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Elbckalt und AuMtr. Amtsötatt der Königl. Amlshaudtmannschast Großenhain, des Kömgl. Amtsgerichts und des Stadtraths zu Ries«. Druck und Verlag von Langer L Winterlich in Riesa. — Für die Rcdaction veramworrltch: T. Langer in Riesa. 2«. Donnerstag, den 14. Februar 1884. 37. Zahkg. I. '' — - . — 7.^' - . 'I Erschenn in Nie ja wöchentlich dreimal: Dienstag. Donnerstag und Sonnabend. — Abonncmeiitsprcis vierteljährlich 1 Mark 2s Pfg — Bestellungen nehmen alle «aijerl. Ponanne.trca Postboten, die lirpeditionen in Riesa und Strehla (E- Schön), sowie alle Boren entgegen. — Inserate, welche bei dem auSgebreiteren Lesekreise eme wirksame Äerössegtlichung stnden erbitten wir uns bis Tags vorher vormittags 9 Ubr. JnsertionSpreis die dreigespaltene CorpuSzeile oder deren Raum 10 Psg. Konkursverfahren. Das Konkursverfahren über das Vermögen des Maschinenfabrikanten Alfred Camillo Ackermann in Riesa wird nach erfolgter Abhaltung des Schlußtermins hierdurch aufgehoben. - Riesa, den 12. Februar 1884. Königliches Amtsgericht. Scheusfler. Beglaubigt: Contr. Klappenbach, G.-Sch. Oerttiches und Sächsisches. Riesa, den 13. Februar 1884. — Am vergangenen Montag fand im Wettiner Hof ein Familienabend des hiesigen Gewerbever eines statt. Derselbe war sehr zahlreich besucht und wurde dadurch von neuem documentirt, daß der Ver ein mit Einführung der Familienabende seiner Zeit eine sehr zeitgemäße Einrichtung getroffen hat. Von einem Vortrage, wie nicht minder auch von theatralischen Vorstellungen, humoristischen Vorführungen rc. hatte die Festdeputation diesmal Abstand genommen und es be schränkte sich der erste Theil der Unterhaltung lediglich auf Musik und Gesang. Die Musik wurde durch das hiesige Militär-MusikcorpS mit bekannter Präcision executirt und bot hinsichtlich der Wahl der Stücke Abwechsel ung. Alle Anerkennung verdienen auch die Leistungen des unter Leitung des Herrn Lehrer Frühauf stehenden Männer gesangvereines. Letzterer hatte auf Gnladung der Fest deputation seine Mitwirkung in zuvorkommendster Weise zugesagt und erfreute die Anwesenden iuuch den Vor trag folgender Lieder: „Einkehr" von Oertel, „Burschen gruß" von Berger, „Waldgesang" von Oertel, „Wein galopp" von Tschirch, „Sängers Abendlied" von Adam und als Einlage mit einem bekannten Liede von Kücken. Die Lieder wurden, bis auf einen verunglück ten Einsatz, sämmtlich rein und mit guter Accentuirpng und, was bei dem kurzen Bestehen des Chors nament lich anerkannt werden muß, mit großer Sicherheit ge sungen. Seit dem 10. Juni v. I., wo dieses Män nerchor unseres Wissens bei der Einweihung der Fahne des hiesigen Kriegervereines „König Albert" in Riesa zum ersten Male öffentlich auftrat, ist er nicht blos an der Zahl seiner Mitglieder stetig gewachsen, sondern er hat auch in seinen Leistungen nicht unwesentliche Fortschritte gemacht. Möge er rüstig weiter streben und dem hiesigen Publikum auch künftighin Gelegen heit zur Anerkennung seines Strebens geben. Auf das Concert folgte ein animirter Tanz, der das Gros der Anwesenden bis in die Morgenstunde« zusammenhielt. Unwillkürlich drängte sich uns bei der zahlreichen Be theiligung und bei dem regen Leben und Treiben, das während deS ganzen Abends herrschte, der Gedanke auf, daß auch die ordentlichen Versammlungen deS Vereines sich einer regeren Frequenz erfreuen möchten. — Bereits von nächstem Sonntag an läßt die sächs.- höhm. Dampfschifffahrtsgesellschaft eine Erweiterung ihrer Fahrten eintreten, indem sie dieselben von gedachtem Tage ab bis Strehla ausdehnt und ferner von Riesa zwei Schiffe, (früh 7 Uhr 15 Min. und Mittags 12 Uhr) nach allen Stationen bis Dresden verkehren läßt. Den ausführlichen Fahrplan enthält der Inseratenteil der vorliegenden Nummer. — Das königl. Ministerium des Innern macht bekannt, daß bis auf Weiteres nur die Aichämter zu Chemnitz, Leipzig, Dresden, Döbeln, Oschatz und Plauen zur Aichung selbsttätiger Registrirwaagen berechtigt sind. * Bobersen, 11. Februar. Gestern feierte der hiesige Gesangverein sein 3. Stiftungsfest im festlich decorirten Saale des Gasthofes durch GesangSvorträge, gemeinschaftliche Tafel und Ball. Schere ernteten reichen Applaus; die Tafel brachte eine recht animirte Stimmung unter die Festgenossen, letzterer aber fand einen plötzlichen Abschluß durch Feuerruf. ES brannte früh 2 Uhr daS Wohnhaus deS Hüttenarbeiters Schuhe. Das Feuer war in der daranstoßenden Scheune aus gebrochen und wie man sagt, böswillig angelegt wor den. Durch günstige Windrichtung und rechtzeitiges Eingreifen der Spritz- und Löschmannschaften wurde das Feuer bewältigt und die Hälfte des Hauses gerettet. * Bahnhof Prausitz, 10. Februar. Der Ver ein für Bienen- und Obstbaumzucht war sehr zahlreich besucht. Nach kurzer Begrüßung der Versammlung und Eröffnung der Sitzung gedachte der Vorsitzende in bewegten Worten des harten Schlags, der unser hoch geliebtes Königshaus durch den jähen Tod der Prinzessin Georg betroffen. Die Versammlung verlieh den Gefühlen innigster Theilnohme durch Erheben von den Sitzen Ausdruck. Nach Erledigung des geschäft lichen Theils wurde zur Tagesordnung übergegangen. 1. Herr Schäffer-Jahnishausen sprach über „Buchführung und Rentabilität der Obstplantagen." Von der Noth- wendigkeit und Wichtigkeit der Buchführung für alle Geschäftszweige, bez. auch für die Landwirthschaft, aus gehend, fordert Herr Referent dieselbe auch speziell für die Obstplantagen, wenn anders der Plantagenbesitzer sich über Gewinn und Verlust Klarheit verschaffen will. Nach beigebrachter Rentabilitätsberechnung einer Obst plantage in einem Zeiträume von 7 Jahren — 1876/82 — konstatirt Herr Schäffer einen Verlust von 1126,45 Mk. in 7 Jahren, 160,92 Mk. in einem Jahre, 6 Pfg. per Baum. Der wissenschaftliche, ge diegene, freigehaltene Vortrag beregte eine sehr lebendige Debatte, in der man bei der geringen Verwerthung des Obstes sich die geringe Rentabilität der Obst plantagen nicht verschweigen konnte, doch wurde zur Hebung des Ertrags bedeutet, daß man hauptsächlich auf gute,, schmackhafte und dankbartragende Obstsorten sich befleißigen, der Dörrung und der Weinbereitung seine Aufmerksamkeit zuwenden und auch die ideale Seite der Obstbaumzucht nicht unterschätzen solle. 2. Herr Pappermann-Niederlommatzsch hatte sich zur Aufgabe „Bau und Konstruktion der Bienenwohnungen" gestellt. Eine Bkenenwohnung muß warmhaltig, den klimatischen Verhältnissen angepaßt und dauerhaft sein. Als Material zu Bienenwohnungen zog Herr Papper- mann Strohgeflecht dem Holzbaue vor, da ersteres warmhaltig ist und die im Stocke sich entwickelnde Feuchtigkeit besser aufnimmt. In der Hauptsache giebt es zwei Formen, Ständer und Lager. Der Ständer ist mehr hoch und hat den Honigraum über dem Brut lager. D?r Lagerstock ist mehr länger oder tiefer und hat den Honigraum hinter oder neben dem Brutlager. Der Ständer gilt als guter Schwarmstock, der Lager als Honigstock. Die Größe einer Bienenwohnung soll nach Pastor Kleins Lehrbuche im inneren Raume nicht unter 3720 Kubikzoll — 49 964 Kubikcentimeter und nicht über 4440 Kubikzoll — 60 828 Kubikcentimeter betragen. Dzierzon verlangt für den Brutraum 60000 Zellen für erforderlich und die ganze innere Größe zu 4000 Kubikzoll — 52 500 Kubikcentimeter, oder nach deutschem Normalrähmchen dasselbe zu 21,2 Centimeter lichte Breite und 17 Centimeter Höhe gerechnet, würde eine Bienenwohuung 30 Normalrähmchen nöthig haben. Die Wabe eines Rähmchens auf beiden Seiten zu ca. 3000 Zellen angenommen, würde der ganze Stock 90000 Zellen soffen, wovon 60000 auf den Brut raum unh 30000 auf den Honigraum zu rechnen sein dürften. -7- In der sich nun anschließenden Debatte wurde darauf hingewiesen, daß man bei Stöcken von kleinerer Dimension, die man mit Aufsatzkästen in Ver bindung bringt, vorsichtig sein müsse, damit man bei . Abnahme des Aufsatzes den Bienen nicht auch ihren Futterbedarf für den Winter mit entnehme. Den Herren Referenten bestens dankend, schloß die Sitzung. Nächsten Vereinstag soll zum Vortrag kommen: 1. Die Obstweinbereitung, Schröber jun., Mehltheuer und 2. Fütterung der Bienen, Kantor Ludewig, Pausitz. Oschatz, 11. Februar. Die vom 9. bis 11. d. M. in dem oberen Rathhaussaale abgehaltene 6. Verbands- Ausstellung der Geflügelzüchter-Vereine des sächsischen Niederlandes ist nach dem „L. T." als eine gelungene zu bezeichnen, die sich ebenbürtig den vorangegangenen anreiht. Der Besuch jedoch kam, trotz der sehr gün stigen Witterung, dem der früheren Ausstellungen nicht gleich, obwohl die ausgestellten Exemplare zumeist sehr schön waren. Ausgestellt waren Hühner, Wassergeflügel, Tauben, Canarien, Ziervögel, eine Collection Eier und verschiedene Geräthschaften. Der Katalog wies 347 Nummern auf, welche sich auf 110 Aussteller und 55 Orte vertheilten. Von den ausgestellten Thieren em pfingen 19 den ersten, 30 den zweiten und 65 den dritten Preis. Lommatzsch. Der „Lommatzscher Anzeiger" schreibt in seiner letzten Nummer: Seit längerer Zeit hat ein Subjekt in hiesiger Gegend mehrfache Schwindeleien verübt. Dieser Schwindler nennt sich Freudenberg, ist bartlos, von Statur lang, trägt eine graue Jacke und eine Kutschermütze mit Cocarde. Derselbe muß aus hiesiger Gegend und gewiß auch eine bekannte Persön lichkeit sein, indem er bei seinen Schwindeleien nicht nur die hiesigen Ortschaften genau kennt, sondern auch in denselben mit vieler Kenntniß die Besitzer und Dienstboten mit Namen zu nennen und darauf hin seine Schwindeleien unter Angabe falscher Thatsachen auszuführen weiß. Dieser Unbekannte hat sich z. B. in Staucha bei einem Schneider einen Anzug und bei einem Schuhmacher eia Paar Schaftstiefel anmessen lasten und auch diese Sachen abgeholt, ohne zu be zahlen. Er hat durch Nennung verschiedener Namen und Thatsachen diese Geschäftsleute fo zu überzeugen gewußt, daß diese keinen Zweifel in seine Versicherungen gesetzt haben. In Stauchitz hat dieser. Mensch bei einer Schnittwaarenhändlerin für 12 Mk. Maaren eben falls unter erlogenen Angaben entnommen, ohne zu bezahlen. Er hat dort zur Zeit einen mit 2 Pferden bespannten Bretwageo geleitet und, die Pferde haben auf den Kummefen gelbe Spitzen gehabt. Dieser Schwindler hat noch nicht ermittelt werden können; es dürfte aber unter Mithilfe aller Gutgesinnten nicht schwer sein, dieses Subject bald ausfindig zu machen und es der Polizei in die Hände zu liefern. * Großenhain, 2 Februar. In der heute ab gehaltenen Bezirksversammlung wurden derselben zu nächst die 3 neu ejugettetenen Abgeordneten, Herren Ritter gutsbesitzer Bahrmann auf Tauscha, sowie Gemeinde vorstände Mißbach zu Lampertswalde und Albrecht zu Kmehlen vorgestellt und dem verstorbenen Mitglied« der Bezirksversammlung und deS Bezirksausschusses, Gasthofsbesitzer Strubel zu Dobra, durch Erhebung von den Plätzen Anerkennung auSgedrückt. Sodann wurde daS Gesuch deS Herrn Generalmajor^ von Standtfest zu Riesa, ihn in Rücksicht auf seine leidend« Gesund heit seiner Function als Abgeordneter der Bezirksver sammlung zu entbinden, einstimmig genehmigt und