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EMall und AiytW Amtsösatt für die KiWichki GeriMsSntkr smic die StadtMe W Riesa md Strehla. Druck und Verlag von S. F. Grellmann in Riesa. ZA. Dienstag, den 23. Juli 1878. Dick« Blatt „Sld-dlatt und Aoptzer« erscheint in Riesa wöchentlich zweimal, Dienstag« und Freitag«, und ko'iet vierteljährlich 10 Ngr. — Beftellungm werden bei jeder Postanstalt in andren Expeditionen in Riesa und Strehla sowie von allen unscrn Boten entgegen genommen. — Zu Annahme von Annoncen find serner bevollmächtigt Haasenftcin und Vogler in Hamdura-Altona, Leipzig und Kranksurt a. M., R. Moste in Leipzig, 8. W. Saatbach in Dresden und Eugen gort in Leipzig. Mttthktlungm au» dr» Akten der Stadt verordneten. (Sitzung Vöm 19. Juli 1872.) Anwesend die Ttadtv.t Rührborn (Bors.), Stohwajser, Stauche, Möbius, Seurig, Herzgcr, Schuster, Thieme, Schlegel. 1) Der Vorsitzende trug zunächst eine gedruckte Zuschrift des l)>. Aegidi in Berlin und Gen, mit Ausruf zu einem alljährlich am 2. September zu begehenden allgemeinen Nationalfeste zum Andenken an die glorreichen Erfolge des Krieges von 1870/71 und die Wiederausrichlüng des deutschen Reiches vor, dessen Schluß lautete: „Vom Fels zum Meer, vom Palast zur Hütte, bei Jung und Alt, in Fa milie, in Schule und Kirche, in allen Vereinen und Corporation«» werde der 2. September zu einer Dankfeier für die herrlichen Tharen Gottes an unserm Volke, zu einem Freuden tage für unfern theuern'Heldcnkaiser, als Aus druck der unverbrüchlichen Liebe und Treue seines Volkes, zu einem Erinnerungstage an die gefallenen Helden in erneuerter thatkräftiger Er weisung der Liebe an ihre Hinterbliebenen, zu ei nem Ehrentage für die lebenden Sieger, zu einem Jubeltage für unser ganzes Volk rn Neubelebung der Liebe zum Vaterlande: zu einem lebendigen, von Jahr zu Jahr in neuer Herrlichkeit erstehenden Denkmal der er rungenen Einheit All-DeutschlandS." Das Raths-Collegium Hal zustimmend dahin Beschluß gefaßt, daß dasselbe für ein Schulfest mit Schulactus vorher in der Aula sei, Ein Comit« müsse das Programm aufstellen, da inan folgendes, von auswärts proponirte, nicht allent halben genehmigen könne: ,,I) Am Abend des I. Septembers: Große Feuer auf den Höhen, um welche sich die Menge schaart. Wort und Ge sang würdigen die Bedeutung des heißen Schlachttages von Sedan. Glockenge läut« und Kanonendonner. 2) Am frühen Morgen des 2. Sep tembers: Reveille, Glockengeläute und Kanonendonner. 3) Vormittags: Festzug unter Betheili gung aller Stände, Vereine und Corpo- rationen durch die im Schmuck der Fah nen und Kränze prangenden Straßen zum Festgottesdienst. 4) Nachmittags: Auszug zur Volksseier im Freien. Großes Schulfest im Freien. (Letzterem geht am Nachmittage oder vor dem Festgottesdienst am Morgen eine Feier durch Gesänge und Vorträge in den Schulsälen voran.)" 5) AbendS: Festlicher Rückzug in den Ort. Illumination. Da- diesseitige Collegium trat dem RathSbe- schlusse, vorläufig nur «in Schulfest in- Auge zu fassen, einstimmig bei. 2) Aus da» Gesuch de- RathSdienerS Müller wurde beschlossen, dem Supplikanten eine Pflicht- Erinnerung und, tmEinverständniß mit dem Rath«, -ebn Thaler Graltfieation, al- Zuschuß zu den Kosten sür Anschaffung einer Uniform, zu ertheilen. 8) Schließlich ward da- vom Rathe vorgelegte Statut für die Stadt Riesa, die Quartierleistung für die bewaffnet« Macht belr., vom Vorsitzenden vorgetragen, einstimmig genehmigt und in der Reinschrift legal mitvollzogen. Die Ursache des deutsch - französischen Krieges. (Schluß) Zur Aufklärung bemerkte der hinzutretende Justtzminifter, Herr Ollivier, daß die hohenzollern- spanische Angelegenheit weit mehr die Nation aufgeregt, als den Kaiser beschäftigt habe. Nai verweise erklärten beide französische Würdenträ ger, daß sie des vorgeschlagenen Ausgleiches sür ihre ministerielle Stellung »othwendig bedürften. Wie wenig kannte Gramont den Charaeter König Wilhelm'«, als er sich herausnahm, dem Bot schafter Preußens anzusinnen, er möge feinem Souverän ein Schreiben solchen Inhaltes empfeh len! Dieser erhielt am 13. Mittags die Bestäti gung der Thronentsagung turch den Fürsten von Hohenzollern und sendete sofort den Flügel-Adju tanten Prinz Radziwill zum Grafen Benedctti, um initzutheilen, daß er hiermit die Angelegen heit als abgemacht betrachte. Aber noch am Abend vorher war dem Grafen aus dem fran zösischen Cabinet telegraphirt worden: „II parott »«oes-soir« gu« Io rui uous äonno I'aosu- rvnco, <j«'il n'inttcu'ivopsil >>os ä« nouveau eelle canäiäaturo." „Er erscheint als nvthwendig, daß der König uns die Versicherung giedt, er werde nicht von Neuem dies« Candidalur autorifiren." In Folge dessen trat nunnichr der Botschafter mit der Forderung hervor, der König möge die bestimmte Versicherung aussprechen, daß er nie mals wieder seine Einwilligung geben werde, wenn die Frage wegen der spanischen Thron folge des Prinzen nochmals aufleben sollte. Diese mehrmals erneuerte Zumuthung wurde bestimmt abgelehnt. Als Gras Bcnedetti wenige Stunden später eine abermalige Audienz über denselben Gegenstand nachsuchte, wurde derselbe auf den geschäftsmäßigen Weg durch das auswärtige Ministerium verwiesen. Aller bisher im persön lichen Verkehr zw schen dem Monarchen und dem Botschafter Verhandelte war privater Natur und konnte eine internationale Bedeutung nicht haben. An die Regierung Sr. Majestät war bis jetzt irgend welche Mittheilung von dem französischen Gouvernement überhaupt nicht gelangt. Graf Benedetti kehrte am 14. Juli nach Paris zurück, wobei das persönliche Wohlwollen des Königs ihm noch Gelegenheit gab, sich auf dem Bahn hof Sr. Majestät zu verabschieden. Das Ver fahren des französischen Cadinets war ein im diplomatischen Verkehr bis dahin unerhörtes ge wesen. ES begann mit einer Drohung, schritt dann erst zu dem Versuch einer Verständigung und stellte dabet Bedingungen, welche nur zwi schen Demüthigung ober Krieg di« Wahl ließen. Der Befehl zur Einberufung der französischen Reserven datirt vom 14. Juli 3 Uhr Nachmittags. Derselbe soll wegen eines sechsstündigen Cvnsells unter Vorsitz des Kaisers selbst jedoch zurückge- halten worden sein. In dieser Berathung wurde „Collective Vermittelung der größeren Mächte" erwogen, aber in Betracht der während der Nacht eingelaufenen Nachrichten wurde am IS. früh di« definitiv« Einberufung der Reserven beschlossen. An eben diesen Tage wurden di« sür einen Krieg erforderlichen Vorlagen in dm Smat und dm gesetzgebenden Körper eingebracht. SS kam darauf an, all« dies« Maßnahmen in dm lugen der Ration zu rechtfertigen, und vor Allem wurde dabet an di« Leidenschaft appelltrt. Die Verweigerung einer letzten Audienz wurde al- eine persönliche Beleidigung de« französischen Botschafter» dargestellQ von welcher dieser selbst nichts wußte. Die schon vor Beginn irgmd welcher Verwickelungen eingeletzete Urlaubsreise de« preußischen Botschafters mußte als seine Ab berufung inmitten der Verhandlungen gelten. Die Rüstungen Preußen» sollten in der Nacht vom 13. zum 14. begonnen haben, wo im Volk« noch Niemand an den nahen Ausbruch eine« Krieges dacht«. Di« auswärtigen Mächte, wurde behauptet, hätten mit größerer oder geringerer Wärme die Rechtmäßigkeit der französischen For derungen anerkannt, während Lord Lyons sein Bedauern darüber nicht verhehlt hatte, daß da französische Ministerium zögern könne, den Rück tritt des Prinzen als Erledigung der schweben den Frage anzunehmen. Die Vorschläge deS Ministeriums stießen denn auch in der gesetzgeben den Versammlung aus geringen Wiederstand. Eine sehr schwache Opposition suchte zwar die Angelegenheit auf den richtigen Standpunkt zu- rückzusühren, aber auch diese war der Ansicht, daß eine Gelegenheit gesucht werden müsse, um — für Sadowa Genugthuung zu erhallen. Man bestritt nur die Opportunität; es möge zu dem Fehler von 1866 nicht ein neuer von 1870 hinzugesügt werden. Herr Thiers, welcher durch seine Geschichte des Kaiserreichs mehr als irgmd Jemand die französische Nation gewöhnt hatte, die Rheingrenze als eine ausstehende For derung anzusehen, sand nur den Moment zu ihrer Eincassirung übel gewählt und verlangte Vorlage der Depeschen, auf Grund welcher man den Krieg beschließe. Herr Jules Favre schloß sich dieser Forderung an und die bezüglich« Doku mente wurden einer von der Kammer gewählten Commission unterbreitet, aus deren Bericht der Senat einstimmig, der gesetzgebende Körper mit großer Majorität und unter lautem Beifall des Publikums di« Anträge der Regierung genehmig ten. Im Lande freilich soll nur in 16 Depar tements di« Stimmung ohne Vorbehalt sür den Krieg, in 34 aber gegen denselben gewesen sein, während in 37 Departements die Ansichten ge- theilt waren. Aber in Frankreich wiegt das Wort wie -ine Thal. Man beglückwünscht sich au« Anlaß einer Red«, und der begeistert« Vortrag, welcher an den Ruhm der Nation appellirt, ver mag selbst besonnen« Männer zu den extremsten Beschlüssen htnzureißm. Bei der bestehenden Centralisation solgm die Provinzen willenlos dem von der Hauptstadt ausgehenden Impuls zur Revolution wie zum Kriege. Napoleon Ul. scheint in der ganzen Angelegmheit eine passive, man möchte sagen willenlose Rolle gespielt zu haben. Welchen Eindruck da- ganze Verfahren der französischen Regierung aus sein Volk ge macht hatte, davon konnte König Wilhelm sich überzeugen, al- er am lü. Juli von Sm» nach Berlin zUrückkehrt«. Einstimmig war die Freude darüber, daß der Monarch die unerhörten Zu- muthungen de- übermüthigen Nachbar» zurück gewiesen habe. Bei dem unerwartet schnellen Verlauf der Dinge waren, in Begleitung de» Kronprinzen, der Ministerpräsident, der KrteaSminifter und der Ches de« Generatstabe« dem König entgegen gereist, um ohne rin« Stunde Zeitvelust di« Be fehl« Sr. Majestät zur Aulsübrung bringen zu können. Schon aus dem Bahnhof« zu Berlin erhielt man auf telegraphischem Wege Nachricht von dm oben geschilderten Vorgänge« in Pari«. Danach erschien der Kampf unvermeidlich, und