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Donnerstag, den 31. October 1878 Beilage zum „Elbeblatt und Anzeiger". 12V. Donnerstag, den 31. Oktober 1878. 81. Jahr ¬ bettug pro 1877 54,575,000 Kilogramm, ist daher gegen 1876 ebenfalls um 3,», -/, zurückgegangeu. Man sieht aus diesen Zahlen recht deutllch, wie gedrückt unser Handel und unsere Industrie immer noch sind. Gebe Gott, daß bald bessere Verhältnisse eintreten und ein flotter Geschäftsgang sich entwickelt. Oschatz, 27. October. Wie alljährlich, so hielt Se. Majestät der König am gestrigen Tage, nach Be endigung der großen Hofjagden im fiskalischen Reviere von Wermsdorf eine Jagd auf Oschatzer Revier ab, die von dem prächtigste» Wetter begünstigt war. Zu derselben waren außer mehreren von Dresden hierher gezogenen Herren mehrere Jagdfreunde von hier geladen worden. DaS Ergebnis der Jagd war ein sehr günstiges, denn es wurden 7 Rehböcke, 13 Ricken, 66 Hasen, 1 Fuchs, 6 Fasane» und 15 Kaninchen geschossen. Leider wurde das Jagdvergnügen um Wermsdorf herum durch das in der ganzen Woche mih Ausnahme des gestrigen Tages vorherrschend trübe und regnerische Wetter etwas gestört, das wohl auch die Schuld trägt an der nicht überreich dort gemachten Jagdausbeute. Es sollen an fünf Jagdtage» nur 40 Rehe geschossen worden sein, über die Anzahl d«S übrigen erlegten Wildes verlautet nichts Näheres. Nachmittags 5 Uhr fand im Anschlüsse an die Jagd im Hotel „Zum goldne n Löwen" hier das Diner statt, zu dem außer dem Jagdzefolge die Spitzen der hiesigen städtischen und königlichen Behörden, der Oberstlieutenant, der Major und die Rittmeister des hier garnisonirenden 1. Ulanen regimentes befohlen waren, sodaß Uber 30 Personen anwesend waren. Nach Beendigung desselben. begab sich Se. Maj. mit dem hier kürz vor 9 Uhr eintreffenden Kurierzuge nach Dresden. — Dem ständigen Gehilfen bei der Staatsanwaltschaft hier, Herrn Assessor Brückner, ist der Charakter eines Staatsanwaltes beigelegt worden. Großenhain. In Walda sind am Sonntag Nachts in der zwölften Stünde die Wohn- und Wirth- schaftsgebäude des Gutsbesitzers Zschätzsch und der Frau verw. Schmale niedergebrannt. Die Calamitvsen hqtten leider das Mobiliar und das Getreide nicht versichert. Das Feuer ist durch Brandstiftung entstanden. Am 25. October, hat Herr Kaufmann Richter in Blochwitz auf dortigem Revier als Seltenheit für hiesige Gegend einen schönen großen Auerhahn geschaffen. Meißen 29. October. Heute wurde der neue Schlachthof feierlich eingeweiht. — Hie Weinlese des Communweinberges ist gestern Mittag beendet, und wie man vernahm, circa 16 Faß Most gepreßt worden. — Gestern ist ein toller Hund, der im Triebischthal mehrere Leute gebissen hat, getödtet und die Hunde sperre polizeilich angeordnet worden. Dresden. Nächsten Sonntag wird auf dem sog. Weißen Hirsch bei Dresden eine öffentliche Probefahrt mit einem vom kgl. Oberförster Baumgarten in Grüna construirten lenkbaren Luftschiffe veranstaltet werden.. Man ist bereits mit der Zusammensetzung desselben" beschäftigt. Die hebende Kraft soll in Wasserstoffgas vermittelst Ballon bestehen, die bewegende Kraft aber vermittelst angebrachter Flügel erfolgen. Der Erfinder gedenkt sein Vehikel in den Lüfte» selbst zkl regiere» und nach gut bestandener Probe auch andere Personen mit aufsteigea zu lassen. — Am Dienstag Vormittag wurde oberhalb der Albertbrücke ein bald 70 Jahre alter, schwerhöriger Arbeiter von dem Pferd« eines Aschefuhrwerks niedergerissen und getreten, so daß nach kurzer Zeit der Tod eintrat. Am 29. d. Vormittag 11 Uhr hat in der katho lischen Hofkirche das feierliche Jahresgedächtniß für Sc. Majestät den hochseligen König Johann (gestorben 1873) stattgefunden. Se. Majestät der König, sowie Ihre königl. Hoheiten der Prinz und die Frau Prinzessin Georg wohnten dem Trauergottesdienste bei. Die Räume des Gotteshauses waren von Andächtigen aus allen Kreisen der Bewohnerschaft der Residenz dicht gefüllt, und Liebe und Verehrung hatten auch die äußeren Zugänge der Königsgrnft mit Blumen und Kränzen sinnreich geschmückt. Freiberg, 28. Oktober. Das Stammvermözen der Stadt Freiberg, wie dasselbe auf Grund der von der Gemeindevertretung genehmigten Abschlüsse der Jahre 1874, 1875, 1876 und 1877 fefigcstestt worden ist, beträgt — ungerechnet des Vermögens der Schul- und Armencasse, der Stiftungen und des geistlichen Einkommens — 2,438,304 M. Mittweida. Der hiesige Handwerkervcrein ve>. - anstaltet im Juli nächsten JahreS in den Räumen des Technicum-GebäudeS eine Ausstellung von <Nwe-. be- und Jndustrieerzeugnissen der Stadt und des Gerichts amtsbezirkes Mittweida. Furth b. Chemnitz, 28. October. Gestern Vor- daS Wort und theilte den Anwesenden beivegten Herzens mit, daß rS heute 30 Jahre sei, daß sein alter treuer Polier Hammitzsch bei ihm ununterbrochen in Arbeit stehe, dankt« demselben für die ihm bewiesene Treue und Fleiß und ermahnte die übrigen Arbeiter zu gleicher Ausdauer. Redner bemerkte schließlich, daß die heutige Feier nur ein« Vorfeier sein solle, da noch einige andere Arbeiter in nächster Zeit ebenfalls eine lange Dienstzeit beendeten und daß er für eine Auszeichnung in dieser Angelegenheit höheren Orts einkommen werde. Schließlich hielt noch Herr Buchhalter Lange eine er greifende Rede, welch« auf die Anwesenden tiefen Ein druck machte. Die üblichen Hochs und Gratulationen fehlten nicht und die einfache aber schöne Feier dürfte Allen, welche daran theilgenonzmen, in schöner Erinnerung bleiben. — Die Uebereinkunft zwischen der Staatsregierung und dem Hause Schönburg wegen des UebergangeS der Gerichtsbarkeit in den Schönburgschen Neceßherr- schaften auf den Staat und wegen der 'Regelung ver schiedener anderer, die receßherrschaftlichen Verhältnisse berührender Punkte ist nunmehr im Sinne der hierauf bezüglichen ständischen Anträge vom vorigen Landtage zu Stande gekommen. Die Vollziehung der betreffen den Urkunden hat am 29. d. im Ministerium statt gefunden amd eS wird die Uebereinkunft bereits den 15. November d. I. in Wirksamkeit treten. — Nach den Veröffentlichungen des evangelischen Landesconsistoriums über die im Königreich Sachsen im Jahre 1877 vorgckommenen Confessionswechsel, deren Gesammtzahl 509 beträgt, schieden aus der lutherischen Landeskirche aus 23 zur katholischen Kirche, 33 zur deutsch-katholischen Gemeinde, .1 zum Judenthum, 406 zu den Dissidenten; die letzteren vertheilen sich wie folgt: 140 traten über zu der apostolischen «Gemeinde (besonders in Chemnitz, Dresden, Leipzig), 92 zu den separirt lutherischen Gemeinden, welche in Chemnitz, Dresden, Frankenberg, Crimmitschau und Planitz bei Zwickau bestehen, 15 zu den Methodisten, welche be sonders im ober» Erzgebirge und Vogtland« Boden gefunden haben, 1 zu den Baptisten (Wiedertäufern), welche in der Ephorie Glauchau vorkcmmen, 14 zur Tempelgemeiude (diese Genossenschaft, von Würtemberg ausgehend, bereitet die Auswanderung nach Jerusalem vor und hat in Chemnitz, Tippoldiswalde und besonders bei Fraucnstein, wo ein Gutsbesitzer bereits eine Orien- tirungsreise nach Jerusalem unternommen hat, Anhänger gefunden), 125 schlossen sich keiner Religionsgenossenschaft (eigentliche Dissidenten), 19 gaben den Zweck ihres Aus tritts nicht an. In die lutherische Kirche traten ein: 20 Katholiken, 3 Deutschkatholiken, 6 Juden, 17 Dessi- denten, zusammen 46. Vorstehende Zahlen geben aber nur ein sehr unvollkommenes Bild der religiösen Be wegung, da Viele sich de» neuen Lehren sowohl nach der freireligiösen als nach der strengreligiösen Seite zu geneigt zeigen, aber sich scheuen, durch ausdrücklichen Austritt das Band, das sic mit der Kirche ihrer Väter verbindet, zu zerreißen. — Nach dem Berichte des statistischen Bürcaus der königl. sächs. Staatsbahnen, bearbeitet von dem als Autorität in statistischen Angelegenheiten bekannten Vorstande des gedachten Büreaus, Herrn Johann Ferdinand Ulbricht, hat der Steinkohlen- Vrrkehr auf den königl. sächs. Staatsbahnen im Jahre 1877 2,206,969,000 Kilogramm, gegen 2,286,414,000 - im Jahre 1876 betragen. Die Steinkohlenabfuhr hat daher pro 1877 um 79,445,000 Kilogramm oder 3,<7 "/o abgenommen. Die Abnahme betraf Zwickau mit 81,935,000 Kilogramm — 4,g, °/o und Dresden mit 4,980,000 Kilogramm — 1,«, "/», während Lugau um 7,470,000 Kilogramm — 2^, "/« zuuahm. Bon den 1877 auf den Eisenbahnen abgefahrenen Steinkohlen stammten aus den Werten bei Zwickau 73,«, "/„ oder 324,949,, Wagenladungen L 5000 Kilo. Die Kohleneinfuhr aus Schlesien betrug pro 1877 116,136,600 Kilogramm und zwar gegen 1876 um 36,582,600 Kilogramm oder 23^5 -/o weniger. Die Braunkohlenverladung bei Meusel witz und Rositz betrug 1877 400,705,000 Kilo- grämm, daher gegen 1876 eine Abnahme von 7^t °/o war. Die Braunkohlenernfuhr auS Böhmen Lugau Dresden 12,7» "/», 13^z 0^0, 56,287,, 60,157,8 Oertliches und Sächsisches. Riesa, den 30. Oktober 1878. — Se. kaisert. und königl. Hoheit der Kronprinz d»S deutschen Reiches und von Preußen, welcher am 5. November 1853 in den Freimaurerbund ausge nommen worden ist, begeht an dem vorgenannten Tage dieses JahreS sein 25jäbrigeS Jubiläum als Freimaurer. Da eine öffentliche Feier dieses hohen Festes abgelehnt worden ist, werden, wie man hört, sämmtlich« Logen Sammlungen zu einer „Kronprinz- Friedrich-Wilhelm-Stiftung" veranlassen und die Gelder . dem Kronprinzen überreichen. — Stadtverordneten-Sitzung vom 29. October 1878. 1. Für das Jahr 1879 verwilligt man 2700 M. als gewöhnlichen Baufond. An außergc- gewöhnlichen Bauten sollen vorgenommen werden: Der Bau einer unterirdischen Schleuste und die Verbreiterung resp. Umpflasterung deS gepflasterten Theiles derRund- theilstraße in der Nähe deS Stadtparkes; die Herstellung eines BordgerinneS auf der Kastanienstraße vom Acker- mann'schen bis zum Seurig'schen Grundstück; dieUeber- brückung der Chausseegräben an der Gartenstraße; die Umpflasterung des Fußweges der Hauptstraße vor dem Uhlich'schen und Knoos'schen Hause und dis Her stellung einer Ufermauer am Hermann'schen Grundstück an der Meißnerstraße, welche letztere beiden Bauten vom Stadtrath abgelehnt sind, wünscht das Collegium vom gewöhnlichen Bauaufwand bestritten zu sehen. 2. Die Eichamtscaffenrechnung für 1877, welche einen Reingewinn von 3942 M. aufweist, wird der Finanz deputation zur Berichterstattung überwiesen. — Unserer in der letzte» Nummer dieses Blattes gebrachten Nachricht über die Verhaftung des der mehr fachen Brandstiftung dringend verdächtigen Zimmer lehrlings Ernst Krüger haben wir noch hinzuzufügen, daß das hiesige freiwillige Rettungscorps zufällig bei der Festnahme des Burschen zur Hand war, indem das Commando an dem genannten Abend zur selben Stunde blinden Fcuerlärm schlagen ließ, um die Pünktlichkeit und Bravour der Mannschaft zu erproben. Der Commandant des Rettungscorps, Herr Fabrikant Ackermann, hat den Frevler mit eigener Hand gefaßt und ihn der Polizei überliefert- Dem Vernehmen nach leugnet der Arrestat trotz des augenscheinlichen Beweises seiner Schuld Alles rundweg ab. Der schlechten Handlung gesellt sich die freche Lüge zu. — Der bei dem Schadenfeuer am Sonntage verunglückte Feuerwehrmann ist ein hier in Arbeit stehender Drechsler, NamenS Jrrgang. Dec Bedauernswerthe, ein Opfer seines Pflichteifers, hat, wie es sich durch die ärztlich« Untersuchung herausge stellt hat, durch seinen Fall zwei Rippen gebrochen. — Neue Nahrung hat die hier herrschende Aufregung ver gangenen Montag durch die Auffindung mehrerer Brand briefe erfahren, die für den Abend des Tages nicht weniger als drei Brände mit genauer Ortsangabe in Aussicht stellten. Nach dem Wortlaute der Briefe: „Wir sind ihrer Achte, am Tage geb'» wir sachte, des Abends brennen wir Feuer an und haben üns're Freude dran!" scheint hier ein ganzes Complot solcher sauberen Ge sellen zu existiren, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, ihrer Schadenfreude und Zerstörungswuth in der cynisch'sten Weis« zu fröhnen. Wenn nun auch jener Vers durchaus nicht neu ist, so hat sich die Drohung doch insofern bewahrheitet, daß es Dienstag gegen 7 Uhr früh in der zum „Sächsischen Hofe" gehörigen alten Scheune brannte. Der Ausbruch deS Feuers, welches sicherlich durch Brandstiftung entstanden, war jedenfalls schon für die Nacht beabsichtigt worden, um das hiesige freiwillige Rettungscorps, welchcS an demselben Abend seine» dies jährigen Ball im „Wettiner Hofe" abhielt, in seinem Vergnügen zu stören, allein der Zündstoff mochte in den in der Scheune aufgehäuften Sägespänen fortqe- glimmt und längere Zeit gebraucht haben, ehe er zur Pcrfection kam. Glücklichenveise wurde der Brand noch rechtzeitig bemerkt und gelöscht. — Eine seltene Feier hat vorigen Montag im Geschäfte des Herrn Baumeister Moritz Förster hier stattgefunden. Dieselbe galt einem treuen, seit vielen Jahren in dem genannten Geschäfte thiitigen aber noch immer rüstigen Arbeite,. AIS die Arbeiter nach be endigtem Frühstück wieder an ihre Arbeit gehen wollte«, wurden sie von Herrn Förster jv. versammelt und in der von Frau Baumeister Förster erschlossenen Werkstatt erblickten die überraschten Arbeiter die Hobelbank deS Polier Hammitzsch aus Leutewitz mit Guirlanden um wunden und mit Kuchen und verschiedenen Flaschen Wein besetzt. Herr Baumeister Förster ergriff hierauf