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i «» rr Donuerstag, den 3. Oetober 1878 !! K 5 lichen Fortbildungsschule" findet schon Sonntag den 6. Oktober statt. — Nach einem Beschlüsse deS hiesigen UnterstützungS- vereinS in seiner gestrigen Sitzung erhalten alle durch reisenden Handwerksgesellen, welche mit giltiger obrigkeit licher Legitimation versehen sind, vom Verein eine Unterstützung, die auf der Polizeiexpedition gegen Vor- zeichung einer Marke vom Cassirer des Vereins aus- gezahlt wird. Die Mitglieder deS Vereins sind durch rothe Karten, welche an den Haus- oder Stubenthüren angebracht sind, erkenntlich. Weiter wurde noch be schlossen, den Stadtrath zu ersuchen, eine schwarze Tafel auf Kosten des Vereins im Polizeige bände aus zuhängen, auf welcher diejenigen Arbeitgeber zu ver zeichnen sind, welche Arbeiter suchen. — Der hiesige GabelSberger Stenographen-Berein eröffnet nach einer Bekanntmachung im Jnseratentheile für das Winterhalbjahr einen Unterrichts-Cursus in Gabelsberger Stenographie. Wir wollen nicht Unter lasten, auf die Gelegenheit, sich diese im praktischen Leben so großen Nutzen gewährende Kunst bei geringen Kosten sich anzueignen, aufmerksam zu machen. — Heute Morgen gegen '/«I Uhr entstand in dem am jenseitigen Ufer an den Baracken gelegenen Gebäude des Restaurateur Pötsch Feuer und brannte dasselbe vollständig nieder. Die Bewohner, welche in tiefem Schlafe lagen, konnten nur mit Mühe ihr Leben retten, auch wurde ein großer Theil des vor handenen Mobiliars ein 'Raub der Flammen. — Bekanntlich ist schon früher die Beobachtung gemacht worden, daß die schwarzen Punkte und die schmutziggrauen abwischbaren Flecken auf den Orangen- und Aepfelschalen nichts als eine Art Pilze sind, die, genoffen, in der Luftröhre sich vermehren und dann Keuchhusten veranlassen. >>r. Tschamer in Graz hat diese Beobachtung durch Experimente verschiedener Art, zum Theil an sich selber, unwiderlegbar dargethan. Es ist daher das Schälen der Aepfel durchaus zu empfehlen, zum Mindesten geboten, die Kinder, welche die Schalen gern mit genießen, anzuhalten, die Früchte vorher gut abzureiben. Lommatzsch,.29. September. Das. seltene Fest der goldenen Hochzeit feierte gestern im Kreise der Seinigen wie einer größeren Zahl geladener Mitbürger, der Schuh machermeister Jrmler hier; beide Eheleute sind trotz ihren hohen Alters, Jrmler zählt 76 und dessen Frau 73 Jahre, noch ungemein rüstig und erfreuten sich stets der besten Gesundheit. Nachdem in der festlich geschmückten Kirche an das Jubelpaar durch den Geistlichen eine Ansprache gehalten war, wurde ein gemeinschaftliches Mittagsmahl eingenommen, dem dann Abends ein Tanzvergnügen folgte; Jrmler, früher lange Jahre Tanzlehrer, hat sich daran bis zum letzten Tanz mit betheiligt. Beglückwünschungen und zahlreiche Geschenke der mannigfaltigsten Art haben das Ehepaar erfreut und ihnen die Liebe ihrer Mitbürger und Freunde be wiesen. — In der Nacht vom Montag zum Dienstag ist, wie wir vernehmen, in hiesiger Bahnhofsexpedition die Caste erbrochen und daraus 75 Mark entwendet worden. Meißen. In der am Sonnabend Abend im Gasthofe zur Sonne abgehaltenen, von ca. 450 Mit gliedern besuchten Generalversammlung des hiesigen Creditvereins ist der von 82 Mitgliedern des Gewerb- veteins gestellte Antrag auf Auflösung des Vereins mit Stimmenmehrheit abgelehnt worden. Dresden. Zur Wiederbesetzunz des 5. Diakonats an hiesiger Kreuzkirche haben sich nicht weniger als 40 Prediger beworben. Der Stadtrath will aus der Reihe dieser Bewerber sechs zu Gastpredigten einladen, und zwar: Pfarrer Kneucker in Ziegelhausen bei Heidelberg, zugleich Privatdozent an der Universität Heidelberg; Oberpfarrer Teuchert iu Cölleda; Pfarrer Bogenhardt in Stadt Sulza; DiakonuS Peter in Großen hain; Pfarrer Leitz in Lohrbach bei Mosbach in Baden und Diakonus Meier in Pirna. Frankenberg, 30. Septbr. Gestern Abend in der 10. Stunde ist ein hiesiger Handarbeiter mit zwei Technikern auf der Fabrikstraße in Streit gerathen und dabei von einem derselben mit einem Mester unterhalb der rechten Schulter so gestochen worden, daß der rechte Lungenflügel mit verletzt worden ist. Der Unglückliche wurde dazu noch mit Faustschlägen im Gesicht und am Hals tractirt, so daß er in ärztliche Behandlung ge kommen werden mußte und an seinem Aufkommen gezweifelt wird. Beide Techniker sind von der Polizei verhaftet. Chemnitz. Ein erfreulicher Beweis für daS all- mälige Wiederaufleben unserer Maschinenindustrie ist die bemerkbar werdende Thatsache, daß die Aktien der Oertliche- und Sächsisches. Riesa, den 2. Oktober 1878. — In der gestrigen Sitzung der Stadtver ordneten wurden folgende Beschlüsse gefaßt: 1. Nach Vortrag durch den Herrn Vorsitzenden tritt das Collegium dem RathSbeschluß über Erneuerung des Maischbottigs und verschiedene andere Reparaturen in der Brauern einstimmig bei. 2. DaS Collegium spricht, nach erstattetem Berichte des Herrn Rendant Thost, einstimmig die Justification der RittergutSeaffenrechnung auf das Jahr 1877 aus. 3. Genehmigt daS Collegium die Anschaffung von Spritzenschläuchen und verwuligt hierzu die erforderte Summe von 200 M. Schließlich nimmt das Collegium von der Neuan stellung Herrn Hinneburgs als Stadtsecretair Kenntniß. — Bei der Sparkaffe zu Riesa erfolgten im Monate September 1878, bei einer Gesammteinnahme von 62,214 Mk. 69 Pf. und einer Gesammtausgabe von 34,735 Mk. 16 Pf., 339 Einzahlungen im Betrage von 34,012 Mk. 70 Pf. und 181 Rückzahlungen im Betrage von 22,695 Mk. 70 Pf. In den 9 Monaten Januar—September 1878erfolgten 4386 Einzahlungen im Bettage von 477,264 Mk. 47 Pf. und 3015 Rückzahlungen im Betrage von 438,324 Mk. 90 Pf., so daß also 38,939 Mk. 57 Pf. mehr eingezahlt worden sind; in gleicher Zeit des Vorjahres erfolgten 3711 Einzahlungen im Betrage von 429,738 Mk. 64 Pf. und 3244 Rückzahlungen im Bettage von 479,767 Mk. 43 Pf., also sind 1877 mehr zurückgezahlt worden: 50,028 Mk. 79 Pf. Der Schifffahrtsverkehr bei Pastage der Riesaer Elbbrücke war im Monat September 1878 folgender: s. zu Thal: 21 Remorqueure, 4 Schlepp kähne mit 13,600 Centner Ladung, 315 Segelschiffe mit 1,081,700 Centner Ladung, 28 Flöße, 60 Personen- Dampfschiffe, 33 Kettenschiffe; b. zu Berg: 24 Kettenschiffe, 23 beladene Schleppkähne mit 60,400 Centner Ladung, 145 leere Schleppkähne, 24^ Remor queure, 56 beladene Schleppkähne mit 164,300 Centner Labung, 25 leere Schleppkähne, 3 Segelschiffe, 60 Personen-Dampfschiffe. — Mit dem 28. September sind an sämmtlichen hiesigen Schulen die diesjährigen Michaelisferien, welche 8 Tage dauern, angegangen. Mit diesem Termin hat der Schluß des Sommersemesters stattgefunden und es haben daher die Schüler der gesetzlichen Vorschrift gemäß für laufendes Schuljahr die erste Censur er halten, welche von den Eltern bez. Vormündern unter schrieben, beim Wiederbeginne des Unterrichts an den Klassenlehrer zurückzugeben ist. Bei der Durchsicht der Specialcensuren dürfte nun manches prüfende Vater- und Mutterauge statt eines Fortschritts in vielen Fächern einen Rückschritt gegen die vorjährige Oster- rensur entdeckt haben und der kleine Sünder oder die kleine Sünderin werden über diesen Krebsgang zur strengen Rechenschaft gezogen worden sein. Wenn nun auch in unserer Zeit der Zucht- und Zügellosigkeit solche hausväterliche und hausmütterliche Schulexamina im Hause als doppelt wünschenswerth bezeichnet wer den müssen, so verdienen auf der andern Seite die Schüler betreffs ihrer Michaeliscensur etwas in Schutz genommen zu werden. Am Schluffe des Schuljahres, also jedesmal zu Ostern, findet die Versetzung der Schüler statt, das Kind rückt in die nächsthöhere Elaste auf und diese stellt selbstverständlich höhere Anfor derungen an die Leistungsfähigkeit deS Kindes als die Vorclaffe; es muß mit dem neuen Lehrplane sich ver traut machen und in manche neue Änrichtung sich erst hineinarbeiten, und außerdem ist der Lernthätlgkeit die heiße Jahreszeit weniger günstig als die kalte. Kein Wunder daher, wenn zu Michaelis die Special censuren in dem und jenem Fache um ein Grad zu- rückgehen und dadurch auch eine Abminderung der Hauptcensur veranlassen können. Darum nicht die Michaelis-, sondern die Ostercensur soll von den El tern als maßgebend angesehen werden und da «lösten Vater und Mutter mit dem Kinde streng ins Gericht gehen, wenn sich ein Rückschritt gegen das Vorjahr zeigt. Ausgenommen von dieser Regel bleibt natürlich die Sittencensur.und bleiben die allgemeinen Censuren über Fleiß, Aufmerksamkeit und Ordnungsliebe; denn artig und sittsam, fleißig, aufmerksam und ordentlich müssen die Schüler jederzeit sein. — Das Winter semester nimmt Montag den 7. Oktober seinen An fang und der Unterricht beginnt nun auch für die ein fache und mittlere Volksschule erst Morgens 8'Uhr. Die Wiederaufnahme deS Unterrichts in der „gewerb- Beilage zum „Klbeblatt an- Anzeiger ÄMWahrg./ größten hiesigen Maschiueubauaustalt, der sächsischen Maschinenfabrik (vorn». Richard Hartman«) wieder auf der Höh« von 82 °/, ««gelangt sind, nachdem sich die selben lange Zeit auf emem «eit tieferen Niveau be wegt hatten. ES ist begründet« Aussicht vorhanden, daß dieselben einer weiteren Steigerung entgegeagehen. Auch in den übrigen Industriezweige» macht sich fast durchgängig eine größere Lebhaftigkeit bemerkbar. Man darf überhaupt wohl annehme», daß wir wieder vor besseren Zeiten stehen. Wenn es wahr ist, und eS ist wahr, daß Landwirthschaft und Industrie in steter Wechselbeziehung stehen, so dürfte die heurige günstige Ernte und der von derselben abhängende Preisrückgang der nothwendigsten Lebensmittel unS beruhigende Aus sichten auf den Winter eröffnen. Zwickau. Bor einigen Tagen erwischte ein Oeconom in der Nähe von den Vereinsglückschächten auf seinem Kartofselfelde zwei Knaben bei Entwendung von Kartoffeln. Der Man» jagte die Jungen fort und versetzte dabei einem der Knaben einen Hieb mit der Peitsche unter die Beine. Der Junge erhob ein Geschrei, als steckte er am Spieße. Hierauf erschienen aber wie auf Signal eine ganze Menge Weiber und Kinder, die von einigen von der Arbeit heimkehrenden Bergarbeitern kräftig unterstützt, über den Eigenthümer der Kartoffeln herfielen und ihn dermaßen zurichteten, daß der Mann ärztliche Hilfe suchen mußte. Es sollen die Uebel- thäter von der Polizei ermittelt und zur Bestrafung angezeigt worden sein. — Am vorigen Sonntag stürzte der Berginvalid Karl Friedrich Stemmler in Neudörfel die Treppe seiner Wohnung hinab und wurde von seinen Angehörigen zu Bett gebracht, welche ihn am anderen Morgen todt fanden. Wahrscheinlich hat sich der Ver unglückte tödliche innere Verletzungen beim Sturze zu gezogen. Stemmler war Wittwer. — Heute früh ver unglückte im ersten Brückenbergschacht der unverheirathete, 20jährige Fördermann Albt» Illing aus Reinsdorf durch hereinbrechendeS Gestein und wurde wegen der an den Unterschenkeln erlittenen Verletzungen in das Kreiskrankenstift gebracht. — Heute früh stürzte ein Schloffergeselle des hiesigen Mechanikus Hösel, welcher mit einer Reparatur eines Blitzableiters beschäftigt war, vom Dache herab, ohne jedoch sichtbare äußere Ver letzungen zu erleiden. Der Bruch einer Leiter war die Ursache zu dem Unglücksfall. Zwickau, 30. September. Heute Vormittag in der 9. Stunde ist in dem zum Donathschen Hause in der Marienstraße gehörigen Hintergebäude ein Klein feuer entstanden. Vermutlich sind in der neben einer Tischlerwerkstatt liegenden Treppenflur Hobelspäne, welche an einer Este lagen, durch aus dem Effenschieber fallende brennende Rußflocken entzündet worden. Das Feuer wurde alsbald durch die Mannschaften der be soldeten Nachtfeuerwache gedämpft. Aue, 29. September. In vergangener Nacht gegen 1/212 Uhr brach hier in der Scheune des Begüterten Gruncrt Feuer aus, wodurch dieselbe nebst allen Ernte- vorräthen und das Wohnhaus in kurzer Zeit in Asche gelegt wurden. Bei den aus Holz errichteten Gebäuden war an Rettung nicht zu denken. Taucha. In der Nacht vom Sonnabend zum Sonntag ist ein Hausschlächter aus Seegeritz, der eben von seinem Berufe hat nach Hause kehren wollen, kurz hinter einander von Mannspersonen angegriffen und an ihm ein Raub versucht worden. Der Schlächter hat sich Beider dadurch erwehrt, daß er von seinem Schlächtermeffer Gebrauch machte. Es haben später Leute aus Seegeritz die Stätte aufgesucht, wo die Verwundeten aller Wahrscheinlichkeit noch hätten liegen müssen; allein eS war keine Spur von ihnen zu finden gewesen. Frohburg, 29. September. Der 70 Jahre alte Schlagwärter Oehme , welcher in nächstes Nähe deS Bahnhofs stationirt ist, hatte gestern beim Einfahren des letzten Güterzugs von Chemnitz, wahrscheinlich in Folge des nochmaligen Ueberschreitens deS Bahn gleises, daS Unglück, voü der Maschine so erfaßt zu werden, daß ihm sofort der Kopf vom Rumpf getrennt wurde. Leipzig. Die abermals vor völlig ausverkauftem Hause stattgefundenen zweiten Wiederholungen von „Siegfried" und „Götterdämmerung", dem» unter anderen hervorragenden Persönlichkeiten der Kammer sänger Tichatschek aus Dresden, der Direktor Pollini a«S Hamburg, der Capellmeistrr Fuchs auS Hamburg, Se. Durchlaucht der Prinz zu Lichtenstein, Frau Gräfin v.Döhnhoff, Frau von Steinmetz Excellenz, der BundeS- bevollmächügte von Krüger, der Graf von Arninij der General von AlveNSleM u. s. w. beiwohnten, wurden von Seiten der gesammten Zuhörerschaft mit womöglich O 117