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imd d« seither »och drohende» Krirasgefahr sowie dm eisier««« gAt friMicher EMM-chig tmd friedlich« AusschwiDN» bmrühm können. — Weimar, IKAah »MMch de» «egimwßl- jnbittum« dch GaMeqng« prangte Weimar gestern i» ei»er Wolke von Flagg«, ttb«all warm Kränke und Blnmmguirland«, vor dm Häusern Lannenbäume, in dm Fenstern Zierpflanzen, welch« die Büsten de» groß- berzogl. Paare» einrahmten. In den Straßen, onrtb die sich der Zua zur Kirche begab, warm die Häuser vielfach dnrch Blnmmaewinde verbnndm. Reveille, durch die RegimentSmustk geblasen, Kanonmschüsse und Gloökngeläute leitet« die Ftstsner ein. Gegen S Uhr nahmen die Schulen, Gewerke und Vereine mit fliegenden Fahnen Stellung in dm vom Schloß zur Stadtkirche sthmiden Straßen. Im offenen Wagen, dem zwei ReiMechte voranrittm, begaben sich Ihre königl. Hoheiten der Großherzog und die Großherzogin zu der Stadtkirche, die von alle» Seiten ihnen entgegenschallm- dm Zurufe mit freundlichen Grüßen erwidernd. In zahlreichen Wagen folgten die fürstlichen Gäste und die Angehörigen de» großherzogl. Hause». Abend» ver- anstaltete die Studentenschaft au» Jena einen Fackel- utg. Der heute von dem vewerbtrribmden veranstaltete Festzug umfaßte über 1000 Theilnehmer und gegen 50 Wagen und ist trotz aller Ungunst der Witterung sehr glänzend verlaufen. Mainz, 9. Jull. Man schreibt dem „Fr. Journ.": Bon Seiten eine» höher» OfsicierS fand dieser Tage eine Inspektion unserer neuerbauten Festungswerke statt. Die Inspektion soll auf Anregung des Kriegs ministeriums erfolgt sein, da sich bei den nunmehr fast vollendeten Werken bedeutende Mängel herauSgestellt hätten. Fast sämmtliche neue Stadtthore zeigen sehr bedenkliche Riffe und Sprünge, so daß bereits viele Reparaturen vorgrnommm werden mußten; auch die FestungSwälle erfreuen sich nicht der Anerkennung der Militärbehörde ; eine Anzahl derselben, und zwar solche, die bereits fertig warm, sind jüngst unter großem Ge töse in die Festnngsgräbrn gestürzt; die Verwüstungen kann man heute noch vor dem sogenannten Mombacher Thore wahrnehmen. Diese Momente sollen das KriegS- ministerium veranlaßt haben, sich durch eine Inspektion über den Zustand der hiesigen Festungsbauten zu in- formiren. Frankreich. Die Pariser Presse bespricht in lebhaftester Weise den e n g l i s ch - t ü r k i s ch e n V e r t r a g und die Erwerbung EypernS, wobei hervorgehobcu wird, daß dieser „Theaterkvup" trotz anscheinenden Erfolges doch schwere Gefahren für England in sich schließe, da der Zusammenstoß zwischm Rußland und England nun in unmittelbare Nähe gerückt sei. Besonders verstimmt die allgemeine Annahme, daß der Vertrag im Geheimen dm drei Kaisermächten bekannt gewesen und nur Frank reich allein unbekannt geblieben sei. Die Republikaner greifen die Politik Disraeli's leidenschaftlich an, er- klären, daß der Vertrag die ganzen Grundbedingungen d«S Congreffes Umstürze und erinnern daran, daß der Minister Waddington die syrische und egyptische Frage von den Congreßverhandlungen direkt ausgenommm habe. England solle bedenken, daß noch andere Staaten Interessen im Mittelmeere zu Vertheidigen hätten und die „Ropublique franyaise" verlangt daher, daß die französischen Bevollmächtigten den Vertrag, wenn er xm Eongreffe vorgelegt werde, zurückweisen sollten, llndere republikanische und Regierungsblätter sprechen sich in derselben Weise aus und meinen, Frankreich sei richt gewillt, sich auf dem Kongreß düpiren zu lasten, leber die Berathungen, welche der Ministerrath über diese Angelegenheit gepflogtn, verlautet nichts Sicheres. Groffbritarmie«. London. Der „Morning- Pöst" zufolge wird in einigen Tagen eine Abtheilung indischer Truppen nach Typern abgehen. Alle Zeitungen, mit Ausnahme der „Daily News", sprechen sich in sehr günstiger Weise über die mit dm Türkei abge schlossene Convention aus und bezeichnen sie als einen kühnen politischen Schritt, der sehr wohl geeignet sei, die englischen Interessen in Indien und am Suezkanal zu schützen. Die „Daily News" sprechen sich gegen die Convention aus und heben die große Verantworttichkeit hervor, welch« England dadurch für die asiatische Türket übernommen habe. Rtttzlemd. Petersburg, 6. Juli. Die russische Presse ist mit den Ergebnissen des Berliner CongreffeS so uryufrieden wie möglich, namentlich aber tobt sie gegen Oesterreich, besten Politik Rußland ge hindert habe, die wohlverdienten Früchte seiner Opfer zu ernten. Der „Novoje vremja" zufolge wird der Frieden, wem derselbe in Berlin geschloffen wird, nur von sehr kurzer Dauer sein; ein anderes Blatt erklärt, daß der Berliner Frieden für Rußland weit demüthigeuder sein wirt^alS der Pariser Vertrag; ein drittes, daß Europa Rußland wie einen barbarischen Staat, der S MWHpgiMhabe, tchandeltr.unh He stimm« bart» MtzHn, daß Rußland nur auf «mrGckgenheit «art« Wicht, um da» wicher zu verlang«, was ihm Europa «a angeblich raubt. Der „GoloS" endlich bedrrcht Oestermch mit eine« furchtbaren Slavenansturm. I« Uebrigen ist e« bemerkenSwerth, daß die "sämmtlichen Blätter sich wenigstens soweit noch die Besonnenheit bewahrt haben, daß sie erklären, für jetzt könne von keinem Kriege die Rede fein. Diese Anschauuna, die allerdings durch die amtlich« Berichte über die Krank heit« ,» dm russischen Heeren und in dm östlich«, südöstlich« und Zentraldistrikten drohende Mißernte sehr gestärkt wird, entspricht allerdings unzweifelhaft oem allgemeinen FriedenSbedürfniß. Die öffentliche Meinung dagegen beurtherlt die Ergebnisse des Lon- greffe» nicht so ungünstig, wie die erwähnten Blätter. Vermischtes. * Au» Frankfurt a. M. wird geineldet, daß im Gebäude deS dortigen Stadttheaters, in welchem zur Zeit die Mitglieder der Meininger Hofbühne gastiren, am 10 Juli kurz vor Beginn der erstmaligen Vor stellung von Grillparzer'« „Ahnfrau" Feuer auSgebrochen ist, welches aber glücklicherweise auf den Dachstuhl be schränkt blieb. DaS Publikum konnte das Theater ohne Unfall verlast«. * Zu Oberwerrn in Unterfranken hatten zwei Kinder mehrere Kirschen sammt den Kernen verschluckt und erkrankten unter den Symptomen heftiger Unter- leibsentzüudung. Nur der angestrengtesten ärztlichen Hülfe gelang es, bei dem einen 4 Jahre alten Kinde die fest eingeklemmten Kerne zu entfernen, während bei dem 1'/, Jahre alten Knäbchen dieselben erst nach einer heftig« Darmblutung den Ausweg fanden. Beide Kmder liegen noch schwer darnieder. * Es lebe dle Konkurrenz! Die Gattin deS unstreitig reichsten Einwohners der Residenz, die seit einiger Zeit geadelt ist, eine Dame, deren Gemahl erst kürzlich die Congreß-Bevollmächtigten zu einem lukul lischen Diner bei sich sah, durchfuhr kürzlich in einer höchst eleganten Toilette, mit Diamanten beladen die Straßen der Hauptstadt. Vor einem einfachen Posa mentierladen, wo auch Schürzen aushingen, stieg sie auS. Ungeheure Stücke davon ließ sie sich vorlegen, I endlich hatte die Dame welche ausgewählt. Und wie s viel kostet das Stück von diesen Schürzen? fragte die Dame, deren Gemahl nicht Tausende, nein Millionen kommandirt. „1 Mark 10 Pf.," antwortete die über das Glück eine solche Käuferin im Laden zu haben, hocherfreute Verkäuferin. „Wie, und im Nebenladen hängen eben diese Schürzen nur mit 1 Mark ausge zeichnet?" sagte die Dame stutzig. Sie drehte sich auf dem Absatz um, und kaufte im Nebenladen die billig« Schürzen. Die Dame, der das Diner der Tongreßbevvllmächtigten Tausende gekostet hat, feilschte um 10 Pf. bei einer Schürze. Es lebe die Konkurrenz! *Ein ordentlicher junger Mensch, welcher vor längerer Zeit seiner Militärpflicht genügt hatte und in daS bürgerliche Leben zurückgetreten war, hatte in Berlin eine Stellung als Contordiener erhalten, dieselbe aber vor Kurzem verloren, da das Geschäft in Liquidation begriffen ist. Vergebens suchte der stellenlose Mann lange Zeit ander weitig Engagement. Schließlich konnte er noch von Glück sag«, daß er bei einem Spediteur als Zeitungsaus träger Arbeit fand. Unter den Abonnenten, welche er zu bedienen hatte, befand sich auch ein Major v. F. Der Name kam dem Austräger bekannt vor, hatte doch sein früherer Compagniechef, bei dem er als Bursche längere Zeit gewesen war, denselben Namen geführt. Als er nun Ende der vergangenen Woche wieder in dem Hause deS MajorS von F. erschien, um in dessen Wohnung daS Zeitungs-Exemplar abzugeben, wurde plötzlich die Thür geöffnet und der Major, in voller Uniform, erschien, um sich zum Dienst zu begeben. Kaum hatte der Zeitungsträger den Offizier erblickt, als er auch zusammenzuckte, seine Zeitungsmappe fallen ließ und „stramm" stand. Er hatte m dem Major feit»« früheren Her« und Compagniechef erkannt. Auch Vieser erkannte den früheren Burschen. Er erwiderte die militärischen Honneurs desselben, dann warf er ein« musternden Blick auf den Mann. Hierauf sagte er, in kurzem Commandoton: „Wiederkommen! Um 3 Uhr Nachmittag bei mir melden." „Zu Befehl, Herr Oberstwächtmeister!" erwiderte fest und sicher der ehemalige Soldat. Der Major begab sich zum Dienst und der Zeitungsausträger gab seine Zeitung dem Dienstmädchen und entfernte sich darauf mit freude strahlend« Blicken, denn in ihm war die Hoffnung er wacht, däß sein ehemaliger gütiger Herr etwas für ihn thyn würde. Und der Mann sollte nicht in seiner Hoffnung getäuscht werden. Schlag 3 Uhr war er zur Stelle. Dre Unterredung war nur kurz. Nachdem der ZeitnnMäger in «miß« Worbe» JiMOerhLtniffe ««gelegt, sagte der MHor: „Bist PuMva Social demokrat?" — „Rein, Herr OberstMchMister! Ich bi» noch, wie früher, der treue SoldckMk- „So ist'» recht, mein Sohu, und Dir soll MMM «erd«. Ich brauche auf meinem Gute einen Aussetzer, Du kannst schon morgen abreisen. Für Geld und Garderobe werde ich sorgen." Mit Thränen in dm Ang« dankte der Ueberglückliche. „Kehrt! Marsch!" brummt« der Major, den die Dankesbezeigung de» Bursch« rührte, und der sich nicht schwach zeig« wollte. Der ehemalige Soldat machte denn auch sofort Kehrt und verließ dre Wohnung. Schon am nächsten Tage reist« er nach dem Gute des MajorS ab. * Ein unerwartete» Zusammentreffen. Bor längeren Jahren etablirte sich in Berlin der Kauf mann L ; da» Glück wollte ihm wohl und es ge ¬ lang ihm nach verhältnißmäßig kurzer Zeit, sein Geschäft zu einer solchen Blüte und Vollkommenheit zu bringen, daß seine eigenen Kräfte allein zum Betriebe »uht mehr auS- reichten. Er entschloß sich daher, «in« Kompagnon zu nehmen und — wählte sich dazu sein« Buchhalter^einen jungen, mittellosen aber sehr thätig«, umsichtig« Mann. Den vereinten Kräften Beider ist «S zuzuschreiben, daß die Firma eine sehr angesehene wurde und daß die Inhaber in den Ruf großer Wohlhabenheit kämm Da trat ein Er- eigniß ein, so unerwartet und niederschmetternd, daß Nie mand anfänglich daran glauben wollte, — und doch war kein Titelchen an dem Faktum zu ändern, — die Firma hatte fallirt. Der Concurs wurde Anfang» der 50er Jahre eröffnet, der zweite Inhaber der Firma war bereits mehrere Wochen vorher, unter Mitnahme bedeutender Baarbestände — man sprach von mehr als 100,000 Thlr. — flüchtig geworden. Steckbriefe, welche hinter demselben erlasse» wur den, blieben fruchtlos, man vermuthete nur, daß er nach Australien geflohen sei. Die spätere Regulirung der Kon kursmasse ergab das fast unerwartete Resultat, daß sämmtliche Gläubiger nicht nur voll befriedigt wurden, solcher» daß sogar noch genügende Ueberstände blieben, um das Geschäft fortzusetzen. Nur der betäubende Schreck über die Veruntreuung deS CompagnonS hatte die jedenfalls übereilte ConeurSeröffnung de» ersten Inhabers zur Folge gehabt. Bald gelang es diesem denn auch, das alte Renommee deS Geschäfts wieder zu beleben und die bedeutenden Verluste auszugleichen. Seit dem Jahre 1872 hat nun Herr L sich ganz vom Geschäft zurückgezogen und lebt als reicher Privatmann. Wie alle Jahre, so auch in diesem, machte derselbe eine Vergnügungsreise, dies Mal nach der Schweiz. Dort ist er nun auf ganz unerwartete, eigen- thümliche Weise mit seinem früher«, längst verschollenen Compagnon zusammengetroffen. Bei einer Fahrt auf dem Genfer See frappirte ihn die Physiognomie des Maschinisten auf dem Dampfer in einer so lebhaften Weise, daß er es nicht unterlassen konnte, nach seinem Namen zu fragen und nach kurzem Zögern bekannte sich dieser auch als den längst Verschollenen. DaS Wieder erkennen mag beiderseits von den verschiedensten Em pfindungen begleitet gewesen sein; über das Weitere hat Herr L nichts verlauten lassen. * Wie viel wiegt eine Million Mark i n F ü n f m a r k s ch e i n e n und wieviel wog eine Million Thaler in preußischen Einthalerscheinen? Anläßlich eines Disputes, der sich bis zur Wette spitzte, wurde diese Frage dieser Tage durch dm unmittttbaren Ver such folgendermaßen entschieden: 10,000 Mark in 2000 Stück ganz neuer Fünfmarkscheine wogen 1482 Gramme oder 2 Pfd. 482 Gr., demnach wiegt eine Million Mark in 200,000 Stück Fünfmarkscheine« das Zehnfache, also 148,200 Gramme — 296 Pfd. 200 Gr. Sechszehn Fünfmarkschein« wieg« etwas mehr als 10 Gramme, der einzelne Fünfmarkschein »siegt 0,741 Gramm. Nimmt man daS Gewicht de» alten preu ßischen Thallwscheines gleich dem d«S jetzig« Fünfmark scheines an, was allerdings etwa» zu hoch ist; so würde «ine Million solcher Scheine 1482 Pfund, also jeden falls über 14 Centn« gewogen habe». * Eine galante Antwort gab einst der tür kische Gesandte in W. einer Dam«, welche ihn gefragt hatte: „Warum eigentlich erlauht die muhamedanische Religion, mehr als eine Frau zu nehm«?" „Unsere Religion" bemerkte der Gesandte, „erlaubt uns die Vielweiberei deshalb, weil wir hei den verschiedenen Frauen, die wir haben könne», zusammen kaum die jenigen Eigenschaften antreffen, die in Ihrer Person, Madame, allein sich vereinigt finden!" * (Vorzüge deS schönen Geschlechts.) Rach Haller können die Frauenzimmer den Hrwgnc länger «trag«, als die Männer; nach Plutmch sich schwerer berauschen ; nach Ungar werden sie älter nnd bekommen nie ein kahles Haupt; nach de la Part -ah« sie die Seekrank heit schwächer, schwimm« «ach Aristoteles länger ob« «nd werden nach PliniuS selten von Löw« ange»