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Donnerstag, den 7. Angvst 1884. En-dnm m Otefä wScbeNtltch dreimal: Vt«»taL Vo»ner«taa und Sonnabend. — tlbom»ement«prri« viertchährltch l Mark » «a. — vchelbma« « Postboten, « -Mdttt-mn in «iesa und Strehla («. Schön), sowie all, Bote» entgegen. — Inserate, welche bet dem aurgedrettckn Leierkrrise eine m «di«rn w>, un« di« rag« vorher vormittag« » llbr. Jasettionsprei« die dreigespaltene LorpuSzeile oder deren «au« 10 Pfg. Elbtblall md Anzeiger. Amtsötatt der MM, Adtt-Hmchtmmmschaft Grnßen-nin, de« KSnigl. Amtsgericht« and des StadtnNHS za Mesch . Drmck und Verlag von Langer L Winterlich in Riesa. — Kür die «edactiou verauvnnrtltchr T. Langer in Riesa. < 37 Jahr«. Dmwgeschichu. Dentfchas Reich. Da« „Armee-Verordn.-Bl." vei öffentlichtnachstehenden Erlaß Sr. Majestät de« Kaiser«: Um denjenigen Theilnehmern an dem Kriege von 1870/71, welche in Folge innerer Dienstbeschädigung invalide ge worden, wegen Ablauf« der gesetzlichen Präklusivfrist ober zur Geltendmachung von Versorgunsansprüchen nicht berechtigt find, durch Gnadenbewilligungen zu Hilfe zu komuwu, bestimme Ich, daß die Unterstützungs gesuche der bezeichneten Invaliden einer wohlwollenden Prüfung unterzogen und Mir zur Gnadenbewilligung aus Meinem Dispositionsfonds bei der Reichshaupt- kasse unterbttltet werden, sofern Thatsachen nachgewiesen sind, welche die Ueberzeuguug von dem ursächlichen Zu sammenhang der Krantheitnm der im Kriege erlittenen Dienstbeschädigung zu begründen vermögen. Sie haben hiernach das Weitere zu veranlaffen. Während der im September stattfindenden großen Herbstmanöver beim VII. (Westfälischen) und beim VIII. (Rheinländischen) Corps wird der Kaiser der Stadt Köln einen kurzen Besuch abstatten. Die Kölner Schuljugend gerenkt nun dem greisen Monarchen eine Ovation z« bereiten. Dem „Köln. Tgbl." zufolge werden nicht weniger al« 10000 Schulkinder zu diesem Zweck am Kaiser-Wilhelm-Ring Aufstellung nehmen; «in auS 2000 Kindern bestehendes SchÜlercorpS wird unter Musikbegleitung die Nationalhymne und ein für die festliche Gelegenheit gedichtetes und componirtes BegrüßvngSÜed vortragen. Wie Ap „K. Z." vernimmt, habe» höhere deutsche Seeoffiziere He Ermächtigung erhalten, zur Reorgani sation der türfischm Marine, insbesondere ihres Tor- pedowesens, »ach Konstantinopel zu gehen. DaS grgeiavärtig in England weilende deutsche Kronprinzmpaar hat auch der Exkaiserin Eugenie in Chislehurft eisen Besuch gemacht. Die RqchHchch de, Großherzog von Hessen gedenke zu Gunsten semeS Sohnes von der Regierung zurück- zutreten, findet in Kreisen, die mit den Verhältnissen vertraut find/ keiuea Glauben. Im nächsten ReichShaushalts-Etat soll eine beträcht liche Mchrsmldenmg für Aufbesserung der Löhnung der FlottrnmaWchafteu erscheinen. Wie «-» jetzt erfährt, ist die Mafsenausweisung der sich i» BeEu aufhaltenden Ruffen auf direkten Wunsch dkt russisch«» Regierung und mit Genehmigung des Minjstor« von Pnttkamer nach Rücksprache mit dem ReichWWor Fürst vi-marck erfolgt. Zu einer noch auSgtdrhuter« Berathuug in dieser Angelegenheit dürste die hemuächstige Rückkehr de« russischen Bot schafter« Urft Ottow Anlaß geben. Der siüpn Brrnrer HaudelShaüse gehörige zwei mastige Kutter „Diedrich", rvelcher den in der Nordsee befindlich«» Wherböftn Proviant zuführt, ist in der Rühe der Atsel Borkum von vier englischen Kuttern überfalle» And geplündert worden. Die Schiffszeichen der EnglätM AG erkannt worden. Mau darf zu der Energie d« d«üscheu Behörde daS vertrauen haben, daß fie alft« khun werden, um die Bestrafung der Seeräuber «uddie Schadloshaltung der Geplünderten zu rrtoirke-» Ja Such« der Untersuchungsangelegenheit gegen die Anarchist«, Reinsdorf und Genoffen wegen deS am NiederwallwDachual versuchten Attentate« haben, wie berichtet wird; u«ttd«a« wieder Vernehmungen statt gefunden. Zm Sefängmß war inzwischen eine Porträ- tirung der Verbrecher vorgeuommen worden und wurde den iu d« letzten Laa« vernommenen Zeug«, 38 au der ZaP, ««ter welch« sich auch die Anführer der Elberfelder «ad Barmer Socialdemokratm befind«, die Porträt« »orlegt. Wie ferner mitgethrilt wird, stellten di« Zeugen jede Verbindung mit den Attentätern entschieden in Abrede. Die Porträtirung de« Haupt angeklagten soll mit großen Schwierigkeiten verbunden gewesen sein, da sich derselbe der Aufnahme mit aller Macht widerseyte. Kriegsminister Bronsart v. Schellendorff hat durch «in Schreiben, in welchem er die Zwecke der Krieger vereine voll anerkennt, die Ehrrnmitgliedschaft deS Deut schen KriegerbundeS angenommen. Krankruich. Der am Montag in Versailles zusammengetretene Kongreß war sowohl von den Radikalen wie auch von den Monarchisten zum Tummel platz ernsterer Exceffe ausersehen worden. Prinz Napoleon hatte auch wieder ein Manifest erscheinen lassen, worin er gegen den Kongreß protestirt und die Einberufung einer konstituirenden Versammlung ver langt. — In der Eröffnungssitzung deS Kongreffes blieb auch der Skandal nicht aus, so daß der Präsident Leroyer die Sitzung zeitweise vertagen mußte. Am Dienstag sollte die Kommission gewählt rverdeu, der die Vorberathung deS VerfaffungSrevisionS-Entwurss obliegen soll. Belgien. In den große» Städten Belgiens regt sich die liberal« Agitation gegen daS jetzige ultra montane Kabinet und dessen innere Politik mächtig. Während gestern Abend der Munizipalrath von Ant werpen versammelt war, um einen Protest gegen die neue ultramontane Schutzgesetzvorlage zu berathen, be gab sich eine große, auS mehreren Vereine» mit Fahnen und Musik bestehende Menschenmenge in geordnetem Zuge nach dem Stadthause und verlangte, unter Zu- stimmuugSkundzebungen für den Munizipalrath, nach dem Bürgermeister. Dieser trat auf de» Balkon, dankte der Bevölkerung für ihre Unterstützung gegen das Ge setz und versicherte dieselbe, daß sie auf den Munizipal rath zählen könne. Gleichzeitig ermahnte er zur Ruhe. Die Menge zog hierauf nach der Wohnung deS Gou verneurs und demonstrirte auch dort durch Rufe gegen das Ministerium. Rußland. Der Minister für den öffentlich« Verkehr ist in Warschau angekommen. Es gilt dies als sichere- Zeichen, daß der Zar die Reife nach Warschau bestimmt unternehmen wird. — Die Zahl der daselbst wegen nihilistischer Umtriebe Verhafteten hat nun schon die Höhe von 280 erreicht. — Men Eisenbahnverwaltungen ist, um die Sendungen von Dynamit und nihilistischen Schriften unmöglich zu machen, die bestimmte Weisung ertheilt, hei der Ab nahme von Packet« sowohl den Adressat« wie den Absender zu notiren, ferner deren Stand, Nation und Wohnort in eia besonders anzulegendes Buch einzu tragen. Oerlliches und Sächsisches. Riesa, den 6. August 1884. — Zu Ehr« deS Geburtstages Ihrer Majestät der Königin Carola fand gestern Morgen Reveille vom Trompeterchor der hiesigen Garnison statt. — Die königliche Kreishauptmannschaft Leipzig hat. die nichtperiodisch« Druckschrift: „Diskussion über daS Thema: „Anarchismus oder Communismus?" Geführt von Paul Grottkau und Johann Most, am 24. Mai 1884 in Chicago. Zu bezieh« durch da« Central- Comitee der ChrcagoeV^tzruppen der I. A. A. Office der „Chicagoer Arbeiter-Zeitung" und der „Vorbote" 107 5, Avenue, Chicago, Jll." auf Grund de« So- cialistengesetze« verbot«. — Die Jagdkarten auf daS Jahr 1884 werd« auS Cartonpapier von hellblauer Farbe hergestellt »verden. — Die, letzte der diesjährigen Geucke-Wagner'schen Extrasahrten nach München, Salzburg, Tirol un» Schweiz findet bestimmt am 16. August statt und wird abermals «ine ansehnlich« Zahl Reiselustiger und ltrholungSbcdiirstiger in die herrlichen Alpen führen. Billiger Preis, bequeme Fahrt. 6 wöchentliche Billeigiltigkeit find Vorzüge dieser wegen ihrer soliden Durchführung allgemein beliebten Extrasahrten. — Sn daS ReichSgesundheitSamt wird in dem kürzlich erschienene» Jahresberichte der Handelskammer Leipzig daS Ersuchen gerichtet, dem in den Handel kommend« LiS größere Aufmerksamkeit zu schenken und den Verkauf deS EiseS von fauligen Teichen und Lach« zu verbieten. Leider ist eS Thatsache, daß sehr viel schmutziges, mit Schlamm und fauligen Stoffen ver setztes Ei« «ingebracht wird; besonders bei dem EiS- mangel deS letzten Winters fragte man wenig nach der Reinheit deS EiseS und war froh, w«n man überhaupt welches auftrieb. ES wird betont, daß solches Eis in Eisfchränken sehr schädlich und, zu medicinischm Zwecken verwendet, geradezu gefährlich werden kann. — Eine» ebenso interessanten als lehrreichen Ein blick in die gewaltige Summe von TranSportkräft«, die der moderne Verkehr sich dienstbar macht, bietet die soeben veröffentlichte „Nachweisung der Transportmittel und deren Leistungen auf den königl. sächsischen StaatS- eisenbahn« im Jahre 1883." Am Schluffe diese« JahreS waren auf den sächsischen Staatsbahnen und den vom Staate mitverwalteten Privatbahn« inS- gesammt 75K Lokomotiven vorhanden. Die Leistung der gesammten Locomotiven belief sich auf 16'/, Millionen Kilometer, die fie im ZugSdienste zurücklegten, außer dem machten sie 790000 Kilometer auf leerer Fahrt und 929 000 Stund« thaten sie Raugirdienste. Die höchste Leistung unter allen aktiv« und auSrangirtm Lokomotiven seit ihrer Existenz war mit 1109036 Kilometer bei der Maschine „Darmstadt" zu verzeichn«, welche Ende vorigen Jahres 21 Jahre in Dienst stand; diese Lokomotive hat mithin alle 7 Jahre einen der Entfernung zwischen Erde und Mond gleichkommend« Weg zurückgelegt. Die Quelle, auS welcher die Kraft für jene Leistungen im Jahre 1883 floß, waren etwa 200 Millionen Kilogramm (4 Million« Centner) Kohlen, ein Quantum, welches 400 Eisenbahnzüge L 50 Waggons füll« würde. Für den vorzüglick^n Zu stand des Locomotivenparkes der sächsischen Bahn« spricht der Umstand, daß 1882 im ganzen denlschm Reichsgebiete durchschnittlich eine Lokomotive 20103 Kilometer, in Sachsen aber 22428 Kilometer leistete, der durchschnittliche Kohlenverbrauch der Lokomotiven in Deutschland 13,1, in Sachsen nur 12,1 pro Loco- motivkilometer und der Reparaturaufwand dort 14,8 Pfg, in Sachs« dagegen nur 8,8 Pfg. per Kilometer betrug. — Die Bestellung ganzer EisenbahucoupeeS soll, nach der „L. Z." künftig auf den Staatsbahnen unter günstigeren Bedingung« gescheh« können, als jetzt, namentlich sollen allgemrm die Bestimmung« für Reisen ganzer Familien und kleiner Gesellschaft« ge ändert werden. Zur Zeit muß man soviel Plätze be zahlen, al« daS Coupe« Sitzplätze hat. ES ist nun zunächst verfügt daß mau für die erst« Claffe nur 4, für die zweite Claffe um 6 Plätze zu bezahlen braucht. Tritt jedoch die Nothweadigkit ein, die nicht bezahlt« Plätze auch zu benutzen, so muß man sich dies gefall« lassen. ES soll von dieser amtlich« Berechtigung jedoch nur in den dringendste» Fäll« Bebrauch gemacht werd«. — lieber die Handelsbeziehungen Sachsen« mit der Schweiz schreibt der schwazerische Consnl iuWpzig: Unter den Waare«, welche von der Schtvetz impornrt werden, spielen die Taschenuhren immer noch eine Hauprvlle, und hat deren Bezug bi« jetzt im Ganzen nicht nachgelassen. E« ist jedoch sehr deachten«werth, daß in Glashütte bei Dres den, woselbst seit circa 2ö Jahren Taschenuhren fabricirt wer den, dieselben seit einigen Jahren so vervollkommnet wurden, datz fie den schweizer Uhren schärft «omurrrnz machen, «egen- wärttgwerden nur seine silberne und goldeneAnkeruhren in Glas hütte sabricirt. in der Preislage von 266 bi« «66 Mk. pro Stück Ladenpreis. Der Import von gewebten und gestickt« Sardin«, sogenannten St. Sallrr und Appenzeller waaren, ist sür den Absatz in Deutschland durch den hohen -ingangszoll unrentabel