Volltext Seite (XML)
ZS« im freien Felde untauglich zu machen — und auch dieser Zweck ist jetzt glänzend erreicht. Da» K. S. KriegSmmistrrium macht unter dem I. September Folgende» bekannt: Gegenüber den vielfach berechtigten Nachfragen Angehöriger der im Felde stehenden K. Sächsischen Truppen muß da» Kriegt-Ministerium hiermit erklären, daß die Berlustlisten über Unteroffiziere und Mann schaften bei der Schlacht von Metz am 18. Iiui. bi» jetzt noch nicht eingetroffen find; — sobald selbige cingehen, werden sie durch da» Kriegs ministerium sofort veröffentlicht werden. Wie inzwischen ermittelt worden ist, sind von dm nach der Bekanntmachung de» Ministerium» de» Innern (vgl. die amtliche Bekanntmachung) vor der amtlichen Constatiruna de» Au-bruch» der Rinderpest auf „Kammerdiener»" verkauften II Stück Vieh 2 nach Tharand, je I nach Löbtau, Blasewitz und Kötzschenbroda gekommen, während die übrigen 6 Stück in hiesiger Stadt geblieben sind. Obwohl nun sofort die.nöthigen Vorsichts- maßregeln angeordnet worden sind, und zu hoffen ist, daß dadurch einer Weiterverbreitung der Seuche durch dieser Vieh vorgebeugt sein werde, so er scheint doch die größte Vorsicht feiten der Viehbe sitzer geboten. Freiberg. Vergangenen Freitag Nachmittag 4 Uhr verunglückten auf dem S. Lichtloch de» Rothschönberger Stollnbaue» drei Bergleute. Den Wunsch, statt aus der Fahrt hinabzusteigen, sich in der Tonne hinunterzulassen, führten sie auch au» ; leider aber riß da» Seil und die drei Be- klagenswerthen stürzten mit der Tonne 48 Lachter tief in den Schacht. Sie waren sofort Opfer de» Tode»; ihre Leiber wurden stückweise zu Tage befördert. Leipzig Wie da» „L. Tageblatt" meldet, sind in diesen Tagen auf der westlichen Staats bahn Sachsens sieben große, aneinandergekoppelt« Locomotiven abgegangen, um auf den occupirten französischen Eisenbahnen Dienste zu leisten. Leipzig, 3 September, Abend». Die Stadt ist in großartigster Weise bis in die entferntesten Stadttheile illuminirt. Musikchüre durchziehen, pa triotische Weisen spielend, die Straßen. Di« ju belnde Volksmenge läßt unausgesetzt Hoch» auf den König von Preußen und aus den Grafen Bismarck erschallen. — In den Kirchen hat ein Dank-Gottesdienst stattgefunden. Berlin, I. Sept. Die von dem Kriegsmi nisterium herausgegebenen amtlichen Verlustlisten (deren Maximalpreis für das ganze Exemplar 10 Sgr. beträgt) finden eine gewaltige Abnahme; man kann die Zahl der Abonnenten bis jetzt schon auf 50,000 setzen, die täglich noch zunimmt. Außer dem werden diese Listen noch unentgeltlich von AmtSwegen ausgelegt und noch anderweit für die einzelnen Kreise gleichfalls ohne Entgelt verbreitet. Die hier erscheinende „Corr. Stern" schreibt unterm 29. Aug.: „Wir haben heute einen glaub würdigen Mann gesprochen, der gestern Abend aus Pesth hier angelangt ist. Er versichert, all« Eisenbahnen von Ungarn nach Böhmen seien durch Militairzüge in Anspruch genommen. Alte Leute von 36 — 38 Jahren würden eingezogen und in Pesth ginge das Gerücht, die Honveds würden Frankreich zu Hilfe ellen. Die Stimmung unter der Bevölkerung sei Preußen durchaus nicht gün stig, und dieser ungünstigen Stimmung werde von oben herab in keiner Weise entgegengetreten: — im Gegentheil." Bei dem unaufhaltsamen VorwärtSdringen der deutschen Heere sei jetzt, so meint die„N. Ä. Z.", di« Zett gekommen, wo man sich die Frage vor zulegen habe, unter welchen Bedingungen Deutsch land mit Frankreich Frieden schließen könne. Ruhm und Eroberungssucht dürfe uns dabei «Mitten, Großmutb ebensowenig, sondern lediglich »er Hin blick auf die Sicherung Deutschland», namentlich de» Süden», vor neuen Angriffen der französischen Begehrlichkeit. „Da» Mindeste, wa» wir fordern müssen, da» Mindeste, womit die deutsche Nation in allen ihren Theilen, vorzüglich aber unser« Stamme»- und Kampfgenossen jenseits de« Main fich befriedigt erklären können, ist die Abtretung der Ausfall-Pforten Frankreichs nach der deutschen Seite hin, di« Erwerbung von Straßburg und Metz für Deutschland. Von der Schleifung dieser Fesümgen einen dauernden Frieden zu erwarten, wäre eine auf Kurzsichtigkeit beruhende Illusion von derselben Art, wie die Hoffnung, daß es möglich sein werde, di« Franzosen durch Schonung zu gewinnen, und im Uebrtgen ist nicht zu ver gessen, daß, wenn wir diese Abtretungen verlangen, Neueste Nachrichten. Pillnitz, 4. September. Se. Majestät der König haben von Sr. königl. Hoheit dem Kron prinzen da» nachstehende Telegramm, di« bereit» au» Buzancy gemeldete Schlacht vom 30. Au gust betreffend, erhalten: „Malancourt, 3. Sept., 10 Uhr Abend». An Se. Majestät den König von Sachsen. Die unter meinem Befehl stehenden Corps am 30. August siegreiche Schlacht gegen Mac Mahon bei Beaumont. Circa 30 Kanonen und Mttrai- lleusen, viel Befangene. XU. Corp» wrnig Ver luste. Georg und ich gesund. Albert." Berlin, Freitag, 2. September, Mittag». (W. T. BI Au» Lendresse vom 31. August wird gemeldet: Di« Folgen de» gestrigen Siche» über Mac-Mahon werden bei der großen Auldeh nung erst allmählich bekannt. Bis jetzt ist consta- ttrt, daß einige 20 Kanonen, II Mitrailleusen, sowie ungefähr 7000 Gefangen« in unfern Händen sind. (Lendresse licht 3 Stunden südwestlich von Sedan, 2 Meilen südöstlich von MeziSret.) Brüssel, Donnerstag, 1. September, Mit tag». (W. T. B.) Gutem Vernehmen nach haben die an der französischen Grenze aufgestellten Trup pen die strengsten Instructionen erhalten, um jede eventuelle Verletzung der Neutralität Belgien» zu verhindern. Namentlich sollen, fall» Kaiser Na poleon den Wunsch zu erkennen giebt, di« belgisch« Grenze zu überschreiten, Adjutanten ihm vorher den Degen abfordern. Ferner hat di« Regierung läng» der Grenze an den Uebergangsstraßen Pfähle mit der Aufschrift „Neutrale» belgisches Gebiet" anbringeu lasten. Die belgischen Trup pen unternehmen fortgesetzt RecognoScirungen. Brüssel, Donnerstag, 1. September, Abd». (W. T. B.) An der belgischen Grenze bei Bouillon wurden 250 Franzosen gefangen genommm und entwaffnet: es befanden sich dabei 50 Pferde. Brüssel, 2. September, Nachmittags. Au» Bouillon wird gemeldet: Infolge der stattge habten Kämpfe zwischen Mac Mahon und den deutschen Truppen sind über 3000 Franzosen über di« belgische Grenze gekommen und entwaffnet worden. Es befinden sich darunter ein General und mehrere Stabsoffiziere. Brüssel, 2. September, Abends. Mit den Über die belgische Grenze getretenen und entwaff neten 3000 Franzosen, die nach Beverloo dirigirt wurden, sind auch mehrere Fourgons, 500 Pferde, 2 Geschütze und andere» Material über die Grenze gekommen. Berlin, 2. Septbr., Abends. Es wird in hiesigen unterrichtete» Kreisen als mit Bestimmt heit in Aussicht zu nehmen bezeichnet, daß, wenn auch nicht eine Einberufung einer parlamentari schen Volksvertretung, so doch gewissermaßen die Provocirung der Volksmeinung in anderer Weise erfolgen werde, bevor eine definitive Vollziehung des Friedens Seitens der kriegführenden deutschen Regierungen eintreten wird. Ueber die Art und Weise, in welcher dies geschehen dürste, hören wir Folgendes: Es soll der Vorschlag gemacht sein und bei den leitenden Staatsmännern Deutsch lands auch Anklang gefunden haben, daß bald nach dem binnen Kurzem zu erwartenden siegrei chen Einzug unserer Truppen in Paris ein deut scher Abgeordnetentag in Berlin durch hervorra gende Parteimänner zusammen berufen werde, der sich quasi als Vorparlament constttuiren und in freier Besprechung der Volksmeinung Aus druck geben solle. — Die Rinderpest, welche plötz lich an verschiedenen Orten Deutschlands — in der baperschen Pfalz, in Dresden, Oranienburg und jetzt auch in dem occupirten Lothringen in Saaraemünd — zum Au-bruch gekommen ist, hat das Bundescanzleramt veranlaßt, die.Bestimmun gen de» Bundes-Gesetzes in Kraft treten zu las sen. Es wird demnächst die Publicirung der noth- wendig werdenden Maßregeln erfolgen und auch die Ernennung eine» besonderen Seuchencommis- far» für die inficirtcn Bezirke nicht lange aus sich warten lasten. — Aus Saarbrücken wird der „Kreuzztg." soeben telegraphirt: „Es fehlen der Armee sehr dringend: Leibbinden, Leinen-Fußlap pen, Socken, Unterjacken, Unterhosen, natürlich Alle» in großen Massen auch für die Gesunden. Berlin, Sonnabend, 3. September, Abend». Aus Brüssel, vom heutigen Tage, wird hier her gemeldet: Der kaiserliche Prinz von Frank reich ist in Chtmay (in Belgien) eingetroffen und im Schlosse de» Fürsten v. Chimah abgestiegrn. — Die Zahl der nach Belgien übergetretenen Franzosen betrug gestern etwa 10,000 Mann. Sie haben All« die Waffen niedergelegt und wer den vorläufig nach Namur geschafft, mit ihnen 400 »rttlleriefahrzeuge, 1200 Pferde und 2 Se- sH^erlin, Sonnabend, 3. September, Bonn. -/.II Uhr. Berlin feiert heute «inen Siege»mor- gen, wie e» noch keinen gesehen. Der EnthustaS- mu» ist unbeschreiblich. Tausmd« durchwogen die Straßen. Bor dem königlichen Palai» find große Menschenmaffen versammelt, welch« dem Könige, der Königin und der Armee Vivat« rufen. Die Königin erscheint, wiederholt dankend, auf dem Balcon. Da»Friedrich»denkmal tft von derSchul- jugend beflaggt, welche, di« Nattonalhvmne und die „Wacht am Rhein" singend, die Straßen durch zieht und auch vor dm Wohnungen BirmarL», e» sich um ursprünglich deutsche» und zu« guten Theil deutsch gebliebene» Gebiet handelt, dessen Bewohner mit der Zett vielleicht lemen werden, sich wieder al» Deutsch« »u fühlen. Dvnastiewrchsel kann un» gleichailtig sein, Kri«g»kostm find nur vorübergehende finanziell« Schwächung Frankreich», gewähren keine Erhöhung der Sicherheit deutscher Grenzen. Letztere ist nur erreichbar durch Ver wandlung der beiden un» bedrohendm Festungen in Bollwerke unserer Sicherheit. Straßburg und Metz müssen au» französischen Agression»f«ftungen deutsche Defensiv-Plätze werden. Wer den Frieden auf dem europäischen Continent aufrichtig will, wer die Niederlegung der Waffen und die Herr schaft de- Pflug» über da» Schwert will, der muß zunächst wünschen, daß die Nachbarn Frank reichs darauf eingehen können, da Frankreich der einzige Friedensstörer ist und e» bleiben wird, so lange e» die Macht dazu hat." Königsberg i. Pr., 31. August. An der heutigen Börse beschloß die sehr zahlreich versam melte Kaufmannschaft einstimmig, ein« Adresse an Se. Majestät den König zu richten, welche ähnlich der gestern in der Versammlung von Mitgliedern aller Parteien in Berlin be schlossenen Adresse die Bitte um Fernehaltung jeder fremden Einmischung in die eventuellen Frie densverhandlungen ausspricht. Köln, I. September. Die „Kölnische Ztg." meldet aus Tübingen vom 30. August: Der Bischof Hefele von Rottenburg ist authentischen Nachrichten zufolge fest entschlossen, auf keinen Fall sich dem Concilsbeschluß über die päpstliche Unfehlbarkeit zu unterwerfen, sein Domcapitel so wie die hiesige theologische Facultät stehen in die ser Beziehung einstimmig auf seiner Seite. Saarbrücken, 31. August. Der als Par lamentär am 24. August in die Festung Verdun entsandte (k. sächsische) Premierlieutenant v. Schiinpff wurde mit Flintenschüssen empfangen, durch welche der begleitende Trompeter schwer ver wundet worden ist. Kaiserslautern, 27. August. Durch die Schelle wurde gestern, wie di« „Pf. Vlksztg." meldet, bekannt gemacht, daß, nachdem der Ver dacht vorliege, in einigen Ställen hier sei die Rinderpest ausgebrochen, sämmtltches Rind vieh, Schafe und Ziegen in ihren Ställen zu hal ten seien. Dem „Speirer Anz." zufolge rückte heute Abend eine Compagnie Militär hier ein, um der ausgebrochenen Rinderpest halber die hie sigen Stallungen und die Stadt abzusperren. (In Koblenz wurden, laut dem „Nürnb. Corr.", vor einigen Tagen mehrere hundert Stück Vieh erschlagen; nach Berichten, die da» letztgenannte Blatt von dort erhalten hat, handelt es fich je doch nicht um Rinderpest, sondern um Milzbrand.) Brüssel, 31. August. Die eingetroffenen Pariser Blätter berichten, daß der Ministerrath sich Ufrig mit der Frage der Verlegung der Re gierung beschäftige. Nach der „Presse" würden sich die Ministerien des Kriege», des Aeußern, der Finanzen, und da» diplomatische Corp» nach Bourge», das Ministerium de» Innern aber nach Tours hegeben, und nur da» Ministerium der Justiz und de» öffentlichen Unterricht» in Pari» verbleiben. Genua, 30 August (A. V.) Die Panzer- und die Mittelmeerflotte haben sich vereinigt. — Neunundvierzig Republikaner, angeblich zur Votirung einer Zustimmungradreffe an Frank reich versammelt, wurden verhaftet, darunter Canzio, Mosto, Pasqua, Gatterno u. s. w. — In Civitavecchia ist eine französische Fregatte ein gelaufen, um dort zu stationiren.