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35. Jahr«. Dienstag, den 24. Januar 1882. E'Ichciiil in Riesa wöckentli» dreimal: Die»«tag, Donnerstag und Eonnaben-. - Abonnementspreis vierteljährlich l Mark 25 Pf«. — Bestellungen nehmen alle Saiserl. Poftamtalten die Expeditionen in Siitsa und Etrebla (S- Schön», sowie alle Boten entgegen. — Inserate, welche bei dem auSgebreiteten Leserkreise eine wirksame Veröffentlichung s finden, erbitten wir uns bis LagS vorher Vormittags lU Uhr. Elbeblait und Anieiger. AmlsVtait -er König!. Ämtshanptmannschast Großenhain, der Sönigl. Amtsgerichte Nies« und Strehla, sowie des Stadtraths m Riesa. Druck und Verlag von Langer L Winterlich in Riesa. — Für die Redaction veranttvortlich: T. Langer in Riesa. Höl Bekanntmachung. Ostern 1882 werden alle diejenigen Kinder schulpflichtig, welche bis dahin das 6. Lebensjahr erfüllen. Außerdem können die Kinder der Schule zugesührt werden, die bis zum 30. Juni 1882 6 Jahre alt werden. Vorzulegen ist bei der Anmeldung für alle Kinder der Impfschein, für auswärts geborene Kinder (auch für die in Poppitz und Mergendvrf geborenen) außerdem das Taufzeugnis. Schulpflichtig werdende Kinder, welche wegen eines körperlichen Gebrechens die Schule zur Zeit nicht besuchen können, sind unter Beibringung eines die Krankheit bescheinigenden ärztlichen Zeugnisses ebenfalls anzumelden. Die Anmeldung der Knabe» hat Montag, -en S Februar, von vormittags 10 Uhr bis nachmittags 2 Uhr, die der Mädchen Donners tag, den 8. Februar, zu derselben Zeit in der Schulexpedition zu erfolgen. Riesa, am 21. Januar 1882. Bach, Schuldirektor. LertticheS und Sächsisches. Riesa, den 23. Januar 1882. — Vom 1. Januar d. I. ab gelten die in Riesa gelösten, drei Tage giltigen Tagesbillets nach Berlin für alle Züge, also auch ohne Lösung eines Zu- schlagsbillets für die Eil- und Courirzüge. Ter Preis beträgt für die 1. Classe 19 M. 60 Pfg., 2. Classe 13 M. 70 Pfg., 3. Elaste 9 M. 80 Pfz. — Die vom „Amphion" zum Besten des Ver- schönerungsvereins projectnte Theatervorstellung wird, wegen der sich Ende dieses Monats, sowie im nächsten Monate häufenden Vergnügungen, einem neuen Be schlüsse zufolge, verschoben. — In der am Sonntag stattgehabten Versamm lung der Jagdgenossenschaft wurde nach Vortrag des Cassenberichts, welcher an Einnahme 1268 Mk. 63 Pf., an Ausgabe 155 Mk. 10 Pf., somit den er freulichen Caffenbestand von 1113 Mk. 53 Pf. auf- wieS, beschlossen, 1 Mk. 50 Pf. pro Acker zur Ver- theilung zu bringen. Mit der Auszahlung, welche öffentlich bekannt gemacht werden wird, wurde Herr Vorstand Donath beauftragt. Ferner wurde beschlossen, für dieses Jahr einen Maulwurffänger anzustellen, wogegen man von der Anstellung eines Feldhüters absah, vielmehr ward jedem Besitzer empfohlen, jeden Felddiebstahl zur Anzeige zu bringen. — Der Berwaltungsrath des Verschönerungs vereins hat in seiner letzten Sitzung beschlossen, nach dem Vorgänge vor zwei Jahren einen weiteren Theil des Unterholzes im westlichen Theile des Stadtparks zu lichten. Die jungen Bäume bedürfen zum kräftigen Fortgedeihen Loft und Licht, die ihnen durch das zu dichte Zusammenstehen zu sehr entzogen werden. Die Folge davon ist, daß wenn die Ausholzung nicht recht zeitig erfolgt, die Bäume dann nur eine kümmerliche Existenz fristen. Wird dagegen das Holz gelichtet, so kommen dann die stehengelassenen Bäume gut fort und am Boden entwickelt sich neues Unterholz. Diese letztere Wahrnehmung hat man nach der Ausholzung vor zwei Jahren vollständig bestätigt gefunden. — Der Fond zur Erbauung einer Musikhalle auf dem Fest platze ist durch freie Beiträge bis auf die Summe von 400 Mark angewachsen. Da jedoch mit dieser Summe daS Projekt noch bei weitem nicht realisirt werden kann, so ist es sehr zu wünschen, daß die Zu flüsse zu dem Fond nicht aufhören mögen. — Auf die auf Sonnabend, den 25. Februar, anberaumte diesjährige Generalversammlung des Verschönerungs vereins sei hiermit schon hingewiesen. — Allem Anscheine nach wird der Winter, der uns erst einige kleine Gastrollen gegeben, Heuer sein gewohntes strenges Regiment gar nicht zur Geltung bringen. Die gegenwärtige laue und nebelige Witterung ist vielmehr ein Attribut des nebelgrauen Novembers oder des wetterwendischen Aprils als des gestrengen „großen Horn". Di« wenigen mäßigen Frosttage zu Anfänge des Monats hatten ein Els bis zu 2—3 Zoll Stärke gezeitigt und klug haben jedenfalls alle diejenigen gehandelt, die auch dieses schwache Product dankbar acceptirten und damit ihre Eiskeller füllten, so weit eS ihnen Zeit und Umstände gestatteten. Man hofft zwar allgemein, daß in dieser Beziehung der „kleine Horn" sich splendider zeigen wird als sein großer Bruder, allein wie leicht kann diese Hoffnung als eine trügerische sich erweisen. „Mein Erstes ist nicht wenig, mein Zweites ist nicht schwer, »nein Ganzes läßt sich hoffen; doch traue nicht zu sehr!" — Vielleicht! Der Volksmund sagt, es habe Heuer gar keine Art zu frieren und zu schneien, und in der That hat sich dies bisher bis zur Evidenz bestätigt. Im Februar be schreibt die Sonne schon größere Kreise um Himmel und ihre Strahlen wirken schon so intensiv, daß das in diesem Monat gefrorene Eis dem des Januar und Februar qualitativ weit nachsteht. Gleichwohl ist es sehr zu wünschen, daß der Februar den Bedarf an Eis, das jetzt in wirthschaftlicher Beziehung eine so große Rolle spielt, noch deckte. — Wie uns mitge- theilt wird, sollen sich dieser Tage hier schon die er sie n Sta a re, unsere alten und bewährten Frühlingsboten, gezeigt haben. — Der Rath der Königlichen Haupt- und Resi denzstadt Dresden macht im „Dresdner Anzeiger" unter»» 16. Januar Folgendes bekannt: „Die Administratoren der dem Andenken des verewigten Oberhofpredigers vr. von Ammon gewidmeten Stiftung haben von den eingegangenen 10 Arbeiten über die den ehemaligen Zöglingen des Königl. Seminars zu Friedrichstadt-Dresden im vorigen Jahre gestellte päda gogische Preisaufgabe: „Welche Ursachen liegen einer mangelhaften Aneigung des der Volksschule vorge- schricbenen religiösen Mcmorirstofses zu Grunde, uttd wie ist derselben zu begegnen?" die »nit den Mptty's „Auswendiglernen sei, mein Sohn, Dir eine Pflicht, versäume nur dabei Jnwcndiglernen nicht," und „Erst wäg's, dann wag's" versehenen Abhandlungen, welche Herr Schuldirector F. Engelinann in Dippoldiswalde, bez. Herr F. H. Reinhardt, Lehrer au der h öh er n Bü rgerschnlein Riesa, verfaßt haben, mit je 75 M. zu prämiiren beschlossen." — Der Justizminister vr. von Abeken hatte vo r einiger Zeit im Landtage erklärt, die Erwägungen, welche Amtsgerichte in kleineren Städten in Folge nicht genügender Beschäftigung eingezogen werden sollen, seien noch nicht abgeschlossen. Es scheint in Folge dieser Erklärung in den betreffenden Orten große Be unruhigung entstanden zu fein, da die städtischen Collegien in Colbitz, Markneukirchen, Lengenfeld, Altenberg, Pausa, Hartenstein, Wildenfels, Treuen, Zwenkau, Taucha, Markranstädt, Oberwiesenthal, Bernstadt, Strehla, Sayda, Brand, Wilsdruff und Johanngeorgenstadt sich mit einer Petition an den Landtag gewendet haben, die dahin lautet, derselbe wolle die Staatsregierung ersuchen, von der Einziehung weiterer Amtsgerichte Ab stand zu nehmen. Däc Petenten betonen in ihrer Eingabe, daß sie der Maßregel der Aufhebung ihrer Amtsgerichte nur mit der schwersten Besorgniß ent gegensehen und in ihrer Vollziehung einen weiteren Schritt zu einer bedenklichen Centralisation würden er blicken müssen, die allem Anscheine nach in ihrein un heimlichen Fortschreiten dazu bestimmt erscheine, den kleineren Städten immer mehr die Bedingungen zu einer erträglichen Existenz zu entziehen. Von Seiten der Regierung wurde bei Berathung der vorgedachten Petition in der betreffenden Deputation darauf hinge wiesen, durch dqs Gesetz vom 1. März 1879 sei be stimmt worden, daß die Entscheidung darüber, ob und welche Amtsgerichte aufzüheben seien, vom 1. October 1884 ab nur auf dem Wege der Gesetzgebung erfolgen könne, bis zu diesem Zeitpunkt aber in die Hände der Justizverwaltung gelegt sei. Aus diesem Gmnde müsse das Justizministerium sich auch das Recht beilegen, nach eigenem Ermessen in dieser Frage zu verfügen. Die Petitionsdeputation der Zweiten Kammer hat sich dieser Auffassung nicht angeschloffen, im Gegentheil, sie beruft sich auf das den Stcmden nach tz 109 der Ver fassung züstehende Petitionsrecht und beantragt, die Petition der obengenannten Städte und zwar unter Hinweis darauf, daß die Regierung die Erklärung ab gegeben, sie habe sich noch in keiner Weise schlüssig ge macht, ob und welche Amtsgerichte aufgehoben werden sollen, der Regierung zur Kenntnißnahme zu über weisen. Bautzen. In Birkau brach am 21, Januar früh gegen 6 Uhr auf bisher noch unermittelte Weise im Wohngebäude der Nahrungsbesitzerin Brückner Feuer ouS, welchem das Gebäude, leider aber auch der 80 Jahre alte Vater der Besitzerin, welcher die im Stockwerk gelegene Auszugswohnung inne batte, zum Opfer fiel. Das Feuer griff Mit so außerordentlicher Schnelligkeit um sich, daß es trotz mehrfacher Versuche nicht gelang, dem im Innern zurückgebliebenen alten Manne Rettung zu bringen. Dresden. (Vom Landtag.) Am 20. d. hielt die Zweite Kammer Sitzung ab und bewilligte dabei in Anwesenheit der Staatsminister vr. von Abeken und Könneritz die Cap. 8 bis 15 des Etats der Ueber- schüffe, Berg-, Hütten- und Münzetat, und Cap. 118 der Ueberschüffe in dem Nachtrag zum ordentlichen Staatshaushalt auf die Finanzperiode 1880/81 nach der Regierungsvorlage. Hiernach betragen die Ueber schüffe bei Cap. 8, Porzellanmanufactur, 370,000 M., bei Cap. 9, Steinkohleowerk zu Zauckerode, 515,000 M., bei Cap. 10, Braunkohlenwerk zu Kaditzsch, 27,500 M., bei Cap. II, Bergbau und siscalische Hüttenwerke bei Freiberg, 855,o60 M., bei Cap. 12, Blaufarbenwerk Oberschlema, 192,000 M., bei Cap. 13, siscalische Kuxantheile am Privatblaufarbenwerke, 23,884 M. und bei Cap. 14, Rothschönberger Stölln, 54,000 M.; Cap. 15, Münze, bilancirt in Einnahme und Ausgabe mit 19,760 M. Sodann nahin die Kammer in aber maliger Abstimmung gegen 12 Stimmen den vorgestern angenommenen Antrag des Abg. von Oehlschlägel zu der Petition des Gutsbesitzers Augustin aus Mittel herwigsdorf an. Chemnitz, 21. Januar. Ain gestrigen Tage er ließ der Rath die Verordnung, daß von jetzt an die Nicolaikirche zu schließen sei und fernerhin kern Gottes dienst darin abgehalten werde. Grund dazu gab die große Baufälligkeit, in welcher sich die Kirche befindet.