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ElbMl und Anzeiger. Amtsötatt der König!. Awtshauptmannschast Großenhain, der Lönigl. Amtsgerichte Riesa «ad Ärehla, sowie des Atadtrathszu Riesa. Druck und Verlag von Langer L Winterlich in Riesa. — Für die Redaction verantwortlich: T. Langer in Riesa 18. Sonnabend, den 11. Februar 1882. 35 Jahrg. in »iksa wöanitt u ere inu Dienstag, Donnerstag und Sonnabend. — Abonnementspreis vierteljährlich l Mark 2» Pfg. — Bestellungen nehmen all« Kaiser!. Ponanstalten, die Expeditionen in Riesa und Strehla lE. Schön), sowie alle Boten entgegen. — Inserate, welche bei dem auSgebreiteten Leserkreise eine wirksame Veröffentlichung finden, erbitten wir uns bis Tags vorher Bormiltag« lv Uhr. Bekanntmachung. Im Gasthofe zu Gohrisch sollen Mittwoch, den 22. und Donnerstag, den SS Februar L88S, von Vormittags 9 Uhr an, folgende im Gohrischer Forstreviere aufbereitete Hölzer, als: Mittwoch, den SS. Februar I88S 683 St. dürre, kieferne Stämme, von 12 bis 25 Ctm. Mittenstärke, r . . 427 - - - Stangen, von 10 bis 15 Ctm. unterer Stärke, / °en HlrMeaen, Donnerstag, den LS. Februar L88S 407 Raummeter kieferne Scheite, > 388 - - Rollen, j am Gohrrsch, ! an der Cosdorfer Straße und der 200 schwache, grüne Langhaufen, / preußischen Landesgrenze, einzeln und partieenweise gegen sofortige Bezahlung und unter den vor Beginn der Auktion bekannt zu machenden Bedingungen an die Meistbietenden ver steigert werden. Wer die zu versteigernden Hölzer vorher besehen will, hat sich an den mitunterzeichneten Revierverwalter zu Gchrisch zu wenden, oder auch ohne Weiteres in die genannten Waldorte zu begeben. König.. Forstrentamt Moritzburg und König!. Revierverwaltung Gohrisch, den 31 Januar 1882 Michael. Roch. Tagesgeschichte. Deutsche- Reich. Bei der Debatte im preußi schen Abgeordnetenhaus über den Etatsposten, betr. das Gehalt eines preußischen Gesandten beim Vatikan, will das Centrum beantragen, daß nicht eine preußische, sondern eine deutsche Gesandtschaft eingerichtet werde. In Juristenkreisen erregt es Aussehen, daß kurz hintereinander der erste Staatsanwalt in Flensburg und der Oberstaatsanwalt in Posen in den einstweiligen Ruhestand versetzt sind. Ueber die Gründe dieser Maß regel verlautet noch nichts. Die Inhaber des Eisernen Kreuzes erster Classe aus den Jahren 1813—15 sind nach dem Etat der preußischen General-OrdenScommission vollständig aus gestorben, so daß der Ehrensold für diese Auszeichnung erspart wird. Für die Inhaber des Eisernen Kreuzes 2. Classe und der Guelphen-Medaille (in Hannover) werden noch 16,000 Mark erforderlich. Von feiten der konservativen Partei wird gegen wärtig eine Agitation für Wiedereinführung des kon fessionellen Eides betrieben. In München wurde eine geheime social-demokra tische Versammlung aufgelöst und dabei 17 Personen verhaftet und wichtige Schriftstücke beschlagnahmt. In der Zeit vom 14. zum 17. d. gelangt vor dem Landgericht zu Posen ein umfangreicher Socialisten- proceß zur Verhandlung, der insofern von Bedeutung ist, als in der Provinz Posen bisher nur unbedeutende Spuren socialistischer Umtriebe wahrgenommen wor den sind. Herzogin Anna, die am 7. April 1865 geborene Tochter des Großherzogs von Mecklenburg-Schwerin, ist am Mittwoch nach fünftägiger Krankheit an der Lungenentzündung gestorben. Der deutsche Dichter Berthold Auerbach ist am 8. d. in Cannes gestorben. Oesterreich. Wien, 7. Februar. Gegenüber zahlreichen in Umlauf befindlichen beunruhigenden Nach richten über eine angeblich bevorstehende Mobilmachung versichert man auf dem Auswärtigen Amte mit voll ster Bestimmtheit, „daran werde nicht gedacht". Die Beziehungen zur russischen Regierung schlöffen jedeBe- sorgniß zunächst aus. Ich gewinne indessen trotzdem aus zahlreichen persönlichen Andeutungen durchaus unterrichteter Personen die Ueberzeugung, daß man hier nicht ohne Besorgniß ist. Namentlich befürchtet man zunächst den Sturz des deutschfreundlichen Leiters deS russischen Auswärtigen Amts, v. Giers. — Daß die Verbindung der in Ostgalizien verhafteten Ruthenen mit dem russischen Slawenkomitee den Zweck hatte, die Bevölkerung von Oesterreich abzuwenden und Rußland näher zu bringe», soll durch die Untersuchung bereits festgestellt sein. Die hiesige Regierung erwartet von den bisherigen raschen Verhaftungen der Rädelsführer die völlige Erstickung der Bewegung. Der Ernst der Lage ist jedoch nicht zu unterschätzen. Ueber das Vorgehen und die GefechtSweise der Insurgenten schreibt ein österreichischer Officier, der bei Korito gefochten, Folgendes: „Unser jüngster Zusammenstoß mit den Insurgenten hat uns überzeugt, daß diese von militärisch geschulten Leuten geführt werden. Die Stellungen der Auf ständischen sind vortrefflich gewählt, die Vertheidigung jener ist eine planmäßige und hartnäckige, während der Sicherheitsdienst, durch die genaue Bekanntschaft der Bandenführer mit dem Terrain, fast noch besser or- ganisirt ist, als bei uns. Während des Marsches ist man buchstäblich keinen Augenblick sicher, hinter irgend einem Felsblocke oder aus einer Schlucht Jnsurgenten- abtheilungen auftauchen zu sehen, die dann alsbald ein gut unterhaltenes Schnellfeuer eröffnen. Gegen solche Überraschungen und Ueberfälle können wir unS in dieser wilden, von vielfachen Schlünden und Abgründen zerrissenen Gebirgsgegend nur schwer oder gar nicht sichern, weil oftmals schon die der Marschkolonne zu nächst gelegenen Terrainabschnitte unseren Seiten patrouillen völlig unzugänglich sind. Am Tage vor dem Gefechte bei Korito marschirten wir etwa eine Meile vor dem Orte auf einem unbeschreiblichen Ge birgswege längs eines liefen Abgrundes hin, dessen jenseitiger Rand bemaltet ist. Weder der Abgrund noch der Wald konnten untersucht werden, weil in jener Richtung die Felsen fast senkrecht abstürzen und die Umgehung derselben seitens unserer Patrouillen mehr als vier Stunden beansprucht hätte. Wir marschirten deshalb auf gut Glück vorwärts. Plötzlich krachte eine Salve aus dem Walde jenseits des Abgrundes, der alsbald unter wildem Geschrei ein regelmäßiges Schnell feuer folgte. Wir warfen uns rasch auf den Boden oder hinter die nächsten Felsen und erwiderten das Feuer, allein ohne sonderlichen Erfolg, da auch der Feind sich gut zu decken verstand. Unsererseits wurden nur drei Mann durch Steinsplitter verwundet, welche durch die Kugeln der Gegner von den Felsen ab sprangen. Nach Einbruch des Abendduukels zogen wir uns zurück." Italien.' Der alte Garibaldi, den die Aerzte schon aufgegeben hatten, befindet sich neueren Nachrichten zufolge auf dein Wege der Besserung. R»tz!««d. Vom Treiben der Deutschenhasser in den Ostseeprovinzen kommen traurige Meldungen. Seit etwa zwanzig Jahren bemühen sich Presse und Beamtenthum in diesen Provinzen, welche allein durch die Bestrebungen deS deutschen Elementes auf eine so hohe Stufe der Kultur wie kein anderer Theil des weiten Reiches gebracht worden, die bestehende Ord nung, die Stellung der Deutschen zu untergraben durch Aufstachelung der untern Stände. Während das Land in erstaunlicher Weise aufblühte, wurde der Bauer von Sendlingen bearbeitet, es gehöre von rechtswegen das ganze Land ihm, weil die Deutschen vor 700 Jahren es ihm geraubt hätten. Es ist jetzt soweit gekommen, daß sich Vereinigungen gebildet haben, welche den Weg der irischen Landliga gehen. Offene Brandschriften, welche zur Ermordung der ober» Clasien auffordern, werden zu vielen Tausenden verbreitet. Eine Brand stiftung folgt der andern. In den letzten Tagen sind sogar in der Universitätsstadt Dorpat Anschläge an die Mauern gebracht worden, welche das Volk auf rufen, nunmehr loszubrechen und die Deutschen zu ver jagen. Die Regierung aber hat zu alledem bisher nichts zu sagen gehabt als gewundene Phrasen; das Land ist so gut als ohne polizeiliche Gewalt. Terbie«. Die social-revolutionäre Partei hat ein neues Blatt gegründet, welches sich „Revolution" betitelt und den Krieg Serbiens gegen Oesterreich predigt. Montenegro. Am Freitag Nachmittag feuerte ein gewisser Theodorowics auf den ausreitenden Fürsten Nikita einen Schuß ab, ohne ihn zu treffen. Der Adjutant deS Fürsten verhaftete den Attentäter, welcher angab, daß er nicht auf den Fürsten, sondern auf einen über dem Haupte des Fürsten fliegenden Steinadler habe schießen wollen. Der Fürst behielt sich die Leitung der Untersuchung vor, befahl Geheimhaltung der ganzen Sache. Eine neuerliche Nachricht meldet, daß der ver meintliche Attentäter freigelaffen worden sei, nachdem sich seine Angaben wegen des Steinadlers als richtig herausgestellt hätten. Zugleich aber wird gemeldet, daß die Bevölkerung gegen Fürst Nikita feindlich gesinnt sei; man will ihn absetzen und den ältesten Sohn Garibaldis als Präsident der „West-Balkan-Republit" ausrufen. Türkei. Die verdrießlichen Zwischenfälle auf der Balkanhalkinsel nehmen kein Ende. Kaum ist der türkisch-griechische Poststreit nothdürftig beseitigt, tauckt schon wieder ein neuer Conflict auf. Bekanntlich ist Ostrumelien eine ziemlich selbstständige Provinz, die in Aleko Pascha einen eigenen Gouverneur Hal und über die der Sulran nur Oberhoheit besitzt. Der Gouver-