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Sonnabend, den 21. September 1878. W »xM '4 1« '-'M 'M jenes Grundstück warm die Prioritäten d«S Unternehmens, z. B. noch 174,()00 M. betragend, zur ersten Stelle hypothekarisch eingetragen. In dem BersteigerungStermine erschienen nur drei Vertreter von Prioritätsgläubigern; sonst aber Niemand als Bieter. Da die Prioritäten an der sonstigen Masse nicht mit participiren, so wird sich die Quote für dieselben äußerst mager gestalten. ES ist natürlich nicht entfernt daran zu denken, daß die Aktionäre für ihr ungezähltes Capital von 600,000 M. auch nur einen Pfennig erhalten. Dresden. Am 26. d. werden in dem im hiesigen Landhause befindlichen Berbrennofen öffentlich Interims scheine der Renten-Anleihe vom Jahre 1876 sowie Aktien der Leipzig-Dresdner Eisenbahn im Nennwerte von über dreißig Millionen Mark durch Feuer ver nichtet werden. — DaS „Dr. Journal" dementirt eine in den kiesigen Blättern enthalten« Mittheilung, wonach das 2. Feldartillerieregiment Nr. 28 später ganz nach Pirna verlegt werden solle und die Errichtung eines neuen Artillerieschießplatzes auf dem rechten Elbufer bei Pirna bevorstehe. Es bezeichnet diese Nachricht als nicht begründet. Freiberg, 19. September. Nach Mittheilung des ZiegeleibesttzerS Mehnert in Freibergsdorf, welcher Versuche mit Anwendung der Hohenheimer hölzernen Mäusefallen anstellte, hat derselbe durchschnittlich täg lich mit 20 Fallen 150 Stück Feldmäuse gefangen. Die Handhabung ist sehr einfach, und um so beachtenswerther, weil bei einer derartigen Vertilgung dieser Heuer so massenhaft auftretenden Landplage, andere Thiere, die die Mäuse fresse», nicht vergiftet werden. Erwähnte Fallen, welche auch von mehreren landwirthschaftlichen Zeitungen empfohlen werden, sind beim Spielwaaren- händler Guido Richter in Freiberg, obere Burgstraße, das Stück mit 10 Pf. zu erlangen, sind fast keiner Reparatur unterworfen und können, da sie gut con- struirt sind, fortwährend in Benutzung gehalten werden. Chemnitz. Hier machten am 24. Mai d. I. einige Herren die Wette, daß eine am Abend des ge nannten Tages Hierselbst zur Post gegebene „Correspon- denzkarte" die weite Reise um die Welt in 120 Tagen zurücklegen könne. Die Wette, welche wegen ihrer Originalität auch bei den Antipoden Aufsehen erregt hat, ist gewonnen. Die Vorderseite der Postkarte trägt di« Adressen: 1. H. Gerbel L Co., Alexandrien, Aegypten, 2. Imports! Konsulats ok 6«rmanv, Singapur«, 3. Imperial Konsulats «k Kermanx, Kokotiama, 4. blessrs. Uurpkx, Kraut L 0o., San kranrisk», 5. krsnr Uokmann, care ok Ussrs 6. 4>. ^ull- morät L ko., ?. 0. Lor 1126 Nev-llorlk. 6. 1-uärvig Lloss, Kbemnilr, Saronx, nacheinander, nebst der Bitte an „alle Postmeister, diese Karte nach Empfang baldmöglichst weiter zu expediren." Daß dies geschehen, beweist die Thatsache, daß die Karte auf der Reise um die Welt jetzt sicher hier angekommen ist. Am 4. Juni kam dieselbe in Alexandria, Aegypten, an, um noch am nämlichen Tage nach Singapore ab gesandt zu werden, welche Stadt am 29. Juni erreicht wurde. Von dort ging's an demselben Tage weiter nach Uokohama (14. Juli,) wo die Karte bis zum 31. Juli rasten mußte. San Franzisko ward am 24. August erreicht und New-Uork am 2. September. Am 18. September endlich Mittags 1 Uhr, traf die Karte hier wieder glücklich ein, so daß der Absender seine Wette gewonnen, da die Reise sogar nur 117 Tage in Anspruch genommen hat. Jedenfalls ein er freuliches Zeugniß für die segensreiche Thätigkeit des Weltpostvereins! Glauchau, 17. September. Vorgestern sind in Lößnitz vier' Familien, aus 13 Personen bestehend, durch Genuß von Mehlspeisen plötzlich erkrankt und in Folge dessen, da der Verdacht der Vergiftung vor gelegen, vom dortigen Stadtrathe die sämmtlichen Mehl- vorräthe an der dortigen Bezugsquelle mit Beschlag belegt, auch ist eine chemische Untersuchung des MehleS angeordnet worden. Zwickau, 18. September. Diesen Morgen um 6 Uhr brachte ein Schutzmann die unverheirathete Fabrikarbeiterin Anna Emilie Winkler aus Kockisch bei Mittweida in das hiesige Stadtkrankenhaus. Sie gab an, ein Mann habe sie in die Mulde gestürzt, sie habe sich jedoch bei dem Schöpfbrett im Grundstück« des Waisenhauses gerettet. Nähere Erkundigungen er gaben jedoch, daß sie, da sie seit 3 Monaten ohne Arbeit sei und keine Eltern mehr habe, die sie unter stützen könnten, in der Verzweiflung den Entschluß ge faßt habe, ihren Wohnsitz Crimmitzschau zu verlassen und hier in der Nähe der Bierbrücke inS Wasser zu springe»' Zwickäu, IS. September. Wie dem „Zw. W." mitgetheilt wird, ist heute früh von dem 4 Uhr 55 Miu. von hier nach Schwarzenberg abgehenden Ange beim Bahnübergang an der PetrikowSky'schen Fabrik in Schedewitz ein Mann überfahre» und getödtet morde». Derselbe scheint seiner Kleidung nach (blaue Blonf«) dem Arbeiterstande anzugehvren, ist aber in Folge der erlittenen gräßlichen Verstümmelungen bis zur Un kenntlichkeit entstellt. Die polizeiliche Aufhebung er folgte durch die OrtSgerichte zn Schedewitz. Alteudorfb. CH., 15. September. Eine Handlung von widerlicher Rohheit, deren Motive wohl in niedriger Privatrach« zu suchen sind, ist in der Nacht von gestern zu heute hier verübt worden, indem ruchlose Hände eS versuchten, den bis zum Aufsetzen der ersten Etage fertigen Neubau des Bauunternehmers Melzer zu zer stören. Die Thäter haben nämlich nicht nur zwei Sandsteine, welche auf den Thürgewänden lagen, herab geworfen, den einen derselben auf die Erde, wo er zer brochen daliegt, und den anderen, welchen kaum 6 Männer zu heben im Stande sind, auf daS Gerüst. Unter letzterem haben sie die Stützen weggeschlagen, damit es zusammenbrechen solle. Glücklicher Weise ist diese Absicht nicht gelungen, das Mauerwerk ist aber von den Thürgewänden abgedrängt, die bereits fertige Wölbung auf vielfache Weise verschoben und verletzt. An einem Fenster haben die Verbrecher ihre schändliche Arbeit fortsetzen wollen, sind aber jedenfalls hierbei gestört worden. Hoffentlich gelingt es, dieselben zu ermitteln und exemplarisch zu bestrafen. GohliS bei Leipzig, 19. September. Recht geplagt wird Gohlis und Umgebung von Vagantenthum, was wesentlich den durch das nahe Rosenthal begünstigten Verstecken sowie der idyllischen Lage des Ortes an sich zuzuschreiben ist, vorzugsweise bilden auch hier die Strohfeime, Heuhaufen, Wald und Feldgräben den Aufenthalt zweifelhafter Existenzen. An Einliefern solcher Individuen an das Gerichtsamt wird schon lange nicht mehr gedacht, da die- ohnedies nicht viel geholfen hat, denn kaum waren solche Leutchen in Nummer Sicher untergebracht, als sie auch schon wieder entlassen, bei Mutter Grün von Neuem aufgestöbert wurden. Da hieraus ersichtlich, daß die Behörden gegen diese Landplage ohnmächtig, suchen sich die Feld besitzer selbst zu helfen so gut eS geht: zeitweilig werden gemeinschaftlich nächtliche Streifzüge unter nommen und die in Feimen, Gräben, Schobern rc. aufgestöberten Individuen nicht etwa arretirt, sondern ihnen ein fühlbarer Denkzettel verabreicht, der ihnm in der Regel das Wiedeickommen verleidet. So wurden in der während der Nacht vom Dienstag zum Mitt woch von einzelnen Feldbesitzern und unterstützt von polizeilichen Organen vorgenommenen Razzia abermals eine größere Anzahl solch dunkler Existenzen allerwärts aufgestöbert, durchgebläut und fortgejagt. Man weiß tatsächlich nicht, wie sich solcher Herumtreiber am Besten zu erwehren ist. Aus Altenburg meldet die „A. Z": Auch hier und namentlich vom platten Lande wird sehr über die Zudringlichkeit der Bettler geklagt; die Unsicherheit nimmt zu. Nach einer unS zugegangenen Mittheilung ist vor wenig Tagen «ine Frau in der Nähe von Paditz auf dem Wege von einer Mannsperson ange halten und ihr ein Theil ihrer Baarschaft abgenommen worden. Auch auS anderen Gegenden kommen bezüg liche Mittheilungen. In welch' frecher Weise ost arbeits scheue Strolche als Bettler auftreten, zeigte sich dieser Tage wieder in Paffendorf bei Halle, wo drei sog. „Handwerksburschen" beim dortigen Wirth um eine Gabe ansprachen. Als ihnen von der Wirthin einige Schnitte Brod gereicht wurden, warfen sie dasselbe von sich, traten darauf und forderten Geld und Schnaps. Von dem dazukommenden Gastgeber an die Luft ge setzt, kehrten die Strolche bald darauf in verstärkter Anzahl mit Knitteln bewaffnet und in drohender Hal tung wieder. Glücklicher Weise erschien fast gleichzeitig der Gendarm, in Folge dessen der ganze Haust die Flucht ergriff. Wittenberg, 18. September. Bei dem Rück märsche der 1. Fußabtheilung d«S 1. brandenburmschen Feldartillerie-RegimentS Nr. 3 von dem zwischen Belzig und Brandenburg abgehaltenen Manöver der 6. Division erhielt «. A. auch daS Dorf Groß-MarzähnS Ein quartierung. Mehrere in einem Bauerngeböft liegende Artilleristen hörten plötzlich, so schreibt die „M. Z." aus einer abgeschlagenen Ecke deS KuhstalleS deutlich de» kläglichen Ruf: „Brot! Brot!" Bei näherem Ansehen fänden sie in dem dunklen Verschlage eine» bereit» !m vorgerückten Lebensalter stehende» «nd augenscheinlich schwachsinnigen Mann mit einem langen Oertliche- und Sächsisches. Riesa, de» 20. Septbr. 1878. — In der Sitzung deS Gewerbevereins am 19. September producirte Herr Vorstand Schuster die durch deutsche» Reichspatent vom 26. Februar 1878 geschützte Kaiser-Lampe ohne Lylinder. Die Vortheile dieser Lampe sind: 1. Wegfall deS leicht zerbrechlichen und unbe quem zu handhabenden Cylioder». 2. Bequeme» und gefahrloses Anzünden und Auslvschen, sowie bequeme« Reinige« derselben. 3. Ruhige», vollkommen iveißes Licht, bei vollkommen geruchloser und sparsamer Ver brennung deS Petroleums; die Ersparnis; beträgt gegen die bisherigen Rundbrenner gleicher Lichtstärke ca. 30 Pror. 4. Explosionen sind nicht möglich, dq die Er hitzung der Theile unter der Flamme viel geringer ist, als bei Cylinderlampen. Der Petroleumbehälter bleibt in Folge besonderer Einrichtung stets vollständig trocken und kalt. Ü. Der Petroleumverbrauch stellt sich bei «iner Flamme, welche die eines 14"' Rundbrenners an Leuchtkraft übertrifft, auf nur 1 Pfennig pro Stunde. Jede der bisherigen Petroleumlampen kann mit geringen Kosten in eine Kaiserlampe umgewandelt werden. Gas kronleuchter und Gaswandarme können, wenn man von der theuren Gasbeleuchtung zur billigeren Petroleumbe- leuchtung übergehen will, sehr leicht mit obigen Lampen versehen werden. Die Patent-Kaiserlampe offerirt Herr Paul Heussi in Leipzig bei 21 vm. hoher Vase und 17'/, em. Schirm zu 5 Mark, bei 26 em. hoher Vast und 26 em. Schirm zu 6 Mark pro Stück. Die Anwesenden sprachen sich für die Verwendbarkeit der Lampe sehr anerkennend auS und auf Antrag Herrn Liebschers wurde einstimmig beschlossen, die Lampe anzukaufen und für den Präsidmltisch zu bestimmen. Herr Gasinspector Storl experimentirte darauf mit dein Flürscheim'schen Gasconsum-Regulator. Dieser Regu lator giebt nicht nur die Vortheile des Sparbrenners, indem er dem Gase den Druck benimmt, sondern er sorgt auch dafür, daß immer dasselbe Quantum ver braucht wird, einerlei wie der Druck auch schwanken möge. Der Versuch ergab, daß dieselbe Flamme mit dem Regulator nur 150 Liter verbraucht und pro Stunde für 3'/, Pf. Gas consumirt, während sie ohne den selben in gleicher Zeit 250 Liter Gas verbraucht und pro Stunde 6'/« Pf. kostet. Ein weiterer Vortheil des GaSconsum-Regulators ist der, daß der Consum einer Flamme beliebig regulirt werden kann. Zum Schluß experimentirte Herr Storl noch mit dem Photometer öder Lichtstärkemesser und führte sodann noch einen neuen GaSkochapparat vor, der mit schöner blauer Flamme brennt und binnen 7 Minuten 1 Liter Wasser zum Kochen bringt. Ausgenommen und angemeldet wurde je 1 Mitglied. Strehla, 19. September. Zu dem heute Vor mittag hier abgehaltenen Schweinemarkt waren über 250 Stück Schweine aufgetrieben. Meist waren es Ferkel und ging das Paar mit 12-^15 M. ab. Nur wenige Stück würden unverkauft von den Händlern wieder mitgenommen. — Der heftige Wind, welcher am gestrigen Tage hier wehete, hatte in der Elbe 4 beladene Kähne auf Sand getrieben. 3 davon wurden wieder flott. An dem 4. Kahne arbeitete in der ver gangenen Nacht ein Dampfer, um ihn vom Sande verunterzuziehen. Es ist jedoch nicht gelungen. Heute früh fuhr der Dampfer unverrichteter Sache wieder ab. Strehla, 20. Septembar. Wie wir auS zu- verläffiger Quelle erfahren, hat eine gerichtliche Be schlagnahme deS in unserer Korrespondenz vom 15. September (Nr. 110, Beil.) erwähnten Inventars nicht stattgefunden. Döbeln, 19. September. Gestern Abend gegen »/iS Uhr wurde von dem von Chemnitz kommenden Zuge in der Nähe von Steina auf Diethenhainer Flur «in unbekannter Mann überfahren. Der Zug trennte ihm den halben Kopf, einen Arm und ein Bein vom Rümpft. Ob der Ueberfahrene als Selbstmörder oder als Verunglückter. zu betrachten sein wird, muß erst abgewartet werden. Meißen, 19. September. Der den Bäumen so verderbliche kleine Borkenkäfer ist jetzt wiederholt an Obßbäumen auch in Schlettaer und Lerchaer Flur ge- funden worden. Dresden, 16. Septbr. DaS zur Concursmafse her Medinger Actieu-Bierbrauerei gehörige in Medingen »ei Dresden gelegene Brauereigrundstück, welches ge richtlich auf 278,000 M. gewürdett war, ist am ver gangenen Sonnabend im Wege der Zwangsenteignung für den lächerlich niedrigen Preis von nur 9000 M. versteigert worden. Es wurde demnach wenig mehr al» der SO. Theil der gerichtlichen Taxe erzielt. Auf .. Bettage MM „Elbeblatt und Anzeiger". 112. —- Sonnabend, den 21. September 1878. 81. Jahrß