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Elbeblatt und AnMer. Amtsblatt der Liiniql. Ämtshauptmannschast Großenhain, der Lönipl. Amtsgerichte Mesa und Ztrehla, sowie des Ltadtraths ru tiiesa. Truck und Verlag von Langer L Winterlich in Riesa. — Für die Redaction verantwortlich: T. Langer in Riesa. 187. Donnerstag, dcn 18. November 1880. 38 Aahrg. 'N R>e,a wearmÜL" dreimal: Dienstag, Donnerstag und Sonnabend. - Äöeiiüemculspieis vierteljährNL i Riarl r.i Pig. — Besielluugeu nehmen alle »WII-U. .allen, die örpeduieucn in Siicsa und Strehla lE. Schön), sowie alle Boten entgegen. — Inserate, wellte bei de* auSgebreiteten Leserkreise eine wirksame Veröffentlichung ffilöcn, erbitten wir uns bis Tags vorher VoriniltagS tu Uhr. DM- Des BußtMs wegen wird die liüchste Nimmer d. Bl. Lolinabcild früh ausgrgebeli. Der directe Niesa-Gröbaer Communicationsweg ist nach Vollendung seines Ausbaues dem öffentlichen Verkehre wieder übergeben worden. Die fernere Benutzung der Riesaer Personenstraße wird daher für den Durchgangsverkehr hiermit untersagt. Großenhain, am 11. November 1880. Die Königliche Amtshauptmannschaft. Pechmän n. v. Cr. Zur Herstellung der Verbindungsstraße zwischen dem Weidaer Wege und der Bahnhossstraße längs des Müller'schen und Watther'scben Hauses macht sich die Ausfüllung eines Thejls der daselbst befindlichen großen Hohle nothwendiz. Es sollen deshalb Schutt, Asche oder andere Abfälle in dieser Hohle, wo unlängst die Birken weggebracht worden sind, abgelagert werden. Alles Ablagern von Schutt und Asche pp. auf anderem Communlaud oder anderen städtischen Plätzen wird hiermit ausdrücklich verboten. Zuwiderhandlungen gegen diese Bestimmung werden nach Vorschrift des Strafgesetzbuches mit Geldstrafe bis zu 60 Mark oder mit Haft bis zu 14 Tagen geahndet werden. Riesa, am 17. November 1880. Der Stadtrath. St eger, Bürgermeister. Hbg. Agenden resp. Separatabdrücke kommen im Laufe dieser Woche hier an und können abgeholt werden. Großenhain, am 15. November 1880. bkautz. Sup. Tagesgeschichte. Deutsches Reich. Berlin, 15. November. Der Kaiser erließ anläßlich des Ablebens des Generals v. Göben eine Kabinetsordre, in welcher es heißt: „Die Armee erlitt durch den Tod eines ihrer hervor ragendsten Führer in den letzten Kriegen, des Gene rals v. Göben, einen sehr schweren Verlust. Ich wünsche, der hohen Wertschätzung, welche Ich in seiner lang jährigen persönlichen Stellung zu Mir gewonnen und später jederzeit glänzend bestätigt fand, einen besonderen Ausdruck zu geben, indem ich der ganzen Armee Mein tiefes Bedauern über diesen Verlust ausspreche und bestimme, daß die Offiziere des achten Armeecorps eine dreitägige, die Offiziere der Regimenter Nr. 69, Nr. 28 und Nr. 55 eine siebentägige Trauer anlegen." — Aus der Umgebung des Kaisers wird bekannt, daß der Tod des tapferen Generals v. Göben den greisen Monarchen besonders tief erschüttert hat. Es war nicht unbemerkt geblieben, daß der Kaiser während der Kölner Festtage in ostensibler Weise jede Gelegenheit wahrnahm, den commandirenden General des 8. Ärrnee- corps auszuzeichuen. In militärischen Kreisen hält man die Lücke, die hier der Tod hervorgerufen hat, nicht für leicht ausfüllbar. Der deutsche Kronprinz und die Frau Kronprinzessin trafen am 15. November, Vormittags 10 Uhr, von Wiesbaden kommend, inkognito in Frankfurt ein, be suchten die Kunstgewerbeschule, die permanente Aus stellung des Mitteldeutschen Kunstgewerbevereins und die Kunstsammlung des Herrn Joseph Milani. Nach mittags kehrten die hohen Herrschaften wieder nach Wiesbaden zurück. Wie aus Berliner politischen Kreisen verlautet, erkennt Fürst Bismarck in dem Grafen Hatzfeld den »veitaus befähigtsten deutschen Diplomaten, und er hat sich noch kürzlich dahin geäußert, daß derselbe ein un gewöhnlich kluger und begabter Kopf sei, der alle ihm zugetheilten Aufträge mit wahrer Meisterschaft ausgc- führt habe. Wenn früher stets angenommen wurde, daß nach Bismarck's einstmaligem Rücktritt Herr v. Radowitz zur Leitung der auswärtigen Angelegenheiten Deutschlands berufen werden könnte, so wird jetzt Graf Hatzfeld als der dereinstige Nachfolger des Kanzlers empfohlen. Der Großherzog von Sachsen wird, dem Ver nehmen nach, den 26. d. M. aus Weimar hier ein- trefsen, um den Kaiser zur Thcilnahme an der Hofjagd nach der Göhrde zu begleiten. ES ist vielfach vorgekommen, daß Gouvernanten, Bonnen, Dienstmädchen, auch zahlreiche Handwerker sich aus Deutschland nach Italien begeben haben, wo ihnen Aussicht auf lohnendes Unterkommen eröffnet worden war. Die Leute sahen sich dann an den Orten, welche sie zur Zuflucht gewählt hatten, nicht nur gänz lich getäuscht, sondern sie geriethen, mit Sprache und Verhältnissen unbekannt, in die traurigste Lage. Aus diesem Grunde haben neuerdings die Behörden Anlaß genommen, vor einer Auswanderung nach Italien ohne bestimmte Aussicht zu warnen und ausdrücklich hinzu zufügen, daß die Betreffenden sich durch Anzeige-Bureaus rc. nicht täuschen lassen möchten. Die Versammlung von Delegirten deutscher Ge werbekammern in Eisenach nahm im Verlause der Ver handlung einen Antrag auf Errichtung von Gewerbe kammern in allen deutschen Staaten an; für Preußen soll eine Gewerbc-Abtbeilung innerhalb der Handels kammer" errichtet werden. Sodann wurde für den Volkswirthschaftsrath die Vertretung des Gewerbes be antragt. Ferner nahm die Versammlung die Resolution, betreffend „das facultative Verbot der Haltung von Lehrlingen für nicht gewerbsmäßig gebildete Lehrmeister" nach den Beschlüssen des Reichstags vom 5. Mai d. I. mit einigen Modifikationen an. Commerzienrath Baare (Bochum) laßt jetzt einen von ihm ausgearbciteten und von einer „Sachver ständigen"-Conferenz begutachteten Gesetzentwurf, betr. die Errichtung einer Arbeiter-Unfall-Versicherungscaffe veröffentlichen, dessen grundlegender Paragraph folgender maßen lautet: tz I. Mr alle i n Mtriken, bei den Baugewerbe», in land- wirlhsckailliche» Ncbeiigewcrben, welche weilausseilictzllüi durch Aieilschenhand betriebe» werde», in Bergwerken, Slcnbrüchen und i» Gräbercien (Gruben) öcckäsligier Arbeiter ist ven ReickSwcge» für den llnstai g de Deuischen Racics eine Lr- beiter-Unfall-VersichcrungS-Nasie eirizurichle». Tiefe Koste bat den Zweck, den Bei sicher keil, bezw. ihre» tziulerbliebenc» noch den »oberen Bestimmungen dieses Gesetzes eine Rente, bezw. Unterstützung zu gewähren, wenn sic in Mlge eines in ter Ausübung ihrer Diem Verrichtungen herbeigestihricn Unfalls verletzt oder gctödtet werden. Aus Invalidität, welche nicht Lurch derartige Unsällc, sondern z. B. durch Aller oder Krank heit hcrvvrgcrufe» ist, erstrecken sich die Bestimmungen dieses Gesetzes nicht. Oesterreich. Ucber die große Ausdehnung des Erdbebens vom 9. d. M. liegen weitere Meldungen vor ans Kroatien, Ungarn, Krain und Sllyennark. Ueberall wurden mehr oder minder heftige Erdstöße beobachtet. Besonders hart getroffen ist noch der kleine Ort Zakany in Kroatien, in welchem fast ave Häuser stark beschädigt sind und mehrfach tödtliche Verletzungen von Personen beklagt werden. Ebenso haben dir kroatischen Orte Warasdin und Combor vielen Schaden erlitten. Noch ziemlich heftig ist das Erdbeben in Krain und Steycrmark verspürt worden; geringere Stöße wurden dagegen in Klagenfurt, Graz und Pest beobachtet. Die neuesten Meldungen, welche auS A gram unter dem 16. d. eingelaufen sind, besagen: In der vergangenen Nacht erfolgten in der Zeit von 12 Uhr bis 5 Uh? Morgens acht heftige Stöße. Fast jeder Erdstoß wurde durch ein unheimliches Brausen angekündigt. Vom Gcbzrge her waren heftige Detonationen vernehmbar gewesen. Jeden Augenblick befürchtete man das Aeußerste. Die vergangene Nacht war am furchtbarsten. Die Be völkerung war außer Rand und Band. Die Frauen wälzten sich entkleidet am Boden und schrieen bis zur Erschöpfung, Andere waren in Wein- oder Lachkrämpfe ausgebrochen, wieder Andere wollten mit ihren Kindern, welche einen jammervollen Anblick bieten, zum Fenster hinausspringen. Alles war dem Wahnsinn nahe, alles verließ die Wohnhäuser. Diese sind leer, die Haus- thore stehen weit offen. Tie öffentlichen Plätze sind überfüllt. Mit den Morgenzügen verließen Viele die Stadt. Für den Abend wird eine Massenflucht erwartet, weil Alles im Freien Zuflucht sucht. Die Verzweif lung hat bis jetzt ihren Höhepunkt erreicht. Das Wetter ist schön und warm. Frankreich. Der Krieg von 1870/71 hat Frankreich noch den officicllen Zusammenstellungen 14 Milliarden 638,098,814 Franken gekostet. Nicht gerechnet sind dabei die zerstörten Gebäude, die vernichteten Kunst werke, der Verlust der Tomaincn in Elsaß-Lothringen, , und vor ollen Dingen die verlorene» Menschenleben. In der am 14. November stattgehabten ersten I Sitzung des Arbcitercongrcsses in Havre kam es in Folge von Streitigkeiten zwischen den sogenannten Collec- tivisten und Opportunisten zu den stürmischsten Auf-' tritlen. Als der Vorsitzende einem der Theilnehmer das Wort verweigerte, entstand ein io großer Turnulr, daß der Besitzer des LocalS sich genöthigt sah, das Gas auszulöschen und den Saal gewaltsam räumen zu lassen. Großbritannien. Tie Vorgänge in Irland beherrschen die Tiscussion des Tages. Neue Gewalt- thaten, ein neuer agrarischer Mord sind von jenseits des St. George's Kanals berichtet. Es wird immer zweifelhafter, ob die Regierung »och glaubt, ohne Aus nahmegesetze auskommcn zu können. Gutem Vernehmen nach wird sich das Cabinct in nächster Zeit vorwiegens mit der irischen Landfrogc beschäftigen. Mittlerweile setzt die Landliga ihre aufrührerische Tätigkeit unge hindert fort. Tie gegen die LandlortS und loyalen Pächter in Scene gesetzten Drohungen werden nun auch auf die städtischen Grundbesitzer ausgedehnt. Schon habe» in Mayo Meetings stattgefunden behufs Bildung von Vereinen zur Unterdrückung übermäßiger Haus zinse in den Städten. Bei Stellarton hat eine Explosion schlagender Wetter stattgefunden und 200 Bergleute sind in einen brennenden Steinkohlenschacht eingeschloffen. Bisher haben erst acht Personen, zwar noch lebend, aber in