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Bekanntmachung für den Amtsbezirk Strehla. Hoher Anordnung gemäß werden die Herren Rittergutsbesitzer und Gemeinden des hiesigen Amtsbezirks hierdurch veranlaßt, ohne Verzug und längstens bis zum 20. October d. I. Anzeigen über die von ihnen an die Königlich Preußischen Truppen bewirkten unmittelbaren, insbesondere die Verpflegung der Truppen, sowie alle Lieferungen betreffenden Leistungen, unter Beibringung der Nachweise über rcquisitionSgemäßc Ausführung, Verwendung und resp. Ablieferung, fo weit dies nicht bereits geschehen ist, bei der unterzeichneten Behörde einzüreichen. > Strehla, am 8. October 1866. Die Etappencommission des Gerichtsamts Strehla. Häutzfchel, Ger.-Ämtm. R a t h s k e l I e r - V c r p a ch t ii ii g. Die hiesige Rathskellcrwirthschaft soll Donnerstag, den 2V. Deeembev I., Vormittags 11 Uhr, auf hiesigem Rathhause anderweit an den Meistbietenden, jedoch mit Vorbehalt der Auswahl unter den Li- citanten, vsm 1. April 1867 ab auf 6 Jahre verpachtet werden. Pachtliebhaber werden daher eingeladeu sich am gedachten Tage auf hiesigem Rathhause cinzufinden, über ihre Person und Vermögen sich auszuweisen, ihre Gebote zu eröffnen, sodann aber nach Befinden des Pachtabschlusscs sich zu-gewärtigen. Die Pachtbedingungen, welche von heute an in der Wohnung des unterzeichneten Bürgermeisters zur Einsicht bereit liegen, können auf portofreie Zuschriften und gegen Bezahlung der Schreibegebühren abschrift lich mitgetheilt werden. > Strehla a. d. Elbe, am 10. October 1866. Der S t a d t r a t h. Schreiber, Brgrm. Riesa. DenLeipz Nachr. entnehmen wir: Zu Ende des vorigen Monats erschien in den, Dorfe Pausitz bei Riesa ein angeblicher Amerikaner, der sich Char les Meyer ans Newyork nannte, einen Paß ans die sen Namen führte und viel Geld und Pretiosen zeigte. Die für den kleinen Ort auffällige Erscheinung des reichen fremden Mannes lenkte selbstverständlich die Aufmerksamkeit der Gensd'armerie auf die Person desselben und diese erkannte alsbald in dem vermeint lichen reichen Amerikaner einen im Jahre 1861 hier in Leipzig aus der Untersuchungshaft entsprungenen Jäger der hiesigen Garnison, Johann Traugott Jahn, einen gelernten Gärtner aus Pausitz bei Riesa. Die ser Jahn hatte in jenen: Jahre hier viel von sich reden gemacht. Er war bis dahin ein durchaus un bescholtener Mensch, besaß aber eine so starke, durch die kriegerische,: Ereignisse in Italien noch mehr ge nährte Sucht nach Abenteuern, daß ihn dieselbe zum Verbrecher machte. Um diese Sucht zu befriedigen, bestahl er einige Markthelftr eines in der Hain straße befindlichen Grossogeschäfts, darunter einen guten Bekannten, um baares Geld und Klei dungsstücke, ging damit nach Italien und nahm Militairdienste. Von dort ans schrieb er an seinen Bekannten, den von ihm-bestohlenen Markthelfer, und theilte ihm, zugleich seine Verzeihung erbittend, mit, daß er unter angenommenem falschen Namen Soldat geworden sei. Das hiesige Kriegsgericht der Jäger brigade, welcher hiervon Notiz gegeben worden war, Ijeß sich durch die Mittheilung Jahn's wegen des angenommenen falschen Namens nicht abhalten, die nöthigen Schritte zu seiner Ermittelung bei den be treffeichen Militärbehörden zu thun. Dieselben hat ten Erfolg, Jahn wurde gefunden, ausgeliefert und hierher transportirt. Hier wußte Jahn während der Untersuchuüg auf sehr geschickte Weise Krankheit zu simuliren, kam deshalb in das Militairhospital und fand dort sehr bald die gesuchte Gelegenheit zu ent weichen. Fast noch eine Woche trieb er sich der von der Militairbehörde auf ihn angeordneten Vigi lanz zum Trotze hier und in der Umgegend um her, verübte fast in jeder Nacht Einbruchsdieb stähle und brachte dadurch die Organe der Polizei, welche durch die Gleichartigkeit der Ausführung und andere Momente darauf hingeleitet, über den Thäter durchaus nicht in Zweifel waren, in die größte Aufregung, wem: nicht gelinde Verzweiflung, und ver schwand endlich, nachdem er noch den vor Kurzem verstorbenen Professor Mettenius um eine nicht un erhebliche Geldsumme mittels Ein steigens in die Woh nung und Erbrechens eines verschlossenen Pultes be stohlen hatte, aus der hiesigen Gegend. Nach einigen Jahren, kam die Kunde hierher, daß Jahn glücklich nach Amerika entkommen, bei Ausbruch des Bürger krieges in die Unionsarmce eingetreten sei und in den jahrelangen blutigen Kämpfen jenes Kriegs end lich die erwünschte Gelegenheit gefunden habe, seinen Hang nach Abenteuern recht gründlich zu befriedigen. Er kau: unverletzt davon, vermochte aber nach einge- tretenem Frieden die Sehnsucht nach seiner Heiniath nicht zu unterdrücken und kehrte unter falschem Na men mit einem kleinen Vermögen zu Ende des vo rigen Monats dahin zurück. Er wurde, wie schon oben bemerkt worden ist, erkannt, ergriffen und mit seinen Effecten, worunter sich Pretiosen, Geld und Werthpapiere im ungefähren Betrage von 6000 Dollars befänden, in Haft genommen. Dem Ver nehmen nach befindet Jahn sich beim hiesigen Königl. Gerichtsamte in Haft und soll zur Zeit ärztlich be handelt werden. , Dresden, 9. Oct. Wie das „Dr. Joupn." er fährt, ist der Commandant der Festung Königstein,