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vier wo- Vermischtes. *Jn Hamburg hat am 21. Mai früh der Scharf richter seines traurigen Amtes gewaltet. Es handelte sich um die Hinrichtung des Mörders Haack. Derselbe empfing am Abend vorher gegen 10 Uhr den Besuch seiner Seelsorger, welche ihm geistlichen Zuspruch spendeten, bis er, nachdem er sein Gebet verrichtet und ein Glas Wein und ein Butterbrod genossen hatte, ruhig einschlief. Um 2 Uhr Nachts erwachte er und betete inbrünstig bis gegen 4 Uhr; dann bat er uin eine Taffe Kaffee und etwas Brot; beides genoß er mit Appetit. Mit größter Fassung vernahm er die Mittheilung, daß seine letzte Stunde gekommen sei, indem er erwiderte, er sei darauf gefaßt gewesen. Geben 4'/-, Uhr erschien sein Vertheidiger, dem er sichtlich erfreut entgegen trat. Er bat denselben, ihm einige Wünsche zu erfüllen, und äußerte, er sehe jetzt wohl ein, daß ihn diese Strafe treffen müsse, der irdischen Gerechtigkeit müsse Genüge geschehen, und der Vertheidiger möge Allen, sowohl seinen Richtern, wie denen, welche das Urtheil an ihm mit zu vollziehen hätten, sagen, daß er ohne jeglichen Groll gegen sie und die übrige Menschheit aus dem Leben scheide. Mit demGlockenschlage Sechs wurde derDelinquent aus seiner Zelle geführt und trat den letzten, schweren Gang an. Unter Vorantragen eines Kruzifixes ge leitete man ihn dann unter Gebeten auf den Richtplatz. Hier wurde ihm sein Todesurtheil nochmals verkündet. Ruhig und vollkommen gefaßt nahm er dasselbe auf. Man sprach ihm noch ewige Worte des Trostes zu, worauf er erwiderte, er sterbe ruhig und mit seinem Gott versöhnt. Sodann bestieg er ohne Scheu, von den beiden Knechten des Scharfrichters geführt, daS Schaffst und ließ sich ohne den geringsten Widerstand auf das verhängnißvolle Brett schnallen. Noch war keine Sekunde verstrichen, da gab der Präsident des Gerichts das Zeichen, das Beil siel und— der ir dischen Gerechtigkeit war Genüge geschehen. Ein Familien-Logis mit 2 Wohn- und 2 Schlafstuben und sonstigem Zubehör wird per 1. Juli zu miethen gesucht. Off. unter k. 10. nimmt die Exped. dies. Bl. entgegen. Rach erlangter Mündigkeit und selbstständiger Nieder lassung ist ihn« dieses Diplom auf ihren Antrag kostenfrei gegen ein Diplom al» geprüfter Huffchlag- meister umzutauschen. Die Namen der mit Diplomen versehenen Personen und die darin ertheilten Prädikate (geprüfter Hufschmied oder Hufbeschlagmeister) werden von Amtsrvegen öffentlich bekannt gemacht. Roßwein. Der Vorstand und die Vertrauens männer deS insolventen Vorschuß-Vereins haben, wie bereits in voriger Str. d.Bl. erwähnt, gegen dieTon- rurSerklärung Appellation eingelegt. Es hofft der Vor stand, wen» sich dw Mitglieder auS ihrer Lethargie auf- rafsen, eine halbe Million Mark baar aufzubringen, den Rest des Deficits durch rechtSbindende Pfiichtscheine, welche nach Höhe deS Vermögens der Mitglieder zu bemessen sein würden, zu decken. Zur Erreichung diese» Zweckes wird Freitag, den 31. Mai eine außerordent liche Generalversammlung der Mitglieder im Rathhaus saale zu Roßwein stattfinden. Es wird in Aussicht gestellt, daß, wenn jedes Mitglied ein Fünftel seines Vermögens sofort baar einzahlt, das Deficit sich auS- gleichen läßt. Die vorläufig aufgestellte Quote von 20 "/» deS Vermögens jedes Einzelnen dürfte sich vielleicht noch etwas verringern, >venn es gelingt, mehr Klarheit in die Bücher zu bringen. Um das zu erreichen, ist endlich den Vorstellungen des Ausschusses vom Bezirks gericht Gehör geschenkt worden und der Exdirector Engelbert Brückner unter Bedeckung am Montag Abend mit dem Nachtzuge nach Roßwein gebracht worden, um die bodenlose Lüderlichkeit in den Büchern sichten zu helfen. Schneeberg. Wie sehr die Lehrlingskalamität sich in den Kreisen der hiesigen Handwerker in fühlbarer Weise geltend macht, davon giebt das Vorgehen der hiesigen Bäcker einen eklatanten Beweis. Dieselben fordern zum Beitritt einer neuen Bäckerinnung auf, um zur Erthcilung von Arbeitsbüchern und Lehrbriefen an die Lehrlinge sich gegenseitig zu verpflichten.— Am vergangenem Sonntage wurde die hier begründete Spitzenklöppelmusterschule eröffnet. «fernem Geländer begrenzt «erden. Den Treppe« bau anlangend, so ist ergänzend zu bemerken, daß die Seitenmauern aus Sandstein und Porphyr m Fugen mauerwerk aufgeführt werden und daß mit dem Ausbau der Seitentheile des Mittelbaues iwcl. Aufstellung der beiden steinernen Sitzbänke begonnen worden ist. Nächstdem werden die Seitenwangen an den Treppen in Angriff genommen werden. Trotz der angestrengtesten Thätigkeit — die Arbeiter fangen jetzt um 5 Uhr an und hören erst um 8 Uhr auf — dürfte es kaum möglich sein, den complicirten Bau bis zum Himmelfahrtsfeste in allen seinen Details fertig zu stellen. — Im Saale des SchießhauseS hielt gestern Abend der hiesige Äewerbeverein seinen ersten Sommer- familienabend ab, welcher sich eines zahlreichen Besuchs zu erfreuen hatte und fand das vom Stadtmusikchor gegebene Concert infolge des gut gewählten Programms und der präcise» Ausführung der einzelnen Stücke vielen Beifall. — Als ein gutes Anzeichen für eine reiche Obst ernte in diesem Jahre dürfte ein Aprikosenbaum in dem Garten des hiesigen Armen- und Krankenhauses angesehen werden. Der Baum hängt dermaßen voll Früchte, daß man in den einzelnen Fruchtbüscheln bis zu 20Apnkosen und darüber zählen kann. —Als eine Rarität in dem genannten Garten dürfte ein neben einer Staarmäste in den Zweigen eines Birnbaumes — also in Freien — erbautes SperlingSnest gelten. Von den Staaren aus der Mäste vertrieben, hat das muthige Sperlingspaar doch nicht weichen wollen, sondern hat den Stärkeren zum Trotz sich in unmittel barer Nähe «»gesiedelt. Von einer friedlichen Nachbar schaft der beide» Vogelfamilien soll indeß keine Rede sein. — Gestern morgen hat sich in dem Gasthofe des Dorfes P. ein Man» in den 40er Jahre», angeblich ein Mechaniker aus Cöln am Rhein, durch Oeffnen der Pulsader zu tödten versucht. Er hat jedoch seine Ab sicht nicht erreicht und ist in ärztliche Behandlung gegeben worden. — Die diesjährige Jahresversammlung des Vereins sächsischer Schuldirectoren wird Ende Juni in Freiberg abgehalten werden. Etwaige für diese Versammlung bestimmte Anträge resp. Vorträge sind behufs Feststellung der Tagesordnung spätestens bis Ende Mai bei dem Vorsitzenden des Vereins, dem Schuldirector A. Schunack in Zwickau anzumelden. — Wir machen wiederholt darauf aufmerksam, daß mit dem 1. Juni d. I. folgende Münzen werthlos werden: 1) die Einsechstel-Thalerstücke (S-Gr.-Stücke) deutschen Gepräges, 2) die */«- und '/,-Thaler- stücke landgräflich hessischen und kurhessischen Gepräges, 3) die auf Grund der Zehntheilung des Groschen ge prägten 2-Pfennigstücke und die aus Grund der Zehn- und Zwölftheilung des Groschens geprägten 1-Pftnmg- stücke C/z-, r/»o- und r/is-Groschenstücke), 4) die nach dem Marksystem ausgeprägten 5-, 2- und 1-Pfennig- stücke mecklenburgischen Gepräges. — Zu dein am 18. Juni stattfindenden silbernen Ehejubiläum unseres verehrten Königspaares wird eine allgemeine kirchliche Feier nicht beabsichtigt; man wird sich darauf beschränken, am Sonntage vorher in besonderem Kirchengebet des bevorstehenden festlichen Tages zu gedenken. — Die Regierung will beste,» Vernehmen nach das Gehalt der Bezirksthierärzte aus 1500 Mark unter gleichzeitiger Verleihung der Staatsdiener-Eigen schaft erhöhen. Diese Gewährung kann nicht zu hoch erscheinen, da jetzt bei 1080 M. sich bereits Mangel an Bewerbern um eine Bezirksthierarztstelle geltend macht, wie auch in Anbetracht der an die Bezirks thierärzte gestellten Anforderungen, sowohl hinsichtlich ihrer veterinärpolizeilichen Leistungen, als auch hinsicht lich ihrer Vorbildung, bezüglich deren schon vom Reichskanzleramte Vorlage an den Bundesrath ergangen ist, daß für den Eintritt in eine Thierarzneischule die Reift für Prima.eiues Gymnasiums künftighin gefordert werden soll. — Neuerer Verordnung zufolge treten für die Prüfungen im Hufbeschlage folgende Bestimmungen in Kraft: Censuren werden nicht ertheilt Wer die Prü fung mit Erfolg bestanden hat, erhält durch die Com mission für das Veterinärwesen kostenfrei ein Diplom als geprüfter Hufschmied. Als besondere Auszeichnung kann Denjenigen, welche vorzügliche Kenntnisse und Fertigkeiten nachgewiesen haben, daS Diplom als ge prüfter Hufbeschlagmeister ausgestellt werden, dafern sie das 21. Lebensjahr erfüllt und als Hufschmiede be reits ein selbstständiges Geschäft eröffnet haben. Solche, bei welchen die letzteren Voraussetzungen noch nicht Vorlieben, welche aber im Uebrigen der erwähnten Auszeuhnung für würdig befunden worden sind, er halten zwar zunächst nur das Diplom als geprüfter Huffchrmed, jedoch mit dem Zusatze: „mit Auszeichnung". Nächsten Mittwoch de« LV. Mai früh v Uhr sollen die Herstellungsarbeijen des Commuuikationsweaes von Borna «ach Gröba an den Mindeftsordernden vergeben wer den, und werden Reflektanten von Unterzeichnetem, bei dem MhereS zu erfahren, eingeladen. Wilhelm Müller, Gemeindevorstand in Pochra. «roßer Schauspieler-, Musiker-, Kunstreiter- und ähn licher Gesellschaften, der Pferde- und Viehhändler mit erheblichem Betriebskapital und Umsatz, der mit grö ßeren Waarenlagern umherzichenden Handeltreibenden u. s. w., erhöhte Jahressteuersätze bis zu 150 Mk. ftstzusetzen, empfiehlt die Deputation statt „bi» zu 150 Mk." zu setzen „bis zu 300 Mk." Zugleich wird beantragt, die Regierung zu ersuchen, bei der ReichS- regierung aus Beseitigung deS in 8 7 deS Freizügig- kettSgesetzts liegenden Hindernisses hinwirken zu wollen, welches z. Z. «nem den Gemeinden seitens der Landes regierungen eivzuräumenden Besteuerungsrecht deS Ge werbebetriebes im Umherziehen zu Gemeindezwecken entgegenstrht. — Kaiser Wilhelm wird, wie jetzt endgültig sest- steht, nicht zur silbernen Hochz'eitsftier unseres Königs- paareS nach Dresden kommen, sich vielmehr bereits am 10. oder 11. Juni nach EmS begeben. Berlin, 24. Mai. Die „N. «. Z." schreibt: „DaS EntlaffungSgesuch deS Minister Falt betreffend, verlautet neuerdings van kompetenter Seite, daß der Kaiser schon in der vorigen Woche erklärt hatte, auf das Gesuch nicht eingehen zu können. An diese Ab lehnung aber haben sich weitere Erörterungen geknüpft, welche unsere Mittheilung am Montag begründeten, daß eine entscheidend Wendung in der Angelegenheit noch ausstehe. Die über diese neueste Lage der Sache in den Zeitungen umlaufenden Angaben werden gleichzeitig officiös als „vielfach inkorrekt" bezeichnet. Großbritannien. London,23.Mai. Der Kronprinz des deutschen Reichs hat gestern dem Lord Beaconsfield einen Besuch abgestattet und wohnte am Abend mit der Frau Kronprinzessin dem Hofballe im Buckinghampalaste bei. — Dem „Reuter'schen Bu reau" wird aus Boston vom 22. d. gemeldet, Agenten der russischen Regierung hätten mit einer Bostoner Eisengießerei Unterhandlungen wegen der Fabrikation von schweren Geschützen angeknüpft. — Botschafter Schuwaloff hatte heute Nachmittag eine Unteiredung mit dem Staatssekretär des Auswärtigen. Er legte demselben die russischen Vorschläge dar. Wie verlautet, würde darüber, bis England antworte, das strengste Stillschweigen beobachtet werden. Es herrscht die all gemeine Meinung, der politische Kongreß trete zusammen. Rnmiinie«. Bukarest, 22. Mai. Anläß lich deS Jahrestages der Thronbesteigung des Fürsten Karl und der Unabhängigkeitserklärung Rumäniens sind heute alle Häuser geflaggt. Der Fürst besuchte Kalafat, passirte hierbei Widdin und besichtigte das in der Nähe dieser Stadt belegene Schlachtfeld von Smrdan. In Widdin wurde der Fürst von den Russen mit mllitärischen Ehren empfangen, der Klerus überreichte Brod und Salz. Der Fürst wird in drei bis ' Tagen hier zurückerwartet. Rußland. Petersburg, 23. Mai. Der Schah von Persien ist heute mittelst Extrazuges auf der Nikolaibahn hier eingetroffen. Am Bahnhöfe, — selbst eine Ehrenwache aufgestellt war wurde er von dem Kaiser und den Mitglieder des Kaiserhauses empfangen und fuhr sodann an der Seite des Kaisers in einem offenen Wagen, nach dem Winterpalais, von der massen haft angesammelten Bevölkerung freundlich begrüßt; die Statt hatte gflaggt. Der Aufenthalt des Schah's dauert nach den bisherigen Bestimmungen bis zur Mittwoch. TürlKi. Constantinopel, 23. Mai. Auf der hott« Pforte ist heute Nacht ein Brand ausge brochen. Der größte Theil derselben ist vollständig niedergebrannt, nur das Großvezierat und ein Theil des Ministeriums des Aeußern blieben erhalten. Die Ministerien der Justiz, des Innern, deS Unterrichts, sowie die Staatsrathsgebäude wurden zerstört. Oerüiches und Sächsisches. Riesa, den 24. Mai. — Nachdem der Schlrußenbau an der Parkfreitreppe so weit gediehen ist, daß er mittelst Mauerdurchbruchs durch die Veranda der Rathskellerrestamation nach dem RathSgarten wttter fortgeführt werden kann, hat man mit derNivellirung des Platzes oberhalb der Freitreppe begonnen. Dieser Platz wird ein sanft ansteigendes Plateau darstrllen, daS mit einem Treppenaufsatz von 5 oder 6 Stufen nach dem früheren Reitplatz hin ab schließen wird. Der Reitplatz selbst wird entsprechend erhöht und zu einer Anlage in Form einer Ellipse mit durchführenden Fußwegen umgestaltet werden. An den Seilen der Anlage werden zwei Fahrwege hmführen und sich oberhalb dÄ Treppenaufsatzes in der Weise vereinigen, daß der eine von ihnen zur Einfahrt und der andere zur Ausfahrt für Geschirre wird dienen können. Nach dem Gaschüy'schen Garten hin wird das Plateau durch eine Mauer mit Plattenanffatz und