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EMatt und Anzeiger. Amtsblatt der KSmgl. Ämtshanptmamlschast Großenhain, der Lönigl. GerichtsSmter Mesa md Ärehla, sowie des Äadtraths M Mesa and Ltadtgemeinderaths M Ärehla. Druck und Verlag pon Langer L Winterlich in Riesa. Für die Redaction verantwortlich: T. Langer in Riesa. < 14A. Sonnabend, den 7. Dccember 1878. 31. Jahrg. / - - - - - - 7 7"^ "777" 7777" . ' 7 UM Erweint in SU eso wöchentlich dreimal: Dienstag, Donnerstag und Sonnabend. — AbonnementSvrois vierteljährlich l Nark 2S P-g. — Uchellungen nehnun alle Saiscrl. Post-Anstalten, die «Expeditionen in Niksa und Strehla (E. Schön), in Stauchitz Herr Bruno Dörfel, sowie alle Boten entgegen. — Inserate, welche oei dem aurgebreiictcn vcsertceise eine wirksame Veröffentlichung finden, erbitte» wir uns bis Tags vorher Vormittags lü Uhr. Auf Anordnung der Königlichen Kreiöhauptmannschaft Dresden wird nachfolgende von derselben erlassene Generalveror-uirng an sämrntliche Polizeiobrtgkeite« und die Herren Bezirksärzte des Dresdner Regierungsbezirks. Die rechtzeitige Entfernung der Leichen aus dem Sterbehause betreffend. - Bei Verhandlungen einer Plenarversammlung des Königlichen Landes-Medicinal-Collegium ist auf die in manchen Gegenden des Landes, ' namentlich auf dem platten Lande, herrschende Sitte, die Leichen, in Sonderheit zu Ermöglichung eines solenneren Begräbnisses an den auf den Todes tag nächstfolgenden Sonn- oder Festtagen, überlang in dem Stxrbehause zurückzuhalten, hingewiesen worden. In dessen Folge hat das Königliche Ministerium des Innern aus den sich geltend machenden, sehr bedeutsamen Rücksichten auf die öffentliche Gesundheitspflege angeordnct, daß bei Vermeidung einer Geldbuße bis zu 100 Mark für jeden einzelnen Contraventionsfall alle Leichen, an welchen deutliche Zeichen von Fäulniß wahrnehmbar sind, nicht über den vierten Tag (4 mal 24 Stunden) von der Stunde des eingetretenen Todes an im Sterbehause belassen werden dürfen, sbndern aus dem letzteren spätestens mit Ablauf der gedachten Zeitfrist entfernt werden müssen, um entweder beerdigt oder den Todtcnhallen übergeben zu werden. Die Polizeiobrigkeitcn soviel die Stadt Dresden l-etrifft, der Stadtrath — wollen für Abdruck dieser Generalverordnung in ihren Amts blättern besorgt sein. Dresden, den 8. November 1877. hierdurch in Erinnerung gebracht. Großenhain und Riesa, am 30. November 1878. Die Königliche Amtshauptmannschaft. Der Stadtrath. Pechman n. Steger, Brgrmstr. Bekanntmachung. Den , ' 17. Deeember 1878, Vormittags S Uhr, ollen im hiesigen Gerichtsamtsgebäude eine Anzahl Mannskleidungsstücke, darunter Winterröcke, ferner zwei Deckbetten, zwei Taschenuhren, ein Kleiderschrank, eine Bettstelle, mehrere Frauenkleider, Röcke, Küchengeräthschasten, Betttücher, Frauenwäsche (meist neu) u. A. m. gegen sofortige Baarzahlung meistbietend verstei gert werden, was hrerm.it unter Bezugnahme auf das am Gerichtsbret aushängende specielle Verzcichniß der Gegenstände bekannt gemacht wird. Königliches Gerichtsamt Riesa, am 15. November 1878. , , Scheuffler. E. Da jetzt ein großer Vorrath von Cvaks in hiesiger Gasanstalt vorhanden ist, so soll der Coaks zu ermäßigten Preisen verkauft werden, und zwar ä. Hektoliter 70 Pf. bei einer Entnahme bis 25 Hektoliter, s. Hektoliter 65 Pf. bei einer Entnahme von über 25 bis 50 Hektoliter und L Hektoliter 60 Pf. bei einer Abnahme von Coaks über 50 Hektoliter. Riesa, am 3. Dccember 1878. Der Stadtrath. Steger, Bürgermeister. Einkommensteuer betreffend. ES wird hiermit bekannt gegeben, daß auch denjenigen Einwohnern Strehla's, welchen eine Declarationsaufforderung nicht zugesendet wird, es frei steht, eine Declaration über ihr Einkommen bis spätestens den 15. Dccember d. I. ' bei uns einzureichem , . ? DeclarationSformularc hierzu werden bei uns unentgcldlich verabfolgt. - Gleichzeitig werden alle Vormünder, ingleichen alle Vertreter von Stiftungen, Anstalten, Personenvereinen, liegenden Erbschaften und anderen mit dem Rechte des Vermögenserwerbes ausgestatteten Vermögensmassen aufgefordert, für die von ihnen bevormundeten Personen, bez. für die von ihnen vertretenen Stiftungen, Anstalten u. s. w., soweit dieselben ein steuerpflichtiges Einkommen haben, Declaration auch dann einzureichen, wenn ihnen deshalb besondere Auf forderung nicht zugeht. Strehla, am 5. Dccember 1878. Der Stadtgemeinderath. Schreiber, Brgrmstr. TllgeSgeschichte. Deutsches Reich. Berlin, 5. December. Manch' glanzvolles Einzugsfest hat die deutsche Hauptstadt unter Wilhelm'S >- Regierung gesehen; schöner, feierlicher, ergreifender aber, als das heutige wohl niemals eines zuvor. Unter der reich mit Blumen und Bannern decorirten südlichen Abschlußwand des Potsdamer Bahnhofes brauste der Kaiserzug heute pünktlich um 12 Uhr 10 Min. in die Ankunftshalle und unter den Klängen des „Heil Dir im Siegertranz" und unter begeisterten Hochrufen entstiegen das Kaiser paar und di« ihm entgegengefahrenen Königlichen Herr schaften den Waggons. Im Königszimmer fand die übliche Vorstellung und die Begrüßung durch den Ober bürgermeister statt. Thüre» und Fenster des Warte» salonS waren mit Fahnen, Guirlanhen, Wappenschildern und Feston» decorirt. Bä der Zahl der Fahnen hatte man auf die Fürstenhäuser -- - an der Zahl —, die mit dem Hohenzolleruhause verwandt find, Rücksicht ge nommen. Der «Salon selbst war durch Lorbeerbäume und kostbare Topfpflanzen in ein exotisches PflapzeichauS verwandelt. Reich« Blumenderorationen, ln denen die Kornblume nicht fehlte, hoben sich wirkungsvoll von dem dunkelgrünen Untergründe der Pflanzen ab, und zwei Victorien neigten sich grüßend dem Kaiser ent gegen. Nachdem der Kaiser den Oberbürgermeister Herrn v. Forkenbeck begrüßt hatte, wandte er sich an die im Halbkreise stehenden Minister, Generäle, Hofstaaten und sagte etwa Folgendes: Mit gemischten Gefühlen kehre er in die Hauptstadt zurück, in die Freude über seinen Empfang und über die Zächen der Hingebung an ihn und sein Haus mische sich der Schmerz um das, was er erdulden mußte; sein Herz habe mehr geblutet als seine Wunden, er wolle gern Alles ertragen, freudig sein Blut vergossen haben, wenn er überzeugt sein dürfte, daß das zum Wohle deS Vaterlandes, zum Heile der irre geleiteten Theise seines Volkes gereichen könne.— Rach etwa zehn Minuten verließen Ihre Majestäten den Bahnhof, bestiegen den sechsspännigen offenen Galq- wagcn, an welchen sich 22 Wagen mit den Prinzen, Prinzessinnen und deren Gefolge anschloffen. Der groß artige Zug bewegte sich langsam durch die freudig erregte Menschenmenge die KömgSgrätzerstraße entlang, durch haS Brandenburger Thor, die Linden entlang nach dem Palais. Auf dem ganzen Wege spielten die Musikorps das „Heil Dir im Siegerkranz". Der Kaiser trug die große Generalsuniform, sein Aus sehen ist frisch und kräftig, er trägt den rechten Arm noch in der Binde. Der Jubel einer zahllosen Pkenschen- masse war auf dem ganzen Wege unermeßlich, die Fenster und Balkons waren mit mit Taschentüchern wehenden Dame» reich besetzt. Als das Kaiserpäar das Palais betteten hatte, begann der Vorbeimarsch der Spaliermannschaften, wobei namentlich der große Zyg der thcils zu Pferde, theils in Wichs angetrxtenen Studenten einen malerischen Anblick gewährte. —Die Ausschmückung der Stadt ist fast großartiger als bei dem Siegcseinzng 1871. Die Häuser unter den Linden sind so mit Blumen, Guirlanden und Teppichen ge schmückt, daß kaum ein Quadratfuß Wand frei blieb. Im Innern der Stadt sind ganze Straßen, durch Laub- guirlande» über die Fahrdämme gespannt in Lauben umgewandelt. — Die Illumination war eine der glänzendsten, di« Berlin je gesehen , und zeichnete sich namentlich durch eine Allgemeinheit auS, welche davon Kunde gab, wie tief die Freude über die glück liche Genesung des Kaisers alle Schichten der Bevölke rung durchdrungen hatte. Wohin der Wanderer auch