei»^ daß der Dritte dvrtselbst aufgegriffen worden sei-! Merkwürdig ist nur dabei, daß keiner der Thäter Getb! bei sich führt. Stadtverordneter».Sitzung am 16. December 1884. . ! (Anwesend ll Mitglieder des Collegiums und zwar! die Herren: Rendant Thost, Vors., Franz Heinrich.! Kretzschmar, Hammitzsch, Thalheim, Kühne, Riedels Commissionsrath Sinz, Mühlmann, Hübner und Bret- schneider, als Rathsdepulirte die Herr«: Grunkina»»,! Seurig und Heyn. Unter Vorsitz des Herrn Rendant Thost wurde» in dieser Sitzung auf die vorliegenden Berathungs-! gegenstände die nachstehenden Beschlüsse gefaßt: 1. Der HauShaltplan für hiesige Gasanstalt pro! 1885 wurde nach längerer Debatte einstimmig zench- migt. Der Bedarf beziffert sich, incl. des Kostenauf wandes für den Bau eines für nothwenbig befunde nen neuen Kohlen- und Coaksschuppens, auf 32 270 M. Lin Vorschlag der Gasdeputalion hatte die Gc-1 nehmigung deS StadtrathS nicht erhalten; auch das Collegium warf denselben gegen 2 Stimmen ob. s 2. Hierauf ertbeilte das Collegium zu ei««! Rückcession, Fol. 39 der Grundacten für Langenberg, seine Genehmigung. 3. Dem RathSbeschlusse, Veräußerung von Com- munland an Herrn Stadtrath Kaufmann I. C. Hey» —Abhang am Gartengrundstück an der. Elbseite — für d« Preis von 2 Mark pro Quadratmeter wurde einstimmig beigetreten. 4. Die Firma E. C. Brandt hier hat den Ankattf deS zrither von derselben «pachteten ca. 200Quadrat- meter groß« RiederlagSplatzeS, desgleichen des an da« Äruudstück anstoßend« BöschungSlandeS an der Elbe offerirt. Der Stadtrath hat besLlosien, genannter' Firma daS Uferland zum Preise von 9 Mark p« Quadratmeter, da« Böschungsland zum Preise von 2 Mark pro Quadrgtwet« käuflich zu überlass«. Da« Collegium tritt dem Rathsbeschlusse gegen L SliN^ .»ttt'del.->sä ««M«' ü. Dem Rath-Keschwfft, UedttlassuNg-de- alte» Spritzarbäuse« -atz-d« GutMsitzw Lvmtt ^hierrM Mitbenutzung behuf- Aufbewahrung von Acker- »HP - Ntt /dar-HK'