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Bekanntmachung. Den Herren »MvarstWern und Semeindeuorftänden im Bezirk« der unterzeichneten «mtshauptmmmschast wird in Verfolg einer Verordnung der König!. KreMhauptmannschaft zu Leipzig vom LS. diese« Monat« (Nr. 42 de« Sächs. Wochenblattes) demnächst eine vom LandeScultmrath anläßlich de- Auf. trete«- der SartoffelfLule herausgegebenen Belehrung zugesendet werden, für deren Veröffentlichung thunlichst Sorge zu tragen ist. Oschatz, am 21. Oktober 1878. Die Kd« 1 gliche A»t-hu»Ptma««schuft. v. Metzsch. Bekanntmachung. Die mit den unter« 12. duj. erforderten Auzeige« Sder die in den betreffenden Fluren zur Zeit vorhandenen WaldflSche» noch im Nöck» stuud befindlichen Gutsherrschufte» und Gemeinde» werden hiermit angewiesen, diese Anzeigen bei Vermeidung von 10 Mark Ordnungsstrafe nunmehr sp-teste«- bi- zu« »8. Oetuber er. anher zu erstatten. Oschatz, am 24 Oktober 1878. Königliche Amtshauptmaunschaft. v. Metzsch. Bekanntmachung " Alle bis heute rürkstSndige» kirchlichen Gebühren sind sofort und längstens bis zum 8. November ds. IS. anher ahzuführen. Kirchenkafsenverwaltnng Riesa, am 28. Oktober 1878 Pilz. Umschau. Bon allen Seiten wird besteigt, daß daS Programm, welches in letzter Zeit über den ferneren Aufenthalt des Kaisers durch die Presse ging, richtig ist. Kaiser Wilhelm hat nach dem Rathe der Aerzte bestimmt be schlossen, während des größten Theiles deS Monats No vember seinen Aufenthalt in Wiesbaden zu nehmen, um, begünstigt durch daS dortige milde Klima, seine Genesung ganz zu vollenden. Wahrscheinlich wird der Kaiser mit der Kaiserin auch schon in den nächsten Tagen nach Wies baden reisen und, wie bereits gemeldet wurde, zu Anfang des December nach Berlin zurücktehren. — Unsere innere Politik wird seit voriger Woche in erster Linie von der Ausführung des Socialistengesetzes beherrscht. Seit dem 21. Oktober ist das Gesetz nach erfolgter Zustim mung des Bundesrathes laut kaiserlicher Verordnung in Kraft getreten und die obersten Polizeibehörden sind vollauf damit beschäftigt, das Sorialistengesetz in den einzelnen Provinzen, resp. Ländern des deutschen Reiches in Anwendung zu bringen. Aus naheliegenden Gründen hat das Präsidium von Berlin die ersten diesbezüglichen Maßregeln getroffen. Mehrere Vereine socialdemokratsscher Tendenz, sowie auch eine Anzahl namhafter socialistischer Schriften wurden für Berlin verboten. Ebenso würde unter.besonderer Angabe der Gründe die Berliner Freie Presse, ein Hauptorgan der Socialdemokratie, mit dem Interdikt belegt hnd auch das Erscheinen der Tagespost, welchen Namen die Berliner Freie Presse schleunigst angenommen hatte, verboten. Man darf wohl mcht fehl gehen, wenn man annimmt, daß in allernächster Zeit die übrigen Landespolizeibehörden in ähnlicher Weise gegen die Socialdemokratie vorgehen werden und ist dies besonders von den Polizeibehörden in Sachsen , Hamburg, Bremen, wo die Socialdemo- -kratie am stärksten gewuchert hat, zu erwarten. - In der Bundesrathssitzung vom 24. October ist in Ge mäßheit des ß 26 des Socialistengesetzes auch die viel besprochene Beschwerdecommission erwählt worden. AuS dem BundeSrath wurden hierfür gewählt: Der preu ßische Unterstaatssecretär Bitter, der sächsische Minister v. Rostitz-Wallwitz, der württembergische Staatsrath v. Gpitzenberg und der mecklenburgische außerordentliche Gesanvte v. Prollius. Als richterliche Mitglieder der Beschwerdecommission wurden gewählt die preuß. Ober- tribunalräthe v. Holleben, Hahn und Delius, der bayerische Rath des obersten Gerichts l)r. Schneider And dn Oberappellationsgerichtsrath l>r. Lehmann in Lübeck. Zum Präsidenten der Commission wurde vom Kaiser der preußische Minister des Innern Graf Eulen burg, sowie zu dessen Stellvertreter der Unterstaats secretär Bitter ernannt. Die erste Arbeit, welche die Beschwerdecommission vorzunehmen hat, ist das Regu lativ für die Geschäftsordnung. Dasselbe muß jedoch dem BundeSrathe zur Genehmigung vorgelegt werden. — Der BundeSrath hat in seinen letzten Sitzungen übrigens noch eine Anzahl anderer Arbeiten zu er ledigen gehabt, von denen wir hervorheben die Genehmigung d«S Vertrags hinsichtlich deS Weltpostvereins, Ge setzentwürfe für daS Schulwesen und die Ausführung deS Gerichtsverfassungsgesetzes in Elsaß-Lothringen. — Der Reichskanzler Fürst Bismarck hat sich »ach seinem Landgute Friedrichsruhe begeben, er wird jedoch vor der Eröffnung deS preußischen Landtages auf einige Zeit nach Berlm zurückkehren. — Hinsichtlich der Eröffnung deS preußischen Landtages wird bekannt, daß derselbe am IS. November eröffnet werden wird. Der Etat deS Königreichs Preußen ist bis an die Einzelheiten mit den verschiedenen Ministerien schon seit einiger Zeit x vereinbaret und auch die Gesammtaufstellung im Wesent lichen schon beendigt. Dagegen ist daS Staatsministe rium noch mit der Berathung der Gesetzentwürfe, namentlich aus dem Gebiete der Justizverwaltung behufs Ausführung der Reichsjustizgesetze, beschäftigt, rvelche dem Landtage gleich bei seinem Zusammentritt vorgelegt werden sollen. Zwischen der Reichsregierung und der englischen Regie rung ist kürzlich «ine für die deutsche Handelsmarine sehr wichtige Verständigung erzielt worden. Es handelt sich um die Ergänzung des Auslieferungsvertrages, in dem Sinne, daß die betheiligten Regierungen sich verpflichten, destrtirte Mannschaften der Handelsmarine des einen Theiles, welche auf dem Gebiete oder auf Schissen deS anderen Theils betroffen werden, auszu liefern. Die Bedeutung liegt darin, daß das deutsch englisch« Abkommen der erste Schritt ist zu einer be züglichen internationalen Verabredung, zu der sich die übrigen seefahrenden Staaten nach dem Vorgang Englands um so leichter bereitfinden werden. — Transactionen im diplomatischen Personal Oesterreichs, hauptsächlich die Versetzung deS als Deutschfeind be kannten Grafen Beust, als österreichischer Botschafter von London nach Paris und die DesigNirüng des Grafen Trautmannsdorf als österreichischer Botschafter in Berlin haben in Verbindung mit der großen po litischen Bewegung, die wegen der Occupation Bosniens und der Ministerkrisen durch Oesterreich-Ungarn geht, vielfach die Annahme als nicht unrichtig erscheinen lassen, daß eine große politische Schwenkung Oesterreichs im Bunde mit anderen Mächten gegen Deutschland im Werke sei. Eine eigentliche Diverston gegen Deutsch land hat man in der österreichischen Politik aber bis her noch nicht erkennen können und es bleibt daher zunächst auch sehr müssig, an jene Bermuthungen weitere Combinationen zu knüpfen. — Was die öster reichische Ministerkrise anbetrifft, so dürfte dieselbe bald nicht gelöst werden. Das Programm, welches der mit der Bildung eines parlamentarischen Cabinets betraute Freiherr von Pretis hervorragenden Mitgliedern der Verfaffungspartei gegenüber entwickelte, hat bei diesen nur sehr mäßigen Beifall gefunden. Nichtsdestoweniger soll doch iy diesen Kreisen die Ansicht vorherrschend sein, daß unter den gegebenen Verhältnissen kein an deres parlamentarisch-verfassungstreues Ministerium als das mit Freiherr« v. PretiS an der Spitze zu Stande kommen könne. — In Ungarn rüstet sich die Oppo sition zum Sturm gegen das Ministerium Tisza und man muß abwarten, waS dabei herauskommt. Zum 7. November sind übrigens die Parlamentsdelegationen vom Kaiser Franz Josef einberufen worden und wird man dann die vertraulichen Berathunge« über die politische und finanzielle Lage Österreichs-Ungarns Pflegen. — Die Parteien Frankreichs schlagen aus der Rede, welche der Marschall-Präsident Mac Mahon bei der Preisvertheilung d« Weltausstellung gehalten hat, auf eine sehr eigenthümliche Weise Capital. Die Mehrzahl der radikalen Republikaner loben zum ersten Male den Marschall, weil er von der Befestigung der Re publik gesprochen hat und die Monarchisten, denen der Marschall ans einmal sehr republikanisch vorkommt, bemängeln dessen Rede, wo sie nur können. — Die italienische MinisterkristS ist noch nicht beendigt, da eineSthcilS von den drei freigewordenen Ministerien nur dasjenige deS Krieges durch den General Bonelli besetzt worden ist und anherntheilS hat die letzte Rede des italienischen Ministerpräsidenten Eairoli keinen Erfolg für seine Stellung erzielt^ denn Eairoli muß den Mittelsmann spielen und da ist er den Monarchisten zu demokratisch und den Demokraten zu monarchistisch geworden, die italienische Ministerkrisis kann daher auch noch eine allgemeine werden, wenn sich das bis jetzt nur lückenhafte Cabinet nicht bald vervollständigt. — Die Nachrichten vom Orient bieten ein theils be friedigendes, theils unbefriedigendes Durcheinander dar. Das englische Reformproject für Kleinasien hat der Sultan unterzeichnet, auch die Convention mit den Kretensern hat er vorbehaltlich der finanziellen Ab machungen genehmigt und hinsichtlich der Ansprüche Oesterreichs in Betreff Bosniens ist die Pforte auch nachgiebig geworden, aber da kommt das Unglück wieder von einer andern Seite. Durch ganz Rumelim und Macedonien hindurch geht eine aufständisch« Be wegung der Bulgaren und Griechen und es ist zu fürchten, daß die Türkei sich demnächst in einem großen Kampfe mit diesen Aufständischen befindet. Dw Be ziehungen Rußlands und der Türkei sind dadurch auch sehr spannend geworden, weil die Pforte Rußland der Projektion des Aufstandes aiiklagt. — In Sachen deS Orients, wozu man nun auch die afghanische Affaire mit rechnen muß, hat das englische Cabinet am letzten Freitag Berathungen gepflogen, welche jeden falls in der neuen Woche wegen der vielfach wieder kritisch gewordenen Lage fortgesetzt werden. — Obwohl der Emir von Afghanistan den Engländern ziemlich heraus fordernd geantwortet und vor allen Dingen erklärt hat, daß er mit England nichts zu thun haben wolle, so hat es mit einem englisch afghanischen Kriege doch keine zu große Eile; denn das gebirgische Afgha nistan ist schon an und für sich, zumal im Winter schwer anzugreifcn, und dann werden die Streitkräfte des Emirs von Afghanistan doch 60,000 Mann stark nebst 100 Kanonen gehalten. — Auf den König Also«- von Spanien ist am letzten Freitag in Madrid «in Attentat durch Revolverschüffe eines JndividumS unter nommen worden. Der König blieb jedoch glücklicher weise unverletzt. Der Mörder soll sich zur internationalen Socialdemokratie bekannt haben. Tagesgeschichte. Deutsches Reich. Berlin, 27. Oktober. Der Kaiser erhält der „Württembergischen Corresp." zu folge immer noch eine Menge Drohbriefe d«S Inhalts, es würden neue Attentate auf ihn erfolgen, sobald er nach Berlin komme. Umgekehrt wird dcmGroßherzog von Baden mit Attentaten gedroht, falls er seinem kaiserlich« Schwiegervater noch längeren Aufenthalt in seinem Lande gestatte. Dieser Tage ist eine neue preußische Anleihe im Betrage von sechzig Millionen Mark vierprocentiger Rente abgeschlossen worden und soll in den nächsten Tagen theilweis« zur Zeichnung aufgelegt werden. Den Verhandlungen des deutschen HandelStageS, welche am Mittwoch und Donnerstag dieser Tage hier stattfinden, sieht man mit sehr großer Spannung ent gegen. Auf der Tagesordnung steht u. A. ein Antrag auf Reform der käusmännischen ZahlungSweise. Wie der „Standard" erfährt, ist von der deutfl^u Regierung durch Vermittelung de« Grafen Mimst« mit mehreren Herren, an deren Spitzt Mr. Albert I Leutner in London steht, ein Abkommen zum Abschluß gebracht worden, wodurch letztere «S übernehmen, inner halb einer stipulirten Zeit und gegen ein Entgelt von S0.000 Pfd.-Sterl. den „Großer Kurfürst" zu heben. Mr. Leutner, dessen Sutter „Biscounteß" bereit« seit einigen Monaten mit Tauchern u. s. w. bei dem Wrack beschäftigt war, wird ein neues Patent-Ponton zur