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abgeschlossen: Der Unternehmer verpflichtet sich, die soll dieser Preis nnr dann gezahlt werde», wenn das unternommene Werl glücklich vollzogen ist. Die He bung muß in einer bestimmten Frist und zwar bis Herbst 187S in der Weise vollendet fein, daß das Schiss nach einem deutschen Hafen überführt werde» kann. Die Contrahenteu sind übereingekommen, in allen Streitigkeitsfällen vor deutschen Gelickten Recht zu suchen. Im ReichSgesundheitSamt ist man, wie dem B. T. mitgetheilt wird, mit neue» AusführungSbrstimm«n«n zum Jmpfaesetz beschäftigt. Dieselben betreffen vornehmlich die Ausdehnung der Berichterstattung seitens der Aerzte und Verwaltungsbehörden über die Ergebnisse der au«- geführten Impfungen und die vergleichsweisen Erfolge der verschiedenen zur Verwendung kommenden Lymph- arten, sowie andere Anordnungen zur Erzielung einer bessern Jmpfstatistik als die bisherige. Die Rubriken haben eine ansehnliche Vermehrung erfahren, und eS entsteht daraus den Aerzten wie den Verwaltungsbe hörden eine erhöhte Thätigkeit. Auch in anderer Weise beschäftigen sich die Reichsbehörden jetzt mit dem Jmpf gesetz; sie lasten in der Thierarzneischule umfangreiche Versuche über die Anwendbarkeit und Vorzüge einer allgemeinen direkten Impfung vön Kälbern auf Menschen stattfinden, nachdem Krankheitsübertragungen durch die bisher übliche Impfung von Arm zu Arm constatirt worden sind. Großbritannien London, 27. Oktober. AuL Pera wird dem „Daily Telegraph" unter dem 25. d. gemeldet: Aus Burgas trifft die Meldung von der soeben erfolgten schmachvollen Mißhandlung des dortigen britischen Viceconsuls ein. Derselbe be gab sich in ein Festhaus, in welchem ein Streit zwischen britischen Unterthaneu und einigen Ruffen stattgefundcn hatte, um sich über die Veranlassung zu demselben zu erkundigen; während er in dieser Weise als Agent Ihrer Majestät seine Pflicht that, wurde er von russi schen Offirieren in brutalster Weise überfallen. Den Berichten zufolge ist derselbe derartig zugerichtet wor den, daß er genöthigt ist, das Bett zu hüten. Die Russen haben Ihrer Majestät Schiff „Condor" dieEr- laubniß versagt, nack Burgas zu kommen. Türkei. Eine schwere Beunruhigung drängt die andere. Rußland und die Türkei sind beide, wenn auch auS divergirendem Interests, gleich bemüht, den Berliner Vertrag nicht zur Wahrheit werden zu lassen. Ueber den Balkan und nach dem Westen, der Halbinsel setzen sich neue Streitkräfte in Bewegung und es wird mit Rumänien, welches noch immer nicht in den Besitz der neuerworbenen Dobrudscha gelangt ist, wegen Ver längerung der Etappen-Convention unterhandelt. — Die neuesten Nachrichten über die Entwickelung des bulgarischen Aufstandes in Makedonien lauten Besorg- niß erregend. Die Insurrektion greift rasch um sich. Es scheint gelungen zu sein, den ersten Versuchen einer gewaltsamen Unterdrückung wenigstens an einigen Or ten erfolgreichen Widerstand zu leisten. Die Insur genten sind im Vormarsche auf Seres begriffen. An dererseits wurden einzelne Banden von Bulgaren geschlagen. Außerdem erhebt sich an allen Orten das muhamedanische Element, um die Bemühungen der Pforte zu unterstützen. Aus Salonichi wurden nam haftere Streitkräfte auf das insurgirte Gebiet dirigirt. Unverkennbar ist die Tendenz des Aufstandes die, das bis an das ägäische Meer reichende Bulgarien des Friedens von San Stefano zu verwirklichen. Amerika. New-Orleans, 27. Oktober. Die gelbe Fieber-Epidemie vermindert sich schnell, ob gleich es für die Flüchtlinge noch immer unsicher ist, nach ihren Heimstätten zurückzukehren. Seit dem Aus bruch der Epidemie sind 30,000 Personen am gelben Fieber erkrankt und 12,000 gestorben. Gegen die Kartoffelsäule. ") Im Auftrage des LandeSculturrathS versaht von S. v. Lapgs- dorsf, Geiieralsecretair des LandeSculturrathS für das «önigrcich Sachsen. Fast allerwärtS im ganzen Lande tritt in diesem Jahre die Kartoffelkrankheit als Naßfäule in solchem Umfange auf, daß das Erntecrgebniß dadurch bedeutend geschädigt wird und auch den Wintervor- räthen, sowie der nächstjährigen Ernte daraus Gefahren drohen. Welche Mittel stehen dem Landwirthe zur Verfügung, um den Schaden so viel als möglich zu verringern? 1. Die Ursache dieser Kortoffelkrankheit ist ein sehr Keiner Schimmelpilz, der s. g. Kartoffelpilz, der *) Unentgeldlich zu beziehen durch das Bureau des LandeS- cultmraths in Dresden, PortikuSftraße >0, M. um mit dem Vergrößerungsglas deutlich erkannt werd« k«u. Derselbe übmviatem in der Saatknolle, auS umcher er in den Äten«l»zu da» Blättern aufsteigt und im Juli und Anglfft an den Spaltöffnungen deren Oberfläche durchbricht. Nach außen entwickelt er Brut» Zweige und Brutkapseln, welche bei Eintritt der Reist chren Samen, Spore» genannt, entleeren, die durch den Wind weiter getragen werden, andere Blätter und Stengel befallen und durch den Regen und die Be arbeitung deS Feldes auch in den Boden gelangen, wo sie bei weichschaligeu Sorten in den Knollen die Naßfäule veranlassen können Indem der Pilz zu seiner Ernährung durch sein Wurzelgewebe (Myreuun) dem Kartoffelblatte Stoffe entzieht, verursacht er die bekannten schwarzen Flecken und zuletzt bei außerordentlich rascher weiterer Aus breitung das Absterben de- ganzen Kraute«; durch die Stengel in die Knollen hinabdringende Verlänge rungen des Wurzelgewebes sind die hauptsächlichen Urheber der Naßfäule und können solche auch bei hart schaliger» Sorten veranlassen. 2. Die Weiterverbreitung der Naßfäule erfolgt auch im Winter durch Ansteckung, indem sich der Pilz bei Berührung von kranken Kartoffeln mit gesunden, besonders mit beschädigten, z. B. zerhackten oder gequetschten, auf diese überträgt. Nässe und Wärme begünstigen die Entwickelung des Pilzes und damit das Faulen der Kartoffeln. Hieraus ergeben sich folgende Winke für Ernte und Aufbewahrung. 3. Die Ernte werde möglichst bei trockenem Wetter vorgenommen und die Kartoffeln lasse man vor dem Einbringen in den Aufbewahrungsraum möglichst abtrocknen, sei es an der freien Luft, sei es in der Scheune oder an sonst geeigneten Orten. Je trockener sie eingebracht werden, um so mehr widerstehen sie der Fäulniß. 4. Durch Auslesen trenne man schon bei der Ernte sorgfältig die gesunden von den angesteckten und verletzten Knollen. 5. DieAufbewahrung der gesunden Ge brauchs-Kartoffeln geschieht besser in gutange legten Mieten als in Kellern, besonders, wenn diese dumpf oder warm sind. Die Mieten werden an trockener Stelle in Breite von höchstens 1?/, Meter angelegt und darin die Kartoffel bis 1 Meter hoch aufgeschüttet. Gegen den Winterfrost schützt man durch eine Erddecke, welche in der Mitte der Länge im An fang offen bleibt, damit die Kartoffeln, welche durch cintretende Erwärmung Wasser verlieren, dasselbe aus dünsten und trocknen können. Zu frühzeitiges Decken befördert die Fäulniß, ebenso die Aufstellung von s. g. Verdunstungscanälen und das Decken mit Stroh, weil sich in den Canälen und dem Stroh das Verdunstungs wasser durch Abkühlung von außen niederschlägt, während die umgebende Erde eS aufnimmt und dadurch die Kartoffeln trocken hält. Soweit die Aufbewahrung in Kellern geschieht, müssen diese fleißig gelüftet, die Kartoffeln auf einem Bretter-Rost, der den Luftzutritt von unten gestattet, nicht über 1 Meter hoch aufge schüttet und nach Bedarf ein- oder mehrmal verlesen werden. 6. BeiAuswahl undAufbewahrung der Saatkartoffeln muß mit der größten Sorgfalt vorgegangen werden, damit dieselben nicht im Keller oder der Miete von den kranken angesteckt werden und die Krankheit auf die nächste Ernte übertragen. Man wähle sie daher schon bei der Ernte aus und bewahre sie getrennt auf. Zweckmäßig ist ein Untermengen mit trockener Asche oder Aufbewahrung auf einem luftigen Lattenrost. Derselbe gestattet auch bei Auf einandersetzen mehrer Theile der Luft freien Zutritt und schützt am wirksamsten vor Feuchtigkeit. 7. Verwendung der kranken Kartoffeln. Weniger kranke Kartoffeln lassen sich noch in sparsamer Weise zur menschlichen Nahrung verwenden, wenn man sie mit einem Reibeisen in eine Schüssel mit kaltem Wasser reibt und das Wasser mehrmals wechselt. Die ungesunden Theile bleiben oben und lassen sich mit. dem Wasser abgießen, während das zurückbleibende Stärkemehlgemengsel genießbar ist. Durch Trocknen desselben wird längere Aufbewahrung ermöglicht. In Peru läßt man zum Zweck der Auf bewahrung für den menschlichen Genuß die Kartoffeln gefrieren; es scheidet sich dabei ein größerer Theil des Zell-Wassers aus, was daS Trocknen sehr erleichtert, ohne daß ein Zerreiben nöthig wird; ist das Gefrieren bei einer Temperatur von mindestens 10 Grad kl erfolgt, so soll sich bei dem AuSwaschcn der süße Ge schmack ganz verlieren, welcher die erfrornen Kartoffeln auSzcichnet. Zur Viehernährung können auch noch die stärker ergriffenen Knollen verwendet werden, jedoch nur zerklemert, am besten gekocht oder abgebrüht und mit Häcksel oder Spreu vermengt. Um daS «eitere Faulen zu verhindern, dämpft «an den ganzen vor rach schon im Herbst und stampft ihn « schmale» Erdgrubeu ein, deren Wände aus recht biudigem Lehm bestehen müssen. Sorgfältig mit Erde znstedeckt, halte« sich die Kartoffeln auf diese Weise mchrere Jahre ohne nachtheilige Veränderung Man kann sich dazu auch deS Henze'schen Dämpf-ApparatS bedienen, wie er jetzt in vielen Brennereien vorhanden ist; jedoch müssen alsdann zur Aufbewahrung Bütten, Fässer u. dgl. ver wendet werden, weil die Mass« im Henze'schen Apparat viel flüssiger wird. DaS Aufbewahren der Futter kartoffeln in gedämpftem Zustande, s. g. Einfumpfen, bietet zugleich den Vortheil, daß dieselben nicht während deS Winter» und besonders gegen daS Frühjahr durch Auswachsen an Nährwerth verlieren, iveshalb eS sich auch für solche Jahre empfiehlt, in denen keine Ver luste durch die Kartoffelfäule drohen. Ein ernstes Wort über unsere Schlaf- stuben. Ui-. m«<>. Oidtmann schreibt in einer Flugschrift, betitelt: „Wie schlafen wir und wie sollen wir schlafen": „Das Terrain, welches ich bei meiner öffentlichen Anklage im Auge habe, ist nichts Geringeres als der gesammte nächtliche Schlafboden des deutschen Volkes. Es umfaßt viele hundert Quadratmeilen und leidet an einer Uebervölkerung, von welcher die Schlafenden selbst sich nichts träumen lassen. Auf diesem riesigen nächtlichen Schlafboden unserer Nation lagert permanent eine Atmosphäre, welche zum größten Theil manchen Kloakendünsten an Verdorbenheit nicht nachsteht und für das Athmen ganz gesundheitswidrig ist. Diese Atmosphäre concurrir t mit den Atmosphären vieler Theaters Schulen und anderer Versammlungsräume, nm ein ausgiebiges Keimlager für Epidemien fertig zu halten, und wetteifert mit dem nächtlichen Luftqualm unserer Viehställe, um das Blut aller darin weilenden Warm blüter, des Menschen wie der Hausthiere, langsam zu durchseuchen. Gesetzt, meine Leserinnen, Sie treten bei heiterem Himmel und frischer Luftbewegung eines schönen Nach mittags ahnungslos aus ihrer Wohnung hinaus und es käme Ihnen auf Ihrem Spaziergange unverhofft dieselbe Atmosphäre, derselbe Qualm entgegen, den jeder Arzt in seiner Praxis inehr oder weniger in jeder Schlafstube vorfindet, ich bin überzeugt, Sie Alle würden gewaltig erschrecken vor dieser plötzlichen Ver pestung der frischen Luft; Sie würden die Taschentücher vor die Nasen halten und eilenden Schrittes die ver pestete Stelle verlassen. Summiren wir millionenfach die mitternächtliche Schlafstubenluft des ganzen Landes und versetzen sie ans Tageslicht, dann würden tausend Chemiker und andere Naturforscher über die ungewöhn liche Erscheinung herfallen und unheilverkündend die Atmosphäre auf große Flaschen sammeln und untersuchen. Seit Jahrhunderten aber lastet ein traditionelles Vorurtheil wie ein Alp auf der Menschheit. Es ist dies der Köhlerglaube, daß eine eingesperrte und sauer stoffarme, stinkende und mit Kohlensäure und übel riechenden Gasen erfüllte Nachtluft <wie auch eine warme Kuhstallluft) sehr gesund und heilsam, dagegen eine reine, äußere Nacht-Atmosphäre iin höchsten Grade ungesund und gefährlich sei. Es erscheint nun als heiligste Pflicht nicht nur deS Arztes, sondern jedes Haus- und Familienvaters, den alten Aberglauben des Volkes zu erschüttern, feine Wahnbegriffe in Be zug auf die so viel verschrieene Nacht-Atmosphäre aus- zurotten. Heute sinkt der civilisirte Mensch in dem Augenblick, daß er sich ins Bett legt, noch in einer erträglich reinen Atmosphäre in den nächilichen Schlaf; zwei, drei Stunden später schon athmet er beschwerlich, weil sich die aus- geathmete Kohlensäure im Zimmer angehäuft und der Sauerstoff bis auf das verbraucht ist, was durch die Ritzen der Fenster, Thüren etwa spärlich eingedrungen ist; nebenbei hat er den Qualm der eigenen Stoff wechselgase. Was er in seinem Bett nach Mitternacht noch einschlürft, ist vom Uebel. (Darauf mag wohl die allerseits bekannte Annahme mit fußen, daß «ine Stunde Schlaf vor Mitternacht mehr stärke, als zwei oder mehr Stunden nach Mitternacht.) Progressiv bis in die späten Morgenstunden hinein steigert sich die Ungenießbarkeit und Unreinlichkeit dieser nächtlichen Zimmerlüfte, so daß die am längsten schlafenden Kinder dem Uebersättigungsgrade am meisten auSgesetzt sind. Räumliches Mißverhältniß zwischen den Lungen, der Athmer und der Luftgröße der Schlafstube läßt heute schon sich statistisch als em Maßstab der Seuchensterb- lichkeit und des FamilienstechthumS nachweisen. Möchte sich da nicht empfehlen, eine Bauordnung zu schaffen, welche sanitätSpolizeilich verbietet, in zu kleinen un-