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* Donnerstag, den 10. Januar 1878. 31 Vom Kriegsschauplätze. Auf Seiten der Russen, Rumänen und Serben sind jetzt 6 operative Gruppen zu unterscheiden. Die serbisch-rumänische Cooperation mit etwa 20,000 Mann gegen Widdin, die serbische Occupätivn mit der Haupt richtung gegen Nisch und Sofia in der Stärke von 18000 Mann, das Corps des Generals-' Gurko zwischen Sofia und Slatitza, etwa 50000 Mann stark; die sogenannte russische Centrumsarmee bei Tirnowa unter dem Commando des Großfürsten Nicolaus mit 130000 Mann, die Lomarmee des Thronfolgers von vielleicht 70000 Mann und endlich das Dobrudscha- corps unter General Zimmermann, etwa 50000 Mann stark. Die russische Operationsfront geht also von Pirot über Sofia, Slatitza, den Trojan-, Rosalita-, Schipka und Hainkiöipaß, über Elena und Popkiöi nach Rustschuk. Dresen Positionen steht die türkische Armee ebenfalls in 6, allerdings von einander zumeist ge trennten Gruppen gegenüber. Die Besatzung von Nisch und Widdin mit je 5000 bis 10000 Mann, das in zwei Theile gespaltene Corps von Sofia in der Stärke von-etwa 30000 Mann mit einer Ausnahme stellung bei Jchtima, wo sich Suleiman Pascha befindet. Die türkische Hauptarmee liegt heute mit ihrem Gros zwischen den Schipkapaß und Adrianopel in der Stärke von vielleicht 80000 Mann, welche den Räum zwischen Teke,Philippopel Adrianopel und Silyno besetzt halten. Im Festungsviereck befindet sich, die Besatzungen mit eingerechnet, eine Armee von 60000 Mann. Es stehen ' also einer Armee der Verkündeten von 340000 Mann > höchstens 190000 Türken gegenüber. Erscheint tu Riesa wöchentlich dreimal: Dienstag, Dvnnerstaa und Evnnabeud. — Lboi nenikiiispreis vierteljährlich l Mark25P'g. — Bestellungen nehmen allelkaiserl.Poft-ür die Expeditionen in Riesa und Strehla (E. Schon), sowie alle Bolen entgegen. - Inserate, welche hei dem auSgebrcitctcii Leserkreise eine wirksame Veröffentlichung finden, erbst! uns bis TagS vorher Vormittags lvllhr. — Jnsertionsbeträge von unbekannten auswärtigen Austraggelern werden, wenn dieselben nicht in Postmarken beiliegen, per Postvorschuh e Tagesgeschichte. Deutsches Reich Dresden, 8.Jan. Beide Kammern hielten heute öffentliche Sitzungen ab. Die Erste Kammer, deren Sitzung der kgl. Regierungs- Commisiar geh. Justizrath Hensel beiwohnte, beschloß auf anderweiten Vortrag ihrer ersten Deputation (Referent: Präsident v. Cricgern), das früher von ihr zu ß 2 des Gesetzentwurfes, das Vorzugsrecht der Ehefrau im Concurse betreffend, beschlossene Amende ment fallen zu lassen und dem auf durchgängige un veränderte Annahme des Gesetzentwurfes gerichteten Beschluß der Zweiten Kammer beizutreten. Hierauf erstattete Frhr. v. Burgk namens der vierten Deputation mündliche» Bericht über eine Petition des Instrumenten machers Zarenkow in Dresden. Die Kammer beschloß, dem Antrag der Deputation gemäß, sich dem Votum der Zweiten Kammer anzuschließen und die Petition auf sich beruhen zu lassen. Eine Debatte fand bei keinem der beiden Gegenstände statt. In der Sitzung der Zweiten Kammer be gründete zunächst Abg. Schreck folgende Interpellation, den Bau und die Verwaltung des k. Hoftheaters betr.: 1) Beabsichtigt die k. StaatSrcgierung, der gegenwärtigen Ständevcrsammlung eine Vorlage, oder wenigstens eme Mittheilung ») über die seit dem Schlüsse des letzten Landtages be züglich des Baues des k. Hostheatcrgebäudes etwa angcstellten Erörterungen und über die Fortsetzung dieses Baues, sowie b).über diejenigen Vereinbarungen und Maßregeln, welche behufs der künftigen Erhaltung dieses Ge bäudes getroffen worden sind, zugehcn zu lassen? 2) Sind der kgl. Staaisregierung diejenigen Ucbelftände bekannt, welche bei der Verwaltung des hiesigen Hos- theatcrs bestehen, und gedenkt dieselbe Schritte zu thun, beziehentlich Einrichtungen zu treffen, um diese Uebel- ftände zu beseitigen? Staatsminister Frhr. v. Könneritz erwiderte, daß die in Punkt la erbetene Mittheilung der Kammer in Kurzem zugehen werde, und erklärte gleichzeitig, daß, so viel sich bis jetzt übersehen lasse, die von den Kammern bewilligten Summen zur Vollendung des Baues ausreichen werden. Bezüglich der Frage Id verwies der Minister auf die im königl. Decret vom December 1869 enthaltenen Zusicherung-», welche er füllt werden würden; die zweite Frage verneinte er, da die Verwaltung des Hoftheaters dem Finanzmini sterium nicht unterstellt sei. Abg. Schreck behielt sich in Bezug auf die zweite Frage weitere Anträge vor. Hierauf erledigte die Kämmer noch eine Petition. Berlin, 5. Januar. Zu den verschiedenen Ver sionen über die Neujahrsäußerungen Sr. Maj. des Kaisers fügt die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" eine neue hinzu. Danach hat Se. Maj., nachdem er, wie schon erwähnt, des verstorbenen G.-F.-M. Grafen Mangel mit Rührung gedacht, die Armee berührt und hervorgehoben, „wie er, auch im vergangenen Jahre Gelegenheit gefunden habe, sich zu überzeugen, daß die Armee Vorzügliches leiste, und er danke den hier Ver sammelten , welchen ein so großer Theil an der Tüch tigkeit der Armee zufalle." Mit den Worten: „was das künftigeJahr unsbringenwird,wissen wir nicht"; schied der Kaiser aus der stattlichen Reihe erprobter und bewährter Vertreter der Armee. — Der Stadthaushalts-Etat für Berlin für das neue Etatsjahr ist zwar noch nicht definitiv festgestellt, doch heißt es bereits, daß nicht weniger als 145 Pct. Zuschlag zur Einkommensteuer nothwendig sein würden, um alle Bedürfnisse zu decken. — Die Einwohnerzahl Berlins, die im Laufe des Vorjahres bekanntlich die Million überschritten hat,' betrug nach der Feststellung des statistischen Bureau'S der Stadt Berlin am 1. December v. I. 1,018,818 Seelen, d. s. 51,960 Seelen mehr als am 1. Decbr. 1875, dem Tage der Volkszählung, wo sie sich auf 966,858 belief. Die Zunahme der Bevölkerung seit der Volkszählung hat 4,5 Pct. betragen, seit dem Jahre 1860 dagegen 100 Pct., da vor etwas mehr 17 Jahren die Zahl von 500,000 Seelen über schritten wurde. Frankreich. Paris, 7. Januar. Die gestrigen MunicipalrathSwahlen sind in ganz Frankreich sehr günstig für die Republikaner ausgefallen. In den meisten Städten wurden nur republikanische Candidaten gewählt. In Paris wurden 73 Republikaner und 4 Con- servative gewählt. Italien. Rom, 6. Januar. Der König Victor Emanuel ist gestern von einem heftigen Fieber befallen worden, worauf eine Entzündung des rechten Lungen flügels eintrat. Der Ve.lauf des Fiebers läßt eine Complication mit dem Sumpffieber befürchten. Des Nachts hat der König einige Stunden unter großer Tronsspiration geschlafen, worauf Cymtome einer leichten Besserung sich zeigten. Heute gegen 2 Uhr Nachmit tags wiederholte sich die Zunahme des Fiebers. Bei dem heutigen diplomatischen Diner im Quirinal machten der Kronprinz und die Kronprinzessin die Honneurs im Namen des Königs. Florenz,-.5. Jan. General Lamarmora ist heute Vormittag 9^/, Uhr gestorben. R«kla«d. St. Petersburg, 7. Januar. Privattelegramme melden: Infolge von England der Pforte ertheilter Rachschläge, direkt mit Rußland zu verhandeln, werden türkische und russische Delegirte dem nächst zusammentreffen. Die Aenderung der englischen Politik soll hervorgerufen sein durch eine Unterredung des Fürsten Gortschakow mit Lord Loftus. Amerika. Neu-Nork, 3. Jan. Ein ge waltiger Sturm suchte, gestern die amerikanische Küste heim. Es fanden mehrere Schiffsunfälle, verknüpft mit dem Verlust einer Anzahl Menschenleben, statt. Der britische Dampfer „A. Strong" ist an der KM von Massachusetts gescheitert. Petersburg, 6. Januar. Großfürst Ri meldet an den Kaiser Alexander: Am 3 d. » unsere Truppen nach einem unbedeutenden Schm bei dem Dorfe Wratschedewna, bei welchem wi 24 Soldaten verloren, Sofia ein. Gal atz, 5. Januar. Die Donau ist zuge sie wird in zwei Tagen für die schwersten Fuh passirbar werden. Die Besetzung von Sulina durch Russen ist bevorstehend. Constanlinopel, 6. Januar. Vom Krj Minister sind nur über die Scharmützel mit den S« zwischen Kurschumlie und Pristina Depeschen veröf licht worden, über die Operationen der Donauai ist nichts bekannt. Suleiman Pascha übernimmt Commando über das Corps Scharkir Pascha's, der nach Schlatitza zurückgezogen hat; der Kriegsm Reouf Pascha übernimmt den Oberbefehl über türkische Streitkämpfe in Europa. — Der M Minister hat gestern in der Kammer die Jnterft über die Wegnahme des türkischen PacketboteS „M durch die Russen beantwortet und dabei die Dia Licht gestellt, die die Flotte während des jetzigen! geleistet habe. Belgrad, 6. Januar. Nach mehrtägiger Gifte des Bombardements von Nisch ist daffäbe, weil ««7- Kapitulations-Verhandlungen scheiterten, nunmch», wieder ausgenommen worden. Schnee verhindert ÄW Vordringen über Zaribrod. 1200 Verwundete Wd hier angekommen. Tiflis, 4. Januar Der Großfürst Michael hak sich zur Jnspicirung des Rioncorps nach iLssurgetü be geben. — Der Großfürst verlangte vom Ministerium 100 Aerzte; falls fremde Aerzte engagirt werden müßten, bittet er um Deutsche und Franzosen. OertlicheS und SiWscheS. Riesa. Durch Verfügung des Reichskanzlers vom 26. Sept. 1877 ist wieder einigen höheren BürgchpM schulen die Berechtigung zur Ausstellung vynZchaM nisten für den einjährig-freiwilligen MilrM tärdienst zuerkannt worden, es sirtd dies die höheren Bürgerschulen zu Rathenow, GardckgchM Wandsbeck und Hameln. Das EntlaffüngszeugniHH dieser Anstalten gewährt ohne Weiteres die erwähütW Berechtigung. Außerdem ist dasselbe Recht unser sonderen Bedingungen den höheren .Binsenburg und Altona in Westfalen verliehen wordDW Jeder höheren Bürgerschule, welche wie die in ßlMW organisirt ist, läTn das Recht, gültige Zeugnisse die wissenschaftliche BrsiHizung für den eiryährig-smW willigen Dienst ausstellen zü ^dürfens, nach vorheWfL gangener Prüfung durch einen Reichs^ canzlers zuerkannt werden. (Vgl. der Erfatz-Ordnüng und den vom k. CultüSmimsteWMH herausgegebenen Bericht über den St-nd/deS IWWU richtswesens im Königreiche Sachsen, Dtesherr Da vielfach die irrige Meinung verbreitet ist^Mf^ nur die Gymnasien und Realschulen > I. um M, Ordnung den Berechtigungsschein zum einj-freiw. TDW ausstellen dürften, so erscheint es zweckmäßig, aufW. erwähnte Verfügung des Reichskanzlers hinzu» ' Sobald die höhere Bürgerschule hi^ bis zur I. entwickelt ist, kann ihr die Berechtigung nicht vorefthH halten werden, daß die hiesige höhere BüpKeM^. schule das Lehrziel der Realschule Ü7Q vollkommen erreicht, dürfte aus der T h ä tM fache hervorgehen, daß bisher alle Schüler welche aus der IV.Clafse derselben auf dMi, Reals ch ule I. Ordnung zu Döbeln und in LäU stadt Dresden übergegangen sind, ohttLApH? nähme in die III. Clafse der genann ten Anstalten ausgenommen worden flM ' - -7 V- . ' V' ' Elbckall und Aiyngcr. Amtsökatt h -er Lönigl. Ämtshauptmannschast Großenhain, -er Sönigl. Gerichtsämter Riesa na- Strehla, sowie -es Zta-traths M Riesa und Ltadtgemeinderaths M Strehla. Druck und Verlag von G. Ponsong in Riesa. Verantwortlicher Redakteur: L. Mader in Riesa.