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richtete. Die eigentliche Predigt hielt Herr Pfarrer Dr. gehme a»S Prießnitz beiDreStze», ftk wckche eine ous Breter» erbaute und mit lanueureißig decorirte Kanzel errichtet morde» war. Freiberg. Sester» vormittag «urde» unter starker LScort« zwei Stromer dem hiesigen LandgerichtS- gefängnisse zugeführt, welche dem vernehmen nach in der Nacht zum 17. d. M. in der Frrmdenverpfiegs- herberge zu Niederschöna zwei ihrer Reisecollegen der maßen mit Stöcken bearbeitet und blutig geschlagen haben, daß der Line nur mit größter Anstrengung seine Reise fortsetzen konnte, der Andere aber mittelst Geschirrs dem Freiberger Krankenhause zugrführt wer den mußte. Die Veranlassung zu dieser Schlägerei sollen die beiden Verletzten rnsofern gegeben haben, als sie auf dem im Stalle aufbereiteten gemeinschaftlichen Strohlager zum Verdruß der Uebrigen dem Gesänge etwas zu laut gehuldigt. Stolpen. In größter Lebensgefahr schwebte vorige Woche der Gutsbesitzer Karsch zu Langenwolms dorf. In der Nacht hatte sich der Zuchtbulle von der Kette losgemacht und war Karsch, um diesen wieder an seinen Platz zu bringen, anfgestanden und in den Stall gegangen. Als dies geschehen und sich K. wie der entfernen wollte, wurde er von dem wüthendcn Thiere zu Boden geworfen und befand sich in einer ganz gefährlichen Lage. Nur, einem gerade zu dieser Zeil heimkehrenden Knechte war die Errettung des Ge nannten vom Tode zu danken. Aus dem Erzgebirge, 18. Juni. Der Sommer läßt Heuer in unserem Gebirge viel zu wünschen übrig, denn die schönen sonmgen Tage, welche die Wanderer und Sommerfrischler veranlassen, unsere Berge und THAcr aufzusuchen, wollen sich gar nicht einstellen. Gestern hat es sogar, wie bereits mitgetheilt, im höchsten Theile des Gebirges, sowie in Tellerhäuser, Wiesenthal und Oberwildenthal tüchtig geschneit und lag der Schnee theilweis bis 5 cm. hoch. Aus dem östlichen Theile des Gebirges liegen gleiche Meldungen vor. Unsere Wirthe, sowie die Wanderlustigen und namentlich die Besucher der Bäder sehen freilich sehr trübselig drein. Hoffentlich wird's bald besser! Geising. Am Montag Abend verunglückte der Böttchermeister Carl Pirnbaum dadurch, daß, als er den Treibriemen auf daS gehende Zeug der Kreissäge legen wollte, der Riemen ihn erfaßte und dem Unglück lichen das Fleisch von dem einen Beine gerissen hat. Nach anderthalbstündigen Leiden war der Bedauerns- werthe eine Leiche. Chemnitz. Die Dampfwagcn (Patent Michaelis) haben bis zum 14. d. M. in 613 Fahrten 1474 Per sonen und 2,678,982 kx Güter auf 3465 krn Straßen in und um Chemnitz befördert. In der Zeit vom 15. Mai bis zum 14. Juni fanden gleichzeitig 45 Dampf sportfahrten mittelst der Straßendampfwagen der Firma H. Michaelis nach dem 7 km von hier entfernten und 200 m höher gelegenen Altenhain statt und wurden dieselben von 649 Personen benutzt. In einem Hofgrundstücke schirrte dieser Tage ein Kutscher seine Pferde aus. Das eine derselben lief hierbei über den Hof nach der Straße und schlug wie derholt aus. Leider wurden hierbei zwei Knaben un glücklich getroffen, während der Aeltere mit leichten Ver wundungen am Knie davonkam, erhielt der andere so schwere Verletzungen am Hinterkopf, daß mau seinen Tod befürchtet. Zwickau, 19. Juni. Bei der Herstellung der der Reichenbacher Straße, auf der Strecke zwischen der Stadt und dem Dorfe Lichtentanne ist in der letzten Zeit eine Dampfstraßenwalze verwendet worden, welche letztere gestern Anlaß zu einem entsetzlichen Unglück gab. Der beim Walzen beschäftigte Arbeiter Heinrich Gutsche auS Niedersohland kam unglücklicherweise durch einen nicht bekannten Zufall unter die im Gange befindliche Walze und wurde buchstäblich breitgequetscht, so daß er seinen augenblicklichen Tod fand. Der Verunglückte war verheirathet und Vater zweier Kinder. — Am 14. Juni erlitt auf einem hiesigen Schachte der Häuer Friedrich Christian Wolf aus Schedewitz in Folge deS Hereinbrechens von Kohle mehrere Verletzungen an beiden Armen, ingleichen am 17. Juni auf einem anderen Schachte der-Häuer Karl Hermann König von hier aus gleicher Ursache Kontusion des Rückens und Bruch der Kniescheibe, endlich auf einem dritten Schachte gestern der Häuer Hering auS Niederplanitz lebensge fährliche Verletzungen, welche seine sofortige Unter bringung im Kreiskrankenstifte nothwendig machten. Plauen i. V. tzine Anzahl hiesiger Vereine geht mit der Idee der Errichtung eines Museums um. Vorderhand ist ein ComitS auS 9 Mitgliedern erwählt worden, welches die nächsten Schritte in dieser Anae- legeuheit vorbereiten soll. Der Kaufmännische Verein, der Gewerbeyerei», der Verein her Naturfreunde Witz die Kunstgewerblich« Fachz»iche»schule H»d i» demselben vertrete». Reicheubach i.v, 17.Juni. Den gegeutheiligen Nachrichten gegenüber ist zu koustatiren, daß unser Reichstagsabgeordneter Niethammer eine Kandidatur zur nächsten ReichStagSwahl für unseren Wahlkreis be stimmt anuimmt. Zwenkau. Am 15. Juni in den Morgenstunden wurde wiederum rin berüchtigter Wilddieb, NamenS Schöne auS Kotzschbar, auf Zwenkauer Revier von dem Förster Müller beim Wildern betroffen und zur Haft gebracht. BraudiS, 18. Juni. Bei dem gestern über der hiesigen Gegend losgebrocdenen Gewitter schlug der Blitz in daS Wohngebäude deS Windmühlenbesitzers Heinze in Seifertshain, ohne zu zünden; allein der Schaden, den der Schlag im Wohnhaus und an der Mühle, insbesondere an dem Triebzeug, angerichtet, ist ein sehr erheblicher, und eS muß di« Mühle auf längere Zeit außer Betrieb gesetzt werden. Leipzig. Hier gelang eS am DienStag der Criminal- polizei, einen außerordentlich gefährlichen Einbrecher festzunehmen. Man fand in dem Besitze eines Menschen, den man in der Nähe des Leihhauses anhielt, über vierzig neue goldene und silberne Taschenuhren vor und vermochte trotz seines energischen Leugnens bald festzustellen, daß man es mit einem gewerbsmäßigen Einbrecher in Uhrmacherläden zu tbun hatte, indem man ihm die Theilnahme an einem vor Kurzem in Merseburg begangenen großen Uhrendiebstahl (bei welchem ca. 70 Uhren entwendet worden sind) nachwies. Der Verhaftete, ein bereits mehrfach mit Zuchthaus bestrafter Schuhmacher auS der Gegend von Torgau, hat nach träglich zugestanden, die bei ihm Vorgefundenen vierzig Uhren in der Nacht vor seiner Verhaftung aus einem Uhrmacherladen in Bitterfeld gestohlen zu haben. Auch soll derselbe über den Uhrendiebstahl in Merseburg und über einen in der Weibnachtsnacht vorigen Jahres in Weißenfels begangenen Ührendiebstahl bereits umfassende Geständnisse abgelegt haben. In neuerer Zeit sind hier falsche Zehnmark stücke aufgetaucht, welche den echten täuschend nach gemacht sind. Sie sind aus Platten von derselben Legirung wie die Reichssilbermünzen — 900 Theile Silber und 100 Theile Kupfer — mit einem Stempel geprägt, der offenbar durch Absenken echter Zehnmark stücke hergestellt worden ist, und galvanisch stark ver goldet. Die Raadverzierung ist durch eine Maschine eingepreßt. Als hauptsächlichstes äußeres Kennzeichen der Falsifikate ist zwar der Helle, aber dünnere Klang, sowie der Umstand, daß ihr Gewicht um nahezu ein Gramm hinter dem Normalgewicht von 3,98 Gramm zurückbleibt, hervorzuheben. Die Falsifikate haben einen Metallwerth pon ca. 50 Pfg. Ium 21. Juni. Allmählich geht der liebliche Frühling in den heißen Sommer über. Immer kräftigeres Leben ruft die hoch empor steigende und lange über dem Horizonte ver weilende Sonne aus dem Schooße der Erde hervor. Zwar ist das schöne, junge Grün der Bäume dahin, und ihre Blüthenpracht ist vorüber, aber dafür schwellen und reifen die Früchte, um uns bei der Hitze des Tages mit ihrem kühlenden.Safte zu erquicken. Aus den grünen Saatfeldern find grauliche, wogende Aehrenmeere geworden, durchwebt von einem reichen Blumenflore. Bald werden sie im goldnen Schmucke prangen und dem harrenden Schnitter winken. Tausend nutzbare Gewächse, denen der Mensch seine sorgliche Pflege widmet, gehen mit raschem Schritte ihrer Ent wickelung entgegen und versorgen seinen Tisch mit wohlschmeckender Speise. Bunter und immer bunter wird der Blüthenteppich der smaragdnen Wiesen, und die zierlichen Rispen der Gräser wehen im leisen Windes- haucde. Selbst auf dem Grunde der Gewässer sprießen Pflanzen hervor, erheben auf kurze Zeit ihre Blüthen über die Oberfläche, um ihnen den belebenden Sonnen strahl zu vergönnen, und tauchen wieder hinab, damit die Frucht in der stillen Tiefe reife. Auf dem klaren Wasserspiegel aber öffnet feierlich die weiße Seerose ihren duftenden Kelch, während an den schilfbekränzten Ufern die goldne Iris strahlt. Und welch' reges Leben offenbart die Welt der Thiere! Kaum, daß man ein Blatt findet, das nicht zahlreich bewohnt wäre! Kaum, daß wir einen Schritt thun können, ohne Lebendiges vor unser» Füßen wahr zunehmen! Wolken von kleinem Geflügel spielen im Sonnenschein. ES wühlt unter dem Sitze, eS zirbt zur Seite; eS schwebt Über unserm Haupte; es singt hinter uns; eS flattert vor unS; überall ist des Leben diger; Fülle. ES find Wesen, die mit sein wollen auf dieser Erde nach ihres Schöpfers Wille»; denen er angewiej«, hat ih«H Ort; dnw» er «a,be» hat zu dem BrdürfMsse hie Werkzeuge, «S zu befriedige»; denen mehrer« oder wenigere Su»»e ausgetha» sind, weiter zu dringen, »l» zu dem, waS sie berühre»; die d«» Schmerz und die Freud« krauen und die F«ude suche», wie wir Menschen. Wollten wir verachten eines derselbe», eS nicht eine- Augenblicks, nicht eine« Gedankens würdigen? Wir könne» hundert tüdten mit einen» Fußtritt, aber auch ein einziges bilden? Nein, müssen wir bekenne«. Wie stark auch unser Arm, wie behend« unser« Finger und Werkzeuge, wie kunstreich unser Verstand ist, wir können kein einziges schaffen von den kleinsten Ge schöpfen, von denen tausend mal tausend die Natur beleben, dermaßen, daß wir sie nicht zählen können, wie viel auf einem einzigen Baum« nur wohne». Auf deun, lasset unS wallen i» den Tempel der Natur! Zwar droht die Menge der uns umgebenden Wunder zu überwältigen — dennoch wollen wir mit offenen Sinnen so viel erfassen, als unsere Kraft eS gestattet. Wir wollen mit dem königlichen Sänger des 104. Psalms lesen im Buche der Natur, wollen mit ihm inmitten unserer Betrachtung einen Augenblick innehalten, um auSzurufen: Herr, wie sind deine Werke so groß und viel! — und wollen, daS sei dasLnder- gebniß unseres Anschauens, freudig bewegt singen: Lobe den Herrn meine Seele! Mittheilungen über Obst- nnd Gartenbau. Vom LandeS-Obftdau-verein. (Nachdruck verboten) Wiederherstellung des Gleichgewichts bet Spalierbäumen. Jeder Gartenfreund, welcher sich mit Spalierbaum zucht beschäftigt, wird die üble Erfahrung gemacht haben, daß häufig sich die eine Seite deS Spalierbaumes stärker als die andere entwickelt und sich hierdurch ein nachtheiliger Einfluß auf den ganzen Baum geltend macht. Um nun denselben gesund und für die Zukunft tragfähig zu erhalten, haben wir dafür zu sorgen, daß die Gleichmäßigkeit im Wüchse deS Baumes wieder hergestellt werde. Hierzu haben wir uns verschiedener Hilfsmittel zu bedienen, die alle dahin zielen, den auf steigenden Saft mehr nach der schwächeren Seite hin zulenken und zugleich das WachSthum der stärkeren Seite zu hemmen. Zu dem Zweck schneiden wir erstens die kräftiger gewachsene stark Seite zurück, während wir die schwache Seite wenig oder gar nicht schneiden. Die unteren Augen eines Zweiges sind nämlich nie so voll kommen ausgebildet wie die oberen, sie treiben deshalb später und nicht so kräftig aus, wie die viel voll- kommercn, weiter obensitzenden Äugen deS schwachen Zweiges. Nach dem Grundsätze nun: „wo viele Blätter sind, da ist viel Leben", wird die länger gelassene Seite, da sich an ihr weit mehr Blätter befinden, bald der vorher stark gewachsenen Seite wieder gleich kommen. Aeste und Zweig? der stärkeren Seite biegt man zweitens herab und bringt die der schwachen Seite in eine mehr aufrechte Lage; denn da der aufwärts steigende Saft mehr den senkrecht stehenden Zweigen zustrebt, so wird er also mehr den aufrechten Zweigen der schwachen Seite zustreben und diese verstärken, während der hcruntergebogene Theil im «WachSthum zurückbleibt. Drittens bindet man auch die stärkere Seite fester und früher an, als. die schwache, welche man unter Umständen ganz frei läßt, wödurch der Saft an der stärkeren Seite gehemmt wird, während er an der schwachen Seite leicht circuliren kann. D. bisher angeführten drei Hilfsmittel werden meist in de^ Frühjahrsperiode angewandt; weit mehr jedoch läß* sich zur Wiederherstellung des Gleichgewichts erreichen^ durch Anwendung von Mitteln während der BegetationS- zeit des Baumes, also im Sommer. Man pincirt zu dem Zweck die stärkere Seite recht früh, d. h. kneipt die obere krautartige Spitze der Seitenzweige ab, und wiederholt dieses Mittel öfter, während man diese Operation an den Zweigen der schwächeren Seite gar nicht auLfühit, — denn durch das Pincement wird der Saft zurückgrdrängt und kommt dann der nicht piucirlen Seite zugute — oder höchstens die kräftigsten Zweige pincirt, und die so spät als möglich. Ferner schneidet man auf der stark gewachsenen Seite — je nachdem man scbwächer oder kräftiger ein wirken will — wenige oder mehr Blätter ab , in der Art, daß man die Blattstiele stehen läßt, während mau der schwächeren Seite alle Blätter beläst, denn wie schon oben mitgetheilt wurde, sind die Blätter di« HauptlebenSorgane des Baumes. Hat endlich dpt in'S Gleichgewicht zu bringende Spalierbaum Früchte attsie- setzt, so entfernt man dieselben auf der schwachen Seite, denn der Saft, der dann nicht mehr von ded Früchten absorbirt wird, kommt den Blättern, dez. de» Zweigen